Bruno Giordano

Austreibung des triumphierenden Tieres


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resupinus arenas

      Eiactat, flammamque fero vomit ore Typhoëus.

      Ich, der ich auf jenen anderen die Insel Prahyta geschleudert habe, ich, der ich die Frechheit Lycaons bestraft und zu Deucalions Zeiten die gegen den Himmel aufsässige Erde überschwemmt und mich durch so viele andere deutliche Kundgebungen meiner Herrschergewalt würdig erwiesen habe, besitze jetzt nicht mehr den Mut, Durchschnittsmenschen entgegenzutreten, und muß zu meinem großen Verdrusse die Welt dem Zufall und dem Ungefähr überlassen; wer dem Glücke näher auf den Fersen bleibt, erreicht es, und wer es bezwingt, genießt es. Jetzt bin ich jenem alten Löwen bei Äsop gleich geworden, dem der Esel ungestraft Fußtritte versetzt und den der Affe verspottet, und fast reibt sich an mir das Schwein wie an einem fühllosen Baumstamme seinen schmutzigen Wanst. Dort, wo ich die berühmtesten Orakelstätten, Tempel und Altäre gehabt habe, sind diese jetzt eingestürzt und auf das schmählichste entweiht, und an ihrer Stelle sind Altäre und Statuen anderer errichtet worden, die ich mich zu nennen schäme, weil sie tiefer stehen als unsere Satyrn und Faune und anderen Halbtiere, ja noch viel geringer sind als die Krokodile Ägyptens. Denn diese letzteren zeigten, wenn sie auch durch Zauberei geleitet waren, doch eine Spur von Göttlichkeit; jene aber sind in der Tat nichts als Kot und Mist. Dies ist aber alles infolge der Feindschaft unserer Widersacherin Fortuna geschehen, die jene auserwählt und erhoben hat nicht sowohl um sie zu ehren wie um uns herabzuwürdigen, zu beschimpfen und zu beleidigen. Die Gesetze, die ich gegeben, die Verordnungen, die ich erlassen, die Kulte, die Opfer und Feiern, die ich angeordnet habe, sind aufgehoben und außer Kraft gesetzt, und an ihrer Stelle bestehen die schmutzigsten unwürdigsten Albernheiten, die sich dieses blinde Frauenzimmer jemals ausdenken konnte, damit, wie durch uns die Menschen zu Heroen wurden, sie jetzt schlimmer werden als Tiere. Nicht mehr dringt Bratengeruch zu uns empor und steigt von den Altären uns zur Ehre auf; sondern wenn uns das Verlangen danach ankommt, müssen wir wie die Tellerreiniger in die Küche laufen, um uns diesen Genuß zu verschaffen. Und obgleich noch einige Altäre vom Brandopfer rauchen, quod dat avara manus Das eine geizige Hand darbringt., so fürchte ich doch, daß sich nach und nach dieser Rauch in Rauch auflöst, damit keine Spur mehr von unseren geheiligten Einrichtungen übrigbleibe. Diese Tatsachen zeigen uns, daß die Welt einem mutigen Rosse gleicht, daß es sehr wohl erkennt, wenn es von jemand bestiegen wird, der es nicht versteht, es fest zu zügeln, ihn nicht ertragen will und versucht, ihn abzuwerfen, und wenn es ihn zur Erde geschleudert hat, ihn mit den Hufen bearbeitet.

      Sieh, mir vertrocknet der Körper, und das Gehirn wird mir weich. Die Nägel wachsen mir, und die Zähne fallen mir aus; das Fleisch wird mir gelb und das Haar weiß; die Augenlider werden weit, und die Sehkraft nimmt ab; der Atem wird schwach und der Husten stärker; der Puls zittert, und die Rippen werden steif; ich bleibe fest sitzen und zittere beim Gehen; die Glieder werden dünn und die Gelenke dick, und schließlich, was mich am meisten kränkt, ist der Umstand, daß mir die Fersen hart und die Sehnen schlaff werden, daß die Knochen hervortreten und das Fleisch schwindet.

      Meine Juno ist nicht länger eifersüchtig,

      Meine Juno kümmert sich um mich nicht mehr.

      Und von deinem Vulkan, um die anderen Götter beiseite zulassen, möchte ich, daß du dieselbe Meinung hegst. Er, der mit solcher Kraft den festen Amboß zu bewegen pflegte, daß auf das Krachen und Toben, das aus dem feuerspeienden Ätna bis zum Horizonte dringt, Echo aus den Höhlen des campanischen Vesuv und des steinigen Taburnus antwortete – wo ist jetzt die Kraft meines Schmiedes und deines Gatten? Ist sie nicht erloschen? Hat er vielleicht noch die Kraft, die Blasebälge zu treten, um das Feuer anzufachen? Hat er vielleicht noch die Kraft, den schweren Hammer zu schwingen, um das glühende Metall zu schmieden? Auch du, liebe Schwester, wenn du keinem anderen glaubst, so befrage deinen Spiegel und sieh, wie du wegen der Runzeln, die du bekommen hast, und der Furchen, die der Pflug der Zeit dir ins Antlitz gegraben hat, es dem Maler von Tag zu Tag schwieriger machst, dich nach der Natur abzukonterfeien, wenn er nicht lügen will. Auf deinen Wangen, wo sich beim Lachen jene reizenden Grübchen bildeten, Zentren, Punkte inmitten der so lieblichen Vertiefungen, während dein Lachen, das die ganze Welt erheiterte, deinem Antlitz noch zehnmal mehr Anmut verlieh, so daß aus ihm ebenso wie aus deinen Augen Amor scherzend seine spitzen, glühenden Pfeile entsandte, beginnt sich jetzt, von den Mundwinkeln angefangen bis zu dem eben erwähnten Teile, von einem Ende bis zum anderen die Form von vier Parenthesen hinzuziehen, die vereinigt den Anschein erwecken, als zögen sie dir den Mund zusammen und verhinderten dich, durch jene kreisförmigen Bogen, die zwischen den Zähnen und Ohren sichtbar werden, am Lachen, so daß du einem Krokodile gleichst. Warum weinst du, Venus? Warum lachst du, Momus?« unterbrach er sich, als er sah, wie dieser seinen Mund zum Lachen verzerrte und jene Tränen vergoß. »Auch Momus erinnert sich des Abends«, fuhr er fort, »an dem einer jener Schalksnarren‚ von denen jeder dem Fürsten mehr Wahrheiten über sein Verhalten zu hören gibt als der ganze übrige Hof zusammengenommen, und durch die meistens jene, die nicht selbst zu sprechen wagen, unter der Maske des Scherzes sprechen und Vorschläge machen lassen und machen, sagte, Äskulap habe dir ein Pulver von Hirschfleisch und Korallen gegeben, nachdem er dir zwei verfaulte Mondkälber in solcher Heimlichkeit herausgenommen hat, daß es jetzt kein Steinchen im Himmel gibt, das es nicht wüßte. Du siehst also, liebe Schwester, wie die verräterische Zeit uns bezwingt, wie wir alle dem Wechsel unterworfen sind, und was uns dabei am meisten kränkt ist der Umstand, daß wir keinerlei Gewißheit oder Hoffnung haben, dasselbe Dasein zu genießen, dessen wir uns heute erfreuen. Wir gehen dahin und kehren nicht mehr als dieselben zurück, und wie wir keine Erinnerung an das haben, was wir waren, bevor wir in dieses Dasein eintraten, so können wir auch keine Kunde von dem haben, was wir dereinst sein werden. So schwinden die Scheu vor uns, die Frömmigkeit und Religion, die Anbetung, die Ehrfurcht und die Liebe dahin, und mit ihnen die Macht, die Vorsehung, die Tugend, Würde, Majestät und Schönheit, die genau so vergehen wie der Schatten zugleich mit dem Körper. Die Wahrheit allein nebst der absoluten Tugend ist unwandelbar und unsterblich, und wenn sie sich auch mitunter verbirgt und in Vergessenheit gerät, so kehrt sie doch mit Notwendigkeit zu ihrer Zeit zurück, wobei ihre Dienerin Sofia ihr den Arm reicht. Hüten wir uns daher, dies göttliche Fatum zu beleidigen und jener Doppelgottheit, die von ihr so begünstigt und beschützt wird, ein Unrecht zuzufügen. Denken wir an unser nächstkommendes Dasein und verfehlen wir nicht, als ob wir uns wenig um die allgemeine Gottheit kümmerten, unser Herz und unseren Sinn zu jener Spenderin alles Guten und Verteilerin aller anderen Lose zu erheben! Wir wollen sie anflehen, daß sie uns bei unserer Umwandlung oder Verpflanzung oder Metempsychose zu seligen Geistern mache, da, so unerbittlich sie auch sein mag, wir doch erwarten können, daß wir durch die Ablegung von Gelübden entweder in unserem gegenwärtigen Dasein erhalten werden oder in ein anderes übergehen, das besser, gleich gut oder wenig schlechter sein wird. Ich spreche nicht davon, daß freundliche Gesinnung gegen die höchste Gottheit gleichsam ein Unterpfand künftiger Gnadenerweisungen von ihrer Seite ist; wie es für den, dem es bestimmt ist, Mensch zu werden, notwendig und unerläßlich ist, daß ihn das Schicksal durch den Mutterleib geleite, und der Geist, der das Schicksal trifft, sich in einem Fisch zu verkörpern, zuvor ins Wasser tauchen muß, so geziemt es sich auch für den, der von den Göttern begünstigt werden wird, den Weg frommer Gelübde und guter Wege zu betreten.«

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