Franz Bingenheimer

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ihm zu Hause in der Badewanne lag, lief es ihm eiskalt über den Rücken.

      >>Das war deine Welt Ken! <<, sagte er mit etwas Wehmut, laut in die überlaute Disco-Musik, die ihm aus den Lautsprecherboxen entgegenkam.

      Eine junge Frau, die neben ihm ging, und es bemerkt hatte, schaute ihn verwundert an.

      An einer der zwanzig Meter langen Bartresen in der Nähe der Tanzfläche nahm er jetzt Platz. Die Disco Bar „Serena“ war jetzt fast bis auf den letzten Platz gefüllt! Gegen Mitternacht wird sie bis zum letzten Platz belegt sein, dachte Kai.

      Denn Heute war Freitag! Pünktlich um 24:00 Uhr begann die große wöchentliche Lesershow. Eine Transvestiten-Show! Dass auch Frauen unter den Transvestiten waren erfuhr man erst zum Schluss der Show, wenn sie sich fast nackt vor den Discobesuchern auszogen.

      Eine Stunde hoch erotische prickelnde, geistige Spannung erwartete die Besucher in der Höhle des Lasters.

      Es war der absolute Kick, den man brauchte, um nach einer harten Arbeitswoche erfreut abzufeiern.

      >>Einen doppelten Whiskey und ein Red-Bull! <<, rief Kai der Bedienung zu, die dabei war ein Bier zu zapfen.

      Sie nickte ihm freundlich zu, nachdem sie ihn bemerkt hatte.

      Plötzlich legte jemand von hinten die Hand auf seine Schulter.

      >>Schön dich zu sehen! <<, sagte eine leise Stimme hinter ihm. In der Stimme lag so viel Harmonie, wie sie eigentlich nur von einer Frau kommen konnte.

      Kai wusste, wer hinter ihm stand. Es war Mario! Er liebte seinen Freund Ken. Auch wusste er, dass Kai ihn ihm nie und nimmer als Lebenspartner wegnehmen würde.

      >>Wo ist den Ken? Als er mich heute Mittag anrief, sagte er, er wäre bei dir und müsse mit dir etwas Wichtiges besprechen<<, fragte Mario gut gelaunt.

      >>Nein, das kann nicht sein! <<, erwiderte Kai etwas nervös. >>Ich war den ganzen Nachmittag zu Hause! <<, log er weiter und drehte sich zu ihm um.

      >>Na ja, er wird wohl noch kommen<<, merkte Mario zufrieden an und setzte sich neben ihn auf den noch freien Barhocker. Mario war gut drauf! Dass er schon ein paar Ecstasy-Pillen eingeworfen hatte, sah man, wenn man ihm genau in die Augen sah. Seine Pupillen waren etwas vergrößert und er benahm sich ungehemmt und euphorisch ausgelassen in seiner Persönlichkeit. Ken war Marios große Liebe, die er mit Kai als Freund teilen musste. Dies nahm er nur schweren Herzens hin.

      Kai nahm sofort seinen doppelten Whiskey, den die Bedienung ihm gebracht hatte und trank ihn mit einem Zug aus. >>Noch einmal dasselbe bitte! <<, sagte er auffordernd zu der Bedienung, die ihn schon eine Weile beobachtet hatte und ihn etwas erstaunt ansah.

      >>Er sitzt nicht gut im Sattel! <<, meinte Mario lachend und zog genüsslich an seiner Zigarette, in die er eine große Menge Hanf (Marihuana), hineingedreht hatte.

      >>Kennst du die Frau da hinten links in der Ecke? Sie schaut fortlaufend herüber zu dir <<, fragte Mario.

      >>Wieso? <<, fragte Kai ganz in Gedanken mit seinen Problemen die er zu bewältigen hatte und suchte nach ihr.

      Jetzt hatte er sie gesehen. Da das Licht in der Disco etwas abgedunkelt war, konnte er sie nicht richtig erkennen.

      Ihn interessierte im Moment nichts! Seine düsteren Gedanken waren bei Ken, der tot zu Hause in seiner Wohnung lag.

      >>Kommt von der Dame da drüben und soll für die Schmerzen an deinem Kopf sein<<, merkte die Bedienung an, während sie ihm einen Wodka-Lemon auf den Tresen stellte.

      Ein doppelter Jack Daniels mit vielen Eiswürfeln wäre ihm jetzt lieber gewesen. Das konnte doch nur die Frau von heute Morgen sein, dachte er, als er genauer zu ihr hinschaute.

      Wie hieß sie wieder? Karin Blanz, fiel es ihm ein.

      Ja, warum auch nicht!

      Etwas Abwechslung konnte er jetzt gut gebrauchen, dachte er und prostete ihr zu, worauf sie seiner Aufforderung nachkam. >>Entschuldige Mario<<, sagte Kai, nahm sein Glas Wodka stand vom Barhocker auf und ging auf die Frau zu.

      >>Sie sind es wirklich? <<, sagte er, nachdem er so nah an sie herangekommen war, dass sie ihn verstehen konnte.

      >>Ja, welch ein Zufall. Setzen Sie sich bitte! <<, antwortete sie erfreut, dass er zu ihr gekommen ist, und schaute ihn freundlich an. Sie saß an einem runden Glastisch in einer kleinen Couchecke abseits der Tanzfläche und hielt eine Bondy-Mary in der Hand. Kai nahm neben ihr den Platz ein.

      >>Tut es noch weh? <<, wollte sie wissen, während sie etwas näher an ihn heranrückte. Und nach seiner Verletzung am Kopf schaute.

      >>Nein! <<, antwortete Kai und fühlte mit der Hand prüfend an die Stelle, an der er sich verletzt hatte.

      >>Es ist ja nur noch ein blauer Fleck zu sehen<<, meinte sie, und beugte sich noch etwas näher zu ihm hinüber.

      Seine Verletzung hatte er in der Aufregung der aufregenden Tagesgeschehnisse völlig vergessen.

      >>Sehen sie selbst? <<, sagte er und neigte seinen Kopf zu ihr hin. Jetzt roch er den sündhaft verführerischen Duft ihres leichten, süßen Parfüms, den er langsam in sich aufsog. Behutsam fuhr sie mit ihrer weichen, zarten Hand vorsichtig über sein Haar und rückte noch etwas näher zu ihm heran. Ihre halblangen hellblonden Haare, die bis zu ihren zarten Schultern reichten, hatte sie nach hinten gelegt. Vorsichtig berührte sie die verwundete Stelle an seinem Kopf, sodass er für einen Augenblick ihre Hand vor seinen Augen hatte.

      >>Es wird wieder gut werden<<, sagte sie leise, während dem sie mit der rechten Hand geschickt, ohne dass er es bemerkte, eine winzig kleine Pille in sein Whiskey Glas fallen ließ.

      >>Was führt Sie denn hier in diese noble Diskothek? <<, fragte Kai neugierig, nachdem sie sich wieder von ihm abgewendet hatte, und gemütlich in die Couchecke zurücklegte.

      >>Sie sind doch nicht schwul oder? <<, entgegnete sie ihm direkt ohne auf seine Frage einzugehen, mit einem listigen, neugierigen Hintergedanken.

      Kai war so überrascht von der Frage, dass er nicht gleich antworten konnte.

      >>Warum? sehe ich so aus! <<, fragte er ausweichend, da ihm in diesem Augenblick nichts anderes einfiel.

      >>Wissen Sie, heute weiß man das nie<<, merkte sie entschuldigend an, um ihre peinliche Frage zu rechtfertigen.

       >>Mich interessiert hier die Lasershow um Mitternacht<<, sagte Kai und setzte gleich eine Frage nach.

      >>Und aus welchem Grund sind Sie hier? <<,

      >>Ich bin auf der Suche nach einem jungen, gutaussehenden Talent für meine Modelagentur. <<,

      >>Ach so! Ich hatte es ja ganz vergessen. Sie haben ja eine Model-Agentur in Frankfurt<<, erwiderte Kai.

      Soeben hatte der Discjockey einen langsamen Song aufgelegt. >>Oh! Es ist Musik zum Träumen<<, sagte Karin Blanz, nachdem sie das Lied von Michael Bolton erkannte.

      " A Love So Beautyfoul" hieß der Titel.

      Ein gefühlvoller Song für sehr verliebte Paare.

      >>Wollen wir tanzen? <<, fragte sie ihn und sah ihm dabei tief in die Augen.

      >>Ja gern, wenn Sie möchten! <<, antwortete Kai erfreut, stand auf verbeugte sich leicht vor ihr und nahm ihre Hand.

      Dann legte er Gefühlvoll seinen rechten Arm um ihre schmalen Hüften, um sie zur Tanzfläche, zu bekleiden.