Franz Bingenheimer

Heroin


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war.

      Vorsichtig nahm er die Plastiktüte und holte das kleinste Paket hervor. Dann roch er an einem Paket. Nichts! dachte er.

      Der Inhalt musste geruchlos sein?

      In großer Anspannung öffnete er die obere Seite der Verpackung und sah hinein. Ein Buch war das Erste was er sehen konnte. Was wollte er mit all diesen Büchern? Er las doch nie! dachte Kai und zog eines davon vorsichtig heraus.

      „Wenn die Liebe vergeht“, stand auf dem Umschlag des Buches.

      Jetzt erst bemerkte er, dass es kein gewöhnliches Buch war. Es war nochmals Klarsicht verschweißt. Geduldig löste er mit einem leichten Schnitt seines Taschenmessers die Klarsichtfolie. Erst als er das Buch in der Hand hielt und es aufschlagen wollte, bemerkte er, dass es eine Attrappe war.

      Erstaunt sah er das blütenweiße in Kunststoff eingeschweißte Päckchen im Inneren der Buchattrappe.

      Das ist Kokain! Schoss es ihm sofort durch den Kopf.

      Dass sich in der Plastiktüte, in seinen Händen, reines Heroin im Wert von ca. 2,6 Millionen Euro befand, wusste er zu diesem Zeitpunkt, noch nicht.

      Vorsichtig schlitzte er jetzt von der Neugier gepackt, dass wasserdichte Päckchen mit seinem kleinen Taschenmesser auf.

      Nach einer Weile der Überlegung nahm er aus seinem Handschuhfach eine kleine Plastiktüte und füllte ca.50 Gramm von der weißen Menge in die Tüte. Das 1gr. Heroin auf dem Schwarzmarkt ca. 70 € kostete, ahnte er nicht.

      Heute Abend wolle er es in der „Disco Bar Serena“ von Editha Serena prüfen lassen. Denn sie kannte sich bestens aus mit Drogen jeder Art, dachte er, und legte die geöffnete Heroinpackung wieder in die Buchattrappe zurück.

      Danach steckte er die kleine Drogenprobe, die er sich entnommen hatte, in seine Hosentasche. Er wusste, dass er das Rauschgift auf keinen Fall mit nach Hause nehmen konnte.

      Fand die Mafia das Heroin, was er für Kokain hielt, bei ihm, war er ein toter Mann. Die Leiche seines toten Freundes in seiner Wohnung brachte ihn schon in größte Schwierigkeiten. Hätte man noch, dass Rauschgift bei ihm gefunden, war er für die Kripo ohne jeden Zweifel der Mörder seines Freundes.

      Nachdenklich schaute er auf die Drogen, die er besser nicht im Postfach gefunden hätte.

      Ja, das war es! Die International Bank! Dort war das Rauschgift am sichersten. Heute noch musste er hinfahren und es verstecken, dachte er. So beschloss er wenige Sekunden später sofort hinzufahren. Nie würde man das Kokain, wie er das Rauschgift einschätzte, dort vermuten.

      Gegen 20:00 Uhr betrat er mit seinem Technikerkoffer, in dem er im unteren Teil die Päckchen mit dem Heroin verteilt hatte, die Bank.

      >>Hallo, Herr Raimann! Was wollen sie noch so spät bei uns? <<, rief der Sicherheitsbeamte am Eingang der Bank ihm zu, als er ihn mit schnellen Schritten kommen sah.

      >>Ich muss noch einmal kurz in die EDV. Die Computer- Anlage wird in Kürze heruntergefahren. Es gab heute Morgen Probleme mit der Technik, antwortete Kai um seinen späten Besuch in der Bank zu begründen.

      >>Sind Sie denn angemeldet in der EDV? <<, wollte der Sicherheitsbeamte zur Vorsicht wissen.

      >>Nein, aber rufen Sie Herrn Ruthard von Anselm an, er weiß Bescheid<<, erwiderte Kai Raimann sofort.

      Umgehend verschwand der Beamte in seinem verglasten Wachraum. Kai sah, dass er den Telefonhörer abnahm und eine Nummer wählte. Es war das Vorzimmer von Dr. Ruthard von Anselm, die er angewählt hatte.

      >>Ja! <<, meldete sich von Anselm zu seiner Überraschung noch so spät forsch, etwas verärgert.

      Da sein Vorzimmer nicht mehr besetzt war, wurde der Anruf direkt zu ihm durchgeschaltet.

      >>Entschuldigen Sie Herr von Anselm! Hier! Herr Alois Becker vom Werkschutz<<, sagte er ganz aufgeregt.

      >>Ja, ist schon gut, was gibt es? fragte von Anselm als er bemerkte, dass sein Angstelter vor Aufregung fast kein Wort mehr herausbrachte.

      >>Herr Raimann von der Firma Kommunikations-Computer ist da. Er möchte noch so spät in die EDV. Geht das in Ordnung? <<, >>Ja, lassen Sie ihn durch und sagen sie ihm einen schönen Gruß von mir. <<,

      >>Danke! Herr Dr. von Anselm<<, antwortete der Sicherheitsbeamte ehrfürchtig und legte den Telefon-Hörer auf.

      Das von Anselm schon vor ihm aufgelegt hatte, bemerkte er in seiner Aufregung nicht.

      Dem Raimann sollte er einen Gruß ausrichten. Was hatte der denn mit seinem Chef zu tun? dachte er und ging zu Kai Raimann zurück, der alles durch die verglaste Pforte beobachtet hatte.

      >>Ja bitte gehen sie in die EDV, Herr Raimann. Der Chef war selbst am Apparat. Kennen Sie ihn? <<, fragte er neugierig.

      Kai hatte andere Sorgen.

      >>Ja, ja, gut! <<, antwortete er, während er aufatmend mit schnellen Schritten in Richtung EDV ging.

      Hätte der Wachmann seine Tasche kontrolliert, wäre er sofort hinter Schloss und Riegel gekommen.

      >>Hallo, sind sie auch noch im Hause<<, begrüßte ihn die junge Informatikerin, als er die EDV-Anlage betrat.

      Die Spätschicht der EDV hatte mit ihrer Arbeit um 20:00 Uhr begonnen. Ihre Aufgabe war es die Datensicherung des Tagesgeschäftes durchzuführen.

      >>Wann fahren Sie den Computer herunter? <<, fragte Kai? >>In zehn Minuten<<, erwiderte sie und gab die Befehle zur Datensicherung in ihrer Tastatur-Konsole ein.

      Das Raimann so spät noch in die EDV kam war nichts Besonderes. Nächte lang war er schon da, wenn der Hobel stand. So nannte er die Computer immer, wenn sie nicht funktionierten.

      Kai überlegte, wo er wohl das Heroin, das er für Kokain hielt, am sichersten verstecken konnte. Jetzt fiel ihm ein sicherer Platz ein. Ja, das war das sicherste Versteck, dachte er.

      Am Mikrocontroler der Schaltungstechnikt selbst. Außer ihm kam niemand an die Stelle, an der, der Mikroprozessor saß. Es war die CPU, der Kopf des Rechners. Dort war das Rauschgift am sichersten deponiert.

      Kai schaute abwartend zu der EDV-Angestellten hinüber und zeigte mit dem Daumen nach unten. Sie nickte zustimmend mit dem Kopf und zeigte ebenfalls mit dem Daumen nach unten. Dies war das Zeichen für ihn, dass der Computer heruntergefahren war. Alle wichtigen Daten waren gesichert!

      Der Rechner war jetzt offline, und bereit für den Eingriff!

      Jetzt ging Kai an den Host. Dort befand sich das Herz des Rechners. Mehrere hochintelligente schnelle Mikroprozessoren arbeiteten an dieser wichtigen Schnittstelle in Nanosekunden miteinander.

      Mit der Eingabe eines Geheimcodes an der Masterkonsole, den außer dem EDV-Leiter nur er kannte, gab er den Computer für die anstehenden Wartungsarbeiten frei.

      Jetzt kam es auf das Fachwissen von Kai an. Jeder Handgriff musste gut durchdacht sein. Gab er den Code nicht richtig ein, kam es beim Öffnen der Tür zum Innenleben des Computers zu einem akustischen Alarm. Gleichzeitig ging eine Meldung an die Hauptstelle der Frankfurter Polizeidirektion. Innerhalb von wenigen Minuten wäre die ganze EDV von Polizei umstellt gewesen. Und was das für ihn in seiner Situation bedeutet hätte, war kaum auszudenken.

      Vorsichtig öffnete er die kleine Tür des Großrechners. Hunderte winzige gelbe Leuchtdioden (Lampen), flackerten ihm jetzt entgegen. Am Blinken der Lampenkombination konnte er nach einer Weile der Beobachtung den Arbeitszustand des Computers genaustens erkennen.

      Ja, das Ground-Polling lief zeitlich richtig! dachte er zufrieden. Langsam mit gezielten Handgriffen, klappte er jetzt die einzelnen elektronischen Teile, der Minieinschübe zur