Ralf Budde

Projekt-Controlling


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die einzelne Kriterien in einem Punktesystem bewerten. Die Variante mit der höchsten Punktzahl erhält dann den Zuschlag. Bei der statischen Investitionsrechnung wird die Investition auf einen definierten Zeitraum (Jahresdurchschnitt, Repräsentativjahr) betrachtet. Der Vergleich von Kosten, Gewinn, Rentabilität und Amortisation erfolgt nur für diesen begrenzten Zeitraum. Die dynamische Investitionsrechnung betrachtet die Einzahlungen und Auszahlungen in folgenden Jahren unterschiedlich. Die Methoden zur Investitionskostenrechnung stützen sich auf Kapitalwert-, Annuitäten und interner Zinsfußmethoden. Im Anlagenbau werden meist verschiedene Verfahren kombiniert. Um zu einer Entscheidung zu kommen, werden daher unterschiedliche Vergleichsberechnungen angewendet.

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      Bei der Entwicklung eines Angebotes für ein Projekt, wird der Grad der Detaillierung stufenweise verfeinert. Die Rentabilität einer Investition wird dabei ständig untersucht. Ein Vertrag kommt regelmäßig nur dann zustande, wenn nach der Klärung der Details und der Ermittlung der erwarteten Kosten, sowohl der Auftraggeber, als auch der Auftragnehmer einen Profit aus dem Projekt erwirtschaften können. Wirtschaftlicher Druck hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass einige Unternehmer Aufträge angenommen haben, die nicht kostendeckend waren. Der Grund lag darin, dass aus Verzweiflung über die geringe Auslastung, versucht wird, zumindest einen Teil der fixen Kosten über den Auftragseingang abfedern zu können. Der Zusammenbruch des Babcock-Konzerns ist ein trauriges Beispiel für diesen Zusammenhang. Die Hoffnung besteht darin, dass dieses Loch über baldige neue und lukrative Aufträge kompensiert werden kann.

      Jedes Angebot in der Investitionsgüterindustrie bedeutet erheblichen Aufwand. Sofern eine Anfrage vorliegt und ein Angebot abgegeben werden soll, ergibt sich als erstes die Frage, ob das Projekt zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten werden kann. Daher wird eine ungenaue aber erste Kostenabschätzung vorgenommen, die üblicherweise eine Genauigkeit von +30% bis -15% (maximal 30% über den Kosten und maximal 15% unter den Kosten) besitzt. Diese Grobkalkulation wird dann im Laufe der Projektentwicklung weiter verfeinert, so dass schließlich die Angebots-Kalkulation vorliegt, die als Grundlage für das Kundenangebot eingestellt wird. Nachdem das Angebot mit dem Auftraggeber verhandelt wurde, werden die letzten Änderungen übernommen und die Start-Kalkulation für das Projekt erstellt. Die Start-Kalkulation ist eine wichtige Basis für die weitere Bearbeitung des Projektes. Die Budgets werden verantwortlichen Mitarbeitern im Unternehmen zugeordnet und im Rahmen des Controllings überwacht.

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      Abb. 32 Von der Kostenabschätzung zur Kalkulation

      Ziel dieser etappenweisen Kostenermittlung ist es, nach jedem Schritt eine Bewertung der Chancen durchzuführen, den Auftrag zu erhalten. Sofern hohe Risiken oder hohe Kosten im Vergleich zur Konkurrenz den Auftrag nicht mehr lukrativ erscheinen lassen, kann der Prozess abgebrochen und damit die Angebots-Kosten begrenzt werden.

      Diese erste Kostenschätzung dient der Analyse der wirtschaftlichen Durchführbarkeit eines Projektes. Als Grundlage dieser Abschätzung werden üblicherweise Erfahrungswerte aus bereits errichteten Anlagen herangezogen. Diese Methode wird in der Bauwirtschaft auch als kubische Methode bezeichnet.

      Investitionsabschätzung

      Mit Hilfe der Daten wie Anlagentyp, Baugröße, Standort, Lizenzgeber und besonderen Erfordernisse wird über eine Kapazitätsvergleichsrechnung unter Berücksichtigung besonderer Kundenwünsche eine Abschätzung der Investitionskosten für die Lieferung durchgeführt.

      Abschätzung der Ingenieurleistung

      Die Mengenermittlung der Investitionsabschätzung ermöglicht eine Hochrechnung der Ingenieurstunden. Als Basis dienen die Erfahrungswerte des Unternehmens unter Verwendung von Faktoren, die Besonderheiten oder Erschwernisse dieser Anlage berücksichtigen.

      Der nächst höhere Grad an Genauigkeit wird mit der vorläufigen Kalkulation erreicht. Um dies zu erreichen, bedarf es bereits einer Basisplanung der Anlage, so dass entsprechende Vorgaben zur Verfügung stehen.

      Investitionskosten

      Als Basis zur Ermittlung der Ausrüstungsteile dienen Fließbilder, Apparatelisten, erforderliche Betriebsmittel, Hilfsanlagen, Datenblätter, grobe Abmessungen der Hauptausrüstungen und Leistungsdaten der Hauptaggregate. Die Detaillierung ist deutlich höher gegenüber der ersten Abschätzung. Basierend auf den Hauptausrüstungsteilen wird das Massen-Material, Baustellenkosten und Montageleistungen über Erfahrungsfaktoren ermittelt. Kosten für Steuern, Gebühren und Massenrisiken werden separat ermittelt.

      Ingenieurkosten

      Die detaillierte Mengenermittlung der Investitionsabschätzung ermöglicht eine genauere Hochrechnung der Ingenieurstunden. Als Basis dienen wiederum die Erfahrungswerte des Unternehmens unter Verwendung von Faktoren, die Besonderheiten oder Erschwernisse dieser Anlage berücksichtigen. Durch die stärkere Aufteilung der Leistungen wird der jeweilige Schätzfehler jedoch reduziert.

      Als weitere Größe kommt eine pauschale Position für Unvorhergesehenes als Risiko-Rückstellung für beide der obigen Positionen hinzu.

      Die Angebotskalkulation basiert auf den technischen Unterlagen, die als Spezifikation an den Auftraggeber zusammen mit dem verbindlichen Angebot übergeben werden. Die Kostenermittlung entspricht grundsätzlich dem Vorgehen gemäß dem vorherigen Schritt, beinhaltet jedoch erheblich mehr Details. Eine detaillierte Möglichkeit zur Definition der Kosten ist die Element-Methode.

      Investitionskosten

      Für die wesentlichen Ausrüstungen sollten Angebote von Herstellern vorliegen. Dies umfasst gewöhnlich die Hauptaggregate, Ausrüstungen, Montageleistungen und Transportkosten. Die Kosten für Massenmaterial werden entweder über Einheitswerte aus einer eigenen Datenbank oder über entsprechende Angebote ermittelt. Zu diesem Zeitpunkt sind auch sonstige Kosten, wie Steuern, Zölle, Teuerung, Bürokosten, Reisekosten, etc. zu ermitteln.

      Ingenieurleistungen

      Als Grundlage dienen detaillierte Terminpläne die die Basis einer Ressourcenplanung bilden. Zusammen mit den Stundenschätzungen der Fachabteilungen ergeben sich die erwarteten Aufwände um den Auftrag abzuwickeln.

      Rückstellung für Risiken

      Eine weitere Position bezieht sich auf das Risikomanagement, das die Risiken und Chancen im Zusammenhang mit dem Projekt in einer pauschalen Rückstellung berücksichtigt. Die Bewertung stammt normalerweise aus der Vertragsanalyse.

      Drittkosten „Buy Out“

      Ein häufig eingesetztes Mittel ist eine Bewertung der Kosten über ein so genanntes „Buy Out“. Dabei wird unterstellt, dass sich im Laufe der Abwicklung für diverse Leistungen Dritter nicht die konservativ kalkulierten Kosten einstellen, sondern ein zusätzlicher Nachlass verhandelt werden kann. In diesem Fall wird ein pauschaler Betrag zwischen 3% und 8% der Drittkosten als „Buy Out“ gewertet, der als Verhandlungsziel bei der Vergabe von Aufträgen durch den Einkauf realisiert werden soll.

      Grundsätzlich dient die Angebotskalkulation als Grundlage der Start-Kalkulation. Da es aber üblich ist, dass der Auftraggeber nach dem Vergleich der Angebote noch Änderungen verhandelt, sollten diese Änderungen, die Bestandteil des Vertrages werden, in der Start-Kalkulation berücksichtigt werden. Die Start-Kalkulation kann somit erst erstellt werden, wenn alle Änderungen des Auftraggebers berücksichtigt und bewertet wurden. Sie dient als Basis zur Projektabwicklung und wird als Baseline bezeichnet. Eine Start-Kalkulation in der