Ewa A.

Du in meinem Kopf


Скачать книгу

Abrupt stand er auf, schnappte seinen leeren Teller und schob seinen Stuhl mit einem wütenden Fußtritt an den Tisch zurück. Mit einem letzten giftigen Blick in meine Richtung kehrte er uns den Rücken zu und verschwand aus der Küche.

      »Ihr zwei«, stöhnte meine Mutter. »Wieso könnt ihr euch nicht einfach vertragen wie andere Geschwister auch?«

       Der verrät uns nie etwas. Wir müssen ihm nachspionieren.

       Aber ganz sicher nicht. Ich bin doch nicht lebensmüde.

       Ach, der macht doch nichts. Der tut nur so als ob.

       Hallo? Ich habe da eine Narbe an der Stirn, die beweist das Gegenteil.

       Echt? Eine Narbe? Von was?

       Von Dylan natürlich.

       Schon klar. Ich wollte wissen, wie er dir die verpasst hat.

       Mit einem Salzstreuer aus Lucys Diner, den er mir mit Schmackes gegen den Kopf geworfen hat, weil ich von seinem Eis probieren wollte.

      Ein Lachen erfüllte meine Gedanken. Wann war das? Als ihr fünf wart?

       Nein, gestern. Natürlich als wir klein waren, du Idiot. Wehgetan hat es aber trotzdem und es ändert nichts daran, dass er mich plattmachen wird, wenn er herausfindet, dass ich ihm nachspioniert habe.

       Du hast echt eine kranke Familie.

      »Da wir jetzt wieder unter uns sind ...«

      Haha, guter Witz, Mom.

      »Hast du dir schon überlegt, was du zu deinem Date mit Noah anziehen wirst?«

       Ach, du Scheiße. Wir haben ein Date?

       Nein, ich habe ein Date. Na ja, eigentlich ist es nicht mal meins, sondern das meiner Mom.

       Was soll das denn bedeuten?

      Ich brachte einigermaßen ein Grinsen zustande. »Ähm, nein, Mom. Aber ... Warum mischst du dich eigentlich in mein Leben ein und nicht in Dylans?«

      Mom lächelte zufrieden. »Weil er ja offensichtlich ein Liebesleben hat, du aber nicht.«

       Da! Da haben wir es. Selbst deine Mutter weiß, dass er was mit Brianna hat.

       Quatsch.

       Los, frag sie!

       Och, nee, bitte nicht.

       Tu es, Schweinchen.

       Hey, ich geb dir gleich Schweinchen.

      »Also hat er was mit Brianna?«, fragte ich auch schon, ohne es zu wollen. Stöhnend versenkte ich mein Gesicht in den Händen. Wenn das mit Connor so weitergehen würde, würde ich mich in Zukunft nirgends mehr blicken lassen können.

       Darauf kannst du einen lassen. Also tu besser, was ich von dir verlange.

       Drohst du mir etwa?

       Wenn du es so nennen willst: ja.

       Ich warne dich. Auch ich kann dir das Leben zur Hölle machen.

       Dass ich nicht lache. Und wie soll das gehen, Schweinchen?

       Nenn mich noch einmal so und ich geh zu deiner geliebten Brianna und sage ihr, dass wir miteinander geschlafen haben.

       Das wirst du nicht.

       Wetten doch?

       Bitte, tu dir keinen Zwang an. Sie würde dir das ohnehin nicht glauben.

       Wenn ich eine Heulszene an deinem Krankenbett abliefere, die sich gewaschen hat, würde ich mir an deiner Stelle da nicht mehr so sicher sein.

       Das wüsste ich zu verhindern.

       Oh, nicht alles. Glaub mir.

       Du würdest dich dann aber wie eine Irre aufführen. Das ist dir schon klar, oder? Und war das nicht genau das, was du verhindern wolltest?

       Das wäre es mir wert. Denn dein Ruf wäre ebenso geschädigt. Wo bliebe denn dein Ansehen, wenn alle erführen, dass der coole Connor Ward etwas mit der billigen Schmuddel-Hazel hätte?

      Stille. Für einen Augenblick in meinem Kopf.

       Okay. Ich habe es geschnallt. Wir kommen nur mit Teamwork weiter. Ich sehe ein, dass ich mich gerade so arschig wie dein Bruder benommen habe.

      Ich stutzte. Hatte ich tatsächlich den Sieg davongetragen? Anscheinend. Aber das bedeutete, dass ich in seinen Augen wirklich schrecklich sein musste und er tatsächlich der oberflächliche Arsch war, für den ich ihn hielt. Sein Ruf, sein Ansehen waren ihm wichtiger als alles andere und sollten nur mit der Crème de la Crème von New Stamford in Verbindung gebracht werden. Ein bitterer Geschmack machte sich in meinem Mund breit, floss mir die Kehle hinunter und brachte meine Augen zum Brennen. Ich nahm einen Schluck Wasser, das Mom uns eingeschenkt hatte. Connor sollte nicht merken, wie sehr mich das alles verletzte.

       Gut, dass wir jetzt an einem Strang ziehen. Vielleicht bekommen wir ja heraus, ob etwas zwischen deiner Freundin und meinem Bruder läuft.

      Genau das wünschte ich ihm nämlich, dass Brianna ihn nach Strich und Faden betrog.

      Im selben Moment meldete sich Mom zu Wort. »Keine Ahnung, ob das Mädchen seine Freundin ist. Aber so wie Dylan reagiert hat, scheint sie ihn nicht kalt zu lassen.«

      Connor knurrte und ich verbot mir ein Stöhnen, sowohl laut als auch innerlich. Schweigend aß ich den Rest meines Spiegeleis auf.

      »Aber nun zurück zu deinem Date. Du hast doch diesen schwarzen Minirock? Ich finde, der bringt deine Beine besonders schön zur Geltung. Willst du den nicht anziehen?«

      »Mom!« Mit einem jammernden Tonfall hoffte ich, sie davon abzuhalten, mich weiterhin wie eine zum Verkauf stehende Kuh anzupreisen.

      Connor kicherte. Lass sie doch.

      »Warum stellst du dich denn so an? Du versteckst viel zu viel von dir, was die Jungs sehr gerne sehen würden.«

      Zu viel Information, eindeutig zu viel und das auch noch von der falschen Person. Sollten Mütter eigentlich nicht das Bedürfnis haben, ihre Töchter in einen Rollkragensack mit Keuschheitsgürtel und Panzerschloss zu stecken?

      Ja, Hazel. Komm schon, zeig uns, was du unter den schlapprigen Klamotten zu verbergen hast. Connors tiefes Lachen hallte in meinem Schädel. Bei Gott, ich hätte nie vermutet, dass du einen Minirock in deinem Schrank hängen hast.

       Woher auch? Ich weiß ja auch nicht, was du unter deinen Klamotten oder in deinem Kleiderschrank verbirgst. Und ich will es auch gar nicht wissen.

       Stimmt. Aber ich glaube, nichts davon würde dich so überraschen, wie mich die Neuigkeit von deinem Minirock.

      Autsch! Der Stich saß. Schon wieder.

      »Können wir das Thema bitte wechseln.« Und das gilt auch für dich, Connor.

      »Ahh, Schätzchen«, säuselte meine Mom. »Ich will doch nur, dass du glücklich bist.«

      »Aber das bin ich doch – auch ohne Minirock«, entgegnete ich wie so oft. Wir führten diese Diskussion nicht zum ersten Mal und wie immer bildete sich zwischen Moms gütigen Augen eine Falte.

      »Vielleicht wärst du rundum