Dirk Ziegler

Genussvoll kochen bei Histaminintoleranz


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sich. Die Symptome ähneln sehr stark denen zahlreicher anderer Erkrankungen oder sind gar identisch mit ihnen. Somit ist die Histamin-Intoleranz oft sehr schwer abgrenzbar und diagnostizierbar.

      Die Art, der Zeitpunkt des Auftretens sowie der Intensitätsgrad der Symptome einer Histamin-Intoleranz können sehr stark variieren. Für die Betroffenen sind die auftretenden Beschwerden jedoch meist eine große Belastung.

      Auch eine klare Symptomatik-Struktur gibt es bedauerlicherweise nicht. Die Symptome können einige Minuten nach dem Verzehr histaminhaltiger Nahrungsmittel auftreten, doch ebenso noch bis zu 24 Stunden danach. So kann etwa eine Tomatensoße wenige Minuten nach dem Essen zu einem Völlegefühl mit Sodbrennen und Aufstoßen führen. Einige Stunden später kann es zusätzlich noch zu Blähungen kommen und am nächsten Tag sind auch noch unangenehme Kopfschmerz- oder Durchfallbeschwerden möglich. Ob ein bestimmtes Nahrungsmittel also vertragen wird oder nicht, lässt sich frühestens einen Tag nach dem Verzehr sagen.

      Bauchgrummeln und Bauchschmerzen lassen sich hingegen so gut wie immer beobachten. Es muss aber immer berücksichtigt werden, dass jeder Mensch seine ganz individuelle Toleranzgrenze hat: Jeder verträgt also unterschiedlich viel Histamin.

      Besonders sensibel reagieren in Bezug auf eine erhöhte Histamin-Konzentration im Körper die Blutgefäße in der Haut, im Herzen, im Gehirn, jedoch auch im Magen und Darm sowie in den Bronchien.

      Grundsätzlich können bei einer Histamin-Intoleranz folgende Symptome auftreten:

      Die Symptomatik im Hautbereich

      Histamin kann bestimmte Hautzellen aktivieren. Diese setzen dann bestimmte Allergiestoffe frei, die das Hauterscheinungsbild verändern oder die Haut irritieren können. Auf diese Weise entstehen beispielsweise Quaddeln sowie starker Juckreiz – typische Symptome der Histamin-Intoleranz. Die Quaddeln machen sich häufig in Form von kleinen Schwellungen bemerkbar. Die betroffenen Hautstellen sind in den meisten Fällen rötlich oder weißlich gefärbt und haben eine rote Umrandung.

      Histamin fördert zudem die Durchlässigkeit feinster, in der Haut liegender Blutgefäße: Infolgedessen wird die Hautdurchblutung gesteigert und es kommt zu geröteten Hautstellen sowie Gesichtsrötungen. In der medizinischen Fachsprache werden diese Rötungen als „Flush-Syndrom“ bezeichnet. Gerötete und juckende Augen sind also ebenfalls ein mögliches Anzeichen für eine Histamin-Unverträglichkeit.

      Die Symptomatik im Gehirn

      Histamin bewirkt die Freisetzung von Stickstoffmonoxid, was vor allem für eine Blutgefäßerweiterung sorgt – auch im Gehirn. Infolgedessen kann es zu Migräne und Kopfschmerzen kommen.

      Zudem kann es auch zu Symptomen wie Übelkeit, Schwindelgefühle, Müdigkeit oder einer verminderten Aufmerksamkeit kommen.

      Die Symptomatik im Herz-Kreislauf-System

      Die Auswirkungen einer zu hohen Histamin-Konzentration können im Herz-Kreislauf-System ebenfalls sehr unangenehm ausfallen. Erweiterte Gefäße in den Beinen können zu einem Absacken des Blutes führen, das nicht zum Herz zurückgeleitet werden kann. Infolgedessen kann das Herz nur noch wenig neues Blut durch den Kreislauf pumpen.

      Histamin beeinflusst also die Weite der Blutgefäße, weshalb es zu Herzstolpern, Herzrasen oder schwankenden Blutdruckwerten kommen kann. Vor allem bei sehr hohen Histamin-Mengen im Körper kann der Blutdruckwert stark absinken.

      Die Symptomatik im Magen- und Darmbereich

      Eine zu hohe Histamin-Konzentration im Organismus kann auch negative Auswirkungen auf den Magen-Darm-Bereich haben. Die Magensäure-Produktion steigt an und die Muskulatur des Darms wird stärker angeregt. Hierdurch kann es zu Symptomen kommen wie Krämpfe, Bauchgrummeln, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen.

      Die Beschwerden machen sich vor allem dann bemerkbar, wenn der erhöhte Histamin-Spiegel im Körper ernährungsbedingt ist.

      Die Symptomatik im hormonellen Bereich

      Histamin beeinflusst auch ganz wesentlich den hormonellen Haushalt der Frau.

      Der weibliche Körper produziert Histamin vorwiegend in der Gebärmutter sowie in den Eierstöcken. Dort hat der Botenstoff die Aufgabe, die Östrogenkonzentration zu steigern. Östrogen ist ein wichtiges weibliches Hormon, das unter anderem für einen geregelten Menstruationszyklus verantwortlich ist.

      Das Histamin fördert zudem die Kontraktionen der Gebärmutter und löst somit Unterleibskrämpfe aus. Vorhandene Regelbeschwerden können also infolge einer zu hohen Histamin-Belastung noch mehr intensiviert werden.

      Des Weiteren steigert Histamin die Prostaglandin-Produktion im Uterus (Gebärmutter). Auch das kann zu unangenehmen Schmerzen und Krämpfen führen. Zudem wird die Balance zwischen den drei Hormonen Progesteron, Prostaglandin und Estradiol gestört. In einem solchen Fall kann Ihnen ein Ernährungstagebuch helfen. Auf diese Weise können Sie später feststellen, wann die Beschwerden exakt eingesetzt haben und was Sie in dem Zeitrahmen ungefähr gegessen und getrunken haben.

      Die Symptomatik im Bereich der Atemorgane

      Die stark erhöhte Histamin-Konzentration wirkt sich in den meisten Fällen während oder direkt unmittelbar nach dem Verzehr histaminreicher Nahrungsmittel beziehungsweise nach dem Genuss von Alkohol aus.

      In einigen Fällen kann es zu einem sogenannten „histaminbedingten Fließschnupfen“ kommen: Die Nase rinnt, kann aber auch verstopfen. Im Extremfall können sich diese Beschwerden bis zu einem Asthmaanfall oder gar einer akuten Atemnot hin ausweiten.

      Wenn die betroffenen Patienten bereits an einer Asthma-Erkrankung leiden, baut der Körper im Vergleich zu einem gesunden Menschen noch weniger Histamin ab. Dadurch reichert sich auch – unabhängig von der täglichen Ernährung – eine noch größere Histamin-Menge in den Bronchien an: Infolgedessen kann es zu einem Asthmaanfall kommen.

      Asthmabetroffene sollten aus diesem Grund unbedingt mit dem behandelnden Facharzt sprechen. Hier muss der genaue Ernährungsplan mit dem Behandlungsplan ärztlich abgestimmt werden.

      Die Symptome der HIT im Überblick

      Pseudoallergie, Allergie oder Unverträglichkeit? Was ist nun richtig?

      Wer selbst an einer Allergie leidet, der weiß vermutlich, dass es sich beim Gewebshormon Histamin um einen der bedeutendsten Überträgerstoffe für sämtliche Allergien handelt.

      Doch ist die Histamin-Unverträglichkeit dadurch automatisch eine Allergie? Nein, ganz sicher nicht!

      Vielmehr ist die Histamin-Intoleranz eine sogenannte Pseudoallergie. Das ist im Grunde eine Unverträglichkeit, im Rahmen derer genauso wie bei der „echten“ Allergie über die Mastzellen Histamin ausgeschüttet wird.

      Es kommt zur Entstehung unterschiedlicher Symptome, die einer Nahrungsmittelallergie ähneln, doch es fehlt das charakteristische Hauptmerkmal einer Allergie, nämlich die Antikörperbildung. Das Immunsystem ist bei der Histamin-Intoleranz also nicht beteiligt und somit lässt sich auch keine allergietypische Antikörperreaktion nachweisen.

      Eine Nahrungsmittelallergie kann also dieselben körperlichen Beschwerden und Symptome wie eine Histamin-Intoleranz hervorrufen, trotzdem ist die Nahrungsmittelallergie nicht mit der HIT gleichzusetzen. Die Ähnlichkeit der Symptomatik ist aber der Hauptverwechslungsgrund für diese beiden Phänomene.