Kristina C. Stauber

Das Leuchten der Sterne in uns - Teil Eins: Aufbruch


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Unglaublich! Und durch und durch stillos. Isabell verlor langsam die Geduld. Es lief ganz und gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte.

      Sie brütete schmollend vor sich hin und wagte keinen zweiten Versuch.

      Als das Theaterstück endlich vorbei war, schützte sie Migräne vor. Ihre Mutter funkelte sie über den Fächer hinweg an, was Isabell geflissentlich übersah. Dann nestelte Mrs Taylor kurz am Knopf ihres Handschuhs und blickte Jacob Bradford und seine Mutter entschuldigend an. Bradford Senior und Mr Taylor waren wieder in politische Gespräche vertieft. Das vornehme Publikum um sie herum strebte langsam in Richtung Ausgang.

      „Meine liebe Mrs Bradford, Jacob Alexander, ich muss mich entschuldigen. Die arme Isabell hat manches Mal so starke Migräne, das arme Ding. Ich fürchte, ich muss Sie ihrer liebreizenden Gesellschaft berauben.“

      Erwartungsvoll sah sie Jacob Bradford an, der mit Mühe ein Gähnen unterdrückte. Mrs Bradford lenkte schnell ein: „Wie schade! Arme Isabell. Machen Sie ihr kalte Umschläge! Und Zitronenwasser, das hilft!“

      Man verabschiedete sich. Kaum saßen die beiden Frauen in der Kutsche, zischte Isabell: „Ich hätte es keine Sekunde länger ausgehalten. Jacob Alexander Bradford ist nicht nur ein Langweiler, es ist mir auch unverständlich, wieso er überhaupt gar nicht auf mich reagiert. Er tut fast so, als ob ich Luft wäre.“

      Ihre Mutter gab gereizt zurück: „Du hättest wohl noch einen Moment länger ausharren können. Wenn er kein ausreichendes Interesse zeigt, dann bemühe dich halt mehr um seine Gunst!“

      Isabell zog ihre Lippen zu einem Schmollmund zusammen. „Muss es denn wirklich Jacob Alexander Bradford sein? Ausgerechnet?“

      „Wir hatten das bereits diskutiert, Isabell. Ja, es muss Jacob Alexander Bradford sein! Nenn mir einen anderen, der genauso reich ist und in so passendem Alter... Nun...? Siehst du! Außerdem…“, setzte sie besänftigend und schmeichelnd hinzu, „…denk daran, es dient alles einem höheren Plan. Nicht nur wärest du für immer bestens abgesichert, nein, wir brauchen auch die politische Unterstützung vom alten Bradford.“

      Isabell horchte auf. Daher wehte also der eigentliche Wind, darauf hätte sie ja gleich kommen können!

      Aber nun gut, sie wurde gebraucht, um den Namen und das Ansehen der Familie hoch zu halten. Natürlich wäre sie in der Lage, ein gutes Vermögen für sich zu sichern.

      Ihr Ehrgeiz war von neuem geweckt. Es wäre doch gelacht, wenn das einer Isabell Taylor nicht gelingen sollte. Sie streckte das Kinn entschlossen vor und schaute durch das Fenster der Droschke hinaus in das nächtliche London.

      * * *

      „Solch eine reizende junge Dame“, schwärmte Mrs Bradford, kaum dass Mrs und Ms Taylor das Theater verlassen hatten. „Findest du nicht auch, Jacob?“ Der war noch ganz benommen von dem kleinen Schläfchen während der Vorstellung. Er hoffte, dass es nicht weiter aufgefallen war. Andererseits war es auch egal, Isabell Taylors Meinung war ihm gleichgültig.

      „So anmutig und liebenswert, nicht wahr?“

      „Ja, Mutter, da hast du natürlich Recht“, antwortete er automatisch. Wenn man nicht zugehört hatte, war es im Zweifel immer am geschicktesten, ihr zuzustimmen.

      Sie nahmen die Droschke nach Hause und Jacob war froh, als er nach dem langen Arbeitstag und der Theatervorstellung endlich die Tür hinter sich schließen konnte. Der Tag hatte Ablenkung gebracht, aber kaum, dass er im Bett lag, ertappte er sich wieder beim Gedanken an Eleonore.

      Er konnte sich diesen Umstand nicht erklären. Sicher, er war nicht voreingenommen gegenüber der hart arbeitenden, ärmlichen Bevölkerung, so wie andere seines Standes. Seine Kinderfrau, die er wie eine Mutter betrachtet hatte, war selbst aus sehr bescheidenen Verhältnissen gekommen. Sie hatte ihm behutsam und sehr geschickt – ohne dass es aufrührerisch gewirkt hätte – beigebracht, dass alle Menschen gleich waren und es eine Sünde war, in Klasse und sozialem Status niedriger Gestellte zu verachten. Schließlich suchte sich niemand aus, in welche Schicht er oder sie hinein geboren wurde. Es kam letztendlich nur darauf an, was man aus seiner Situation machte und ob man hart arbeitete. Abgesehen davon, dass er diese Einstellung mit fünfzehn Jahren als willkommene Ausrede genommen hatte, um mit einem kaum älteren Dienstmädchen heimlich verstohlene Küsse hinter der Gardine auf dem Gang auszutauschen, war er mittlerweile kraft eigener Reflektion darauf gekommen, dass die Amme Recht gehabt hatte – eine ungewöhnliche Einstellung für jemanden seines Ranges, das war ihm bewusst. So behielt er diese Art von Überlegungen meist für sich. Außerdem war er in den Schranken und Grenzen seines Standes gefangen und wusste, dass er es unterlassen sollte, zu viele Gedanken auf ein Dienstmädchen zu verschwenden. Und doch hörte er nicht auf, die Begegnungen mit ihr Revue passieren zu lassen. Unruhig wälzte er sich auf die andere Seite. Was war denn so Besonderes an ihr, dass sie seine Gedanken beherrschte? Ja, sicher, sie war ein hübsches Ding, wie Thomas es so nonchalant formuliert hatte. Aber man sah ihr die Entbehrungen des Alltags an, und es gab sicherlich Frauen, die er eher als Schönheit bezeichnet hätte. Und doch: Etwas lag in ihren Augen, ihrem Blick und in der Art, wie sie sich ausdrückte, das ihn scheinbar so anzog, dass er mehr von ihr wissen wollte. Vielleicht war es die Tatsache, dass ihr ganzes Wesen in solch einem Gegensatz zu dem Bild stand, das man sich vom Dienstpersonal machte, so gar nicht zu den allgemeinen Klischees passte, die auch er nie hinterfragt hatte.

      Hatte er dieses Gefühl schon einmal gehabt, dass ein Mädchen ihn so interessierte, dass er geradezu ungeduldig geworden war, mehr von ihr zu erfahren?

      Bevor er weiter über diese eigenartige neue Erkenntnis nachdenken konnte, schlief er ein, aber die Erinnerung an die Wärme, die in der regnerischen Nacht in Whitechapel von ihrem Körper ausgegangen war, begleitete ihn in den Schlaf.

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