Franz Bingenheimer

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von Anselm holte jetzt aus der rechten Schublade seines Schreibtisches einen beschriebenen DIN-A4 Bogen hervor, und schob ihn Kai Raimann über den Schreibtisch.

       >>Lesen Sie bitte! <<, forderte ihn von Anselm auf.

      Es war eine Abmahnung an Ruthardt von Anselm von der Direktion der größten International-Bank in New York. Es ging um verschwundene Gelder der International-Bank in Millionenhöhe.

      Als er das wichtige Schreiben gelesen hatte, schaute er bedenklich auf, holte tief Luft und blies sie währenddem er von Anselm überlegend ansah wieder aus.

      >>Und was habe ich damit zu tun? <<, fragte Kai vorsichtig. >>Es geht um die Aufzeichnungen der Daten die über Fernleitungen, und Server in die ganze Welt gehen. Näheres kann ich Ihnen erst sagen, wenn Sie den DIN-A4-Bogen unterschrieben haben<<, antwortete Ruthardt von Anselm.

      Gleichzeitig schob er ein zweites Schreiben des Bundeskriminalamtes über seinen Schreibtisch.

      Geheimnisträger der Sicherheitsstufe, der Klasse1, für Datensicherung bei Banken, stand groß mit fett gedruckter Schrift über dem wichtigen Schreiben.

      >>Es soll ihr Nachteil nicht sein! Vielleicht könnten sie anschließend nur für uns arbeiten. Und was das bedeutet, betonte er, wissen Sie ja<<,

      Kai wusste in diesem Augenblick, dass diese Chance für ihn, nie wiederkommen würde.

      Den Ruhm! Der Erfolg! Und das große Geld, lag vor seinen Füßen. Er brauchte es nur noch aufzuheben. Schweigend nahm er das Blatt, las es flüchtig durch und unterschrieb es.

      Nachdem von Anselm seine Unterschrift kontrolliert hatte, nahm er das Schreiben und legte es in seine Ablage.

      >>Sie sind ein kluger, geschäftstüchtiger Mann! Wir sollten jetzt zur Sache kommen<<, meinte Ruthardt von Anselm bewusst und fing an zu reden:

      >>Seit einigen Wochen werden Millionen Geldbeträge in mehrstelliger Höhe von einem Unbekannten, von unseren Konten, die den höchsten Sicherheitsbestimmungen Weltweit unterliegen, elektronisch abgebucht. In wenigen Stunden ist das kriminelle Bankgeschäft abgeschlossen. Die Geldbeträge werden auf irgendeine uns unbekannte Bank in der Welt gebucht, und innerhalb einer Stunde von einem Strohmann abgeholt.

      Der Absender der Datenfernübertragung gibt sogar den Namen des Empfängers an. Dieser holt es dann wenig später mit einem gefälschten Pass ab.

      Ihre Aufgabe ist es uns mit ihren technischen Möglichkeiten und ihrem großen Fachwissen zu helfen, den Auftraggeber der illegalen Geldanweisungen heraus zu finden.

      Den Rest erledigen wir! <<, sagte er in befehlender Weise.

      >>Und warum wenden Sie sich nicht an den Sicherheitsdienst des BKA? Die EDV-Speziallisten haben doch die besten Möglichkeiten weit über Deutschland hinaus zu ermitteln, und die Kriminellen hinter Schloss und Riegel zu bringen. <<, fragte Kai, denn den Auftrag den er bekommen hatte, lies viele Fragen offen.

      >>Das Finanzamt sie wissen ja! Wenn sie erst einmal einen Hinweis bekommen, durchsuchen sie gleich die ganze International Bank<<, antwortete er entschuldigend und hoffte, dass er keine weiteren Fragen mehr stellen würde.

      Dass hinter den Geldgeschäften die russische Mafia und andere Untergrund-Organisationen standen, wusste Kai Raimann zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

      >>Ach noch etwas! Woran mir sehr viel liegt. Die Sache ist streng geheim! Und alle ermittelten Informationen nur an mich.

      Auch bin ich der Einzige, der von ihrem Auftrag weiß! Der EDV-Leiter unseres Hauses wird in den nächsten zwei Tagen bei ihrem Chef in Frankfurt anrufen. Man wird sie anfordern und als Grund diverse Übertragungsfehler in unserem Datennetz angeben<<, sagte von Anselm stand auf nahm ein Briefumschlag aus der Schublade seines Schreibtisches und hielt ihn Kai Raimann entgegen.

      >>Es ist für den Anfang! Stecken sie es weg! Sie wissen ja, das Finanzamt! <<, merkte er wiederum an.

      Kai nahm das Kuvert nur zögernd entgegen und bedankte sich.

      Ja, warum sollte er es nicht annehmen? Es gab keine Quittung. Nichts musste er unterschreiben! Und was in dem Brief war, konnte man anhand der heimlichen Aufzeichnung, die Ruthard von Anselm vor ihrem Gespräch gestartet hatte, auch nicht beweisen, dachte er.

      >>Also dann viel Erfolg! Es ist schön, dass sie uns helfen. Sollten sie einen Erfolg verzeichnen, melden Sie sich telefonisch bei Frau Borelli. Sie weiß Bescheid und stellt sie sofort durch in mein Büro<<, beendete von Anselm plötzlich das Gespräch, da er es auf einmal eilig hatte.

      Nachdem Kai sich von ihm kurz verabschiedet hatte, verließ er mit einem mulmigen Gefühl im Magen, sein Büro.

      Im Vorzimmer stand noch der Kaffee, den die Sekretärin für ihn bringen ließ.

      >>Ich lasse Ihnen einen neuen Kaffee kommen! <<, meinte sie, als sie Kai Raimann sah.

      >>Nein, nein, nicht nötig! Ich trinke ihn auch kalt <<, antwortete er in dem Gedanken an das geheimnisvolle Kuvert, das er soeben bekommen hatte.

      Nachdem er seine Tasse Kaffee in einem Zug ausgetrunken hatte, bedankte er sich noch einmal und verließ das Vorzimmer.

      Was war in diesem Kuvert, das er an seiner Brust fühlte? Bei dem Gedanken, es könnten ein paar 1000 Euro sein, schlug ihm das Herz bis zum Hals.

      Ohne lange zu überlegen, ging er auf die nächste Toilette, die in der Nähe war. Die vergoldeten Wasserhähne und die exklusiven Spiegel in der Toilette sah er vor Aufregung nicht mehr. Sich umsehend, als hätte er etwas gestohlen, ging er in eines der WCs und schloss sich ein.

      Jetzt war er plötzlich völlig aufgeregt. Mit zitternden Händen holte er jetzt das Kuvert aus seiner Jackentasche hervor. Neugierig öffnete er den Briefumschlag, der geöffnet in das Kuvert eingeschlagen war.

      Ihm stockte fast der Atem, als er die vielen 500 Euroscheine sah. So viel Geld hatte er noch nie auf einmal in der Hand gehalten. Oh Gott, wo sollte er hin mit dem vielen Geld? war sofort sein erster Gedanke.

      Auf einer Bank konnte er es auf keinen Fall deponieren. Denn bei mehr als 10.000 € Einzahlung musste man die Herkunft des Geldbetrages nachweisen.

      Ja! Und da war noch das Finanzamt mit ihrer Auskunftspflicht... Dass er eine große Summe Schwarzgeld in der Hand hielt, wurde ihm jetzt erst bewusst.

      So richtig freuen konnte er sich nicht mehr, wenn er daran dachte, dass ihm das Geld, Unglück bringen könnte.

      Seine Gefühle im Magen fuhren und die Gedanken in seinem Kopf fuhren jetzt mit ihm Achterbahn.

      War es das Glück oder war es die Angst, die er in sich spürte?

      Endlich hatte er die große Kohle, die er schon lange wollte.

      Schnell sich nach oben umschauend, dass ihn ja keiner über die Trennwand der Toilette beobachtete, steckte er das Kuvert mit den Geldscheinen ein, drückte auf den Toiletten Spüler und öffnete die WC-Tür.

      Erschrocken von dem, was er sah, blieb er für einige Sekunden stehen. Mit dem Rücken zu ihm stand plötzlich ein Mann an einem der Urinal Becken, der für ihn unbemerkt in die Toilette gekommen war. Was Kai auffiel, er stand nur da ohne zu Pinkeln. Hatte er ihn vielleicht die ganze Zeit beobachtet?

      Als er dann an ihm vorbeiging, um das WC zu verlassen, drehte der Fremde sich um und grinste ihn höhnisch an.

      Was wollte er von ihm? dachte Kai. Dann verlies er Eilens die Chefetage. Mit einem unguten Gefühl im Magen verließ er eiligst das Bankhaus.

       *

      Neapel

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