Theo Gitzen

DAS BÖSE BRINGT DEN TOD


Скачать книгу

was der so von dir hält”.

      Mit schnellen Schritten ging Fadi auf die Tür zu, aus der er eben gekommen war. Luigi musste sich beeilen, den Anschluss nicht zu verlieren.

      “Halim” – rief Fadi. “Kommst du mal eben. Ich würde dir gerne Luigi vorstellen”.

      Halim legte seine Brotschere auf Seite und trat zu den beiden an den Tisch.

      “Das ist Luigi – du weist, der Junge der gerne Pizzabäcker werden würde”.

      “Ah-ahja” - nickte Halim. “Ich erinnere mich” - sagte er und strecket Luigi seine Hand entgegen, die dieser ohne zu zögern ergriff. Lange hielt er Luigis Hand fest umschlossen und schaute ihm dabei tief in die Augen. Plötzlich lies er die Hand los, drehte sich zu Fadi um und nickte bejahend zu.

      “Wenn er nun auch noch so gut Pizza backt, wie seine Augen zu sein scheinen, dann ist er unser Mann!”. Drehte sich um und wandt sich wieder seiner Arbeit zu.

      Fadi schaute Luigi an, zuckte mit den Schultern und warf ihm einen Kittel zu.

      “OK- zeig uns was du kannst”.

      Obwohl das alles auf arabisch war, hatte Luigi verstanden. So wie er immer alles relativ schnell verstanden hatte. Obwohl er genau wusste, das ihn die anderen “als kleinen Italiener”, immer unterschätzten. Luigi zog den Kittel, den ihm Fadi zugeworfen hatte an und fing an sich zu orientieren. Nach und nach trug er alle Inhalte die er für eine gute Pizza benötigte zusammen. Während Halim sich mit keinem Auge für das Wirken von Luigi zu interessieren schien, schaute Fadi aufmerksam dem Treiben von Luigi zu. Mehl, Salz, Hefe, Zucker, Olivenöl, Knoblauch, Wasser, Oregano standen schließlich auf dem Tisch. Luigi begann die gute Messerspitze Hefe in lauwarmem Wasser aufzulösen, dann mischte er, fast ein halbes Pfund Mehl mit etwas Salz und Zucker, Danach schüttete er das lauwarem Wasser mit der aufgelösten Hefe über das Mehlgemisch, gab noch einen Schuss Olivenöl hinzu und fing an das Ganze fleißig zu kneten. Als der Teig anfing wie Schlamm an seinen Fingern zu kleben, schüttete Luigi den gesamten Teig auf die, mit Mehl eingepuderte Tischplatte, gab nochmals etwas Olivenöl über den Teig und besteubte das Ganze nochmals mit Mehl. Dann nahm er ein Tuch und deckte den Teig fein säuberlich ab.

      “PRONTO” – sagte Luigi, jetzt noch ein wenig warten und dann können wir die Pizza backen.

      Fadi kannte den Prozess. Liessen auch sie immer ihren Brotteig zusammen mit der Hefe ziehen, bevor sie ihn in den Backofen schoben. Nach fast einer Stunde war es dann soweit. Luigi rollte den Teig in eine dünne, knapp einen Zentimeter, dicke Form und schob sie in den Backofen, den er vorher nochmals so richtig angeheizt hatte. Während rechts die Holzscheide nur so brannten, fing links die Pizza schnell an aufzugehen.

      Alles geht viel schneller als bei unserem Brotbackvorgang dachte Fadi. Schon nach kurzer Zeit nahm Luigi seine Pizza aus dem Ofen. Der Teig sah etwas gelblicher aus, als der, den Fadi von seinen Broten kannte. Lag sicherlich am Olivenöl dachte er.

      Interessiert beobachtete er Luigi, wie dieser mit einem Messer ein Stück des Pizzabrotes abschnitt und es langsam, kauend von einer Ecke in die andere seines Mundes schob.

      Fadi streckte seine Hand aus um ebenfalls ein Stück des Pizzabrotes zu testen, als ihm Luigi, mit ausgestreckter Hand, bedeutete, die Finger vom Brotteig zu lassen. Überrascht schaute Fadi Luigi an- Ist doch nichts anderes als bei unserem Brot dachte Fadi- nur etwas dünner. Was soll dass?

      Es folgte ein lautes

      “dannazione! Che cosa è - ha un sapore terribile”

      “Was ist los?” – fragte Fadi ein wenig irretiert.

      “Ich weiß es nicht! Aber das ist keine Pizza. Das ist Beirut-Pappe. Das ist KARTON” - antwortete Luigi ein wenig resigniert.

      “Irgend etwas ist falsch an den Zutaten.

      Aber ich werde es herausfinden” - versprach Luigi.

      “Ich komme morgen wieder” – sprachs und verschwand.

      “Was war das denn?”- hörte Fadi Halim fragen

      “Hat wohl nicht geklappt. Und jetzt ist unsere gute Idee futsch“.

      Fadi brauchte einen Moment, bis auch er kappiert hatte, was da so eben passiert war. Sie standen beide da wie bedröppelt und es herrschte Totenstille.

      Plötzlich sagte Fadi – “Glaub mir, der kommt wieder – der gibt nicht auf”.

      Es dauerte fast drei Wochen, bis Luigi wieder auftauchte.

      Wie aus dem Nichts stand er an diesem Freitagmorgen vor der Backstube. Er hatte zwei dicke Taschen voll mit Backutensilien dabei. Er hob die linke Tasche.

      “Alle aus Italien” - sagte er zu Fadi, der ihn begrüssen wollte. Dann hob er die rechte Tasche in die Höhe - “Alle von hier” - aber… er machte eine Pause – “alle von mir ausgesucht!”.

      “Ich würde jetzt gerne ein paar Stunden alleine in der Backstube bleiben und ausprobieren warum es beim letzten Mal nicht funktionierte und wie es funktioniert ein super Pizza-Brot zu backen” - sagte Luigi fast in einem Befehlston”.

      Fadi nickte zustimmend – und deutete mit ausgestreckter Hand an, dass er sich solange frei bewegen könne, bis um 2:00 Uhr Nachts die Öfen wieder für die Arabischen Brote frei sein sollten.

      Nun nickte auch Luigi - und machte sich umgehend an die Arbeit.

      Es muss wohl so gegen 22:00 Uhr gewesen sein, als Fadi und Halim, die an diesem Abend, nicht wie üblich nach Hause gegangen waren, plötzlich ein lautes Geschrei aus der Back-stube vernahmen.

      “Oh Gott”- was ist nun passiert entfuhr es Halim und er und Fadi sprangen auf, um nachzuschauen was da los war.

      Mit einem festen Ruck stiessen sie die Tür zur Backstube auf und trauten ihren Augen nicht. Eine weiße Nebelwand drang ihnen entgegen und mittendrin stand Luigi

      “ Ha funzionato – i’ho fatto” - und schleuderte Mehl in die Luft.

      “Halt die Luft an” - befahl Halim mit lauter durchdringender Stimme – “und komm raus hier”.

      Weiss wie ein Schneemann stand der kleine Luigi vor Fadi und Hamil und konnte sich sein “stolzes” Grinsen nicht verkneif-en.

      “Ha funzionato” - wiederholte er nun wohl schon zum x-ten Male und reichte den, verduzt dreinschauenden Männern, ein Stück Pizzabrot. Fadi teilte das Brot, und gab Halim die eine Hälfte, während er selbst schon in das noch sehr warme Brot biß. Halim tat es ihm nach und beide kauten nun ausgiebig auf dem Pizza-Brot herum. Es dauerte eine kleine Ewigkeit bis sie im Stande waren wieder Luft zu holen. Abwechselnd schauten von einem zum anderen und wieder auf das Brot in ihrer Hand.

      “Genial” - sprudelte es förmlich aus dem sonst doch eher schweigsamen Halim heraus.

      Fadi nickte zustimmend – “Jetzt kann es endlich losgehen!”.

      Schon am nächsten Tag trafen sie sich wieder. Schnell war man sich einig. Luigi sollte in einer neuen Backstube mit zwei weiteren Pizzabäckern, ersteinmal Pizza-Brot für alle ausländischen Kunden und auch später, wenn es gut laufen würde, belegte Pizza backen. Luigi kündigte seinen alten Job beim Italiener und fing umgeh-end mit der Einrichtung der neuen Backstube an. Er selbst ging regelmäßig in den Basar um die verschiedenen Zutaten zu kaufen. Das Olivenöl, welches aus Italien stammte, bezog er von einem Italiener, der einen kleinen Lebensmittelladen am Rande des Zentrums betrieb.

      Wenige Wochen später wurde die neue Backstube

      “Pronto-Pizza” eröffnet.

      Der größte Teil des Verkaufs lief über das, bereits bestehende Netztwerk der alten HA-FA Bäckerei. Schnell sprach es sich in ganz Beirut herum und alle wollten nur noch das leckere Pizza-Brot von “Pronto-Pizza.”