Krista K.

DANGEROUS BEND


Скачать книгу

was mir dabei hilft, mich selbst zu verteidigen, sollte dies nötig werden.

      Als es in einem der wenigen Begegnungen mit meinem Kontakt aus dem Zeugenschutz darum ging, wie verunsichert ich mich fühle, wurde ich auf Wing Chun hingewiesen.

      Ich habe mich dann schlau gemacht und festgestellt, dass dies für mich genau die richtige Technik ist.

      So konnte ich in den letzten Jahren Handkantenschläge lernen, mit denen ich einen weit stärkeren Mann, in Sekunden außer Gefecht setzen kann.

      Diese Technik braucht im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten wenig Platz und ist meiner Meinung nach für Frauen bestens geeignet.

      Ich kenne allein vier Schläge, die auch eine untrainierte Frau anwenden könnte um sich einen Mann vom Leib zu halten.

      Einer ist mit viel Training sogar tödlich.

      Einen Tritt kennt jede Frau, den Tritt zwischen die Beine.

      Nur keine Scham, wenn es um die Unversehrtheit von Leib und Leben geht, ist alles erlaubt.

      Das Erste, was ich feststellen musste, als ich zu trainieren begann, war, dass wir Frauen generell ein Problem damit haben, zu zuschlagen.

      Jungs lernen dies von klein auf, wir Frauen müssen uns erst dazu überwinden, bzw. dies Trainieren. Es kostete mich Anfangs wirklich Überwindung richtig, mit voller Kraft zu zutreten.

      Heute trainiere ich mindestens vier Mal die Woche, allerdings nicht mehr im Studio, denn für mich sind nur vier Schläge wirklich wichtig.

      Ich kann es mir nicht leisten, es auf einen fairen Kampf ankommen zu lassen, sollte mich die Vergangenheit wirklich einmal einholen, bleibt mir keine Zeit für faire Kämpfe.

      Da ich meine leichten Boxhandschuhe nicht mit in den Urlaub genommen habe, mache ich nur Gleichgewichtsübungen und einige Schrittfolgen aus dem Wing Chun.

      An den Bäumen könnte ich zwar super meine Hände und damit meine Schlagkraft trainieren, doch ohne Handschuhe macht es wenig Sinn.

      Ich erinnere mich noch an die ersten Monate, als ich verbissen, an der Holzpuppe trainiert habe und dabei meine Hände und Unterarme total ruinierte. Obwohl ich inzwischen seit zwei Jahren nur noch Sporthandschuhe trage, sieht man immer noch die alten Vernarbungen.

      Ich hatte mir die Hände blutig geschlagen und jeder einzelne Knochen an meiner Hand war schon einmal gebrochen.

      Irgendwann meinte dann mein Trainer, entweder ich steige auf Handschuhe um, oder ich darf nicht mehr weiter in seinem Studio trainieren.

      FÜNF

      Nach einem ausgiebigen Frühstückt liege ich nun endlich das erste Mal am Strand.

      Entweder ist es heute wärmer als Gestern, oder ich empfinde es lediglich so.

      Egal, jetzt kann der Urlaub beginnen.

      Die Sonne strahlt vom wolkenlos blauen Himmel, ein leichter Wind weht und ich habe „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi, ein Wälzer mit 1500 Seiten dabei und kann es kaum erwarten, endlich damit zu beginnen. Ich liebe russische Schriftsteller, mein absoluter Favorit ist Dostojewski, ich habe alle Bücher von ihm bereits mehrfach gelesen. Alles 1000 Seiten Wälzer.

      Meine Nachbarin und Freundin hält mich für verrückt, sie ist schon mit Bücher ab 300 Seiten überfordert, bzw. liest lieber kurze Romane. Für mich kann die Lektüre nicht dick genug sein.

      Ich genieße jede Minute in vollen Zügen. Das Hotel ist um diese Jahreszeit bei weitem nicht ausgebucht und ich habe die freie Auswahl bei der Suche nach einem Liegestuhl am Strand.

      Meine wenigen Sachen sind schnell ausgebreitet und ein Rundblick über diesen Strandabschnitt zeigt mir, dass meiner Meinung nach, bei Vollbelegung des Hotels nicht ausreichend Sonnenschirme vorhanden sind, aber das muss mich jetzt nicht beunruhigen, ich habe einen schönen Platz, etwas Abseits gefunden und hoffe darauf, dass ich wenigstens für ein paar Stunden meine Ruhe habe.

      An der Poolbar kann man sich an der Kaffeemaschine selbst bedienen, was mir sehr gut gefällt und ich habe mir auf dem Weg zum Strand eine Tasse mitgenommen. Jetzt genieße ich den Cappuccino, der überraschend gut schmeckt, genehmige mir eine Zigarette dazu und schaue einfach nur aufs Meer.

      Diese Weite, die unterschiedlichen Farben, je nach Wassertiefe ändert sich das Blau des Meeres, wird je weiter der Blick reicht immer dunkler, nur ab und zu unterbrochen durch helle, schon fast smaragdgrün schimmernde Stellen, an denen das Wasser plötzlich wieder niedriger wird. Kleine grüne Inseln in dem sonst tiefblauen Meer. Der sanfte, gleichmäßige Wellengang und das leise Rauschen des ruhigen Wassers, wirken auf mich wie eine Meditation. Weit draußen, kaum noch zu erkennen, sehe ich ein kleines Segelboot, welches das malerische Bild abrundet.

      Genauso habe ich mir meinen Urlaub vorgestellt.

      Das blaue Meer, die wärmende Sonne, der helle Sandstrand und ein gutes Buch.

      SECHS

      Nicos, geht entgegen seiner Gewohnheit auch an diesem Abend wieder an die Poolbar. Hätte ihm jemand gesagt, dass er nur hier ist um den weiblichen Gast von gestern wieder zu sehen, hätte er entrüstet dementiert.

      Doch seine Augen wandern unruhig hin und her und er hofft darauf, sie wieder zu sehen, wenn er dies auch nicht einmal vor sich selbst zugegeben hätte.

      Im Grunde ist es gar nicht seine Art, an zwei Abenden hintereinander im Hotel vorbei zu sehen. In all den Jahren ist es eine liebe Gewohnheit geworden, sich einmal die Woche unter die Hotelgäste zu mischen, ohne dass jemand ahnt, dass er der Eigentümer ist. Er bleibt immer diskret im Hintergrund, um die Geschäfte kümmern sich seine Angestellten.

      Seine Schwester Eleanna belächelt ihn deshalb hin und wieder und zieht ihn damit auf, dass dieses Hotel lediglich ein Hobby für ihn sei.

      Der Reichtum der Familie Sarikakis gründet auf der Verpachtung von Schiffen.

      Sein Vater Costa Sarikatis hat „Costaline“ 1975 in Athen gegründet und ist heute mit 60 Containerschiffen, die seine florierende Reederei verchartert, einer der wichtigsten Eigner weltweit.

      Während sein Vater nur noch bei langjährigen Kunden die Verhandlungen führt, ist Nicos, mit Unterstützung seiner Schwester, heute der Geschäftsführer des Unternehmens. Sein Bruder Alexis war bis vor zwei Jahren ebenfalls in die Geschäfte eingebunden, wurde aber, nachdem herauskam, dass mit seinem Wissen und Duldung, Drogen in einem Charterschiff geschmuggelt wurden, von Costa Sarikatis, aus dem Geschäft und der Familie verstoßen.

      Eleanna und Nicos haben, ohne Wissen und Duldung des Vaters, den Kontakt zu ihrem Bruder nicht komplett abgebrochen.

      Sie waren ebenfalls sehr verärgert, hatte doch Alexis mit seinem Verhalten, ihre gesamte Existenz aufs Spiel gesetzt, aber sich ganz von ihm abzuwenden, bringen sie nicht übers Herz.

      Ihr Vater, Costa Sarikakis, musste Alexis an die Polizei ausliefern und glaubhaft versichern, dass keiner etwas von seinen Machenschaften wusste, anderenfalls hätte die Reederei geschlossen werden können.

      So sind sie mit einem blauen Auge davongekommen, denn die Angelegenheit ging damals durch die Presse und einige ihrer besten Kunden haben daraufhin ihre Verträge aufgekündigt und zum ersten Mal, seit Bestehen der Reederei lagen über Monate einige Schiffe im Hafen.

      Bereits 1980, fünf Jahre nach Gründung, stand schon einmal ein Verdacht im Raum, mit „Costaline“ könnte man „alles“ transportieren. Costa Sarikakis hatte damals die Reederei mit einem Partner gegründet und stand nach fünf Jahren, wegen der Gerüchten über Schmuggel, kurz vor dem Ruin.

      Er trennte sich damals kurzerhand von seinem Partner, dem