Franz Bingenheimer

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Smartfon mürrisch auf das Bett.

      Wer war die Frau gegenüber im Wohnhaus im vierten Stock? Er hatte sie noch nie gesehen. Gut sah sie aus! Ihr aufreizender junger Körper hatte ihn in sexuelle Erregung gebracht. Ein Jahr war er schon in dieser Wohnung. Obwohl er das Geschehen im Nachbarhaus beobachtete, war sie ihm noch nicht aufgefallen.

      Während er ins Bad ging, um seine Morgentoilette zu beginnen, schaltete er seinen automatischen Anrufbeantworter so ein, dass er die ankommenden Gespräche mithören konnte.

      Vor seinem luxuriösen Spiegelschrank im Bad, vor dem er jetzt stand, sah er Stolz mit Freude seinen sportlich gut durch trainierten Körper.

      Die drei Abende wöchentlich, die er mit anschließender Sauna in einem exklusiven Fitness Studio verbrachte, lohnten sich für ihn. Dass es eine gemischte Saunakabine war für Männer und Frauen, störte ihn nicht. Im Gegenteil es gefiel ihm!

      Er wusste, dass ihn die Frauen heimlich beobachteten, wenn er in dem heißen Dampf, beim Aufguss, auf dem Lattenrost in der Saunakabine lag und schwitzte.

      Ja, er war der Typ Mann, auf den die Frauen flogen. Er war Ende zwanzig, schlank, muskulös, 1,89 Meter groß, ein dunkler Hauttyp, mit braunen Augen, kantiges Gesicht und schwarze kurz geschnittene Haare, die er durch einen leicht angezeigten Mittelscheitel nach hinten gekämmt hatte.

      Durch seine markanten Gesichtszüge wirkte er etwas älter als 28 Jahre, was aber nur seine Männlichkeit bestätigte.

      Soeben hatte sich seine programmierte Stereoanlage eingeschaltet. >>Steht auf und genießt den neuen Tag! <<, forderte der Radiosprecher erfrischend und legte einen Song von Whitney Houston auf. Kurz nachdem er morgens aus dem Haus war, schaltete sich die Anlage automatisch wieder ab. Es passte alles zu seinem Berufsbild. Kai Raimann war Troubleshooter. Problemlöser würde man ihn in einer deutschen IT - Firma nennen.

      Er war angestellt bei Kommunikations-Computer, einer namhaften amerikanischen Firma auf der Frankfurter Landstraße. Der Hauptsitz der IT-Software Firma war in New York, die ihre Niederlassungen über die ganze Welt verstreut hatten.

      Über den zweiten Bildungsweg hatte er in München Elektronik studiert. Eine feste Beziehung oder gar eine Frau war für ihn zurzeit nicht denkbar, da er beruflich sehr viel im Ausland war.

      Noch zehn Minuten hatte er Zeit, das Haus zu verlassen. Denn seinen Termin um 7:45, bei der Weltfirma IBM in Frankfurt, durfte er auf keinen Fall versäumen.

      Es ging um die Anpassung der Soft- und Hardware der Computer seiner Firma. Ein Auftrag in Millionenhöhe. Sollte ihm die Demo gelingen, war man kompatibel für die ganze Bürokommunikation weltweit. Für ihn war es das berufliche Sprungbrett überregional zu arbeiten und endlich an das große Geld zu kommen. Als Software-Spezialist stand ihm die ganze Welt offen. 20.000 Euro Monatsgehalt waren keine Seltenheit in seinem Job.

      Soeben hatte sich seine Mailbox eingeschaltet.

      >>Hallo Kai, altes Haus. Hier ist Ken! <<, meldete sich sein Freund auf dem Anrufbeantworter.

      >>Ich bin heute Abend in der Disco-Bar Serena. Wäre schön dich zu sehen. „Ciao“! <<,

      Die Disco-Bar Serena am Westend der Stadt mit ihren 764.000 Einwohner war ein Treffpunkt für Heterosexuelle, Schwule und Lesben. Es war die bekannteste Nacht-Bar im Großraum Frankfurt. In der, die Szene der Reichen, Schönen und Drogendealer, ihre geheimen Wünsche ausleben konnten. Ein besonderer Platz, an dem eintauchen konnte in die Nacht und anonym sein konnte.

      Ken Metzger war sein bester Freund. Dass er schwul war störte ihn nicht. Das Einzige was Kai zunehmend Sorgen bereitete, waren seine Drogenprobleme. Denn er war ständig auf der Suche nach Geld, um seine Sucht finanzieren zu können. Wo er das viele Geld her bekam, wusste Kai nicht.

      Ja, er wollte es auch nicht wissen!

      Sie kannten sich schon lange vor seiner Abhängigkeit von den Drogen. Das Thema Drogen wäre seine Sache, sagte sein Freund öfter, wenn er ihn danach fragte.

      Mit fast einer Viertelstunde Verspätung fuhr Kai Raimann mit dem Aufzug seines Wohnhauses in die unterirdische Tiefgarage. Er hatte es eilig. Sein dunkelblauer tiefergelegtes BMW Sport Cabriolet stand gleich am Eingang zum Parkhaus.

      Schnell stieg er ein und fuhr los. Während er sein luxuriöses Auto beschleunigte, lehnte er sich leicht im Fahrersitz zurück. Fünfundvierzig Minuten hatte er noch Zeit bis zu seinem wichtigen Termin in der Bank.

      Die Ausfahrt der Tiefgarage lag genau an einer der Hauptverbindungsstraßen zum Frankfurter West-Kreuz. Nach wenigen Minuten hatte er sich problemlos in den schnell fahrenden Berufsverkehr eingereiht. Man musste nur mitfahren in den Hauptverkehrszeiten. Obwohl nur 50 Km/h erlaubt waren, wurden in dem Morgenstunden Fahrgeschwindigkeiten zwischen, siebzig, achtzig Km/h gefahren.

      Es ist heute wieder ein herrlicher Tag mit einer strahlenden Sonne am wolkenlosen Himmel, dachte er gut gelaunt und freute sich auf den freien Nachmittag mit ein paar Freunden im Biergarten, am nahen liegenden Fuß zu verbringen.

      Vereinzelte Verkehrspolizisten an den Kreuzungen beschleunigten durch Handzeichen auffordernd den fließenden Straßenverkehr.

      Ach, es kann wunderschön sein das Leben! Man muss es nur zu genießen wissen, dachte er und schaute einer hübschen Frau auf dem Bürgersteig nach, beschleunigte seinen Wagen und pfiff kurz durch die Zähne.

      Plötzlich fing sein Smartfon an der Freisprech-Konsole des Armaturenbretts an zu piepsen.

      Vorsichtig nahm er die rechte Hand von seinem Lenkrad um das Head Fon, das er immer griffbereit neben sich auf dem Beifahrersitz bereitgelegt hatte, zu nehmen.

      >>Wo war es? Das verdammte Ding!? Es lag doch unter meiner Aktentasche<<, überlegte er etwas verärgert und sah kurz auf den Beifahrersitz. Jetzt sah er plötzlich nur noch zwei rote Rückleuchten eines Autos vor sich, und trat instinktiv voll auf die Bremspedale. Die Hände vor seinem Gesicht schützend, flog er mit dem Kopf an die Windschutzscheibe.

      Er spürte nur noch einen heftigen Schlag am Kopf. Dann verlor er sein Bewusstsein.

      >>Hallo hören Sie mich? <<, vernahm er nach einigen Sekunden der Bewusstlosigkeit eine helle Stimme.

      Als er langsam zu sich kam, sah er vor sich das verschwommene Gesicht einer jungen Frau.

      Was war geschehen? Wo war er?

      >>Geht es Ihnen gut? <<, wollte die attraktive gutaussehende Dame von ihm wissen, die er jetzt deutlich erkennen konnte. >>Sie wären um ein Haar auf meinem Pkw aufgefahren<<, sagte sie etwas vorwurfsvoll, während Kai sich doch noch ganz benommen an den Kopf fühlte.

      Nur eine starke Schwellung hatte er an der Stirn durch den Aufschlag an der Windschutzscheibe bekommen.

      >>Noch einmal Glück gehabt<<, meinte die Frau und schaute nach beobachtend nach hinten.

      Denn eine lange Wagenkolonne hatte sich auf der rechten Fahrspur gebildet. Jetzt fingen die Autofahrer an zu hupen.

      >>Unsere Autos haben keinen Schaden genommen und wie ich sehe sind sie auch wieder in Ordnung. Sollte es doch noch Fragen geben. Hier ist meine Adresse! <<, sagte sie und legte ihre Visitenkarte auf seinen Beifahrersitz.

      Dann schloss sie die rechte Wagentür.

      >>Ich habe es eilig! <<, rief sie ihm entschuldigend zu, während sie schnell zu ihrem Wagen ging, einstieg und losfuhr.

      Der nachfolgende Verkehr hatte sich auf die Verkehrssituation eingestellt und die aufkommende Straßenblockade umfahren. Jetzt erst war Kai Raimann wieder richtig bei Bewusstsein. Sofort erfasste er die Situation. Sein Fahrzeug war im Weg! Er musste schnellstens die Straße für den nachfolgenden Verkehr freimachen. Nachdem er seine Warnblinkanlage eingeschaltet hatte, fuhr er langsam suchend die Straße entlang, bis er eine geeignete Parklücke