Gloria Fröhlich

SINN FLUT


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      Gloria Fröhlich

      SINN FLUT

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort

       1. Kapitel

       2. Kapitel

       3. Kapitel

       4. Kapitel

       5. KAPITEL

       6. Kapitel

       7. KAPITEL

       8. Kapitel

       9. Kapitel

       10. Kapitel

       11. Kapitel

       12. Kapitel

       13. Kapitel

       14. Kapitel

       Impressum neobooks

      Vorwort

      Was macht man, wenn die Mutter der besten Freundin einen Roman schreibt und einen bittet, ihn zu lesen? Man liest ihn natürlich! Dass man ihn dann aber auch gut findet, ist nicht selbstverständlich. Ist ja nicht jedem die Kunst des Erzählens gegeben. Gloria Fröhlich schon. Ehrlich gesagt, habe ich es fast geahnt, da ich sie als vielseitig begabte Künstlerin, vor allem in der Malerei, schon lange bewundere. Zunächst habe ich erwartet, hinter jedem Satz die Persönlichkeit der Autorin zu erkennen, aber ich lauerte vergeblich. Stattdessen verführte mich ihr Buch – eine stilsichere Melange aus Prosa und Lyrik – innerhalb weniger Seiten zu einer Art Komplizenschaft mit den weiblichen Figuren ihrer Erzählungen.

      Das mag an der Skurrilität der Charaktere liegen, an der humorigen Schilderung von Situationen, die einem zugleich vertraut und doch auch surreal vorkommen. Oder an Gloria Fröhlichs frech-provokantem Stil, der leichtfüßig und ungeschminkt daherkommt und die unüberwindbaren Barrieren zwischen Mann und Frau gnadenlos aufdeckt. Sie führt einen mit scharfsinniger Lebenserfahrung und doch auch spielerischer Leichtigkeit und Ironie die alltägliche Tragik des Lebens vor Augen, man findet sich darin wieder und denkt: Herrlich, dass es so viele verschrobene Leute gibt und wie gut, dass es so feinsinnige Beobachter wie Gloria Fröhlich gibt, die diese Menschen und ihre maladen Befindlichkeiten so subtil zeichnen können, sonst würde es dieses Buch nicht geben. Das alles macht „SINN FLUT“ zu einem herrlich skurrilen Lesevergnügen. Witzig, zum

      Nachdenken anregend, unterhaltend und einfach nur gut.

      Maria Ketikidou

      Gloria Fröhlich

      SINN

      FLUT

      1. Kapitel

      „Lies mal!“ Etwas zaghaft reichte Lilli ihrer Freundin ein eng beschriebenes Blatt Papier. „Ich brauche deine Meinung dazu“, bat sie. „Das habe ich letzte Nacht geschrieben, nachdem mir Ralf wieder einmal mit einer fadenscheinigen Ausrede unsere Verabredung abgesagt hat. “Lilli ging zum Fenster und schaute in den grauen Novembertag, sah über das schräge Dach gegenüber, auf dem zwei Elstern stritten und empfand den gestrigen Abend noch einmal schmerzlich. Sie hatte sich nach Romantik und tiefen Gefühlen gesehnt, wie sie sie ähnlich empfand, wenn sie in Rilkes „Stundenbuch“ oder Tagores „Der Gärtner“ las. Aber Ralf? Immer ging es um seinen Job! Und dann das ewige Gerede über Dichtungsklappen und Kühlanlagen! Noch nie verstand er ihre großen Gefühle, nie ihre Sehnsucht nur nach mal einer zärtlichen Umarmung, ohne dass sie gleich im Bett landeten! Und so hatte sich Lilli auch in der vergangenen Nacht wieder in ihre Traumwelt geflüchtet, hatte sich in ihren Sehnsüchten und Wünschen verloren und sich schreibend getröstet. Neugierig schaute ihre Freundin Iris jetzt auf das Blatt Papier in ihren Händen und las:„Liebesglück! Ein Gedicht?“ „Ja, ich schreibe Gedichte und Geschichten, merkwürdige Geschichten, aber lies mal bitte weiter!“

      Liebesglück! Im Frühling unter einem Baum, ist sie so lieblich anzuschaun. Noch zögert er, soll er es wagen, ihr seine Liebe anzutragen? Im Goldhaar stecken feine Spangen, ihr Antlitz und die rosa Wangen, ihr Atem, ihre weichen Brüste, er zittert, ach, wenn er nur wüsste, ob er sie zärtlich küssen darf! Scheu, wie ein Reh, schaut sie ins Gras. Warum er so viel Zeit verschwende! Ach, nähme er doch ihre Hände und zöge sie an seine Lippen, dann würde sie nach hinten kippen, er würde sie dann innig küssen und sich mit ihr vermählen müssen! Noch während sie an dieses denkt, hat er sich bei ihr eingehängt! Sie fühlt nun seinen Unterarm an ihrer Taille, leicht und warm. Sie atmen tief die warme Luft und freuen sich am süßen Duft, im Frühling unter einem Baum und halten ihre Lust im Zaum! Stille schlich durch das Zimmer und an den schrägen Wänden hinauf bis an die Decke, in deren Weiß sich Lillis Blick schon Minuten lang verlor. „Das hast du geschrieben?“ Iris staunte zu Lilli hinüber. „Die Seite kenne ich ja gar nicht an dir, Lilli! Aber wenn ich ganz ehrlich sein darf, das ist zwar ganz nett, aber viel zu brav, viel zu harmlos!“ Iris hob die Schultern und brachte sie in Zeitlupe wieder in die normale Position. „Wir sind nicht mehr im achtzehnten Jahrhundert, liebe Lilli! Du erwartest doch nicht, dass heute noch jemand so etwas lesen möchte, genauso wenig wie jemand auf die Idee käme, Leipziger Allerlei zu essen. Es hat sich inzwischen viel getan. Ein gutes Beispiel ist der japanische Halbschattentee mit geröstetem Reis? Das ist flüssiger Fortschritt der ganz feinen Art! Was nicht althergebracht ist, danach lechzen wir und noch mehr, wenn es einen Namen hat, der nicht deutsch klingt! Und wir machen das mit, Lilli. Man passt sich eben an, hat ein verdammt gutes Gefühl, „in“ zu sein und so richtig dazuzugehören! Aber Vorsicht beim Kommentar, wenn über neuzeitliche Kunst geredet wird! Ich sage mit schweifendem Blick über das Kunstwerk: „Das hat eine unglaubliche Intensität und weckt meine Neugier!“ Damit bin ich immer auf der richtigen Seite. Da fragt niemand nach, sondern man nickt, verstehst du? Und bei den Büchern! Da sind die mit den größten Schweinereien auf den ersten Plätzen! Weil niemand in die obszöne Ecke gestellt werden will, regen sich alle erstmal so richtig auf, obwohl sie vor Neugier fast platzen! Und dann wunderst du dich, wie gut plötzlich alle Bescheid wissen, auch die, denen du niemals zugetraut hättest, dass sie so etwas lesen würden und was heißt schon so etwas! Also schreibe das Gedicht noch einmal, und zwar nicht in „verbaler Schönschrift“, sondern so, dass es in die heutige Zeit passt! Wer Fantasie hat, der hat nicht nur gute, der hat auch genug schlechte, um die niederen Instinkte der Menschen zu erreichen, und die lauern begierig unter der Oberfläche!“ Lilli biss sich auf die Unterlippe, griff in die Schublade ihres Arbeitstisches und sagte: „Und das?“ Iris las, und Lilly genoss die Spannung im Gesicht der Freundin, die Zeile für Zeile verschlang, aufschaute und sagte: „Das ist ja