Franz Bingenheimer

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freigegeben.

      Man hatte ihn schon dringend erwartet. Kaum hatte er seine Kundendiensttasche abgestellt, bekam er auch schon seine Anweisungen.

      >>Es ist sehr wichtig! Man wartet schon auf dich im 43. Stock. Im Vorzimmer der Geschäftsleitung!

      Bei Frau Borelli sollst du dich melden. <<, sagte der Chefoperater.

      >>Um was geht es eigentlich? <<, fragte Kai.

      >>Es geht sehr wahrscheinlich um Übertragungsfehler der Daten die von unserer Bank gesendet werden. <<

      >> O.K., ich gehe hoch! <<, erwiderte er, nahm das Datascop, das griffbereit im Schrank unter Verschluss stand, und ging eiligst zum Aufzug. Die Aufzüge in der International Bank waren vom Feinsten. Technisch gesehen, sowie in ihrer Ausstattung ließen sie keinen Zweifel daran, dass man in einem noblen Bankhaus war. Durch ein leises kaum vernehmbares Geräusch wurden die Türen des Aufzugs geöffnet. Ein paar Personen standen schon im Lift, als er ihn betrat. Neugierig beobachteten die Bankangestellten ihn, nachdem er das 43. Stockwerk gedrückt hatte. Wer fuhr schon in die Chefetage? Nur besonders wichtige Leute hatten Zutritt in die Büros der Geschäftsleitung.

      In Sekundenschnelle war der Turboaufzug in das oberste Stockwerk hochgefahren.

      Die Etage, in der er ausstieg, glich ehr einem feudalen Appartement eines Nobel-Hotels. Übergroße Spiegel und wertvolle Ölgemälde waren an den Wänden des Flurs angebracht. Ein dicker schwarzer Teppichboden dämpfte das Begehen des Bodens. Geschäftsleitung Dr. Ruthardt von Anselm.

      Vorzimmer Sekretariat

      Frau Borelli

      Stand auf dem exklusiven, vergoldeten kleinen Schild, das neben der Tür an der Wand befestigt war.

      >>Herein! <<, rief eine helle Stimme recht freundlich, nachdem Kai ehr vorsichtig an der Tür anklopfte, bevor er ins Zimmer eintrat. >>Sind Sie Herr Raimann? <<, fragte ihn die junge Frau hinter ihrem Sekretariats-Schreibtisch sofort.

      >>Ja, der bin ich! <<

      >>Auf sie warten wir schon! <<, meinte die schlanke dunkelhaarige Frau in einem Deutsch, aus der, der italienische Akzent ihrer Heimatsprache nicht zu überhören war.

      Vor ihr auf dem Schreibtisch stand recht auffällig ein hoch technisch ausgerüsteter Computer mit einer integrierten ChefsekretärTelefonanlage. Eilig nahm sie den Hörer des Telefons auf und berührte eine der Sensortasten.

      >>Ja! <<, meldete sich eine selbstsichere Männerstimme laut, die Kai Raimann über die eingeschaltete Freisprecheinrichtung mithören konnte.

      >>Der Techniker ist da! Kann er kommen? <<

      >>In zehn Minuten! <<, antwortete der Chef der International-Bank kurz befehlend, und trennte das Gespräch.

      >>Setzen Sie sich doch bitte! Es dauert noch etwas. Er hat ein wichtiges Telefongespräch auf der Leitung<<, sagte die Sekretärin freundlich und zeigte in die Sitzecke, in der zwei braune Ledersessel an einem kleinen Couchtisch standen.

      Der süßliche Geruch eines exotischen Frauen Parfüms überlagerte die angenehme Luft im Büroraum.

      >>Möchten Sie einen Kaffee? oder ein O-Saft trinken? <<, fragte sie während sie die Tastatur ihres Computers weiter bediente.

      >>Einen Kaffee? <<, ja, das wäre gut, antwortete Kai erfreut.

      Dann drückte sie erneut eine Telefontaste und bestellte einen Kaffee. Kai nahm jetzt erst das besonders schöne bunte Blumengesteck wahr, das auf ihrem Schreibtisch stand.

      Denn täglich wurde für ihr Sekretariat ein neues, schönes Blumengesteck von einem Kleingärtner geliefert.

      Erneut summte ihre Telefonanlage.

      >>Nicht schon wieder! <<, sagte die Sekretärin genervt, und nahm den Telefonhörer auf.

      Im selben Moment ging die Verbindungstür zum Nebenzimmer auf und eine etwas tiefere Männerstimme rief bestimmend. >>Kommen Sie bitte! Herr Raimann! <<,

      Die Sekretärin unterstrich die Aufforderung mit einem Handzeichen, während sie weiter telefonierte.

      Schnell stand Kai auf, ging an die offenstehende Bürotür, klopfte an und ging hinein.

      In einem großzügigen, eingerichteten etwa 60 qm großen Büroraum, an einem sehr wertvollen Mahagonischreibtisch auf dem ein Computer-Terminal stand, saß er.

      Dr. Ruthardt von Anselm, Chef der International Bank. Die Angestellten im Bankhaus bekamen ihn nur selten zu sehen.

      Morgens, wenn er mit seinem dunkelblauen 600er Mercedes von seinem Chauffeur gebracht wurde, betrat er durch einen privaten Hintereingang die große Bank. Ein separater Lift, der nur für die Chefetage vorgesehen war, brachte ihn ohne jeglichen Kontakt mit den Angestellten des Hauses in sein luxuriöses Büro. Nicht selten benutzte er den Hubschrauberlandeplatz, der auf dem Dach für das Bankhaus extra angelegt war.

      Da in der Bank Geld und Goldwerte in Milliardenhöhe gelagert waren, konnte man diese über den Luftweg sicher ohne besonderen Begleitschutz ans Ziel bringen.

      Das Bankhaus war eines der Wichtigsten in Europa. Ein Knotenpunkt für den Geldhandel weltweit.

      >>Setzen Sie sich bitte Herr Raimann<<, sagte der ca. 1,90 Meter große gut, aussehende Bank-Chef, in seinem schwarzen handgeschneiderten, feinen Maßanzug, der mit silbergrauen Nadelstreifen durchzogen war.

      Sein kantiges ovales gebräuntes männliches Gesicht und seine schwarzgraumelierten Haare erinnerten eher an einen Filmstar, in Hollywood, als an einen geschäftstüchtigen Bankmanager.

      Woher kannte er seinen Namen? dachte Kai.

      Denn weiter als in die 42. Etage kam er doch nie. Und die 43. Etage war normalerweise nur mit Sondergenehmigung zu betreten.

      Von Anselm hob den Hörer seines Telefons, das in den Mahagonischreibtisch eingebaut war auf, und drückte eine der vielen runden Sensortasten, welche teilweise schon aufleuchteten.

      >>Die nächste halbe Stunde möchte ich auf keinen Fall gestört werden! <<, sagte er bestimmend und legte den Telefonhörer wieder auf seinen Platz zurück.

      Dass er gleichzeitig mit dem Fuß ein computergesteuertes Aufnahmegerät, das sich unter der Schreibtischplatte befand, eingeschaltet hatte, wusste Kai Raimann.

      Denn er hatte es erst vor wenigen Wochen Selbst installiert. Ein winziges stecknadelgroßes Mikrofon nahm jetzt alles was im Chefzimmer gesprochen wurde auf.

      Auch abends, wenn Dr. von Anselm sein Büro verließ, schaltete er es ein. Nicht einmal seine Sekretärin, wusste von dieser Abhöranlage. Das Reinigungspersonal durfte nur unter Aufsicht des Wachpersonals sein Büro betreten. Aber auch nur nach Absprache mit ihm persönlich.

      >>Ja, wo fangen wir an? <<, sagte von Anselm und legte sich gemütlich in seinem exklusiven Ledersessel zurück.

      Nach einem Augenblick der Überlegung, fing er an zu reden:

      >>Die Direktion Ihrer Firma in New York hat sie uns empfohlen. Es geht um einen Auftrag, der höchste Diskretion erfordert und weit über ihre bisherige berufliche Tätigkeit hinausgeht! <<, sagte er in wichtiger Tonlage.

      >>Wenn wir Ihnen helfen können? <<, erwiderte Kai Raimann etwas hilflos und doch zuvorkommend.

      Dass er einer der besten Ingenieure in seiner Firma war, wusste er. Aber was neu für ihn war, der Auftrag kam nicht von seiner Zentrale in Deutschland.

      In New York saß die internationale Elite, mit der er noch nie etwas beruflich zu tun hatte.

      Das Ruthardt von Anselm seinen höchsten