Ana Marna

Wächterin


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aufgehalten haben.

      Special Agent James Bond stieß einen leisen Fluch aus, als er die Zeitungsmeldung las. Immerhin hatten diese Nachrichtengeier keine weiteren Details erwähnt.

      Killerdog! Das war mal wieder typisch.

      Er erhob sich und trat aus dem kleinen Büro, das man ihm zugewiesen hatte, in den Gang. Kurze Zeit später stand er vor dem Büro von Detective Grey. Dieser wirkte übernächtigt und keineswegs gut gelaunt.

      Bond mochte ihn. Der Detective war Mitte fünfzig und schien noch gut beieinander zu sein. Ein erfahrener Ermittler, und dennoch. Dieser Fall setzte ihm anscheinend zu.

      „Die Pressefritzen sind echt nervig“, stöhnte er jetzt. Vor ihm lag ebenfalls die Zeitung. „Killerdogs! Das wird uns ewig verfolgen, wetten?“

      Special Agent Bond nickte. „Das steht zu befürchten. Haben Sie schon erfahren, ob es neue Erkenntnisse bezüglich der Hunderasse gibt?“

      „Nein, leider nicht. Bisher wissen wir nur, dass er außergewöhnlich groß ist und ein Riesenmaul sowie langhaariges schwarzbraungeschecktes Fell haben muss. Die Gensequenzen deuten auf eine sehr enge Verwandtschaft mit Wölfen hin.“

      Bond nickte, das wusste er schon alles.

      „Gibt es denn keine Spezialisten für sowas?“

      Detective Grey hob die Schultern.

      „Keine Ahnung. Wenn, dann müsstet ihr vom FBI das doch wissen. Immerhin kommen die ersten Vermisstenmeldungen herein. Einige können wir bereits ausschließen, doch ich habe schon ein paar Leute losgeschickt, um Genproben zu sammeln.“

      „Hm, vielleicht haben wir ja Glück.“

      Unruhe entstand auf dem Korridor. Kurze Zeit später verdunkelten zwei Gestalten den Eingang zum Büro.

      Bond drehte sich um und starrte die Ankömmlinge irritiert an.

      Zwei Männer standen dort. Einer war riesig groß, breit wie ein Schrank und wirkte so bedrohlich, dass Special Agent Bond am liebsten zurückgewichen wäre. Der zweite Mann war nicht ganz so groß, erschien aber durchtrainiert und keineswegs harmlos. Beide trugen braune Kleidung, die ein wenig militärisch wirkte. Waffen waren nicht zu sehen, doch das musste nichts heißen. Die Jacken der beiden waren weit und mit vielen Taschen versehen.

      Dass sie bei der Hitze überhaupt Jacken trugen, ließ ihn erst recht misstrauisch werden.

      „Entschuldigen Sie die Störung“, meinte der kleinere der Männer. „Sind Sie für den Mordfall an der jungen Frau zuständig?“

      Detective Grey hatte sich erhoben und wirkte noch angespannter als vorher.

      „Wer möchte das wissen?“, fragte er.

      „Mein Name ist Jared Kingston und das ist Silas Limes. Wir arbeiten für die Minnesota Ranger.“

      Agent Bond nickte langsam. Der Name war ihm schon einmal untergekommen.

      „Sie sind Spezialisten für Terrorbekämpfung und Man Trailing“, erinnerte er sich.

      Kingston grinste.

      „Stimmt. Sie sind vom FBI?“

      Bond versteckte seine Überraschung. Woher wusste der Kerl das? Er trug keine Berufsbezeichnung an sich.

      „Special Agent Bond“, bestätigte er. „Ich leite diesen Fall. Was kann ich für Sie tun?“

      „Hm, möglicherweise können wir Ihnen helfen.“

      „Und wie kommen Sie darauf?“

      „Wir haben einige Erfahrung, was Leichenfunde in der Wildnis angeht. Auch in Bezug auf Tierangriffe.“

      „Und wie kommen Sie darauf, dass wir ihre Hilfe brauchen?“

      Jared Kingston grinste.

      „Wir kommen da nicht drauf. Unser Chief hat einen Anruf von irgendeinem Typen vom FBI erhalten, dass wir uns den Tatort und die Leiche mal ansehen sollen.“

      Special Agent Bond runzelte die Stirn.

      „Und warum weiß ich davon nichts?“

      Kingston hob die Schultern.

      „Keine Ahnung, aber Sie können ja mal nachfragen.“

      Bond zögerte erst, doch dann griff er nach seinem Handy.

      Kurze Zeit später erhielt er tatsächlich eine Bestätigung.

      „Also gut.“ Er nickte den beiden Rangers zu. „Was wollen Sie zuerst sehen?“

      „Die Leiche“, schlug Kingston vor. „Und wenn Sie uns die GPS-Daten vom Tatort geben, reicht uns das. Wir werden dort nichts verändern, mein Wort drauf. Na ja, eine Kopie des Obduktionsberichts wäre natürlich auch nicht schlecht.“

      „Ich begleite Sie, Mr. Kingston.“ Er sah zu Detective Grey. „Können Sie eine Kopie besorgen und mich auf dem Laufenden halten?“

      Der Detective nickte. „Kein Problem. Viel Erfolg.“

      Eine Stunde später standen sie im Kühlraum des gerichtsmedizinischen Instituts. Vor ihnen lagen die Überreste der Leiche, und Special Agent Bond beobachtete gespannt die beiden Männer, die den Metalltisch umkreisten und die Tote konzentriert betrachteten.

      Nach langen Minuten meinte Jared Kingston: „Wir können drei Typen Bissspuren identifizieren. Zum einen natürlich diesen „Killerdog“, mindestens zwei Kojoten und kleinere Abdrücke, die auf Nerz deuten. Dazu noch Hackspuren von Geiern. Dieser „Killerdog“ hat ihr teilweise die Haut heruntergefressen. Vermutlich lebte sie währenddessen noch. Die anderen Bissspuren waren nicht tödlich. Zumindest dieser Dog hat nichts anderes von ihr gefressen als die Haut. Scheint ein wählerisches Mistvieh zu sein. Vermutlich ist die Frau verblutet.“

      Agent Bond war gebührend beeindruckt. Innerhalb von wenigen Minuten hatten die Ranger die wesentlichen Details der Obduktion bestätigt.

      „Können Sie was zu dem Vergewaltiger sagen?“

      „Hm, das eine oder andere, aber dazu müssten wir vorher den Tatort besichtigen.“

      Agent Bond schluckte seine Enttäuschung herunter. Nicht, dass er sich wirklich vorstellen konnte, wie diese Ranger mehr am Tatort herausfinden wollten als die Spurensicherung. Doch jede winzige neue Information konnte hilfreich sein. Also würde er die beiden zum Tatort bringen.

      „Der Typ, der die Kleine mit dem Messer bearbeitet hat, war groß. Sehr groß. Vermutlich so groß wie Silas hier.“

      Jared Kingston hockte etwa zwei Meter von der Stelle, an dem das Opfer gelegen hatte und sprach zu Agent Bond, ohne nach oben zu blicken.

      „Groß und vermutlich entsprechend stark. Daher waren wohl auch keine Fesseln nötig. Gab es Schnittspuren in die Beinmuskulatur?“

      Bond nickte.

      „Ja, in beiden Waden.“

      „Hm, dann hat er so wohl verhindert, dass sie weglaufen konnte.“

      „Wie kommen Sie darauf, dass er groß und stark war?“

      „Schrittlänge, Abdrucktiefe, aber das müssten Ihre Leute doch auch herausgefunden haben.“

      „Die Spuren waren nicht so deutlich, wie wir es uns gewünscht hätten“, gab Bond zu. Jared Kingston stand auf und winkte ihn mit sich. Er führte den FBI-Agenten etliche Meter von der Leiche weg und deutete dann auf den Boden.

      „Nahe der Leiche ist auch nichts Brauchbares, aber hier. Die Abdrücke gehören zum Täter. Sie können die Spurensicherung ja nochmal herschicken.“

      Agent Bond verzog das Gesicht.

      „Na, das wird die Jungs ja freuen. Aber gut. Wir sind auf alles angewiesen. Sie kennen nicht zufällig auch die Haarfarbe von diesem Mistkerl?

      Kingston grinste und sah