K.P. Hand

Willenbrecher


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anfing, sie brutal auszupeitschen, petzte sie Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander. Sie hielt drei aus, beim vierten Schlag, der ihre Haut aufplatzen ließ, kam ihr ein leises Wimmern über die Lippen.

      Er seufzte verhalten: »Fünfundzwanzig Schläge ...«

      Mona hielt die Luft an. Das half sogar. Nach weiteren sieben Peitschenhieben, zuckte sie nicht einmal mehr zusammen. Ihr Rücken brannte so stark, das sie die neuen Schläge kaum noch spürte.

      Gerade als sie nur noch zehn hätte aushalten müssen, schlug er auf eine bereits offne Wunde, was Mona unwillkürliche aufschreien ließ.

      »Und wieder zwanzig ...«

      So ging das immer wieder hin und her. Bis sie irgendwann einfach zu erschöpft war um einen Ton von sich zu geben.

      Kraftlos hing sie an der Kette, als er fertig war. Sie spürte, wie ihr Blut den Rücken hinunterlief, aber es war ihr egal. Sie war nur froh, dass es vorüber war.

      »Das war für die Frechheit, ungefragt den Mund aufzumachen«, sagte er, nachdem er die Gerte aus der Hand gelegt hatte.

      »Sieh mich an! Heb den Kopf!«, befahl er, als er wieder bei ihr war und vor ihr in die Hocke ging.

      Sie hob den Blick.

      »Also, du wolltest nicht trinken, richtig? Wolltest lieber Säure, als das, was ich anzubieten habe, richtig? Antworte!«

      »Ja, Herr«, brachte sie hervor.

      Er lachte leise und hob eine Hand, in der statt der Gerte nun ein Wasserglas lag. Eiswürfel schwammen darin.

      Monas Augen wurden groß. Noch nie hatte ein Glas Wasser so verführerisch ausgesehen!

      »Zu schade, dass ich dir Wasser reichen wollte«, sagte er amüsiert grinsend.

      Mona starrte ihn flehend an.

      »Oh was?« Er lachte. »Willst du jetzt etwa doch trinken?«

      Sie nickte weinend.

      Er warf ihr einen nachvollziehenden Blick zu. »Natürlich, jetzt, wo du weißt, dass es Wasser ist. Köstliches, sprudelndes Mineralwasser. Eiskalt. Ich habe extra eine frische Flasche für dich aufgemacht, die im Kühlschrank gelegen hat.« Er seufzte. »Ich habe dich zweimal gefragt, du wolltest nicht!«

      Er zuckte mit den Schultern, hob das Glas an und trank selbst einen Schluck davon.

      »Hm«, machte er dann. »Auspeitschen macht mich immer so durstig. Wie sieht es bei dir aus? Ich wurde nie ausgepeitscht. Hat man danach großen Durst? Oder eher weniger?«

      Monas Schultern zuckten, weil sie einen Weinkrampf unterdrückte.

      Die größte Folter, die er ihr antat, war nicht das auspeitschen gewesen, sondern die Psychospielchen.

      »Na ja, vielleicht willst du ja morgen«, sagte er und erhob sich.

      Mona sah, wie er das Wasserglas auf dem Boden abstellte. Nicht weit von ihr entfernt, aber sie konnte sich ja nicht bewegen. Sie schluckte, während sie die Eiswürfel beobachtete, die im sprudelnden Wasser schwammen.

      Er stand hinter ihr, als sie hörte, wie er seine Hose öffnete.

      »Du weißt ja, was ich mache, wenn du nicht trinken willst«, sagte er noch amüsiert. »Heute könnte das allerdings etwas ... brennen. Aber diesmal, darfst du schreien.«

      Mona biss die Zähne zusammen, als der warme Strahl ihren Rücken traf. Sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben. Aber die offenen Wunden brannten zu stark, sie fing doch zu schreien an.

      Als er fertig war, ging er zu Tür. Er ließ sie auf dem Boden kauern und er ließ ihr das Licht an. Und Mona wusste auch ganz genau warum: damit sie das Glas Wasser immer vor Augen hatte.

      »Ich hoffe, dass du bald kooperierst«, sagte er noch zu ihr. »Wenn sich die Wunden auf deinem Rücken entzünden, könnte das recht ... unschön werden. Mal ganz davon abgesehen, das du nicht mehr lange ohne Flüssigkeitszufuhr durchhältst. Ich gebe dir noch eine Nacht, bevor es wirklich kritisch wird ... vielleicht auch etwas früher.«

      Mona glaubte, das er Recht haben könnte. Was das Schlimmste an der Sache war. Nun musste sie sich entscheiden, ob sie nachgeben oder verdursten wollte.

      »Wir sehen uns dann morgen Abend wieder.« Er öffnete die Tür und fügte hinzu: »Das sind etwa ... zwanzig Stunden. Mehr oder weniger. Aber ich gestatte dir, nach mir zu schreien, wenn du das Gefühl hast, elendig zu verrecken.«

      Lieber sterbe ich, dachte Mona noch. Aber würde sie wirklich so stark bleiben können?

      ***

      » ... vor vier Tagen verschwand die neunzehnjährige Mona Lorenz«, berichtete die schöne, blonde Nachrichtensprecherin. »Die junge Frau wurde nach einem Vorstellungsgespräch bei der Rechtsanwaltsfirma Schönmayer nicht mehr gesehen. Laut Polizeisprecher hat sie sich danach bei keinem Bekannten mehr gemeldet. Niemand will die Vermisste danach gesehen haben. Wohlmöglich besteht ein Zusammenhang mit dem mysteriösen Verschwinden des Personalchefs, der das Vorstellungsgespräch geführt haben soll. Der Mann soll eine falsche Identität angegeben haben und sei verschwunden, nachdem die Polizei ihn Fragen über die Vermisste gestellt habe. Rechtsanwalt Schönmayer bestreitet, etwas davon gewusst zu haben und verweigert jegliche weitere Aussage. - Die Ermittler bitten um Mithilfe. Sollte jemand das Mädchen oder den Personalchef seither gesehen haben, möge dieser sich bitte bei der städtischen Polizeiwache melden. Oberhauptkommissar Schreiber ist zuversichtlich, dass die junge Frau noch lebend gefunden werden kann, wenn schnell gehandelt wird ...«

      Alessandro beugte sich zur Fernbedienung hinab und schaltete den Falschbildfernseher aus.

      Er war gerade aus der Dusche gekommen und hatte sich ein weißes Handtuch um die schlanke Hüfte geschlungen, als die Eilmeldung eingeblendet worden war.

      Kopfschüttelnd dachte er daran, was für naive Idioten da am Werk waren. Nicht die Täter, er meinte die Ermittler, die glaubten, schneller voran zu kommen, indem sie sich an die Öffentlichkeit wandten.

      Egal was sie taten, das Mädchen würden sie vermutlich nie wieder sehen. So wie den Großteil aller andern Vermissten. Jedenfalls nicht, wenn der dahinter steckte, den Alessandro hinter all dem vermutete.

      Erstaunlich wie schnell sich der kleine Wurm wieder auf die Beine gebracht hat, überlegte er und schüttelte erneut den Kopf. Wenn er aber nicht aufpasste, würde er bald mächtig auf die Schnauze fliegen. Lange würden Enio und Alarich sich das nicht tatenlos mit ansehen.

      Alessandro hielt von all dem nicht viel. Diese ganzen Machtspielchen. Wer war der böserer, der grausamere, der skrupellosere Mann? ... Blablabla .... Er war nicht unbedingt so, wie all die anderen klischeehaften Verbrecher. Er tat, was getan werden musste, wenn die Höhe der Summe stimmte. Das beutete nicht, dass er unbedingt Spaß daran hatte oder das er mehr wollte. Eine Machtposition hatte er nie angestrebt. Zuviel Verantwortung und viel zu viele Feinde. Jeder Arschkriecher konnte einen verraten. Und Alessandro hatte noch nie jemand anderen als sich selbst vertraut.

      Dennoch nahm er sich die Freiheit, sich als etwas Besseres anzusehen. Denn er hatte moralische Grenzen, die er nie überschritt. Die, denen er schadete, hatten sich das selbst zuzuschreiben. Aber unschuldige Mädchen verschleppen, das ging selbst ihm zu weit.

      Nicht, das er eingreifen oder sich viel darum kümmern würde. Es ging ihm ums Prinzip. Die andern konnte gerne machen, was immer sie wollten. Drogenhandel, Waffenhandel ... Menschenhandel. Ihm egal. Aber er würde sich da nicht mit reinziehen lassen, soviel war klar.

      Er ging von seiner Sofaecke hinüber zu seiner zimmereigenen Bar, wo er sich erst einmal einen Drink eingoss.

      Gerade nahm er einen großen Schluck Bourbon, als es an seiner Tür klopfte.

      »Komm rein.«

      Kaum gesagt, schlüpfte Brian herein.

      »Dein Bruder tobt«, berichtete dieser.

      »Immer noch?«

      Alessandro