Franz Bingenheimer

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sie, sah ihm für ein paar Sekunden tief in die Augen und reichte ihm ein Glas Champagner, das nur zur Hälfte gefüllt war. Kai nahm ein kleines Stück Weißbrot, auf dem der rote Kaviar reichlich belegt war, und versuchte es.

      >>Es schmeckt vorzüglich<<, merkte er an genussvoll mit halb vollem Mund.

      >>Prost! <<, erwiderte sie, während sie das Sektglas mit ihm anstieß.

      Dabei kam sie so nah an ihn heran, dass er ihren Atem spüren konnte. Ein Hauch von prickelnder Erotik, ließ den Augenblick für beide zu einem Erlebnis werden.

      >>Auf gute Geschäfte! <<, erwiderte er und trank das halbe Glas Champagner in einem Zug leer.

      So hatte er noch nie eingekauft. Jetzt verstand er auch, das Shopping zu einem Erlebnis werden konnte, wenn man nur das notwendige Geld dazu hatte.

      Naomi Kramer hatte es wieder einmal geschafft ihren Kunden auf einen guten Geschäftsabschluss vorzubereiten.

      >>Möchten Sie noch ein Glas Champagner? Oder möchten Sie sich erst einmal unsere schicken Auslagen ansehen <<, fragte sie und lächelte ihn dabei charmant an.

      >>Ich suche einen schicken Anzug für besondere Anlässe und eine Kombination<<, legte er sich gleich fest, während sie aufstanden und zu den voll behangenen Kleiderständern gingen. >>Wir werden schon etwas Hübsches für Sie finden<<, merkte sie an, und führte ihn durch die Boutique.

      An alles hatte man in der noblen Boutique gedacht. Einkleidung von Kopf bis Fuß. Sogar Schuhe, Herrenschmuck und der dazu passende Binder lag für den Kunden bereit.

      Vor den langen Reihen der Kleiderständer standen maßgefertigte Dekorationspuppen, die vollständig, fachgerecht bekleidet waren.

      >>Dieser würde mir gefallen! <<, sagte Kai und zeigte auf eine der angezogenen dekorierten Puppen.

      Es war ein dunkelbrauner Anzug mit silbernen Nadelstreifen durchzogen. Er war aus den edelsten Stoffen hergestellt. Was ihm sofort auffiel! Keines der Kleidungsstücke war mit Preisen ausgezeichnet. Es wäre eine Beleidigung für den Kunden gewesen ihn mit dem Preis vor dem Kauf der Ware zu beeinflussen. >>Geld hat man, oder? <<, sagte Naomi Kramer einmal zu einem ihrer Kunden, als er nach dem Preisschild fragte.

      >>Ja, das könnte hinkommen! <<, meinte sie und schaute unter den Kragen der Jacke, die einer Puppe angezogen war.

      Möchten Sie die Garderobe komplett? <<,

      >>Wenn der Anzug passt<<, erwiderte Kai und ging in eine der großen Umkleidekabinen, um sich auszuziehen.

      In der Zwischenzeit stellten die beiden Verkäuferrinnen eine weitere komplette Garderobe für ihn zusammen.

      >>Wie war ihr Name noch mal bitte? <<, fragte ihn Naomi Kramer, die unbemerkt herbeigeeilt war, um auf seine besonderen Wünsche einzugehen.

      >>Sie können mich ruhig Kai nennen! <<, antwortete er laut aus der Ankleidekabine, so dass man es bis an die Kasse hören konnte. Da Kai den Vorhang nicht ganz zugezogen hatte, konnte sie seinen männlichen fast nackten makellosen Körper sehen. Nur einen dunkelblauen Slip hatte er noch an. Die Konturen seiner Männlichkeit waren für sie klar zu erkennen.

      So einen sportlich durchtrainierten braungebrannten Körper hatte sie seit langer Zeit nicht mehr in ihrer Boutique bewundern können. Der muskulöse Körper und sein knackiger Hintern, den sie sah, brachte sie in eine leichte sexuelle Erregung.

      Mit ihm würde sie auch einmal ausgehen! Wenn er sie danach fragen würde, dachte sie, während sie ihn heimlich weiter in der Garderobe, beobachtete.

      >> Geben sie mir bitte den Anzug? <<, bat Kai sie, nachdem er sie im Wandspiegel vor der Ankleidekabine stehen sah.

      Dass sie ihn beobachtet hatte, gefiel ihm. Er hatte es längst schon bemerkt.

      >>Ja! antwortete sie erschrocken, als habe man sie bei etwas Verbotenen ertappt und ging auf den nicht ganz geschlossenen Vorhang zu.

      Kai zog den Vorhang jetzt ganz zur Seite.

      >>Hoffen wir das es passt? <<, sagte er erfreut, und lächelte sie an.

      Eilig gab sie ihm die Bekleidung und sah ihn dabei etwas verlegen an. Dann wollte sie gehen.

      >>Bleiben sie bitte, Naomi! <<,

      Jetzt sprach er das erste Mal ihren Vornamen aus. Kai zog den Vorhang ein wenig zu und probierte die Kleidung an, die sie ihm gegeben hatte.

      >>Das war ja noch nie da! <<, sagte sie zu ihrer Kollegin, die mit neu ausgesuchten edelsten Kleidungsstücken herbeigeeilt war. Alles passte, als sei es extra für ihn maßgeschneidert angefertigt worden. Hemd, Binder, Hose, Socken und sogar der Anzug saßen wie für ihn wie maßgeschneidert.

      >>Die passenden Schuhe noch bitte! <<, sagte Kai scherzend. >>Was haben Sie denn für eine Schuhgröße? <<, fragte sie zu seiner Überraschung.

      Wie konnte er wissen, dass es in einer Bekleidungsboutique auch Schuhe gab.

      >>Dreiundvierzig, vierundvierzig<<, antwortete er zögernd, erfreut über seinen gelungenen Einkauf.

      In wenigen Minuten hatte ihre Kollegin ein paar auf die Kleidung abgestimmte edle Designer-Schuhe herbeigeholt.

      Auch sie passten, wie für ihn bereitgestellt.

      Schnell schlüpfte er hinein und stellte sich stolz vor die Ankleidekabine.

      >>Laufen sie mal bitte ein Stück, <<, forderte Naomi ihn auf. Kai bewegte sich absichtlich so elegant in der Boutique auf und ab als sei er auf einem Laufsteg in Mailand.

      >>Sie könnten bei der nächsten Modeschau in meinem Hause mitlaufen<<, ließ ihn die Chefin wissen, nachdem sie die spaßige Einlage von ihm sah.

      >>Das nehme ich! <<, sagte er hocherfreut bestimmend, ohne nach dem Preis zu fragen.

      Kurz Zeit später hatte er den Anzug und verschiedene Kleidungsstücke gekauft. Jetzt war die Tür am Eingang aufgegangen und ein neuer Kunde betrat die Boutique.

      >>Hallo, Mister Becker! <<, rief die blonde Verkäufern ihm zu, ging ihm eilig entgegen und gab ihm die Hand.

      Seine teuer auffällige Rolex-Uhr an seinem Handgelenk war nicht zu übersehen. Das Zifferblatt seiner Uhr war dezent mit Diamanten in Goldrand eingefasst.

      Am rechten Ringfinger trug er einen goldenen Siegelring, in den ein Saphir eingelegt war.

      Als Kai die Rolex-Uhr gesehen hatte, zog er ohne es zu wollen seine Ärmel an seiner Jacke etwas herunter. Denn seine billige Quarzuhr, die er bei Neckermann für 30 € gekauft hatte, passte nicht in diese noble Boutique.

      Naomi Kramer war schon zur Kasse gegangen und seine Kleidung bereitgestellt.

      >>Wohnen sie in Frankfurt? <<, fragte sie ihn interessiert. Dabei blickte sie ihm anhaltend fest in seine Augen.

      >>Warum? <<, fragte er verlegen.

      >>Wir bringen ihnen die Kleidung auch auf Wunsch nach Hause! Kostenlos versteht sich<<, bot sie ihm mit listiger Klugheit an, um ihr Interesse an ihm zu unterstreichen.

      >>Nein, nein! Ich nehme sie schon mit<<, erwiderte Kai. Naomi Kramer drehte jetzt zweimal an der Kurbel der nostalgischen alten Ladenkasse, so dass die Schublade, in der das Geld lag, kräftig aufsprang.

      >>3416 € <<, sagte sie erfreut, während sie ihm die handgeschriebene Quittung auf den kleinen Tisch legte.

      Kai