Krista K.

DANGEROUS BEND


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sehr ehrlicher Mensch, der schon immer Probleme damit hatte, jemanden anzulügen, das war mir immer viel zu anstrengend und umständlich.

      Wie beginnt man eine Freundschaft und festigt diese später, wenn man nichts von sich erzählen kann, darf?

      Sicher, ich hatte meine erfundene Legende, doch ganz ehrlich, wenn es nicht nur bei netten, oberflächlichen Bekanntschaften bleiben soll, dann stellt das Gegenüber doch recht schnell fest, dass man mit irgendetwas hinter dem Berg hält.

      Du musst ständig lügen, dir eine komplett erfundene Lebensgeschichte aus den Fingern saugen, das ist anstrengend.

      Die Vita, die du vom Zeugenschutz bekommst ist lediglich ein Gerüst aus Daten.

      Wo und wann geboren.

      Eltern, Geschwister, evtl. Verwandtschaft.

      Wohnhaft in, Schulbildung, Ausbildung und Berufsweg.

      Diese Vita mit Erlebtem auszufüllen ist deine Aufgabe.

      Für mich viel zu anstrengend.

      Was bleibt sind lockere Bekanntschaften, wie man sie vielleicht mit netten Arbeitskollegen unterhält.

      Beides nicht nach meinem Geschmack, also bleibe ich vorwiegend allein.

      Ich machte in Bremen eine Ausbildung zur Bürokauffrau und arbeitete nach der Ausbildung einige Jahre in diesem Beruf.

      Für meinen damaligen Chef war ich ein absoluter Glücksgriff, mangels sozialer Kontakte, war ich froh um jede Überstunde die Anstand und immer die Erste, die sich für Mehrarbeit freiwillig meldete.

      Doch irgendwann ging es einfach nicht mehr, ich war am Ende meiner Kräfte und wusste nicht warum.

      Ich fühlte mich in Bremen so unwohl und fehl am Platz, dass dies irgendwann Auswirkungen auf meinen Körper hatte.

      Ich nahm immer mehr ab.

      Zuletzt wog ich noch 42 Kilogramm, bei einer Körpergröße von 1,68 Meter.

      Nach langen Untersuchungen kam meine Allgemeinärztin irgendwann auf die Idee, dass ich vielleicht Heimweh haben könnte.

      Sie hatte natürlich an meinem Dialekt und durch einige Gespräche erfahren, dass ich ursprünglich aus Süddeutschland komme.

      Ihre Vermutung war für mich wie ein Befreiungsschlag, eine Initialzündung.

      Ich wusste auf einmal genau was ich zu tun hatte, ich wollte wieder nach Hause, zurück nach Bayern.

      Als ich diese, mir wirklich ernsthaft durchdachte Entscheidung, den Beamten vom Zeugenschutz übermittelte, sind sie fast durchgedreht.

      Lange Rede – kurzer Sinn.

      Man legte mir nahe, dies nicht zu tun und da ich mich nicht an diese Anweisung gehalten hatte, flog ich aus dem Zeugenschutzprogramm.

      Von nun an war ich auf mich allein gestellt, trage von diesem Tag an, ein Kopftuch und gebe mich als gläubige Muslima aus.

      ZWEI

      Sabine lächelt, als ihr bewusst wird – sie ist nicht mehr in Deutschland.

      Glücklich schüttelt sie ihr langes rotblondes Haar, welches nun befreit aus dem Kopftuch, in dichten Wellen über ihren Rücken fällt.

      Sie steht am Flughafen in Thessaloniki und fühlt sich seit Jahren zum ersten Mal wirklich sicher, wartet auf ihren Koffer und da ist er auch schon.

      Schnell ist er geschnappt und der Weg durch die Halle, auf den Parkplatz des Flughafens, ist nicht weit.

      Sie kann von Weitem bereits mehrere große und kleinere Busse ausmachen, die alle nur darauf warten, die ankommenden Gäste zu den jeweiligen Hotels zu bringen.

      Noch im Flughafengebäude fällt ihr Blick zufällig auf einen kleinen Stand, an dem Sonnenhüte verkauft werden.

      Raschen Schrittes begibt sie sich dorthin und ersteht einen großen Strohhut, den sie sich sofort auf den Kopf setzt. Noch die große, dunkle Sonnenbrille aufgesetzt und schon fühlt sich Sabine ein weiteres Stück befreiter und glücklicher.

      Nervös lächelt sie und schüttelt den Kopf über ihr Verhalten, aber jahrelange Angst vor Entdeckung, lässt sich nicht von einer Minute auf die andere, abschütteln.

      ***

      Endlich im Hotel angekommen.

      Es ist jetzt kurz vor elf Uhr Ortszeit und langsam werde ich richtig müde und hungrig. Im Flieger etwas zu essen, schaffe ich einfach nicht, obwohl ich in der Vergangenheit relativ oft geflogen bin, habe ich noch nie etwas serviert bekommen, das mir auch nur annähernd zugesagt hätte, was sich jetzt, nach sieben Stunden, als großer Nachteil herausstellt, da mein Magen unangenehm zu knurren beginnt.

      Leider ist mein Zimmer erst in zwei Stunden bezugsfertig und der Speisesaal öffnet auch erst in einer Stunde.

      Gut, auf Nachfrage hätte ich sicher einen kleinen Snack bekommen.

      Meine Ungeduld, endlich an den Strand zu kommen ist aber viel größer und noch eine Stunde zu warten, erscheint mir nicht zu viel. Schnell stelle ich meinen Koffer in einen Nebenraum der Rezeption ab und schon bin ich auf dem Weg zum Strand.

      Die Hotelanlage ist ein Traum.

      Was sofort ins Auge sticht, sind die gepflegten Grünanlagen der gesamten Anlage. Rechts und links des Weges, schmucke kleine Gebäude, mit vier bis maximal sechs Wohneinheiten, nur zwei Etagen, eingebettet in sattem, grünem Rasen auf dem sich hohe Palmen und Orangenbäume mit leuchtenden, gelben Früchten abwechseln.

      Zu beiden Seiten des, mit schönen flachen Steinen, in unterschiedlichen, aber doch harmonischen Farben, ausgelegten Weges, begleiten mich herrlich angelegte, bunte Blumenbeete.

      Der Weg vom Haupthaus bis zum Strand führt vorbei an einer Taverne, in der später das Mittagessen serviert wird, was sich aus dem Lageplan, den ich an der Rezeption erhalten habe, ergibt. Das Gebäude ist, bis auf die Rückseite, zu allen Seiten offen und bietet einen schönen Ausblick auf die Poolanlage und das Meer.

      Ich freue mich schon darauf, hier später einen kleinen Imbiss zu mir zu nehmen.

      Eine tolle Location, wie man heute auf Neudeutsch sagt.

      Vorbei an der Poolanlage führen ein paar Stufen hinunter zum Strand. Das Wasser ist unglaublich klar, man kann jeden einzelnen Stein erkennen, obwohl es sich bei dem Strand, um einen Sandstrand handelt und dies in der Regel mit einem etwas getrübten Wasser einhergeht.

      Liegt wohl daran, dass der Sand aufgeschüttet wurde, denn Griechenland ist eigentlich für einen steinigen Strand bekannt. So tritt man hier auch sofort, sobald man ins Wasser läuft, auf Steine.

      Hätte Wasserschuhe mitnehmen sollen.

      Der leichte Wind, der immer vom Meer her weht, ist etwas kühl und ich bin froh, noch meine Jeans und einen Sommerpulli zu tragen. Es ist erst Mitte Mai und die Luft braucht noch etwas mehr Zeit, um sich im Laufe des Tages zu erwärmen.

      Ich hatte zwar bereits etwas wärmere Temperaturen erwartet, lasse mir davon aber meine gute Laune nicht verderben, ziehe meine Schuhe aus und laufe Barfuß durch den, bereits von der Sonne leicht erwärmten, Sand.

      Die Schönheit des Meeres, die schon wärmende Sonne und die leicht kühle Brise wecken wieder meine Lebensgeister. Die eben noch verspürte Müdigkeit ist wie weggeblasen.

      Schon nach wenigen Metern fällt mir auf, dass ich so gut wie keine Muscheln am Strand finde. Denn auch wenn ich mich sonst für einen eher untypischen Urlauber halte, freue ich mich doch, wie wohl fast alle Reisende, die sich am Meer aufhalten, auf die Suche nach schönen Muscheln.

      Selbst als ich bereits mehr als eine halbe Stunde den Strand entlang