Theo Gitzen

DAS BÖSE BRINGT DEN TOD


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das toll?“

      Angewidert gab sie ihm das halbvolle Glas zurück. Ohne zu zögern trank Jasin den Rest des Glases mit einem Schluck leer.

      So saßen sie ein paar Minuten schweigend nebeneinander bis Leila plötzlich sagte – „gib mir noch etwas von dem „German Sekt“.

      Jasin kippte das Glas erneut randvoll und reichte es Leila, welche das Glas in einem Zug austrank. Ein wohlig warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Da war er plötzlich wieder der Wunsch, Jasin in die Arme zu nehmen und seine Lippen zu küssen.

      Auch Jasin spürte die Wirkung des Sektes aus Germany. Ohne Kommentar kippte er das Glas ein drittes Mal voll und reichte es Leila. Komischerweise schien das Zeug doch zu schmecken. Sie lachten und alberten rum wie sie das früher als Kinder auch schon getan hatten. Wie nun mal pubertierende sind, neckten sie sich bis sie plötzlich übereinander lagen. Leila drückte Jasin‘s Kopf nach hinten und wie von Zauberhand geführt, suchten sich ihre Lippen und schon küssten sie sich leidenschaftlich und hingebungsvoll. Beflügelt und im Rausch des „German Sektes“.

      Ganze zwei Jahre trafen sie sich immer wieder heimlich im Keller, in der Backstube turtelten rum und ihre Liebe wurde größer und größer. Keiner durfte davon wissen. Bis auf die Omas „Maria und Kadisha“. Waren sie doch schon immer ihre geheimen Verbündeten gewesen. Wie sie es auch schon mit ihren Kindern gemacht hatten, so machten sie es auch diesmal. Maria und Kadisha hatten, wie auch schon damals, bei ihren Jungs, Freude daran, wenn sie dazu beitragen konnten, das andere sich ungestört lieben konnten.

      „Oma“

      „ja meine Süße“- antwortete Kadisha,

      „Oma-dürfen wir“ – Leila hatte ihre Beine eng aneinander-gepresst und bewegte ihren süßen Hintern schwungvoll hin und her und ihre großen Kulleraugen schauten Kadisha bittend an.

      Kadisha atmete tief ein.

      „OK- aber denk daran, dass deine Eltern in zwei Stunden zurück sein wollen“.

      Über Leilas Gesicht huschte ein noch süßeres Lächeln als sonst. Sie nahm Kadisha in die Arme, küsste sie schmatzend auf die Wange – und mit einem „Du bist die liebste Oma der Welt – verschwand sie in Kadisha‘s Zimmer.

      Kurz darauf verschwand auch Jasin in Kadisha‘s Zimmer.

      „Na meine Liebe“ - sagte Maria, die sich im Nachbarzimmer aufgehalten hatte – „ist es mal wieder soweit?“

      „Was da jetzt wohl passiert – fragte Kadisha Maria.

      „Tja, wenn wir das noch wüssten“

      Und beide lachten laut los.

      -:-

      Das ging einige Monate so weiter, bis zu dem Tag, als Leila Jasin gestand, dass sie schwanger sei und ein Kind von ihm erwartete. Jasin brach in Tränen aus. Es waren Tränen der Freude. Er nahm Leila in den Arm und sagte- „Jetzt können wir endlich heiraten und brauchen uns nie mehr heimlich zu lieben“.

      Noch am gleichen Abend erzählten sie es den Eltern. Halima und Elena schauten sich an und fingen gleichzeitig an zu grinsen. Während Halim und Fadi etwas bedröppelt drein-schauten, meinte Halima –

      „Kinder- dass haben wir doch schon lange gewusst. Wir freuen uns ja so für euch“.

      Drei Monate später wurde geheiratet. Es war eine schöne Hochzeit und fast alle aus der Straße waren eingeladen. Es war ein wunderschönes Paar. In ihrem zauberhaften weißen Hochzeitskleid sah Leila nicht nur hinreißend sexy, sondern auch wie ein wahrer Engel aus und ihr Jasin war mächtig stolz auf seine „kleine“ Leila.

      „Hört endlich auf zu flennen“ – rief Halim, den Frauen zu, die wie auf Kommando in Tränen der Freude ausgebrochen waren. „Wie soll denn das auf dem Hochzeitsfoto aussehen- lauter verheulte „Mädchen“ - ergänzte er mit Blick auf Kadisha und Maria.

      Doch als er sah, dass auch diese die Tränen in den Augen hatten, winkte er ab, nahm Fadi in den Arm und sagte – komm- lass uns einen Tee, womit er eigentlich Wein meinte – trinken. Bis die fertig mit Heulen sind kann noch dauern.

      Fatima war auf der einen Seite glücklich, dass Leila und Jasin ein Paar waren, auf der anderen Seite hingegen ein wenig neidisch. Schließlich hatte Leila jetzt noch jemanden mit dem sie intimste Gedanken und Gefühle austauschen würde.

      Aber das schlimmste was sie befürchtete und bald auch eintreffen würde, war die Geburt dieses kleinen „Hosen-scheißers“ den Leila schon im Bauch hatte. Würde er doch, sobald er das Licht der Welt erblickt hätte, nur noch im Mittelpunkt stehen. Und Leila hätte dann überhaupt keine Zeit mehr für sie haben.

      Wie auch immer sich ihr Verhältnis zu Leila entwickeln würde. Sie wollte die beste Tante der Welt sein.

      Obwohl sie sich oft mit Leila ausführlich, von Frau zu Frau, über Männer, Kinder und den Sex im allgemeine unterhielt, und Leila auch immer wieder mit leuchtenden Augen betonte wie schön das alles sei, konnte Fatima dieser Art von Leben nichts abgewinnen.

      Sie wollte lieber ihre Schule beenden um dann zu studieren. Ärztin wollte sie werden, oder zumindest Krankenschwester. Deshalb kümmerte sie sich auch nicht um Jungs und vertiefte sich in die Arbeit in der Backstube und um ihre Schule.

      Hafa Makhbis

      Halims und Fadis kleine Bäckerei brummte.

      Sie hatten es geschafft und mit Hilfe ihrer Frauen und Kinder innerhalb von wenigen Jahren ein gut florierendes Geschäft aufgebaut. Immer mehr Ausländer kamen in die Stadt und es sprach sich schnell unter ihnen herum, wie gut das Brot von

      HAFA-MAKHBIS, so hieß nun ihre Firma, super schmeckt.

      Sie konnten sich vor Aufträgen kaum retten. Dazu trug natürlich auch Junis mit seinen Kontakten über die deutsche Firma zu ansässigen Hotels bei.

      Das Einzige was ihnen Sorgen bereitete, war die zunehmende Unruhe die sich, seit dem „Schwarzen September“ 1970, in der Stadt breit machte. Hatten doch die Israelis die PLO aus dem Süden vertrieben und die machte sich jetzt immer mehr in Beirut breit. Mit ihr kamen natürlich auch viele schiitisch und muslimische Flüchtlinge nach Beirut. Es bildete sich ganz allmählich ein Staat im Staate.

      -:-

      Es war an einem wunderschönen Sommerabend im Jahre 1974

      Halim und Fadi saßen wie immer nach einem anstrengenden Tag zusammen unter dem kleinen Apfelbaum im Innenhof ihrer, für Beiruter Verhältnisse, feudalen Villa. Sie hatten Halima vertraut und die wiederum ihr bisdato verdientes Geld geschickt angelegt und auf die Empfehlung ihres Sohnes Junis, dieses tolle Haus mit 12 Zimmern, einem Innenhof und einem schönen Garten, gekauft.

      Ihr Elternhaus, in dem sie noch bis vor kurzem wohnten, wurde komplett zur Bäckerei umgebaut.

      Gemeinsam lebten sie nun alle in der Villa mit ihren Kindern, die zwar schon erwachsen waren, zusammen. Es gehörte zur Tradition, dass Alle zusammen blieben und zusammen hielten, vom Opa bis zu den Enkeln.

      Halima war die eigendliche Chefin des Unternehmens. Sie führte Buch und verwaltete das Geld beider Familien, während Elena sich um das Haus, den Garten und die Kinder kümmerte.

      Die beiden Männer interessierte es wenig, was ihre Frauen so alles mit dem vielen Geld machten. Sie hatten nach wie vor die Einstellung, das Glück und Zufriedenheit vor dem Geldver-dienen kommt. Ihre Arbeit machte ihnen nach wie vor Spaß.

      Jetzt aber war der Zeitpunkt gekommen ein wenig ernster an den weiteren Werdegang ihres Geschäftes und die Zukunft für sie und die Kinder zu denken.

      Halim reichte Fadi den Tee und biss mit seinen Zähnen eine Zitrone in der Mitte durch. Mit verzogenem Gesicht, war sie doch saurer als erwartet, reichte er Fadi die andere Hälfte und drückte seine mit den immernoch kräftigen Händen über seinem Teeglass aus.

      „Was meinst du?“ - fragte er Fadi, - „warum