wie der Schein der Morgendämmerung auf dem Schnee; sie war wie der Abendstern über den Bergen; sie war wie die erste Blume des Frühlings. Bruder, frage mich nicht, wie sie war. Ich will nicht mehr von ihr reden.
Oh! Meine Sünde, meine Sünde! Ich gleite in die Vergangenheit zurück, und ihr zerrt meine verborgene Schande an das Licht des Tages. Nein, ich will es gestehen, damit ihr wisst, wie schwach und sündig ich bin, den ihr vielleicht für einen Heiligen gehalten habt. Diese Frau - falls sie eine Frau war - hat in meinem Herzen ein Feuer entfacht, das niemals erloschen ist - Oh! - und noch mehr, noch mehr...« Kou-en wiegte seinen Oberkörper vor und zurück und Tränen der Reue quollen unter seiner Hornbrille hervor. »Sie hat mich dazu gebracht, sie anzubeten! Zuerst fragte sie mich nach meinem Glauben und hörte aufmerksam zu, als ich ihr unsere Dogmen darlegte. Ich sprach mit großer Hingabe, da ich hoffte, in ihrem Herzen die Flamme der Erleuchtung anfachen zu können. Doch als ich zu Ende gekommen war, sagte sie: Dein Weg ist also die Entsagung, und dein Nirwana das Nichts, ein Ziel, das kaum die großen Anstrengungen lohnt, die ihr euch auferlegt, um es zu erreichen. Ich werde dir jetzt einen amüsanteren Weg zeigen, und eine Göttin, die deine Verehrung mehr verdient.
Welchen Weg, und welche Göttin?, fragte ich sie.
Den Weg der Liebe und des Lebens, antwortete sie, der die ganze Welt geschaffen hat, der auch dich geschaffen hat, oh, Sucher des Nirwana, und der Name dieser Göttin ist Natur.
Ich fragte sie nun, wo diese Göttin wäre, und sie richtete sich auf, und ihre Haltung war die einer Königin, und sie sagte: Ich bin diese Göttin, ich bin Sie. Knie nieder und bete mich an!
Meine Brüder, ich fiel auf die Knie, ja, und ich küsste ihre Füße, und dann floh ich wie gehetzt aus dem Raum, beschämt und gebrochenen Herzens, und sie begann zu lachen und rief mir nach: Denk an mich, wenn du Devachan erreichst, du Diener des Buddha-Heiligen, denn obwohl ich mich verändere, sterbe ich doch nicht, und selbst dort werde ich bei dir sein, der du mich einmal angebetet hast.
Und so ist es, meine Brüder, so ist es; obwohl ich für meine Sünde Absolution erlangt und ihretwegen während meiner folgenden Inkarnation viel gelitten habe, kann ich mich nicht von ihr lösen, und für mich ist der Endgültige Friede weit, weit entfernt.« Kou-en presste seine Greisenhände vor das Gesicht und begann bitterlich zu schluchzen.
Ein befremdender Anblick, wahrlich, einen heiligen Khublighan von weit über achtzig Jahren wie ein Kind weinen zu sehen wegen eines Traums von einer schönen Frau, den er in einer mehr als zweitausend Jahre zurückliegenden Inkarnation geträumt zu haben glaubte. So wird es der Leser sehen. Doch ich empfand aus sehr persönlichen Gründen ein tiefes Mitgefühl mit diesem armen, alten Mann, und auch Leo verstand ihn. Wir klopften ihm auf den Rücken und versicherten ihm, dass er gewiss das Opfer einer bösen Halluzination geworden sei, die niemals gegen ihn aufgerechnet werden könne, weder in diesem Leben, noch in einem späteren, und wenn es eine Sünde gewesen sein sollte, so sei sie längst vergeben, und so weiter. Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, versuchten wir, weitere Informationen von ihm zu erhalten, doch mit sehr magerem Resultat, soweit sie die Priesterin betrafen.
Er erklärte uns, dass er nicht wüsste, zu welcher Religion sie gehörte, und es sei ihm auch gleichgültig, da es sich auf jeden Fall um eine sehr üble Religion handeln müsse. Sie sei am nächsten Morgen mit der Armee weitergezogen, und er habe sie nie wiedergesehen und auch nie wieder von ihr gehört, doch erinnere er sich, dass er gezwungen gewesen war, sich acht Tage lang in seiner Zelle einzuschließen, um sich davor zu bewahren, ihr zu folgen. Doch, an eines könne er sich noch erinnern: Der Abt hatte den Brüdern erklärt, dass die Priesterin der wahre Anführer jener Armee sei, nicht der König oder die Königin, die die Priesterin hasste. Ihr Befehl sei es gewesen, der die Armee den Marsch nach Norden habe antreten lassen, um jenseits der Wüste und der Fernen Berge ein Land zu erreichen, in dem sie sich und ihren Kult etablieren wollte.
Wir fragten, ob es wirklich ein Land jenseits der Fernen Berge gäbe, und Kou-en antwortete, dass es den Anschein habe. Entweder in diesem oder einem seiner früheren Leben habe er davon gehört, dass dort Menschen leben sollten, die das Feuer anbeteten. Auf jeden Fall sei erwiesen, dass ein Bruder, der vor etwa dreißig Jahren den alleinstehenden Berg in der Wüste erklommen hatte, um dort ein paar Tage in einsamer Meditation zu verbringen, bei seiner Rückkehr von wunderbaren Dingen zu berichten wusste, die er gesehen hatte: von einem gewaltigen Feuer, das hinter den Fernen Bergen lodere; doch ob es sich dabei um eine Vision oder Wirklichkeit handelte, konnte er nicht sagen. Er erinnerte sich jedoch, dass er zur gleichen Zeit, als er das Feuer sah, die Erschütterungen eines starken Erdbebens gespürt habe.
Dann begann die Erinnerung an die schwere Sünde, die er glaubte, vor zweitausend Jahren begangen zu haben, wieder das unschuldige, alte Herz Kou-ens zu bedrücken, und er schlich laut lamentierend aus der Bibliothek und wurde eine Woche lang nicht mehr gesehen. Und er sprach nie wieder mit uns über diese Angelegenheit.
Wir aber unterhielten uns lange und oft darüber, von Verwunderung und Hoffnung erfüllt, und wir beschlossen, dass auch wir eines Tages auf diesen alleinstehenden Berg steigen würden.
3. Das Leuchtfeuer
Eine Woche später bot sich die Gelegenheit, diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Wir befanden uns mitten im Winter, die Schneestürme hatten aufgehört, und ein harter Frost ließ die Oberfläche des Schnees gefrieren und machte sie begehbar. Wir hatten von den Mönchen erfahren, dass avis poli und andere Dickhornschafe um diese Zeit aus den Bergen herabkamen, um in bestimmten Tälern Schutz zu suchen und Futter unter dem Schnee hervorzukratzen und so verkündeten wir, dass wir auf die Jagd gehen wollten. Wir gaben vor, nach dem langen Herumsitzen unbedingt etwas Bewegung zu brauchen.
Unsere Gastgeber wandten ein, dass so ein Ausflug sehr gefährlich sei, da das Wetter von einer Stunde zur anderen Umschlagen könne. Sie wiesen uns jedoch auch darauf hin, dass sich am Hang des Berges, den wir ersteigen wollten, eine große, natürliche Höhle befände, in der wir nötigenfalls Schutz finden würden, und einer der Mönche, etwas jünger und aktiver als die anderen, erbot sich, uns zu dieser Höhle zu führen. Nachdem wir uns also eine Art Zelt aus Fellen zusammengestückelt und unser altes Yak mit Nahrungsmitteln und warmer Kleidung beladen hatten, brachen wir eines Morgens, kurz nach Sonnenaufgang auf. Unter der Führung des Mönchs, der ungeachtet seiner Jahre noch recht gut zu Fuß war, erreichten wir den Nordhang des Berges kurz vor Mittag. Und hier fanden wir, wie er uns gesagt hatte, eine ausgedehnte Höhle, deren Eingang durch eine überhängende Felsplatte geschützt wurde. Die Höhle war offensichtlich zu gewissen Jahreszeiten ein beliebter Unterschlupf für Wildtiere, wie eine dicke, über Jahrhunderte angesammelte Kotschicht bewies, durch die unser Brennstoffproblem gelöst wurde.
Den Rest dieses kurzen Wintertages verbrachten wir damit, unser Zelt in der Höhle zu errichten, vor deren Eingang wir ein großes Feuer entfachten, und einer ersten Untersuchung der Berghänge, die wir dem Mönch damit erklärten, dass wir nach Spuren wilder Schafe suchten. Der Zufall wollte es, dass wir bei unserer Rückkehr auf eine kleine Herde stießen, die an einer geschützten Stelle Moos äste. Wir konnten zwei der Schafe erlegen, da niemals Jäger in diese Gegend kamen und die armen Tiere keine Angst vor Menschen hatten. Da sich Fleisch bei diesen Kältegraden praktisch ewig hält, hatten wir genügend Nahrung für vierzehn Tage. Wir schleiften die Tiere den Hang hinab zur Höhle und häuteten sie ab, kurz bevor es dunkel wurde.
An dem Abend aßen wir frisches Hammelfleisch, ein großer Luxus, den der Mönch genauso genoss wie wir, denn wenn er auch aus religiösen Gründen gegen das Töten war, mochte er doch Hammelfleisch. Dann krochen wir ins Zelt und rückten eng zusammen, um uns gegenseitig zu wärmen, weil es während der Nacht noch um einige Grade kälter wurde. Der alte Mönch schlief tief und fest, doch weder Leo noch ich fanden Ruhe; die Ungewissheit, was wir vom Gipfel dieses Berges aus sehen mochten, verdrängte den Schlaf.
Am nächsten Morgen, bei Sonnenaufgang, kehrte unser Führer zum Kloster zurück, nachdem wir ihm versprochen hatten, ihm am nächsten oder übernächsten Tag zu folgen.
Endlich allein, begannen wir sofort mit dem Anstieg zum Gipfel. Der Berg war mehrere tausend Fuß hoch und stellenweise sehr steil, doch der gefrorene, tiefe Schnee erleichterte den Aufstieg, so dass wir gegen