Melody Adams

Vengeful King


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niemand zu sehen oder zu hören.

      „Wohin des Weges, Rotkäppchen?“, fragte er mit einem gemeinen Grinsen und einem Funkeln in den dunkelgrünen Augen. „Etwa zu Großmutter, huh?“

      „Lass mich vorbei“, sagte ich mit einem kaum verborgenen Zittern in der Stimme.

      „Das kann ich leider nicht tun, Mouse. Ich denke, wir müssen uns ein wenig unterhalten, denkst du nicht?“

      Ich schüttelte den Kopf, seinem Blick ausweichend.

      „Oh, doch, Mouse. Wir beide haben einiges zu bereden. Du weißt, was du getan hast. Du hast uns verraten und du wirst dafür bezahlen.“

      „Bitte“, wimmerte ich, mich nervös nach einem Fluchtweg umschauend. „L-lass mich gehen.“

      Eine Hand packte mich beim Arm und ich schrie auf. Nate rammte mich mit dem Rücken gegen einen Baum und ich schluchzte auf. Die raue Rinde drückte sich in meinen Rücken, trotz meiner Kleidung. Mein Herz raste so schnell, dass ich befürchtete, einen Herzinfarkt zu bekommen. Ich hatte Angst. Wir waren hier allein. Ich hatte keine Ahnung, zu was dieser Bastard fähig war. Ich weinte leise, als ich im Stillen betete, dass jemand vorbeikommen würde, um mich aus dieser Situation zu retten.

      „Bitte“, flehte ich erneut. „T-tu mir nicht weh.“

      Lange Finger schlossen sich um meinen Hals, drückten zu. Oh nein! Würde der Typ mich wirklich erwürgen? Ich hatte einiges von ihm erwartet, doch Mord? Ich spürte, wie meine Blase nachgab und der Geruch von Urin füllte die Luft zwischen uns. Mein Blick ging panisch zu Nates. Er runzelte die Stirn und ich fragte mich, was in seinem Kopf vor sich ging.

      „Bitte“, flehte ich stimmlos.

      Nate lachte höhnisch.

      „Oh nein, du kleine Verräterin. Erwarte nicht, dass ich dir Gnade zeige. Du wirst dafür bezahlen, dass du uns verraten hast“, knurrte Nate dunkel. „Und denk ja nicht, dass du uns erneut bei Daddy verpetzen kannst. Oder bei irgendjemand anderen. Wir haben ein Video von deinem lieben Dad, wie er eine Schülerin in seinem Büro fickt.“

      „Du... du lügst“, flüsterte ich ungläubig. „Daddy würde nie...“

      „Ich lüge nicht. Und wenn du auch nur ein falsches Wort sagst, dann werden wir das Video öffentlich machen. Das Mädchen, welches er gefickt hat, ist minderjährig. Was denkst du, was mit deinem Daddy passiert, wenn das herauskommt, hmmm?“

      Nate rückte etwas von mir ab und fummelte sein Handy aus der Tasche. Er öffnete die Galerie und drückte Play auf einem Video. Ungläubig starrte ich auf die Aufnahme. Mein Dad mit einem Mädchen. Nate hatte nicht gelogen.

       Oh nein. Daddy! Wie konntest du so etwas tun?

      „Du siehst – ich hab nicht gelogen. Und wenn du nicht willst, dass dein Daddy in Schwierigkeiten gerät, dann wirst du deine Strafe annehmen wie eine gute kleine Verräterin.“ Sein Griff um meinen Hals verstärkte sich. „Hast! Du! Verstanden?“

      „Ja-jaaa“, wimmerte ich. „Bitte – lass mich los. Du... du tust mir weh!“

       „Gut! Und nun, zu deiner ersten Strafe.“

      Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück. Ich wusste, dass ich nicht vor ihm fliehen konnte, also versuchte ich es gar nicht erst. Sein Blick war so grausam und verächtlich. Besonders als er an dem nassen Fleck in meiner Jeans hängen blieb. Hitze schoss mir ins Gesicht. Gott, das war so demütigend. Nate hob sein Handy und machte ein Foto von mir. Tränen der Scham und Verzweiflung rannen mir über das Gesicht.

      „Bis zum nächsten Mal, Mouse“, sagte Nate mit einem Grinsen und wandte sich ab, um mich einfach stehen zu lassen.

      Erst als er zwischen den Bäumen verschwunden war, wagte ich es, mich zu bewegen. Ich blickte an mir hinab und mehr Tränen liefen über meine Wangen. In die Stadt zu gehen konnte ich jetzt wohl vergessen. Mir war auch die Lust dazu vergangen. Alles, was ich wollte, war, aus diesen ruinierten Klamotten heraus zu kommen, in die Badewanne zu steigen und die Begegnung mit dem Teufel von mir zu waschen.

       Nate

      Das war besser gelaufen, als ich erwartet hatte. Die Kleine hatte wirkliche Angst vor mir. Gut! Das war genau, was ich von ihr wollte. Ich musste sagen, dass ich überrascht gewesen war, als sie sich eingepisst hatte. Für eine Sekunde hatte ich mich beinahe mies gefühlt. Doch dann hatte ich mich daran erinnert, was sie getan hatte, und jegliches Mitgefühl für sie oder schlechtes Gewissen für mein Verhalten hatte sich in Luft aufgelöst. Ich sandte das Foto von ihr an mein Wegwerf-Handy. Dann sandte ich es von dort anonym zu allen Schülern von Sinners High. Der nasse Fleck auf ihrer Jeans und die Tränen in ihren Augen waren deutlich zu sehen. Dies war die perfekte Demütigung für meine kleine Verräterin.

      Gregory wartete bei meinem Porsche, als ich zurück zum Schulparkplatz kam. Er hob sein Handy an, mir ein Grinsen schenkend. Er hatte also das Foto bereits gesehen. Und hoffentlich auch viele andere Schüler.

      „Guter Job, Dawg“, sagte er. „Was hast du denn mit der Kleinen angestellt, dass sie sich so nass gemacht hat?“

      „Nur eine kleine harmlose Unterhaltung“, erwiderte ich schulterzuckend. „Nicht mein Problem, dass die so schnell eingeschüchtert ist. Aber es spielt mir in die Hände, und das Foto war ein guter Auftakt zu meinem Rachefeldzug.“

      „Was kommt als nächstes?“

      „Weiß ich noch nicht“, sagte ich. „Doch mir wird schon was einfallen. Keine Angst. Die Kleine wird den Rest des Schuljahrs durch die Hölle gehen.“

      Gregory nickte und holte sein Tablett aus der Tasche. Das Tablett war Gregorys Waffe und Werkzeug. Er konnte mit dem Teil so ziemlich alles machen. Immerhin war er unser Computergenius. Er tippte darauf herum, ehe er mir das Teil reichte.

      „Weißt du, wer die Kleine auf dem Bild ist?“, fragte er.

      Ich runzelte die Stirn, als ich auf das Bild schaute, welches Gregory geöffnet hatte. Es war eine Nachtaufnahme und die Gesichter der Leute auf dem Bild waren schwer zu erkennen. Doch ich erkannte Ian an seiner Jacke und den Haaren. Ein Mädchen hing an seinem Arm. Alles, was ich sehen konnte, war, dass sie lange blonde Locken hatte und sie schien Lederklamotten zu tragen. Sie war klein und zierlich. Das Gesicht lag jedoch zu sehr im Dunklen.

      „Kannst du das Gesicht irgendwie klarer bekommen?“

      Gregory nahm das Tablett zurück und tippte erneut darauf herum, ehe er es mir zurückgab. Diesmal waren die Züge des Mädchens besser zu erkennen, wenngleich es noch immer furchtbar undeutlich war. Eines konnte ich jedoch mit Sicherheit sagen: Sie war kein Mädchen von Sinners High. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen.

      „Ich hab keine Ahnung“, sagte ich schließlich. „Aber eines ist sicher. Sie ist nicht von unserer Schule.“

      Gregory nickte und steckte das Tablett wieder weg.

      „Wo hast du das Foto her?“

      „Ich hab eine Suchmaschine, die nach Personen sucht, die auf Fotos im öffentlichen Netz auftauchen. Ich hab ein Foto von Ian eingegeben, um zu sehen, wo er seine Zeit verbringt, wenn er nicht mit uns ist. Und dieses Foto war bei meinen Ergebnissen.“

      „Trotz der schlechten Qualität der Aufnahme? – Erstaunlich.“

      „Der Computer geht nach festen Gesichtsmerkmalen, die auch bei einem undeutlichen Foto unverändert bleiben. Wo wir mit bloßem Auge nur Undeutlichkeiten sehen, kann der Computer noch die Merkmale ausmachen, die für jedes Gesicht einzigartig sind.“

      „Okay. Und? Kannst du diese Maschine auch umgekehrt benutzen, um herauszufinden, wer das Mädchen ist? Oder wo sonst ihr Bild auftaucht?“

      „Die Maschine kann mir nicht sagen, wer sie ist, doch zu schauen, wo sie sonst noch auftaucht, ist eine exzellente Idee. Ich werde mich gleich dran machen, wenn ich zu Hause bin.“

      „Okay. Mach das. Wir sehen uns morgen.