Claudia Hirsch

Von der Freiheit, ich zu sein


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ist Spanier

       Thai-style halt

       Zurück in Srithanu beginnt alles von vorn

       Ich bin zu schwach

       Wie auf Knopfdruck fallen alle Barrieren

       Am See von Srithanu

       Die lange Sandbank vor Baan Tai

       Oh nein, nun ist es auch mir passiert!

       Die Suche nach etwas Besserem

       Intensive Zeit, hm?

       Jetzt ist es Zeit für einen Kaffee

       Ich fühle mich reich beschenkt

       Om shanti, shanti, shanti

       Law of attraction

       Ein viel zu frühes Ende

       Impressum neobooks

      Vorwort

       Ich liebe meine Kinder und bin leidenschaftlich gern Mutter. Mein Leben mit Kindern zu teilen und sie beim Erwachsenwerden zu begleiten, hält mich auch am Puls der Zeit. Ich kenne die neuesten Bands und Trends und die neuesten Social-Media-Kanä le. Aufgewachsen mit Wählscheibe ist mir diese ganze virtuelle Welt aber immer noch suspekt. Dazu kam die Angst vor Handystrahlen an weichen Kinderk ö pfen und vor wesensverändernden Computerspielen - und dass dieser ganze digitale Wahnsinn meinen Kindern schadet, sie nerdig werden lässt, einsam und abhängig.Zeitliche Einschränkungen am Computer oder kein Ersatz bei in die Kloschüssel gefallenen Handys wirken in einem bestimmten Alter noch Wunder - sofern man starke Nerven hat. Aber spätestens nach dem Abi sind derartige Erziehungsmaßnahmen hinfällig.Jetzt war die große Frage: Wie schaffe ich es, einen wichtigen Teil meines Lebens noch schnell gewinnbringend in das Leben meiner Kinder zu transportieren?

       Seit vielen Jahren übe ich Yoga, um in Balance zu bleiben, und habe meine Begeisterung dafür zu meinem Beruf gemacht. Was der Yoga-Weg für mich alles bedeutet und wie wichtig mir das Besuchen meiner inneren Welt ist, m ö chte ich hier gar nicht lang ausbreiten. Aber zu dieser inneren Welt wollte ich meinen Kindern am Ende meines Erziehungsauftrages den Schlü ssel überreichen. Den Schlüssel zu ihrer eigenen inneren Kraftquelle.Dieses Vorhaben habe ich geschickt als Abi-Belohnungsreise nach Thailand verpackt – wo ich ihnen einen Crashkurs in Meditation und Selbsterkenntnis angedeihen lassen wollte.So fuhr ich 2011 das erste Mal mit meiner damals 18-j ährigen Tochter zum Schweigen nach Thailand. Es war eine intensive Reiseerfahrung, auch wenn die Zeit im Kloster nicht einfach war. Im Anschluss ist meine Tochter weder zum Buddhismus übergetreten, noch Meditierende oder Yogini geworden. Das war auch nicht das Ziel. Aber es ruht ein Samen in ihr, der hier und da durchblitzt, und der bereit ist, eines Tages aufzugehen.Im Sommer 2018 beendete dann mein Sohn seine Schulzeit und las zur Vorbereitung auf unser gemeinsames Abenteuer in Thailand zwei Bücher. Seine Meditations- oder Yogaerfahrung waren gleich Null.

       In den sieben Jahren zwischen dieser und der ersten Reise hatte sich die Anzahl der Retreat-Teilnehmer vervierfacht und das Durchschnittsalter um mindestens 20 Jahre gesenkt. Jetzt saßen wir also mit 46 Menschen aus 21 Ländern zusammen, von denen der Jüngste (mein Sohn) 19 und die Ä lteste (ich) 55 Jahre alt war.Wenn man so ein Retreat besucht, lebt man strikt nach den Regeln der M ö nche. Der Tagesablauf ist vorgegeben, und jeder trägt einen weißen, pyjamaähnlichen Anzug. Es gibt von allem wenig: wenig Schlaf, wenig Essen und keinerlei Zerstreuung. Dafür morgens um 4 Uhr eine Yoga-Einheit, um 7 und 11 eine warme Mahlzeit, mindestens acht Stunden Meditationsunterricht und sehr viel Zeit für intensive Innenschau.Bei meinem Sohn machte sich, wie erwartet, in den ersten 24 Stunden ein Fluchtinstinkt breit.Den Durchbruch brachte der Vergleich unseres Lehrers, dass Meditation so etwas wie Krafttraining für das Gehirn sei. Das weckte seine Neugier und er meditierte stundenlang im Stehen, Gehen und Sitzen. Trat jeden Morgen vor Sonnenaufgang bei der Yogastunde an und sang am Abend Mantren auf Pali, die niemand von uns verstand. Zehn Tage lang.

       Ich als Meditationserfahrene hatte wahrscheinlich mehr Probleme durchzuhalten, als er. Wie das so ist, wenn man auf sich selbst reduziert wird. Da steigen alle m ö glichen destruktiven Glaubenssätze und einiges an Verwirrung auf, womit man erstmal klarkommen muss. Es ist anzunehmen, dass sich in 55 Jahren deutlich mehr davon angesammelt hat als in 19 .

       Am Ende unserer Klosterzeit gab es eine wundervolle Zeremonie bei der jeder, der wollte, den Raum hatte, vor allen Teilnehmern über seine Erfahrungen zu sprechen. Mein Sohn stand auf und setzte sich ans Mikrofon. Mit erstickter Stimme begann er tränenreich vor einem Haufen Fremder, seine tiefsten inneren Einsichten zu teilen. Er hatte seinen Schlüssel gefunden. Ich war beeindruckt und bewegt.

       In diesem Jahr trete ich mit meiner jüngsten Tochter dieses etwas andere Abi-Geschenk an. Dann ist es nach 26 Jahren Muttersein Zeit, loszulassen und alle Kinder dem Fluss ihres Lebens zu übergeben. Ich bin gewiss, dass sie auf einem guten Fundament stehen und mit der Erfahrung ihrer inneren Welt bereit sind, die Stürme in der äußeren Welt zu bestehen. Und auch ich bin bereit: Ein neuer Abschnitt beginnt!

      Mit diesem Artikel, der in der Brigitte Online erschien, entstand die Idee, meine bevorstehende Reise in einem Buch zu verewigen. Knappe acht Monate wollte ich Südostasien bereisen, mir über diesen neuen Lebensabschnitt Gedanken machen und Inspirationen sammeln. Dass sich nicht nur mein Leben, sondern auch die Welt in dieser Zeit vollkommen verändern würde, habe ich weder für wahrscheinlich, noch für möglich gehalten.

      Wie geht das überhaupt, für Monate aus dem angestammten Umfeld zu verschwinden?

      Als ich nach der Reise mit meinem Sohn auf dem kalten Hamburger Flughafen lande, liegt ein Jahr des Wandels vor mir. Im Sommer wird meine letzte Tochter die Schule verlassen und hinaus in die Welt gehen. Ich finde es befriedigend und bedrückend zugleich, meinen Kindern beim Start in ein eigenständiges Leben zuzuschauen. Befriedigend, weil meinem Erziehungsauftrag offensichtlich ein selbstständiger Mensch entwachsen ist. Bedrückend, weil ich seit Jahrzehnten mein Leben ganz auf die Pflege von Kindern, Haus, Garten und den dort lebenden Tieren ausgerichtet habe und noch keinen blassen Schimmer habe, wie es danach für mich weitergehen wird. Um jederzeit ansprechbar zu sein, habe ich meine Arbeit ins Homeoffice verlegt und unterrichte fußläufig ein paar Yogakurse. Jetzt fühle ich mich wie die Leiterin einer Abteilung, die sich in Auflösung befindet und deren betriebsbedingte Kündigung in Arbeit ist. Mit Greta verlässt auch meine „Daseinsberechtigung“ das Haus. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich winkend an der Haustür stehen, das Haar weiß, die Haut knittrig, aus dem Inneren des Hauses dröhnt das einsame TickTack einer Standuhr. So will ich auf keinen Fall in