Franz Bingenheimer

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er sich langsam erschöpft leicht schwindlig im Sitz zurück um sich etwas zu erholen.

      Was war mit ihm geschehen?

      Ausgebrannt und leer wie nach einem Marathonlauf fühlte er sich. Nach einer Weile der Besinnung zuckte er wie von einem Blitz getroffen innerlich zusammen.

      Wo wollte ich hin? überlegte er.

      Wer bin ich? dachte er erschreckt, und suchte in seinem Geist verzweifelt nach seiner Intensität.

      Plötzlich spürte er die innerliche Angst, die in ihm hochkroch und ihm fast den Hals zu schnürte. Unkontrolliert rang er nach Luft, griff sich an den Hals und öffnete seinen Binder. Sein Atem stockte und sein Herz fing an zu rasen.

      Wo war er? Was war geschehen mit ihm?

      Die Vergangenheit in seinem Gedächtnis war wie ausgelöscht!

      Verzweifelt versuchte er sich konzentriert zu erinnern.

      Ja! Da war vor wenigen Minuten eine Frau, die ihn ansprach. Eine Visitenkarte hatte sie auf den Beifahrersitz gelegt.

      Prüfend sah er an sich herunter. Einen dunkelblauen Sakko hatte er an, mit einer schicken grauen Krawatte. Jetzt fing er suchend, bewusst an in den Gedanken seine Identität, zu prüfen.

      Nichts mehr! von all den Erinnerungen, was sein bisheriges Leben ausmachte, wusste Kai Raimann. Er lebte in diesem Augenblick in der Gegenwart. Der Anfang seiner Erinnerung begann vor wenigen Minuten. Von der Angst der Ungewissheit getrieben, nahm er aufgeregt seine Brieftasche aus dem Handschuhfach des Wagens, und suchte nach brauchbaren Informationen zu seiner Person.

      Eilig schlug er seinen Führerschein auf und sah als erstes auf das Passbild. Dann schaute er in den Innenspiegel seines Wagens. Ja, das bin ich! dachte er und las seinen Namen, der ihm völlig fremd vorkam.

      Kai Raimann geboren am 26.8.1992 in Würzburg. Durch das Rufsignal seines Smartfons wurde er jetzt aufgeschreckt. Mit zitterten Händen nahm er es aus der Haltekonsole und drückte die Empfangstaste.

      >>Hallo! <<, meldete er sich. Ja, was sollte er sonst sagen?

      >>Mensch Kai wo steckst du? <<, fragte der Fremde.

      Die Stimme, kam ihm bekannt vor, aber er erkannte sie nicht.

      >>Sie warten schon zehn Minuten auf dich! Stehst du im Stau? <<, fragte der Unbekannte, nachdem er ihm keine Antwort gab. >>Wer wartet wo auf mich? <<, fragte er zögernd um etwas mehr über seine Person in Erfahrung zu bringen.

      >>Du willst mich wohl verarschen oder was? Rufe bei IBM an und lasse dir etwas Gutes einfallen. Sie haben schon dreimal hier angerufen<<, erwiderte die für ihn immer noch fremde Person am anderen Ende der Verbindung jetzt verärgert und trennte das Gespräch.

      Plötzlich klopfte jemand heftig am Seitenfenster seines Wagens. >>Auch dass noch! <<, sagte Kai leise ganz aufgeregt vor sich hin, als er den Polizeibeamten am Wagen sah.

      Durch das Drücken des Knopfes an der Seitentür seines Wagens öffnete sich automatisch das Seitenfenster.

      >>Führerschein und Wagenpapiere bitte! <<, befahl der Polizeibeamte auffordernd und schaute auf seine kleine blau rot unterlaufene Beule an seiner Stirn.

      >>Ist nichts Schlimmes! <<, merkte Kai ausweichend an, um keine Fragen beantworten zu müssen.

      Ja was sollte er ihm auch sagen! Er wusste ja nicht einmal, wie die Verletzung an seinem Kopf zustande kam.

      Wo waren die Wagenpapiere? überlegte er jetzt und fing aufgeregt an zu suchen.

      >>Ach da sind sie ja! <<, sagte er laut entschuldigend, nachdem er seine Taschen durchsucht hatte und sie dann nach weiterer Suche, endlich im Handschuhfach fand.

      Flüchtig schaute Kai auf die Fahrzeugpapiere, bevor er sie dem Polizeibeamten gab.

      „IT- Elektronik-Computer“, stand auf dem Fahrzeugschein. >>Ist wohl Ihr Firmenfahrzeug? <<, fragte er, während er die Fahrzeugpapiere und den Führerschein genaustes überprüfte.

      Als Kai ihm keine Antwort gab, redete er weiter.

      >>Sie wissen schon, warum ich sie kontrolliere? <<, wollte er wissen und gab Kai die Fahrzeugunterlagen zurück.

      >>Nein, ich weiß es nicht! <<, entschuldigte sich Kai.

      >>Sie stehen im Halteverbot! Zahlen sie die Strafe gleich oder sollen wir die Strafzettel an den Fahrzeughalter schicken? <<, >>Nein, nein! Ich bezahle gleich<<, antwortete er ohne weiter über seine jetzige Lage nachzudenken.

      Der Verkehrspolizist bemerkte, dass er seine Taschen ganz aufgeregt erneut durchsuchte.

      Wo war es das verdammte Portemonnaie? Hatte er überhaupt eins? Und wenn! Wie viel Geld war darin?

      Er konnte doch zu dem Beamten der Schutzpolizei nicht einfach sagen. Entschuldigen Sie! Ich weiß leider nicht mehr, wer ich bin, wo ich hinwill, und wo ich herkomme. Außerdem hätte er sofort einen Arzt herbeigerufen und ihn in die Klapsmühle einweisen lassen, dachte er und suchte weiter.

      >>Da ist es<<, sagte er erleichtert, als er die Geldbörse in einem Aktenkoffer, der auf dem Rücksitz lag, fand.

      Einhundertsiebzig Euro und etwas Kleingeld waren in der für ihn fremden Geldbörse.

      Der Polizeibeamte reichte ihm die Quittung, die er zwischenzeitlich ausgestellt hatte.

      >>Zwanzig Euro! Nächstes Mal wird es teurerer! <<, merkte er an, nahm das Geld und tippte mit dem Zeigefinger an seine Polizeimütze.

      Dann ging er zu einem Streifenwagen, in dem sein Kollege auf ihn wartete. Die zwei Polizeibeamten warteten noch ab, dass er auch sofort losfuhr.

      Kai legte den ersten Gang ein versicherte sich nach hinten, dass die Straße frei war, und fuhr langsam los.

      Ja wo wollte er eigentlich hin! und wo kam er her? stellte er sich erneut die Frage.

      Gleich war er am Frankfurter Waldstadion, auf der Auffahrt zur Autobahn. Als Erstes muss ich mir einen Parkplatz aufsuchen und mir Klarheit über meine Lage zu verschaffen, dachte er.

      8:45 Uhr war es, als er kurz vor der Autobahnauffahrt auf einen Parkplatz fuhr. Da sich in der Nähe eine Raststätte befand, beschloss er vorerst diese aufzusuchen, um sein weiteres Vorgehen zu überdenken.

      Verzweifelt suchte er weiter nach seiner Erinnerung in der Vergangenheit.

      Wie er in die Raststätte kam, nahm er nur am Rande seiner zerstreuten Gedanken wahr.

      Die verzweifelte Frage nach seiner Identität, ließ sein Handeln und Tun zu einem Automatismus werden.

      Nachdem er in der Raststätte einen Kaffee bestellt hatte, bemerkte er, dass in der Innenseite seiner Jackentasche ein Terminkalender steckte. Schnell holte er ihn heraus und fing darin an nach brauchbaren Informationen zu seinem eigenes Ich zu suchen. Erschrocken schaute er auf seine Armbanduhr. Den 9. Juli zeigte die Datenanzeige auf seiner Uhr an.

      Auf dem Terminkalender, den er aufgeschlagen hatte, standen unter diesem Datum des 9 Juli 2007 mehrere Termine. 7: 45 Uhr IBM -11:30 Uhr Frankfurter - Börse - 13:00 Uhr International Bank -15:30 Uhr Bürobesprechung.

      Was hatten die Termine mit ihm zu tun? dachte er konzentriert nach und überlegte.

      Dann lehnte er sich in den Stuhl zurück und schloss seine Augen. Seine Verletzung am Kopf hatte er in der Aufregung völlig vergessen. Verzweifelt versuchte er sich weiter konzentriert zu erinnern. Langsam wie der Schleier des Nebels im Morgentau löste sich die Amnesie in seinem blockierten Gedächtnis auf. Jetzt kam sie wieder zu ihm zurück, seine Erinnerung. Wie ein Puzzle setzten sich die Erlebnisse seiner Vergangenheit schrittweise in seinem Geist zusammen.

      >>Ihr