Josef Mugler

Die Adria entlang von Görz bis Bar


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Hofreitschule. Im Ersten Weltkrieg wurden die Pferde in das Gestüt Piber in der Steiermark gebracht. Die Zucht in Lipica musste danach neu aufgebaut werden.

      Südlich des Val Rosandra kann man, ebenfalls schon auf slowenischem Staatsgebiet, einen Abstecher zur mittelalterlichen Burg von Socerb machen, von der aus ein schöner Blick auf den Golf, das Hafen- und Industriegebiet und die Stadt Triest selbst möglich ist.

      Von Triest nach Pula

      Auf der Fahrt von Triest entlang der Küste Richtung Süden passiert man bald am südlichen Ufer der gleichnamigen Bucht das alte, romantische Fischerstädtchen Muggia. Es wurde abwechselnd von Triest und Venedig beherrscht und war vor allem dann ein wichtiger venezianischer Stützpunkt, als das benachbarte Triest schon längst unter dem Schutz der Habsburger stand. 1857 wurde hier die Stabilimento Tecnico Triestino gegründet – die größte Schiffswerft der k. u. k. Monarchie, die in der Lage war, die größten Schlachtkreuzer der Kriegsmarine zu bauen, so z.B. auch die „Viribus Unitis“. 1876 erwarb der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator in Zindis bei Muggia ein Landhaus mit den dazugehörigen Ländereien, das er allerdings mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs aufgeben musste, weil man seine Sicherheit dort nicht mehr garantieren konnte.

      Nach Überqueren der Grenze zu Slowenien erreicht man als erste größere Ansiedlung (mit knapp 25.000 Einwohnern) die Hafenstadt Koper (italienisch Capodistria = das Haupt Istriens).

      Koper ist griechischen Ursprungs, hieß Aegida, römisch Capris, unter Kaiser Justinian II. Justinopel, die Venezianer benützten die lateinische Bezeichnung caput histriae und deutsch hieß es Gavers. Die Ansiedlung befand sich auf einer Insel, die später mit dem Festland verbunden wurde. Im Jahr 932 schloss Venedig einen Handelsvertrag mit Capodistria, der vor allem venezianischen Kaufleuten Privilegien einbrachte. Der Hauptplatz mit dem Prätorenpalast, dem Campanile und der Loggia wurde vor wenigen Jahren aufwändig renoviert und ist äußerst stimmungsvoll. Das gilt auch für das nahe gelegene Städtchen Izola.

      chapter7Image1.jpeg Der Prätorenpalast von Koper (1993)

      Aber das alles wird übertroffen von dem Städtchen an der Spitze der großen Halbinsel: Piran. Die Herkunft des Namens ist umstritten – vielleicht hat es etwas mit dem griechischen „pyr“ (Feuer) zu tun, weil das Feuer für Signale an dieser exponierten Landspitze für die Schifffahrt wichtig war. Der Violinvirtuose und Komponist Giuseppe Tartini (1692-1770) wurde hier geboren. Am bekanntesten ist seine Teufelstrillersonate. Mittelpunkt der Stadt ist der Tartini-Platz mit einem Standbild des Virtuosen. Der Platz dehnt sich über einem im Jahr 1894 zugeschütteten Hafenbecken aus. Darüber thront der Sankt Georgs-Dom aus dem 12. Jahrhundert.

      chapter7Image2.jpeg Das Tartini-Denkmal und der Campanile des Sankt Georgs-Doms (1996)

      Die ganze Stadt ist eine Art Freilichtmuseum, als kulturhistorisches Denkmal geschützt. Im Marinemuseum, untergebracht im Gabrielli-Palast am Hafen, findet man unter anderem Einrichtungsgegenstände der Fregatte „Erzherzog Ferdinand Max“, auf der Wilhelm von Tegetthoff 1866 jene österreichische Armada befehligte, die vor der Insel Lissa (Vis) die überlegene italienische besiegte.

      Von Piran kommt man an dem ehemaligen, in jugoslawischer Zeit zu einer Renommier-Hotelanlage ausgebauten Kloster Sankt Bernhard (Grand Hotel Bernardin) vorbei in die Touristenmetropole Sloweniens: Portorož, den Rosenhafen. Zwischen 1909 und 1912 verkehrte von Piran nach Portorož einer der ersten O-Busse Österreichs und von 1912 bis 1953 eine Straßenbahn.

      Dieser Abschnitt der Meeresküste ist wärmer als die gegenüber liegende italienische Seite: Der Unterschied soll im Jahresmittel ein Grad, im Winter sogar drei Grad betragen. 1879 begann der aus Piran stammende Arzt Dr. Giovanni Lugnani Rheuma-Patienten zu behandeln. In der Folge entstanden entlang des Strandes Hotels. Im Zentrum steht das Hotel Palace, ehemals Luxushotel in der Monarchie, eröffnet 1909, Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben, mit Geld einer österreichischen Bank wieder auf Fünf-Sterne-Niveau gebracht und 2009 als „Kempinski Palace Portorož“ wiedereröffnet. Der Luxus ist wieder eingezogen, hoffentlich auch die Rentabilität.

      Südlich von Portorož liegen die Salinenfelder von Sečovlje, die schon im Mittelalter, vielleicht sogar noch früher, bestanden haben. Für die Venezianer waren diese Salzfelder eine der vielen Quellen ihres Reichtums. Sie verteidigten über Jahrhunderte ihr Salzhandelsmonopol und ließen keine Konkurrenz aufkommen. Nur die Salinen von Triest, die im Gebiet des heutigen Borgo Teresiano lagen, mussten sie den Habsburgern überlassen.

      Gegen Ende der österreichischen Zeit boten die k. u. k. Salinen von Sečovlje rund 4.500 Menschen Arbeitsplätze. Heute versucht man die teilweise verfallenen Anlagen wieder zu beleben. Nach Passieren des Salinengeländes kommt ein Sportflughafen in Sicht, der just im Juni 1914, wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Seeflugstation gegründet wurde. Ausgediente Salzlagerhallen sollten als Hangars dienen und sogar eine Flugzeugfabrik sollte hier entstehen. Aber das ließ sich alles nicht mehr verwirklichen. Dahinter endet der rund 47 km lange Küstenabschnitt Sloweniens, über dessen Verbindung zum internationalen Gewässer der Adria heftig gestritten wird. Das Ringen um die richtige Grenzziehung in dieser Bucht zwischen Kroatien und Slowenien dauert seit dem Zerfall Jugoslawiens bis heute an.

      Eine lokale Straße führt bald nach Überschreiten der Grenze zur Spitze der Halbinsel Savudrija, wo ein im Jahr 1826 (nach anderen Quellen 1818) errichteter Leuchtturm 29 m in den Himmel ragt. Dass der Leuchtturm als „Hideaway“ für Fürst Metternich und eine nicht näher bekannte Kroatin, die er auf einem Ball in Wien kennen und lieben gelernt haben soll, gebaut wurde, ist wohl eher gut erfunden als wahr – aber wer weiß?

      chapter7Image3.jpeg Der Leuchtturm von Savudrija (2009)

      Im Dogenpalast von Venedig hängt ein Bild von Tintoretto, das eine Seeschlacht vor Salvore (=Savudrija) zwischen Venedig auf der einen Seite und den verbündeten Flotten von Kaiser Friedrich Barbarossa und dem Papst zeigt. Natürlich war Venedig siegreich, sonst würde das Bild wohl woanders hängen oder gar nicht existieren – manche meinen aber auch, diese Seeschlacht hätte es gar nicht gegeben. Ein paar Kilometer südlich der Landspitze liegt Sipar mit prähistorischen und römischen Funden. Umag war spätestens seit der (angeblichen) Rettung des Sarges des Heiligen Markus den Venezianern besonders wert. Das Schiff, mit dem der Sarg des Heiligen von Alexandria nach Venedig überführt werden sollte, ist angeblich hier gestrandet. Umag hat eine sehenswerte Altstadt. Leider brannte der originale Stadtpalast samt Loggia 1924 nieder.

      Eigentlich haben die Städtchen an der Westküste Istriens alle eine ähnliche Struktur und Geschichte: Meist auf einer Halbinsel oder Insel, die irgendwann einmal mit dem Festland verbunden wurde, gelegen, Jahrhunderte unter der Herrschaft Venedigs, die allerdings auch Slawen, Albaner und Griechen ansiedelten, enge Altstadtgässchen, mehrere Kirchen mit oft frühmittelalterlichen Grundmauern und Campanile, Stadtpalast mit Stadtturm und Loggia. Die Österreicher haben daran in „ihrem“, dem 19. Jahrhundert, meist nichts geändert.

      Was für Umag zutrifft, findet man auch in Novigrad, Poreč, Vrsar und Rovinj. Nur Pula ist wirklich anders – worauf noch zurückzukommen sein wird.

      Novigrad, die neue Stadt, soll von den Argonauten und Kolchern gegründet worden sein, wie überhaupt die ganze Adria-Ostküste hinauf bis zum Timavo vor den Römern von den Griechen kolonisiert war. Als die Stadt im 6. Jahrhundert wieder in den Herrschaftsbereich von Byzanz fiel, erhielt es den Namen Neapolis, vielleicht weil sein Standort verlegt wurde, und die Venezianer nannten es schließlich Cittanova. So alt kann also eine „neue“ Stadt sein! Sie erlebte wie die anderen Städte dieser Küste jede Menge Kriege, Plünderungen durch Piraten – auch durch die Türken, die so weit in venezianisches Kerngebiet eingedrungen waren – und Pestepidemien. Die Venezianer investierten nach jeder Katastrophe immer wieder in den Neuaufbau. Auch Villen von Adeligen und Klöster entstanden an dieser Küste, doch viele wurden in jugoslawischer Zeit verlassen.

      Poreč,