Dirk Ziegler

Genussvoll kochen bei Histaminintoleranz


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Die Histamin-Intoleranz ist somit aber definitiv eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, keine Nahrungsmittelallergie!

      Im Rahmen einer Allergie kommt es nämlich, wie gesagt, immer zu einer Beteiligung des Immunsystems. Der Organismus zeigt eine Überreaktion auf ein sogenanntes Allergen, einen im Grunde ungefährlichen Fremdstoff wie zum Beispiel einen Nahrungsmittelbestandteil, Tierhaare oder Blütenpollen. Infolgedessen kommt es zur Bildung der typischen IgE-Antikörper (Immunglobulin-E-Antikörper). Ärzte und Ernährungswissenschaftler sprechen hier von einer „immunologischen Reaktion“. Die Beschwerden fallen dabei ganz unterschiedlich aus, von einem leichten Brennen oder Jucken über Schwellungen des Mund- und Rachenraums bis hin zu lebensgefährlichem Kreislaufversagen oder einem anaphylaktischen Schock.

      Demgegenüber steht die Intoleranz: An dieser ist das Abwehrsystem des menschlichen Körpers nicht beteiligt und somit entsteht keine immunologische Reaktion. Im Fall einer Intoleranz fehlen dem Körper aber bestimmte Transportproteine und Enzyme, um bestimmte Nahrungsmittelbestandteile wie zum Beispiel Fruchtzucker, Laktose (Milchzucker) oder eben Histamin abzubauen beziehungsweise in den Körper aufzunehmen.

      Die Fachbezeichnung „Pseudoallergie“ führt in Verbindung mit der Histamin-Intoleranz aber leider häufig zu Missverständnissen, denn schließlich bedeutet „pseudo“ so viel wie „scheinbar“, „angeblich“. Das meint aber keinesfalls, dass tatsächliche Beschwerden ausbleiben, und ebenso wenig, dass sich die Betroffenen diese Beschwerden nur einbilden. Bei der Histamin-Intoleranz lassen sich lediglich im Organismus keine IgE-Antikörper nachweisen. Die Beschwerden der Betroffenen sollten aber in jedem Fall immer ernstgenommen und adäquat behandelt werden.

      Doch was führt eigentlich dazu, dass eine solche Pseudoallergie ausgelöst wird?

      Nun, es ist so, dass diverse Zusatzstoffe im Verdacht stehen, pseudoallergische Reaktionen hervorzurufen. Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel, Farbstoffe, künstliche Süßungsmittel oder Antioxidationsmittel sind ein sehr großes Problem im Rahmen der Histamin-Intoleranz.

      Gemäß den gesetzlichen Richtlinien müssen auf allen abgepackten Produkten alle Zusatzstoffe in der Zutatenliste exakt aufgeführt werden. Auch auf Speisekarten in Restaurants sowie auf nicht verpackten Nahrungsmitteln müssen sich entsprechende Hinweise befinden. Besonders problematisch sind E-Nummern: Hinter diesen Kürzeln verbergen sich oft Geschmacksverstärker wie Glutamat oder Gewürzmischungen, die im Rahmen einer Histamin-Intoleranz unbedingt vermieden werden sollten.

      Viele Hersteller haben begonnen, den Geschmacksverstärker Glutamat durch Hefeextrakt zu ersetzen. Hefeextrakt besteht zu ungefähr 10 bis 20 Prozent aus Glutamat und ist somit etwas besser verträglich. Hefeextrakt wird in der Nahrungsmittelindustrie nicht als Zusatzstoff gewertet und somit nicht mit einer E-Nummer gekennzeichnet. Es muss aber eine eigene Zutat in der Zutatenliste sein. Lesen Sie sich beim Einkaufen daher die Zutatenlisten immer aufmerksam durch.

      Diagnose – wie kann eine Histamin-Intoleranz festgestellt werden?

      Es gibt leider bislang keine Labortestverfahren, die mit wenigen Messgrößen eindeutig eine Histamin-Intoleranz bestätigen könnten.

      Hinweise auf eine mögliche Histamin-Unverträglichkeit ergeben sich immer aus der Eigenbeobachtung. Die Ernährungsumstellung und der anschließende Provokationstest sind hierbei zentrale Maßnahmen. Im Grunde läuft die Diagnose also nach dem folgenden Schema ab:

      Die Diagnostik der Histamin-Unverträglichkeit ist also ziemlich komplex.

      Selbst der Wert der Diaminoxidase im Blutkreislauf gibt keine sicheren Informationen, denn die Zusammenhänge sind sehr kompliziert. Der einzige Diagnoseweg ist also immer derjenige über Diät und Provokation.

      In einem ersten Schritt ist es aber sehr wichtig, jegliche andere Krankheiten auszuschließen, die ähnliche Symptome auslösen könnten. Hierzu gehören zum Beispiel:

       Colitis ulcerosa,

       Reizdarm,

       Zöliakie,

       Krebserkrankungen.

      Anschließend folgt die Ernährungsumstellung: Hier werden über einen Zeitraum von mehreren Wochen bestimmte Nahrungsmittel weggelassen. Durch einen anschließenden Provokationstest, also durch den gezielten Verzehr dieser Nahrungsmittel, soll dann eine HIT ausgeschlossen oder eben festgestellt werden. Reagiert der Körper auf diese Lebensmittel, dann steht die Diagnose fest.

      Selbsttest – leiden Sie noch an anderen Unverträglichkeiten?

      Eine Histamin-Unverträglichkeit ist mit vielen verschiedenen Symptomen verbunden. Diese ähneln den Symptomen vieler anderer Krankheiten und Unverträglichkeiten.

      Lassen Sie mögliche andere Erkrankungen oder Allergien daher ärztlich sehr gut abklären. Das Histamin in Ihrer täglichen Ernährung zu mindern, würde Sie nicht wirklich weiterbringen, wenn Sie zum Beispiel gar nicht an einer Histamin-Intoleranz leiden, sondern an etwas anderem.

      Einen möglichen Anhaltspunkt könnte der folgende Selbsttest bieten.

       Bitte beachten Sie aber, dass es hier nicht um eine klare Diagnosestellung geht. Dieser Test dient nur der groben Selbstorientierung und soll eine ärztliche Diagnose auf gar keinen Fall ersetzen!

      Milch- und Fruchtzucker

      a. Leiden Sie hauptsächlich unter Beschwerden des Magen-Darm-Trakts wie etwa Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen o. Ä.?

       Ja

       Nein

      b. Machen sich die Symptome hauptsächlich während oder nach den Mahlzeiten bemerkbar?

       Ja

       Nein

      c. Leiden Sie unter Symptomen und Beschwerden nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten?

       Ja

       Nein

      d. Leiden Sie häufig unter Beschwerden nach dem Verzehr von Früchten, Trockenobst oder süßen Fertigprodukten?

       Ja

       Nein

      e. Zeigen sich die Beschwerden oft nach dem Genuss süßer Getränke?

       Ja

       Nein

      Allergien

      a. Leiden Sie hauptsächlich unter brennenden, juckenden Augen, einer laufenden Nase oder Halskratzen?

       Ja

       Nein

      b. Gibt es in Ihrer Familie Allergien (Eltern, Geschwister?)

       Ja

       Nein

      c. Haben Sie ein felliges Haustier?

       Ja

       Nein

      d. Leiden Sie unter Symptomen und Beschwerden, nachdem Sie engen Kontakt zu Ihrem Haustier hatten?

       Ja

       Nein

      e. Sind Sie öfter zu Besuch in Haushalten mit felltragenden Haustieren und treten die Symptome nach diesen Besuchen gehäufter auf?

       Ja

       Nein