Gary Reich

Destination Berlin


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ein „Darauf reimt sich ja gar nichts - außer Sushi“ nicht verkneifen - aber das schien sie zumindest nicht abzuschrecken. Interessant …

      Stattdessen kam von ihr der Vorschlag, ob wir uns das Ganze Spektakel denn nicht mal gemeinsam von innen (also dem inneren Außen) anschauen wollen. Ich mag Frauen, die den ersten Schritt wagen - denn hierfür fehlt mir jegliche Begabung, manch einer würde auch sagen: Mut

      Zu meiner großen Überraschung war die Veranstaltung noch - ganz forchheim-untypisch - bis in die frühen Morgenstunden geplant und natürlich ging der Eintritt und das erste Bier Teilzeit-Gentleman-like auf mich.

      Und was soll ich sagen: Wir haben uns gute 4 Stunden über alle möglichen Themen unterhalten, u.a. auch über Politik, Religion, dem Sinn des Lebens - also alle Themen, die man bei einem ersten Treffen eigentlich vermeiden sollte.

      Aber irgendwie hat sich dabei ein teilweise recht tiefsinniges Gespräch ergeben. Und ich hatte sie schon mal vorsorglich zu meiner nächsten Geburtstagsfeier eingeladen.

      In acht Monaten! Planung ist alles …

      So gegen halb vier Uhr morgens wurden die Gäste dann so langsam musikalisch zum gehen „motiviert“ und wer sich von der Rausschmeißer-Musik nicht zum Gehen bewegen ließ, tat dies wohl spätestens nach der Schließung der Bar.

      Als Gentleman habe ich sie noch zu ihrem Fahrrad begleitet, mich für den tollen Abend bedankt, ihr eine gute Heimfahrt gewünscht und ´nen Drückerchen gab´s von ihr auch noch.

      Ich mag zwar keine Umarmungen, aber in diesem Fall war es irgendwie ok für mich.

      Auf dem Heimweg fiel mir dann auch prompt ein, was ich vergessen hatte: Sie nach ihrer verdammten Telefonnummer zu fragen! So ein verdammter Mist!

      Bis zur Ankunft an meiner Wohnung fielen mir noch zahlreiche weitere (meist nicht jugendfreie) Schimpfwörter für mich selbst ein.

      Zu diesem Zeitpunkt war mir natürlich noch nicht klar, wie unglaublich einfach es sein würde, sie ausfindig zu machen und welche Unruhen sie acht Monate später auf meiner Geburtstagsfeier auslösen würde …

       78

      Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter.

      Die Mutter, das war (oder ist - keine Ahnung, ob sie noch lebt) die Mutter meines Erzeugers: Hilde

      Ich vermeide mittlerweile bei ihr den Begriff „Oma“, ähnlich wie bei meinem Erzeuger den Begriff „Vater“.

      Die vier Kinder sind Georg (mein Erzeuger), Mike, Udo und Anders - und jeder von ihnen ist tatsächlich in einer anderen Jahreszeit geboren worden.

      Udo (aufgrund seiner Statur hinter vorgehaltener Hand auch „Specki“ genannt) hat einen Sohn und eine Tochter - die einzige Enkelin von Hilde und dadurch ihr ganzer Stolz.

      Seine Frau heißt Karin und kommt ursprünglich aus Berlin. Wahrscheinlich bin ich über sie das erste Mal direkt mit dem Berliner Dialekt in Berührung gekommen.

      Er, bzw. sie hatte auch das muntere Partner-wechsle-dich-Spielchen eingeläutet, was sich letztendlich fast auf die ganze Familie ausbreiten sollte.

      Die Trennung zwischen Karin und Udo erfolgte 2002 oder 2003. Sie nahm den Sohn mit und die Tochter blieb bei Udo.

      Fun Fact: Er und Peggy wurden schließlich nach der Trennung von meinem Erzeuger ein Paar - man könnte also sagen:

      Sie blieb in der Familie.

      Ach so, falls ihr euch fragt: „Wer ist denn eigentlich Peggy?“ - Dazu komme ich später noch …

      Mein Erzeuger Georg ist der jüngste der vier Brüder, hat zwei Söhne (meine Wenigkeit und meinen Bruder), hat 1993 eine kleine Firma übernommen und aus diesem kleinen, miesen Saftladen einen etwas größeren … ähh … naja ... gemacht.

      Aber wehe, wehe, wehe, wenn ich an das Ende sehe …

      Er nahm sich wohl seinen Bruder Udo zum Vorbild und trennte sich 2004 von seiner Frau, also meiner Mutter.

      Mike hat zwei Kinder, davon eines mit seiner Frau, die ebenfalls Karin heißt. Er war wohl früher dem Alkohol nicht gerade abgeneigt (hat das Ganze aber mittlerweile seit vielen Jahren im Griff), ist der älteste der vier Brüder, ein Spaßvogel, aber nicht unbedingt der mit dem ausgeprägtesten Rückgrat.

      Sein Sohn Mark heiratete jung (weil ein Kind unterwegs war), trennte sich aber wenig später wieder von seiner Frau.

      Mike und Karin haben sich wohl Jahre später ebenfalls scheiden lassen ...

      Anders ist das schwarze Schaf der Familie. Er ist ebenfalls Alkoholiker, hat weder Frau noch Job und kommt jeden Sonntag zum Essen zu seiner Mutter Hilde.

      Er und mein Erzeuger liegen seit Jahren im Clinch - warum weiß eigentlich keiner mehr so genau. Diverse Schlichtungsversuche blieben erfolglos und Familientreffen werden meistens so gelegt, dass einer der beiden nicht anwesend ist, oder sie sich zumindest in verschiedenen Räumen aufhalten können.

      Zumindest was Scheidungen betrifft, hat er eine weiße Weste - er war nie verheiratet.

      Mit „Oma“ Hilde habe ich seit etwa 2007 keinen Kontakt mehr. Nicht, weil sie die Mutter meines Erzeugers ist, sondern weil sie meint, hinter meinem Rücken Unsinn und Unwahrheiten erzählen zu müssen.

      Das kann man einer älteren Frau sicherlich schon mal verziehen - aber nicht, wenn es quasi zum normalen Umgang wird und nicht etwa auf das Alter oder einer Demenz zurückzuführen ist.

      Gegen die ganzen Aktionen meines Erzeugers und dessen familiärer Gefolgschaft, hatte sie offensichtlich auch keine Einwände oder Bedenken gehabt.

      Sind die Äpfel also nicht weit vom Stamm gefallen? Ist sie (mit) der Grund, warum alle ihre Söhne einem gewissen Wahnsinn und (bis auf Udo) dem Alkohol verfallen sind?

      Ist dieser Teil der Familie nur so verkorkst geworden, weil es zu den ganzen Trennungen gekommen ist, oder kam es zu den Trennungen, weil die Blutlinie der Familie so verkorkst ist?

      Und welche Auswirkungen wird diese Blutlinie noch auf mich und meine eventuellen Kinder haben?

      Ist Kinderlosigkeit eigentlich vererbbar?

       28

      Mittwoch, 18. Juli 2007

      Es sind nun 5 Tage seit meiner kleinen „RTLzwei-Andreas-Halt-Stop-Aktion“ vergangen und es ist ruhig - zu ruhig.

      Ich habe seitdem keinen Mucks von meinem Erzeuger gehört. Nicht, dass es mich sonderlich stören würde, aber es irritiert mich schon ein wenig.

      Eigentlich hatte ich zumindest mit einer kleinen Suff-Nachricht oder einem abendlichen Dauerklingeln an der Tür gerechnet.

      Sollte er tatsächlich die Botschaft verstanden haben?

      Oder kommt da noch was, sobald ich mich in trügerischer Sicherheit wiege?

      Ha, ich habe Dich durchschaut - mögen die Spiele beginnen!

      Als ich zum Wochenbeginn das Haus auf dem Weg zur Arbeit verließ, schaute ich zur Sicherheit mit einem prüfenden Blick unter mein Auto, bevor ich einstieg und losfuhr.

      Man weiß ja nie. So eine Bremsleitung ist schließlich schnell mal durchgeschnitten und mit manipulierten Autos hatte mein Erzeuger und sein Gefolge ja bereits zu tun gehabt.

      Am Mittwoch fuhr ich schließlich mit dem Rad zur Arbeit - immerhin war es Sommer (nicht das erste Mal im Leben) und zumindest auf dem Hinweg ging es größtenteils bergab, was den Heimweg zwar nicht gerade leicht machen sollte, mich aber morgens noch nicht kümmerte.

      Ohnehin war der Heimweg diesmal etwas anders als sonst, jedoch wusste ich morgens