Joachim Koller

Bittersüßer Rakomelo


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Griechisch.

      »Egal was sie bestellt? Du bist aber großzügig, dazu noch den teuren Champagner?«, meinte sie spöttisch.

      Ryan tätschelte ihre Schulter.

      »Wenn Du am Abend auch hier bist, lade ich Dich gerne auch auf ein Getränk ein.«

      »Darauf komme ich zurück.«

      Ryan ging zurück zu Maria an den Tisch.

      »Schönheit, ich habe Bescheid gesagt, gleich kommt ein Getränk. Prosecco mit Erdbeeren haben sie hier leider nicht, dafür Champagner. Iss eine Kleinigkeit, ich bin in einer halben Stunde wieder hier bei Dir.«

      Ryan schnappte sich den Beutel, verabschiedete sich höflich bei Maria und versprach ihr, dass sie sich nun erholen konnte, ohne weiteren Stress.

      Schnell marschierte er die steile Gasse neben dem Strand hinauf, blickte dabei mehrmals zu Maria zurück. Sie hatte ihr Glas Champagner schon erhalten und sah ihm nach. Er winkte ihr noch einmal und verschwand dann aus ihrem Blickwinkel.

      Sofort holte er sein Handy aus dem Beutel und rief Despina an.

      »Hi, Ryan. Mein Schatz hat mir schon alles erzählt. Interessante Theorie, wie Du Dich an diese Frau ranmachst.«

      »Danke und jetzt brauche ich spontan und schnell Deine Hilfe. Bist Du im Laden?«

      »Ja, ich bin im Supermarkt. Was genau benötigst Du?«

      »Dich, einen Computer und eine Deiner SD–Karten. Ich bin gleich bei Dir und erkläre Dir alles.«

      Ryan erschien nach zwanzig Minuten wieder bei Maria an der Bar. Nun trug er auch wieder seine Brille. Maria hatte inzwischen einen Milchshake und eine Pizza vor sich stehen. Er legte den Beutel vor ihr auf den Tisch. Erst jetzt realisierte sie, dass sie Ryan mit all ihren Sachen hatte davongehen lassen. Ryan bestellte sich ein großes Glas Soda und setzte sich zu Maria an den Tisch. Mittlerweile hatte sie ihre Fassung wiedergefunden.

      »Also, was machen wir nun mit dem restlichen Tag, immerhin ist es erst kurz nach mittags«, fragte Maria. Damit war für Ryan klar, dass er heute noch mehr Zeit mit ihr verbringen konnte. Ein Blick auf seine Uhr verriet, dass das Imitat nicht wasserdicht war. Er nahm sie ab, ging zur Theke und drückte sie Giannis in die Hand.

      »Kannst Du sie bitte entsorgen, das Meerwasser war etwas zu viel.«

      Giannis sah die goldene Uhr bewundernd an.

      »Die sieht nur gut aus, Giannis, ist aber unecht«, erklärte Ryan ihm auf Griechisch. Mit einem Lächeln warf Giannis die Uhr hinter sich in den Mülleimer. Ryan wandte sich um und ging zurück zu Maria.

      »Ich habe heute nichts mehr geplant und stehe Dir gerne zur Verfügung. Sag mir einfach, was Du möchtest«, meinte er, als er zurückkam. Maria starrte ihn mit offenem Mund an.

      »Hast Du gerade eine … eine Breitling-Uhr weggeworfen … einfach so?«, stotterte sie.

      »Sie war hinüber und damit für mich wertlos. Ich werde schon eine neue Uhr finden«, sagte Ryan lässig.

      Maria überlegte beim Essen, was sie heute noch wollte, Ryan bestellte sich ein Sandwich mit Pommes und hoffte, dass Maria noch Lust auf ihn hatte.

      »Hast Du noch Vorschläge, Ryan?«

      »Das kommt darauf an, was Dich interessiert.«

      »Shoppen lassen wir heute einmal aus«, Maria war am Grübeln. Sie musterte Ryan, der mit freiem Oberkörper vor ihr saß. Vielleicht überlegt sie gerade, ob sie ihre Prinzipien doch über Bord werfen soll und mich mitnimmt, dachte Ryan. Im Moment hatte er nichts mehr auf Lager, um ihre Meinung zu beeinflussen.

      »Du wohnst doch gleich hier in der Nähe, Ryan. Du kannst Dir etwas zum Anziehen holen und mich heimfahren. Dafür kannst Du Dich mit mir an den Pool legen, dort können wir garantiert nicht untergehen.«

      Bingo, damit komme ich endlich in die Villa, jubelte Ryan innerlich.

      Nachdem er bei Christina bezahlt hatte, spazierten sie Hände haltend zu Ryans Studio. Am Weg zum Hotel überlegte Ryan fieberhaft, wie es in seinem Zimmer aussah. Die Kamera hatte er im Kasten verstaut, aber seine Klamotten lagen noch herum, vor allem seine normale Kleidung, die Maria nicht unbedingt sehen musste. Aber Maria machte es ihm leicht, sie blieb neben der Tür stehen und zog ihr Handy heraus.

      »Ich sage meinem Vater Bescheid, damit er sich nicht wundert … und auch mein persönlicher Aufpasser informiert ist«, erklärte sie und schenkte ihm ein Lächeln.

      Ryan beeilte sich, zog sich ein Hemd an und schrieb Tákis eine Nachricht: Bin am Nachmittag bei Maria. Bis morgen, Meditation am Strand bei Sonnenaufgang

      Mit dem Autoschlüssel in der Hand ging er wieder hinaus.

      »Lass uns fahren, Schönheit.«

      Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie vor der Villa einparkten. Ryan half Maria aus dem Wagen und begleitete sie die Stiegen hinauf. Beim massiven Eisentor wartete bereits Chin Lee auf sie und öffnete ihnen das Tor. Ryan richtete seine Brille und betätigte dabei einen kleinen, nahezu unsichtbaren Knopf auf der Innenseite des Bügels. Maria ging vor und wartete auf ihn. Ryan trat in das Haus und stand in einem großen hellen Vorraum. Die Wände, die verzierten Säulen, alles war in Weiß gehalten und erinnerte an ein altes Herrenhaus. Eine breite Treppe führte in den oberen Stock, wo auch Marias Zimmer lag. Auf dieser Treppe stand Victor Granat im dunklen Anzug und Krawatte. Sein Blick war kalt und skeptisch.

      »Ryan Bradly, ich habe schon von Ihnen gehört. Victor Granat«, stellte er sich vor, ohne sich von seiner erhöhten Position zu bewegen.

      Ryan blickte ihn an. Zum ersten Mal stand er dem Mann gegenüber, der für alles verantwortlich war. Alle Vorbereitungen, Entbehrungen, alles, worauf er sich konzentriert und gelernt hatte, lief darauf hinaus, diesen Mann zu treffen. Hier in dieser Villa zu stehen, neben Maria, war ein großer Erfolg für Ryan, aber dennoch nur der Anfang.

      »Mein Kind, Du hast Dich am Telefon sehr kurz gefasst, was ist passiert?«, fragte Victor Granat mit ernster Stimme nach.

      Er bekam von seiner Tochter eine Kurzfassung des Bootsausflugs und ließ dabei Ryan nicht aus den Augen. Als Maria fertig war, sah er Ryan argwöhnisch an.

      »Was haben Sie wegen des defekten Bootes mit dem Vermieter gemacht?«

      »Die Vermieterin war ziemlich geschockt und wollte mir das Geld zurückgeben. Ich habe ihr noch etwas mehr gegeben und empfohlen, alle Boote überprüfen zu lassen.«

      »Bei ihnen sitzt das Geld wohl sehr locker.« Ryan vermutete eine Fangfrage von Herrn Granat.

      »Mitnichten, aber wir reden hier von ein paar Hundert Euro. Bei unserem kleinen Unfall wurde meine Uhr kaputt, das ärgert mich viel mehr. Immerhin war es eine Sonderedition mit einem goldenen Ziffernblatt und eingearbeiteten Diamanten.«

      »Das klingt nach einem wertvollen Verlust.«

      »Die paar tausend Euro sind mir egal. Die Anfertigung hat damals mehr als einen Monat gedauert, das stört mich.«

      Ryan erkannte an Victor Granats Gesichtsausdruck, dass er stutzig wurde.

      »Sie haben meinem Kind eine kleine Kostprobe eines heimischen Schnaps geschenkt.«

      Und weiter, dachte Ryan, was willst Du wirklich wissen? Er sah dem Mann weiterhin in die Augen und hielt seinem prüfenden Blick stand.

      »Das stimmt, Herr Granat. Maria hat mir verraten, dass Sie vielleicht auch Interesse daran hätten. In diesem Fall kann ich ihnen einen Laden im Ort empfehlen, der meiner Meinung nach den besten Rakomelo verkauft. Dort gibt es mehrere Produkte, die auf der Insel hergestellt werden.«

      »Wenn der Laden so gut ist, warum kaufen Sie ihn dann nicht auf?«, konterte Marias Vater und zu ersten Mal schien er etwas zu lächeln.

      »Die Leute auf Kreta sind sehr stolz. Solange sie von dem Verdienst leben können, sind sie glücklich. Außerdem bin ich zurzeit eher an dem Aparthotel interessiert, in dem ich wohne.«

      Maria