Alex Mann

Coronagangster


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verhalten soll?“, fragte Frank genervt.

      „Sehen Sie´s, wie Sie wollen, aber Sie wollen Kohle von uns, nicht umgekehrt. Also zeigen Sie ein wenig Respekt.“

      Es entging Frank keineswegs, dass der junge Kerl ihm gegenüber seine fitnessstudiogestählten Muskeln ein wenig anspannte. Er schaute kurz zu Elimar hinüber, der sich jetzt auf einen der Barhocker geschwungen hatte und mit beiden Armen auf der Theke abstützte.

      Frank seufzte kaum hörbar und sah wieder zu dem Mann im Anzug. „Und ihr zweites Angebot?“

      „Hundertfünfzigtausend – oder von mir aus hundertachtzig – für zehn Prozent.“

      „Was?“, fragte Frank und prustete vor Lachen. „Sie scherzen?“

      „Wie lustig finden Sie die Angebote, die ihre Bank ihnen macht?“, fragte der Mann.

      Frank verschränkte die Hände ineinander, stützte die Ellbogen auf den Tisch und lehnte sein Kinn dagegen. Eines der Angebote war schlechter, als das andere. Er hatte so etwas geahnt. Aber die Kerle hatten ihre in jeglicher Hinsicht inakzeptablen „Optionen“ mit einem schmackhaften Köder versehen. Seinem eigenen Laden. Denn darauf zielte der Kommentar dieses Miami-Vice-Verschnitts ab: die Bank würde ihm das Arizona auf jeden Fall wegnehmen.“

      „Ich muss mal ´ne Nacht darüber schlafen“, sagte er.

      Der Buchhalter verzog keine Miene. „Herr Becker, wir haben Ihnen zwei Optionen offeriert und jetzt haben Sie zwei Antwortoptionen: Ja oder Nein. Mit einem ´Vielleicht` werde ich nicht nach Hause gehen.“

      „Hören Sie, Mister. So wie ich das sehe, machen Sie mit beiden ihrer Scheiß-Optionen ein exzellentes Geschäft, bei dem Sie mich ordentlich über den Tisch ziehen und dabei ist es scheißegal, ob ich heute, morgen oder in ´ner Woche zusage. Aber wenn Sie mir jetzt nur diese beiden Antworten zulassen, werde ich Nein sagen.“

      „Dann wünsche ich ihnen viel Spaß, wenn Sie mit ihrer Bank sprechen. Die hat ihnen nämlich im Gegensatz zu uns nichts mehr zu bieten.“

      „Na dann sollten Sie mir die Zeit lassen, mir das ins Gedächtnis zu rufen.“

      Der Buchhalter zuckte mit den Schultern. „Wenn Sie meinen. Ich kann Ihnen allerdings nicht garantieren, dass unser Angebot morgen noch dasselbe sein wird.“

      „Das Risiko muss ich wohl eingehen.“

      Mirko, Elimar und der Buchhalter trennten sich, sobald sie das Arizona verlassen hatten. Der Buchhalter stieg in einen schwarzen Audi, Elimar schwang sich auf ein Ducati-Motorrad und Mirko vergrub seine Hände in den Jackentaschen und schlenderte zur Königsbrücker Straße vor, um die Straßenbahn zu nehmen.

      Dabei passierte er eine scheinbar unauffällige dunkelblaue BMW-Limousine. Auf dem Fahrersitz des Wagens saß eine junge Frau, vielleicht Mitte dreißig, die ihre rotbraunen Haare zu einem kurzen Pferdeschwanz geflochten hatte und eine blaue Damenkombi trug. Der Mann neben ihr war etwa in dem gleichen Alter, seine Frisur und sein Bart wirkten etwas weniger gepflegt und auch seine sommerliche Kombi schien nicht ordentlich zu sitzen.

      „Das sind die drei, oder?“, fragte der Mann, als Elimar, Mirko und der Buchhalter das Arizona verlassen hatten. Denn zufällig hatten sie von ihrem Parkplatz aus den Eingang des Gebäudes genau im Blick.

      „Ja“, sagte die Frau. „Der hässliche Typ, der sich in seinen Klamotten so cool vorkommt, ist Christian Dreger. Das ist sein Buchhalter. Die anderen beiden sind seine Knochenbrecher.“

      „Also hat dein Informant die Wahrheit gesagt.“

      „Scheint so.“

      „An wen hängen wir uns ran?“

      „Warum sollten wir uns an jemanden ranhängen?“, fragte sie und warf ihrem Kollegen einen fragenden Blick zu.

      „Na, wozu soll die ganze Sache hier sonst gut sein?“

      „Die Sache diente dazu, uns davon zu überzeugen, dass das stimmt, was mein Informant gesagt hat.“

      „Also ist es ein Kerl?“

      „Warum?“

      „Na weil du Informant gesagt hast.“

      Ein etwas überheblich wirkendes Lächeln zeichnete sich um die Mundwinkel der Frau ab. „Pass mal auf. Ich spar mir diesen ganzen Gendersternchenmüll. Denkst du, nur weil ich `ne Frau bin, muss ich jedes Mal meine Zunge verschlucken, weil ich noch irgendwo ein *innen ranhängen soll? Verfickte Scheiße, wenn ich Informant sage, nutze ich den maskulinen Genitiv. Es kann also auch eine Frau sein.“

      Der Mann hob abwehrend die Hände. “Schon okay. Wollte nur sehen, ob sich hier nicht vielleicht ´ne Spur ergibt.“

      „Ja, schon klar. Ich weiß nicht, ob dein Spürsinn Erklärung dafür ist, dass du es in zehn Dienstjahren noch nicht weitergebracht hast oder ob ich mich nicht eher wundern soll, dass du überhaupt noch dabei bist.“

      „Ist ja gut“, sagte der Mann schmollend.

      „Warum sollten wir einen der Kerle verfolgen?“, fragte sie. „Die beiden Knochenbrecher sind kleine Fische. Der eine heißt Elimar. Den kriegen wir auf seinem Motorrad sowieso nicht, höchstens für Geschwindigkeitsüberschreitung. Aber der ist doof genug und legt es auf eine Verfolgungsjagd an, wenn wir es nur versuchen. Der andere heißt Mirko. Fährt immer mit der Bahn. Die arbeiten jetzt wahrscheinlich noch ein paar von Jaschas Kunden ab. Kleine Fische. Der Buchhalter wäre interessant. Aber der ist zu glatt. Der fährt jetzt in sein Büro, um Jascha anzurufen und ihm zu sagen, wie´s gelaufen ist. Und dann kümmert er sich wahrscheinlich um die Bücher von irgend ´nem kleinen Autohändler oder so was.“

      „Also halten wir uns an den Typen, dem der Laden gehört?“

      „Aha“, sagte sie mit einem ironischen Unterton. „Der Herr hat seinen Kopf doch nicht nur als Hutständer.“

      „Weißt du, wer der Kerl ist?“

      „Frank Becker. War mal Zeitsoldat gewesen. Hat Einsätze im Kosovo und Afghanistan mitgemacht. Ist aber sauber. Corona hat ihn halt richtig in die Scheiße geritten, wie so viele andere auch.“

      „Na dann wird er sich ja freuen, uns zu sehen.“

      „Vermutlich“, sagte sie und öffnete die Tür.

      „Vergiss deine Maske nicht“, rief er hinterher.

      Der Frühsommer war nicht sonderlich heiß, zumindest nicht wie in den Jahren zuvor. Trotzdem empfanden sie die Kühle im Arizona als äußerst angenehm.

      Frank Becker saß inzwischen auf einem der Barhocker, knabberte Erdnüsse und schien seine eigene Bar zu betrachten.

      „Fünf Minuten ist nicht das, was ich unter Bedenkzeit verstehe“, sagte er, als die Tür zufiel und er die Schritte auf der Treppe wahrnahm.

      „Wofür brauchen Sie denn Bedenkzeit?“, fragte die Frau.

      Frank Becker fuhr erschrocken herum. „Teufel noch eins, haben Sie mich erschreckt. Wer zur Hölle sind Sie?“ Er musterte das ungleiche Pärchen. „Sind Sie vom Gesundheitsamt, oder so? Falls Sie´s noch nicht mitbekommen haben, wir müssen eh alle dichtmachen. Oder wollen Sie meine Desinfektionsspender für die nicht zugelassenen Gäste prüfen?“

      „Wir sind von der Polizei, Herr Becker“, sagte sie und zog einen Ausweis aus der Innentasche ihres eng sitzenden Jacketts. „Ich bin Kriminalhauptkommissarin Susanne Richter und mein Kollege ist Kriminaloberkommissar Jan Dreske.“

      „Und Sie wollen mich jetzt wegen der fehlenden Desinfektionsspender festnehmen? Da müssen Sie sich hinten anstellen, Süße, ich lande nämlich bald im Schuldenturm.“

      Susanne Richter bemühte sich, ein freundliches Lächeln aufzusetzen, was ihr nur unzureichend gelang. „Hören Sie, Frank. Ich kann verstehen, dass Sie frustriert sind. Es sind schwere Zeiten...“

      „Ach für Beamte