Celine Ziegler

Hearts Collide


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Seite an.

      "Na ja, bist wohl so ein hoffnungsloser Romantiker."

      Er lacht. "Ganz bestimmt nicht."

      "Wieso hast du mich dann hier her gebracht?"

      Er sieht mich ernst an und kaut nachdenklich an seiner Innenwange. "Weil ich dir zeigen werde, dass 'so Etwas' Spaß machen kann."

      Ich ziehe meine Augenbraue hoch und sehe ihn an.

      "Und ich denke jetzt nicht an Liebschaften oder andere Arten von Zärtlichkeit, sondern einfach nur Freundschaften. Ich hab zwar keine Ahnung, wieso du Beziehungen zu Menschen so verachtest, aber ich denke, ich kann dich umstimmen."

      "Aiden ..."

      "Ich meine es ernst, ich -"

      Ich schüttle den Kopf, trete zwei Schritte von dem Fenster zurück und hebe die Hand, um ihm zu verstehen zu geben, dass er aufhören soll zu reden. "Nein, stop. Ich hab dir heute, beziehungsweise gestern gesagt, dass ich das nicht will und daran wird auch ein Sternenschauer nichts ändern."

      Er geht jetzt auch vom Fenster weg und sieht mich an. "Aber sag mir doch wieso."

      "Weil ich mir so etwas momentan einfach nicht leisten kann, Aiden."

      Er sieht mich fragend an.

      "Ich bin hier auf das College gekommen, um endlich englische Literatur zu studieren und endlich Erfolg zu haben, in dem was ich tue. Ich will Schriftstellerin werden. Aber ich will nicht irgendeine Schriftstellerin werden, ich will eine gute Schriftstellerin sein, verstehst du? Ich will endlich von den Menschen beachtet werden und angesehen, dafür, dass ich etwas sehr gut kann. Mein ganzes Leben lang arbeite ich auf nichts Anderes hin als auf das. Schon immer war ich so. Ich wollte keine Freunde oder Beziehungen haben und ich will es heute noch immer nicht, bis ich endlich das erreicht habe, was ich möchte. Ich will auch endlich den Erfolg genießen, ein Buch zu veröffentlichen und Signierstunden zu geben. Und daran wirst auch du nichts ändern, Aiden."

      Aiden sieht sichtlich schockiert von meinen Worten aus.

      Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich jetzt schlecht oder gut fühlen soll. Einerseits ist es doch nur die Wahrheit. Schon immer wollte ich Erfolg haben und dafür habe ich viele Opfer gebracht, wieso sollte ich das also jetzt aufgeben? Andererseits fühle ich mich Aiden gegenüber wie der letzte Vollidiot. Ich komme mir gerade vor wie eine absolut unerträgliche, karrierefixierte Frau. Mein Gedanken sind total durcheinander.

      Aiden öffnet den Mund, um etwas zu sagen, schließt ihn dann aber wieder und lässt die Schultern hängen. Er hat jetzt einen sehr resignierten Blick in den Augen. "Okay." Es scheint, als wäre kein Leben mehr in seiner Stimme. Okay? Einfach nur 'Okay'? Ich sehe ihn fragend an. Aiden sieht von mir weg und geht zur Treppe.

      Ich stehe immer noch stocksteif und absolut verwirrt im Turm. Stirnrunzelnd sehe ich ihm hinterher. Er geht einfach?

      "Kommst du?" Er sieht erwartungsvoll zu mir, als er merkt, dass ich mich nicht von der Stelle bewege. Ich entdecke absolut keine Emotion mehr in seinem Gesicht. Er scheint wie ausgewechselt. Eben war er doch noch der gut gelaunte Aiden.

      Ich nicke nur stumm und folge ihm die Treppen hinunter. Durch meinen Kopf schwirren so viele Gedanken. Ich hab keinen Schimmer, was jetzt auf mich zukommt. Will er jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben? Lässt er mich in Zukunft in Frieden? Ich hoffe es doch. Oder auch nicht... Ach, ich bin so verwirrt. Ich wünschte, ich hätte den Anblick der Sternschnuppen noch länger betrachtet. Es war wirklich schön.

      Wir steigen wortlos in sein Auto und er fährt ohne ein weiteres Wort los. Die Musik vom Radio ist ausgeschaltet, weshalb die Situation noch um einiges unangenehmer ist. Am Campus angekommen, parkt er auf dem Parkplatz. Die Situation wird immer unangenehmer.

      "Also...", traue ich mich zu sagen und sehe ihn auffordernd an.

      Er sieht mich wieder mit diesem Blick an, in den man einfach rein gar nichts reininterpretieren kann. Etwas sagen tut er aber trotzdem nicht.

      "Ich versteh schon, du willst nicht mehr mit mir reden. Ist auch gar nicht nötig." Pampig schnalle ich mich ab und steige aus. Mit einem lauten Knall schmeiße ich die Tür zu und stampfe davon.

      "Ravely!"

      "Was ist?" Aufgebracht drehe ich mich zu ihm um.

      Seinen Kopf hat er aus dem Fenster gestreckt. "Ich gebe dir nur das, was du möchtest." Und er fährt weg.

      Eigentlich hat er doch Recht. Er gibt mir das, was ich möchte. Ich sollte endlich froh sein, dass ich ihn los bin. Dieses College hat mich innerhalb von zwei Tagen schon zu Dingen gebracht, die ich normalerweise nie machen würde und dadurch habe ich jede Menge Zeit verloren. Ich weiß jetzt schon, dass ich morgen im Unterricht unausgeschlafen und unkonzentriert sein werde, dank Aidens Mitternachtsausflug. Außerdem bringt Aiden meinen Kopf fast zum Platzen. Ich sollte ihn einfach aus meinem Leben verbannen und mich auf das Wesentliche konzentrieren.

      Mit Kopfschmerzen komme ich in mein Zimmer und bin erleichtert, als ich Aby in ihrem Bett schlafen sehe. Irgendwie mag ich sie, auch wenn sie merkwürdig sein kann.

      "Rave?", jauchzt Aby und dreht sich zu mir, als ich mir gerade die Schuhe ausziehe.

      "Hm?"

      "Alles klar? Wo warst du?" Sie reibt sich verschlafen die Augen.

      "Ich war nur kurz weg. Etwas hat mich aus dem Schlaf gerissen." Und schon wieder sind meine Gedanken bei Aiden, weshalb meine Laune sichtlich sinkt.

      "Alles okay bei dir? Du siehst ganz schön ... irgendwie traurig aus". Aby setzt sich an die Bettkante und betrachtet mich skeptisch.

      Ich atme einmal tief ein und gehe zum Schreibtisch, auf der meine Schlafsachen liegen. "Nein, ja, alles in Ordnung." Schnell ziehe ich mich um und lege mich in mein Bett. Mir entgeht jedoch der misstrauische Blick von Aby nicht. Ich ziehe mir die Decke bis zu den Ohren und schließe die Augen. Ich will jetzt nicht mit Aby reden. Ich will einfach die Nacht heute vergessen und schlafen.

      "Na ja, okay." Sie schaltet das Licht aus. "Aber wenn du etwas hast, worüber du reden möchtest, kannst du mit mir reden. Dafür sind Freunde da."

      Mit dem Wort „Freunde“ im Hinterkopf und dem Versuch, Aiden aus meinen Gedanken zu drängen, schlafe ich ein.

      Ich träume in dieser Nacht von Sternschnuppen und Schmetterlingen.

      Am liebsten würde ich heute nicht zu den Kursen gehen. Ich bin, wie erwartet, todmüde und ich habe absolut keine Lust, auf Aiden zu treffen. Vor allem, weil ich nicht weiß, wie er reagieren wird. Wahrscheinlich nicht anders als sonst. Wir haben uns bisher immer während der Kurse ignoriert, also würde sich jetzt nicht viel ändern. Trotzdem wäre es ein Fehler nicht zu gehen, nur weil ich ihn nicht sehen möchte. Ich sollte mich von so etwas nicht ablenken lassen. Irgendwann habe ich ihn sowieso komplett vergessen, hoffe ich zumindest.

      Ich entscheide mich heute, mich in die erste Reihe zu setzen, um nicht in Versuchung zu kommen, Aiden auch nur anzusehen. Professor Snow beginnt den Unterricht und ich frage mich, ob Aiden hier ist. Immerhin sehe ich von hier vorne niemanden. Ich drehe mich kurz um und sehe ihn in der letzten Reihe sitzen. Blondie sitzt wieder neben ihm. Ich bereue es, zurück geschaut zu haben und drehe mich sofort wieder nach vorne. Ich bekomme nur nebenbei mit, dass wir in Partnerarbeit eine Argumentation über Gott verfassen sollen.

      Partnerarbeit. Super. In meiner alten Schule hatte ich immer Scar, die das mit mir gemacht hat, aber hier habe ich niemanden. Die Pärchen in der Klasse haben sich gebildet. Als ich mich nach den übrig gebliebenen Kommilitonen umsehe, erkenne ich, dass Aiden mit Blondie Partnerarbeit macht.

      "Miss Green, wie ich sehe, haben Sie noch keinen Partner." Professor Snow kommt auf mich zu.

      Ich nicke und er sieht sich suchend in der Klasse um. "Möchte vielleicht jemand Miss Green in seine Gruppen einbinden?"

      Niemand sagt etwas und ich starre nervös auf meine Finger. Das ist dann also der Preis dafür, wenn man sich bei allem enthält. Nicht einmal Leon meldet sich. Ich fühle mich unheimlich ungewollt.