Norman Dark

Im Schatten der Hexe


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widerspenstigen rötlichen Haaren.

      »Von Anlachen kann keine Rede sein. Ich bin ihm buchstäblich vor die Füße gefallen.«

      »Egal, wie ihr euch kennengelernt habt, ich freue mich, dass du dein Einsiedlerdasein aufgegeben hast.«

      »Sehr zum Verdruss von Mitch. Der kann Percy nicht ausstehen.«

      »Das ist doch normal. Da könnte einer kommen, der ihm die Sterne vom Himmel holt, den Vater wird er ihm nicht ersetzen können. Das dauert, die Rivalität wird sich noch eine Weile hinziehen, um nicht zu sagen, Jahre.«

      »Das sind ja schöne Aussichten. Manchmal kommt es mir so vor, als lodere die nackte Mordlust in Mitchs Augen.«

      »Weil er Angst hat, dich auch noch zu verlieren. Da kannst du ihm tausendmal versichern, ihn zu lieben. Das Vertrauen muss erst wachsen. Wenn er sieht, dass dir der Mann nicht mehr bedeutet als er, werden sich die Wogen glätten. Wie ist er denn so im Bett, dein Percy?«

      »Also hör mal. So weit sind wir noch nicht.«

      »Nein? Hält die Mummy die Hand drauf? Ich meine, so wie er von seiner Mutter spricht … Und die alte Dame scheint keine Hemmungen zu haben, ihn bei dir zu blamieren, indem sie ständig anruft, wenn er hier ist.«

      »Das ist dir auch schon aufgefallen, nicht?«

      »Es ist ja kaum zu übersehen beziehungsweise zu überhören. Schon ungewöhnlich, dass ein Mann in seinem Alter noch bei der Mutter wohnt und vielleicht sogar unter Kuratel steht. Glaubst du, einem Muttersöhnchen gewachsen zu sein?«

      »Jetzt übertreibst du aber. Nur, weil die beiden ein gutes Verhältnis haben …«

      »Und dass er dich nicht anrührt, findest du auch normal, ja?«

      »Er hat eben eine etwas altmodische Ansicht über partnerschaftliche Belange und mag keine Frauen, die allzu leicht zu haben sind.«

      »Ach, deshalb macht er auch mir schöne Augen, der Casanova, ja?«

      »Du musst dich täuschen. Das würde er mir nicht zumuten, erst recht nicht im eigenen Haus. Und eigentlich passt du nicht in sein Beuteschema. Er bevorzugt mehr den Madonnentyp.«

      »Danke, verstehe. Na, da ist er ja bei dir an der richtigen Adresse«, lachte Leslee, »da hat sich schon mancher die Zähne ausgebissen.«

      »Was du immer hast. Schließlich geht gerade erst das Trauerjahr zu Ende.«

      »Ja, entschuldige, du machst das schon alles richtig. Solange du innerlich nicht frei bist … Aber Alec hat bestimmt nicht gewollt, dass du alleine bleibst. Nur, ob dieser Percy seine Nachfolge antreten kann …Vielleicht sucht er in jeder Frau nur seine Mutter. Sie muss makellos rein sein, wunderschön und darf nur in bestimmten Momenten erotisch die Sau rauslassen, Verzeihung, mit mir gehen mal wieder die Pferde durch.«

      »So eine schlechte Meinung hast du von ihm?«

      »Was heißt schlecht? Ich schätze mal, zwei Drittel der Männer sind wie er, mehr oder weniger offensichtlich. Was denkst du, wie viele sich eine neue Mama suchen und ihre erotischen Fantasien bei Huren ausleben, weil sie zu Hause nicht bekommen, was sie wollen?«

      »Menschen sollten überhaupt nicht heiraten. Dann bräuchten sie sich auch nicht wieder scheiden lassen oder allein zurückbleiben.«

      »Lass sie doch, Geschiedene oder Witwen hat es immer gegeben. Mir tun nur mitunter die Kinder leid. So, aber bevor wir jetzt noch weiter die Weltordnung anzweifeln, würde ich gerne deine todchice Ruine besichtigen. Mitch hat mich schon ganz heiß gemacht.«

      »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Irgendwas ist da nicht ganz geheuer. Mitch und ich haben das Haus erlebt, als sei es gerade erst erbaut worden.«

      »Himmlisch, ich liebe Spukorte.« Damit war Leslee schon losgelaufen und stand wenig später zwischen den Mauerresten. »Ich weiß wirklich nicht, was du hast – alte Steine und sonst nichts«, rief sie ein wenig zu laut, weil sie vergaß, dass sie nicht wirklich in einem Haus stand. »Ein paar Stangen und eine Zeltplane, und ihr habt einen Sommerpavillon.«

      »Siehst du, du hast es auch gesehen«, sagte Janet.

      »Ach was, die Bäume werfen ein paar Schatten. Da bildet man sich alles Mögliche ein«, versuchte Leslee abzuwiegeln.

      »Glaubst du, dass du mir damit hilfst, indem du es ableugnest. Riech mal an deinen Sachen.«

      Leslee hielt sich ihren Ärmel vor die Nase. »Ja, tatsächlich, er riecht nach Rauch. Dann war die Feuerstelle also keine Illusion.«

      »Sag ich doch. Und was macht man in einem solchen Fall?«

      »Was man macht, weiß ich nicht. Aber du könntest alles mit Sand zuschütten lassen. Dann hätte Mitch im Winter einen kleinen Rodelberg.«

      »Das ist eine Idee! Ich werde darüber nachdenken. Tu mir bitte den Gefallen und rede mit Percy nicht darüber, wenn er heute Abend kommt. Er soll uns nicht für komplett übergeschnappt halten.«

      »Du und deine Rücksichten. Drei Verrückte gegen einen sind deutlich im Vorteil, findest du nicht? Und sonst? Siehst du noch andere Dinge?«

      »Nein, nur hin und wieder einen Schatten, der durchs Haus geht. Manchmal sitzt er auch in meinem Schlafzimmer und beobachtet mich. Ich dachte, es ist Alec, aber sobald ich ihn anspreche oder auf ihn zugehe, löst er sich auf.«

      »Huh, wie gruselig, in Filmen sehen die Toten immer ganz normal aus.«

      »Ja, das eine ist eben Film, und das andere Realität.«

      »Und wie sieht es mit Geräuschen aus?«, wollte Leslee wissen.

      »Keine, bis auf das Gackern von Hühnern, vor allem um die Hütte herum.«

      »Irre, versuch doch mal, eins zu fangen. Ein Huhn aus der Zwischenwelt hat bestimmt noch niemand serviert.«

      »Wenn du nur deinen Spaß hast …«

      »Nein, ich finde das alles sehr aufregend und auch etwas unheimlich. Vielleicht sollst du vor etwas gewarnt werden.«

      »Jetzt fängst du auch noch an. Mr. Fraser, das ist der Gärtner, der das Gestrüpp beseitigt hat, ließ auch schon so eine Bemerkung fallen. Manche Dinge sollten besser verborgen bleiben, oder so ähnlich.«

      »Was könnte er damit gemeint haben?«

      »Keine Ahnung, wer weiß, wer hier mal gewohnt hat.«

      »Das müsste sich doch herausfinden lassen. Es gibt bestimmt noch alte Aufzeichnungen.«

      »Das fehlte mir noch, dass ich hier die Pferde scheu mache. Lange genug hat es gedauert, bis man mich halbwegs akzeptiert hat.«

      »Ja, dann musst du eben weiter mit deinen Gespenstern leben. So lange sie nicht rabiat werden …«

      »Sie nicht, aber ich gleich, wenn du nicht aufhörst.«

      »Gnade«, winselte Leslee übertrieben wehleidig, »ich bin auch ganz brav.«

      Einige Tage später fiel Janet auf, dass Mitch seine Verbände nicht mehr trug. »Hat also die neue Salbe doch angeschlagen«, sagte sie und betrachtete Mitchs Arme. »Pfui, was hast du denn da draufgeschmiert? Das stinkt ja fürchterlich.«

      »Das ist eine Paste von Efims Mum. Die hilft besser als jede Salbe zuvor.«

      »Efim, ist das der Junge, der hier manchmal mit dir im Garten spielt?«

      »Ja.«

      »Du könntest ihn mir mal vorstellen. Und seine Mum, ist das eine Heilpraktikerin oder etwas Ähnliches?«

      Mitch zuckte mit den Schultern. »Ist mir egal, was sie ist, solange sie mir hilft.«

      »Hör mal, Mitch, ich will die Sache nicht kleinreden, aber eigentlich ist es mir nicht recht, dass du dich von Fremden behandeln lässt. Das kann auch schief gehen. Wo kommen wir denn dahin, wenn jeder an dir herumdoktert? Das kann deine Krankheit