Franz Bingenheimer

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Kleidung wird von einer Polizeistreife am Strand von Genua gefunden. Der Personalausweis, den man bei ihm findet, ist gefälscht. Denn er war illegal mit einem Überseeschiff über Spanien nach Italien vor wenigen Wochen eingereist.

      Von dem Geld, das er sich als Stricher und mit kleineren Drogengeschäften in Neapel verdient hatte, erkaufte er sich eine neue Identität.

      Durch den neuen gefälschten Pass, den er vor wenigen Tagen bekommen hatte, fühlte er sich jetzt auf der sicheren Seite, wenn er in eine unverhoffte Polizeikontrolle kam.

      Ahmed Jskandar, so lautete der richtige Name von Ala Benjusuf. Er war am 08.04.1998 im Libanon geboren und danach mit seiner Familie nach Marokko ausgewandert.

      Seinen richtigen Pass behielt der Fälscher in Genua und gab ihn weiter an den „Roten Mond.“

      So hatte die Untergrund-Organisation eine neue Identität, die man bei dem nächsten Mord der Polizei zuspielen konnte. Der gesuchte Mörder war somit niemals von der Justiz auffindbar. Den Lohn für die Ausstellung der gefälschten Papiere durfte der Fälscher selbst einbehalten.

      Das Ala Benjusuf jetzt auf dem Zinktisch in der Pathologie der Universität Neapel lag, stand schon am Anfang seiner Flucht aus Afrika fest.

      Noch lebte er und sah apathisch an die Decke.

      Prof. Dr. Fuchs hatte ihm mit Morphin sein Bewusstsein ausgeschaltet bevor er ihm bei lebendigem Leib die TransplantationsOrgane entnehmen wollte.

      Die Untergrund-Organisation „Roter Mond“ hatte dem Marokkaner Ala Benjusuf, als er in Genua ankam, gute Geschäfte versprochen, und ihn in die Universität nach Neapel einbestellt. Es geht um Menschenhandel von Afrika nach Europa, sagte man ihm.

      In Wahrheit ging es um illegalen Organhandel. Dass er selbst das Organ besaß, das man benötigte, wusste er nicht.

      Vor ein paar Stunden hatte man ihm in einem Nebenzimmer der Pathologie im Untergeschoss der Universität zur Begrüßung einen Drink angeboten, dem hoch dosiertes Betäubungsmittel beigemischt war.

      „Auf gute Zusammenarbeit", sagte der hinterlistige Professor, der freundschaftlich mit einem Glas Champagner, mit ihm anstieß.

      Um ihn danach auf einem Seziertisch in der Pathologie für seine illegale Organentnahme vorzubereiten.

      Dieser kriminelle, korrupte Professor war Dr. Manfred Fuchs aus Deutschland!

      „Der liebe Gott hat es mit mir nicht gut gemeint“, sagte er öfter verärgert vor sich hin, wenn er sich im Spiegel ansah. Sein knochiges schmales abgemagertes Gesicht auf deren knollige Nase eine Brille mit dicken Horngläsern saß, passte zu seiner hässlichen Erscheinung.

      Dass er mit seinen 1,56 Metern Körpergröße und seinem unmöglichen Aussehen keine Frau bekam, darüber wunderte man sich nicht, wenn man ihn an der Uni sah.

      Klein und ungepflegt sah er aus in seinem zerknitterten Straßenanzug, der ehr etwas zu groß für ihn ausgefallen war.

      Auch war er keiner der besten Studenten seines Jahrgangs während dem Studium zum Arzt auf der Universität. Achtzehn Semester hatte er Medizin studiert bis er dann endlich zur Prüfung zugelassen wurde.

      Seine praktischen Fähigkeiten wären sehr gut, wenn es an das Sezieren von Leichenteilen in der Anatomie ging. Aber theoretisch sei er ein Versager, sagte der Dozent im Hörsaal der Universität in Heidelberg, in Anwesenheit aller Studenten.

      Nach mehreren Fehlversuchen seine Approbation zu bekommen, fälschte er seine Zeugnisse und fing in der Chirurgie in Neapel an zu operieren. Er wurde durch seinen Ehrgeiz einer der besten Ärzte im Stadtkrankenhaus. Kurz vor dem er die Chirurgie Abteilung als Chefarzt übernehmen sollte, kam man in der Leitung der Klinik auf seine gefälschten Unterlagen.

      Die Geschäftsleitung des Krankenhauses, ließ ihn wissen. Man würde von einer Anzeige Abstand nehmen und seine Arbeit könne er behalten. Nur an einem anderen Platz.

      So wurde er durch die Möglichkeiten die er hatte, Teil einer großen globalen Organhändler-Bande, die ihre kriminelle Vereinigungen Weltweit über die Erde verteilt hatte.

      20:30 Uhr war es, als Prof. Dr. Fuchs mit seiner makabreren Arbeit in der Anatomie der Uni von Neapel, vor der frischen halbtoten Leiche von Ali Benjusuf stand. Die ganze Nacht hatte er noch Zeit, um die Leichenteile zu sezieren.

      Der gespenstige Raum, in dem er arbeitete, war ohne Fenster. Und den einzigen Zugang zur Pathologie hatte er von innen abgeschlossen. Außer dem Gebäudeschutz waren sie alle schon im Untergeschoß der Klinik nach Hause gegangen.

      Die Sicherheitsbeamten kannten ihn schon, wenn er des Öfteren am späten Abend unangemeldet in die Uni kam.

      „Gehen sie wieder zu ihren Geistern?“, fragte ihn das Wachpersonal makaber, ohne richtig zu wissen, was hinter den verschlossenen Türen geschah.

      Neben dem Zinktisch, auf dem Ali Benjusuf jetzt nackt lag, standen ein paar blaue Kühlboxen, in denen die Organteile, nachdem er sie seziert hatte, in Plastikbeutel gehüllt, in ein spezielles Eiswasser eingelagert wurden.

      Auf einem OP-Rollwagen, der griffbereit in seiner Nähe stand, stand außer seinen chirurgischen Operation Instrumenten, noch eine 11/2 Galion Flasche amerikanischer Whiskey.

      Mit diesem hochprozentigen Alkohol betäubte er sich die Sinne, bevor er mit seiner grausamen Arbeit begann.

      Auf einem Computer-Monitor, an dem die Elektroden von Ali Benjusufs Körper angeschlossen waren, sah man jetzt die Herzfrequenz. 134/90 Puls-80. Ja! Es waren die diastolischen Werte eines gesunden Menschen, der sein Leben erst begonnen hatte. Sein Körper wurde jetzt nur noch künstlich beatmet, damit die Organe bis zur Entnahme reichlich mit Sauerstoff versorgt waren. Nur noch eine Narkose, die normalerweise ein Narkosearzt ausführen musste, und er konnte mit seiner grausamen Art des Tötens, das er Organentnahme nannte, beginnen.

      Ali Benjusuf lag regungslos betäubt mit starrem Blick auf dem Rücken und wartete auf seinen bevorstehenden Tod, dem er nicht mehr entrinnen konnte.

      Eiskalt, ohne jede Gefühlsregung nahm Prof. Dr. Fuchs, wie er sich selbst gerne vorstellte, sein Skalpell, schaltete die OP-Strahler ein und zerstückelte den noch lebenden Körper des Opfers bis zur Unkenntlichkeit.

      Erst als ein Teil der Organe entnommen war, zeigte das Oszillogramm auf dem Monitor eine gerade Linie.

      Ali Benjusef war tot!

      Von der Angst des schrecklichen Ich’s getrieben griff Fuchs hilfesuchend nach seiner Whiskey Flasche, um seine bewussten Gedanken erneut zu betäuben.

      Nachdem er einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen hatte, trennte er jetzt mit zitternden Händen, das noch warme Herz nicht ganz fachgerecht aus seinem Corpus heraus.

      Es war das letzte und wichtigste Organteil, das er entnahm. Fuchs war seit ein paar Monaten zum Massenmörder im Auftrag der Organ-Mafia in Europa geworden.

      Die ganze Nacht hatte er wieder gearbeitet, ehe er erschöpft auf seinen Drehstuhl zurückfiel.

      Der süßliche Geruch, der im Wasser gelagerten Leichen, in den großen Steinsäure-Becken lag in der Luft, und bestimmte das Geschehen an dem fürchterlichen Tatort des Todes.

      Von Ali Benjusuf war auf dem Zinktisch nicht mehr viel übriggeblieben. Denn mit großer Fingerfertigkeit hatte er Nieren, Leber, Milz, Herz, Augen, aus dem leblosen Körper entfernt und in die Kühlboxen fachgerecht eingelagert.

      Die Organe waren so vorbereitet, dass man sie in den nächsten Stunden an den Kliniken in Europa transplantieren konnte.

      Die Whiskey Flasche, die griffbereit neben ihm stand, war nur noch Viertel gefüllt. Fuchs saß jetzt nervlich völlig am Ende auf seinem Drehstuhl vor der sezierten Leiche und weinte jämmerlich. Der Alkohol hatte ihn zermürbt und seinen Geist betäubt. >>Wie komme ich aus dieser Scheiße je wieder heraus? <<, stammelte er immer wieder