Ralf Budde

Projekt-Controlling


Скачать книгу

der Zuschlagskalkulation gegenüber anderen Kalkulationsverfahren liegt darin, dass sie sich relativ leicht einer verzweigten Produktion anpassen lässt. Methodisch unterscheidet sie sich in drei Gruppen:

      Die summarische Zuschlagskalkulation

      Bei der summarischen oder kumulativen Zuschlagskalkulation werden die Gemeinkosten zu einem Betrag ("einer Summe") zusammengefasst und dann über einen einzigen Zuschlagssatz dem jeweiligen Kostenträger zugerechnet. Als Bezugsgröße zur Errechnung des Zuschlagssatzes werden die Materialeinzelkosten oder die Fertigungseinzelkosten oder die Summe aus diesen beiden Kostenartengruppen oder die Fertigungszeit herangezogen. Die summarische Zuschlagskalkulation ist einfacher zu handhaben, aber nur für grobe Kalkulationen geeignet.

      Die differenzierende Zuschlagskalkulation

      In diesem Fall werden die zugeordneten Gemeinkosten differenziert. Das Kalkulationsschema der differenzierten Zuschlagskalkulation ist in der Regel wie folgt aufgebaut:

Image

      Abb. 36 Zuschlagskalkulation

      Dieses Vorgehen erfordert eine Kostenstellenrechnung. Als Basis werden die Materialeinzelkosten, die Fertigungslohneinzelkosten und die kalkulatorischen Herstellkosten verwendet. Die anteiligen Gemeinkosten werden entsprechend aufgeschlagen.

      Die erweiterte Zuschlagskalkulation:

      Sofern die differenzierende Zuschlagskalkulation weiter untergliedert wird, spricht man von der erweiterten Zuschlagskalkulation, so dass noch detailliertere Verursachungsbezüge in der Kalkulation zur Anwendung kommen. Das betrifft zum einen die differenziertere Behandlung des Fertigungsbereiches aber auch die Trennung bei Forschung und Entwicklung, Verwaltung und Vertrieb. Ihren Einsatz im Projektgeschäft findet die Zuschlagskalkulation häufig bei der Kalkulation von Change Ordern und Änderungen als nachträgliches Angebot an den Auftraggeber.

      Dieses Verfahren spielt bei einem hohen Grad der Automatisierung in der Fertigung eine wichtige Rolle (Vergl. Ziegenbein, Klaus, Controlling, S. 437 ). Durch den geringen Lohnanteil an den Fertigungskosten, würden Zuschläge für Fertigungsgemeinkosten diese überproportional steigen lassen. Damit eignet sich diese Methode nicht, um Kennzahlen zu ermitteln, die eine Aussage über die Prozesse zulassen. Bei der Maschinenstundensatzkalkulation werden Verrechnungssätze ermittelt, mit denen die Kostenstellen je nach Inanspruchnahme der Maschinen belastet werden. Damit können die maschinenabhängigen Gemeinkosten separat erfasst werden, so dass nur noch die maschinenunabhängigen Restfertigungskosten übrigbleiben. Maschinenabhängige Gemeinkosten sind z.B. Abschreibung, Zinsen, Energie, Wartung, Raumkosten und Versicherung. Übrig bleiben die maschinenunabhängigen Restfertigungs-Gemeinkosten. Diese Berechnung spielt im Rahmen eines Claims eine Rolle, da nur die einem Vorgang direkt zuzuordnenden Kosten angesetzt werden dürfen. Es kommt daher auf die Möglichkeit an, die Fertigungskosten, bereinigt von anderen Einflüssen, zu berechnen. Die prinzipielle Berechnung der Maschinenkosten für die Herstellung einer Sache entspricht der folgenden Systematik:

      Maschinenbetriebsstunden x Maschinenstundensatz

      + Fertigungslohnstunden x Lohnstundensatz

      + Restfertigungsgemeinkosten (meist als % der Fertigungslöhne)

      + Sondereinzelkosten der Fertigung

      = Fertigungskosten

      Das folgende Beispiel zeigt eine detaillierte Maschinenstundensatzkalkulation.

Image

      Abb. 37 Beispiel einer detaillierten Maschinenstundensatzkalkulation

      Bei der einfachen Divisionskalkulation (Vergl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 16. Aufl. Verlag Vahlen, S. 1175) wird die Produktmenge durch sämtliche Gesamtkosten dividiert. So errechnen sich die Stückkosten. Die einfache Divisionskalkulation ist nur anwendbar, wenn das Unternehmen ein einziges Produkt vertreibt. Daher kommt in der Praxis eher die mehrstufige Divisionskalkulation vor. Diese wird für Produktionsprozesse angewendet, bei denen mehrere Produktionsstufen aufeinander folgen. Möglich ist auch, dass aus einem Ausgangsprodukt mehrere Endprodukte gefertigt werden. Die mehrstufige Divisionskalkulation setzt voraus, dass in jeder Fertigungsstufe nur eine einzige Produktart bearbeitet wird.

      Die Prozesskostenrechnung (Vollmuth, Führungsinstrument Controlling, WRS Verlag, S. 78)) ist ein auf die indirekten Prozesse entlang der Wertschöpfungskette fokussiertes Verfahren der Kostenrechnung. Sie ist ein Verfahren der Vollkostenrechnung, bei der anstelle von Zuschlägen, die absoluten Gemeinkosten entlang der Wertschöpfungskette angesetzt werden. Sie ordnet Teil- und Hauptprozessen Kosten zu. Sie plant und ermittelt in Abhängigkeit von Kostentreibern, Kostensätze für den Prozess-Output. Ihre Ergebnisse können zum Kostenmanagement und zur differenzierten Kostenkalkulation herangezogen werden. Prozesskostenrechnung wird auf abgegrenzte Unternehmensbereiche abgestimmt. Zielsetzungen sind Kostentransparenz, Planung der Gemeinkostenbereiche und prozessorientierte Kalkulation. Grundsätzlich wird die Prozesskostenrechnung im Zusammenhang mit Großprojekten eingesetzt und bei allen Unternehmen, die mit einer Vielzahl von Produkten und Produktvarianten eine generische Strategie der Segmentführerschaft (Vergl. Ziegenbein, Klaus, Controlling, S. 438) verfolgen. Die Prozesskostenkalkulation wird als Grundlage einer ständigen Verbesserung der jeweiligen Kostensituation (Activity Based Costing) und als Verfahren zur ressourcenorientierten Produktbewertung (Variant Mode and Effects Analysis) verwendet. Der Ablauf der Prozesskostenrechnung erfolgt in mehreren Schritten:

      1) Vorgänge identifizieren

      2) Kostenermittlung pro Vorgang

      3) Kostenermittlung der Prozesskette

      4) Produktkalkulation

      Die Prozesskostenkalkulation ist mengenabhängig und kann daher als Grundlage für eine mehrstufige Preispolitik verwendet werden (Je höher die Abnahmemenge, desto günstiger das Einzelprodukt). Derartige Zusammenhänge spielen bei einem Claim eine Rolle, wenn es sich z.B. um die Ausführung häufig wiederkehrender Arbeiten (Kabel verlegen, Stahlbau, Rohrleitungsbau) handelt. Im Gegensatz zu einer Zuschlagskalkulation, bei der ein fester Gemeinkostenzuschlag den Preis konstant lässt, erlaubt diese Methode eine Anpassung des Preises, um die tatsächlichen Kosten zu zeigen. Sofern ein Claim auf Basis der Zuschlagskalkulation gestellt wird, könnte in den Kosten anteiliger Profit enthalten sein, der mit Hilfe der Prozesskostenrechnung ermittelt werden könnte.

      Bei der Herstellung einer Sache oder Dienstleistung fallen Kosten an. Der Verkauf der Leistung bringt einen Erlös. Der Gesamtprozess lässt sich Teilbereichen zuordnen, die sequentiell oder parallel daran arbeiten, die Leistung zu erbringen. Das Ziel der Deckungsbeitragsrechnung(Vergl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 16. Aufl. Verlag Vahlen, S. 1195 und Vollmuth, Führungsinstrument Controlling, WRS Verlag, S. 75) ist die Untersuchung, welche Prozessschritte in einem Unternehmen zur Deckung der Kosten beitragen. Üblicherweise kommt eine stufenweise Deckungsbeitragsrechnung zum Einsatz.

Image

      Abb. 38 Beispiel zur Deckungsbeitragsrechnung

      Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung (Vergl. Vollmuth, Führungsinstrument Controlling, WRS Verlag, S. 76 und Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 16. Aufl. Verlag Vahlen, S. 1195) ist eine Fortführung der einstufigen DBR. Wie bei dieser werden nur die variablen Kosten den Kostenträgern zugerechnet. Die Gemeinkosten werden dabei nicht als eine pauschale Größe betrachtet, sondern