Theo Gitzen

DAS BÖSE BRINGT DEN TOD


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Soweit er es erfassen konnte, handelte es sich um DM und Dollarscheine.

      Langsam glitt sein Blick zu dem Seil an dem der Koffer hing. Seine Augen folgten dem Seil bis zu dem Loch in der Wand.

      Wo führt es hin – fragte er sich und kroch auf allen Vieren bis zu dem Loch.

      Das Seil hing an einer Rolle und führte über den Innenhof in das Nachbarhaus. Direkt neben dem Raum in dem er sich immer mit Abonoub traf und wo dieser jetzt wohl tot auf dem Boden lag,

      Ganz langsam reihten sich die Ereignisse um den Tod von Abonoub in seinem Kopf aneinander.

      Da war zum einen, dass Abonoub immer ganz viel Geld zum Tausch angenommen hatte, aber seltsamer Weise, letzte Woche, ihn und wohl auch andere, mit der Auszahlung des Tauschgeldes vertröstete. Angeblich hatten seine Lieferanten wohl ein kleines „Bankenproblem“. Aber alles würde diese Woche bezahlt und er sollte sich keine Sorgen machen- hatte Abonoub ihm gesagt.

      Dann war da der Fremde, der lautstark und mit Nachdruck das Geld seiner Klienten zurückforderte und nachdem Abonaub es nicht herausrücken wollte, ihn kaltblütig erschossen hatte.

      Und da war der Koffer, den er jetzt vor sich liegen hatte, mit dem vielen Geld.

      Je klarer ihm die Zusammenhänge schienen, desto schneller klopfte sein Herz. Also hatte Abonoub Geld unterschlagen und wollte sich damit absetzen. Und damit keiner wusste wo das Geld war, hatte er es in diesem verlassenen Nebengebäude deponiert. Mit dem Seil, das aussah wie eine Stromleitung, konnte Abonoub problemlos den Koffer mit dem unterschlagenen Geld aus seinem Hinterzimmer in diesem Verschlag de-ponieren.

      Wer wusste noch davon? Und was, wenn der Fremde das Hinterzimmer und das Seil entdecken würde?

      Junis versuchte sich zu beruhigen

      Du musst nachdenken. Und wenn niemand davon weiß, dann kannst du das Geld mitnehmen und bist reich - sagte er sich.

      Er versuchte einen Plan zu schmieden, wie er das Ganze so hinbekommen würde, dass niemand auch nur annähernd auf die Idee kommen könnte, dass er, Juni, etwas gesehen hat, geschweige denn weiß wo das Geld geblieben ist.

      Langsam löste er den Koffer von der Schnur und öffnete vorsichtig die kleine Tür zum Nebenraum.

      Sein Blick fiel auf seine Aktentasche, die prall gefüllt mit dem Geld seiner Kunden und auch seines Vaters mitten in dem Raum lag, den er fluchtartig durch einen Sprung verlassen hatte. Schlagartig begann sein Herz wieder zu rasen. Was wenn der Fremde sie gesehen hat und jetzt nur auf ihn warten würde,

      Junis traute kaum sich zu bewegen, steht da eventuell der Killer in der Ecke und wartet nur bis er aus seinem Versteck gekrochen kommt- oder steht er eventuell am anderen Fenster und wartet auf ihn um ihn dann von dort zu erschießen?

      Ganz langsam kroch er auf allen Vieren, sich immer wieder umschauend und den Blick ständig zwischen Tür und Fenster hin und her schweifen lassend, zu seiner Aktentasche. Obwohl es nur knapp drei Meter waren, war Junis völlig erschöpft. Schweißperlen standen auf seiner Stirn und seine Hände zitterten.

      Mittlerweile war es dunkel. Er hatte keine Ahnung wie lange er gebraucht hatte, bis er mit dem geheimnisvollen Koffer und seiner Aktentasche im Hotel und auf seinem Zimmer eingetroffen war. Es kam ihm vor, als wären es Tage gewesen. Er verstaute den Koffer im Schrank und seine Geldtasche unter dem Bett. Zog seine dreckigen und nach Taubenmist stinkenden Sachen aus, lies sich die Wanne mit heißem Wasser volllaufen und setzte sich mit angezogenen Beinen in die Wanne.

      Er wusste nicht wie lange er dort verbrachte, doch er schaffte es einfach nicht aufzustehen und die Wanne zu verlassen.

      Wie der Rock seiner Mutter umspülte das warme Wasser Junis nackten Körper, als er das Klopfen an seiner Tür, zuerst leise, dann immer lauter werdend vernahm.

      Schlagartig begann sein Herz erneut zu klopfen. Lauter und stärker als in den Stunden bei Abonoub.

      Da ist er- der Killer- jetzt ist es aus - er wird dich erschießen - schoss es ihm durch den Kopf

      Und wieder wünschte er sich Mutters Rock. Weinend und am ganzen Körper zitternd, sank er auf den Boden und versuchte seinen Kopf, mit seinen Händen vor der Kugel des Mörders zu schützen.

      Vor Angst zitternd und mit geschlossenen Augen hörte er, wie die Tür zum Bad geöffnet wurde.

      „Nicht“ – schrie Junis

      „Nicht schießen“

      Brigitte stand im Türrahmen und schaute ungläubig auf Junis.

      „Was ist los“ - fragte sie und rannte zu Junis der in der Wanne kauerte.

      „Ganz ruhig Schatz – ich bin doch bei dir.

      Keiner tut dir etwas“

      Sie wusste das etwas mit Junis nicht stimmte.

      In Junis löste sich allmählich die Spannung und die Todesangst wich aus seinem Körper. Gleichzeitig verfiel er in ein unaufhör-liches Schluchzen. Junis sackte nun völlig in sich zusammen. Brigitte führte ihn zum Bett, nass wie er war, drückte sie ihn nieder, legte sich zu ihm und zog die Decke über beide Köpfe. Gemeinsam lagen sie so fest umschlungen und Brigitte wusste, Junis war nun unter dem Rock seiner Mutter und in Sicherheit. Geduldig wartete sie bis er sich erholt hatte.

      Irgendwo rief ein Muezzin zum Gebet. Brigitte öffnete die Augen. Es war noch dunkel und Junis schlief unruhig neben ihr. Brigitte stand auf und ging ins Bad. Als sie wieder zurück ins Zimmer kam, stand Junis nackt vor dem kleinen Tisch in der Ecke des Zimmers. Auf dem Tisch lagen ein Koffer und eine braune Ledertasche.

      „Was ist das“ - fragte Brigitte.

      „Willst du vereisen?“

      Sie grinste ein wenig verlegen. Ahnte sie doch, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.

      Junis drehte sich langsam um, Seine Augen waren leer und seine sonst so stark männliche Haltung war geduckt und irgend-wie ängstlich wirkend.

      „Was ist in den Taschen“ fragte Brigitte erneut.

      Ohne zu antworten öffnete Junis den Koffer.

      Brigitte glaubte ihren Augen nicht trauen zu können. Sah sie da wirklich Geld? Viel Geld?

      Sie atmete tief ein, drehte sich zu Junis und schaute ihm tief in die Augen.

      Mit leiser Stimme fragte sie ihn. – „Wo hast du das her?“

      „Das wirst du mir nicht glauben“ – antwortete Junis ebenso leise.

      Langsam und Stück für Stück erzählte er nun Brigitte was er erlebt hatte. Das er in Gedanken an sie das Haus verpasst und durch Zufall gesehen hatte wie ein Fremder Abonoub erschossen hatte. Abounoub hatte sich offensichtlich mit dem Geld seiner Kunden aus dem Staub machen wollen. Und das er auf das Versteck gestoßen und das Geld an sich genommen hatte, war reiner Zufall.

      „Jetzt weist du alles“ – sagte Junis und fügte hinzu – „Ich habe so eine Angst – sicherlich wird der Killer irgendwann hier auftauchen“.

      Hilfesuchend schaute er Brigitte an. Brigitte jedoch blieb erstaunlich ruhig. Sie schien nachzudenken.

      „Wir müssen jetzt ganz ruhig bleiben. Hat dich jemand gesehen?“

      „Ich glaube nicht“

      „Ich meine, hat dich jemand in das andere Haus gehen sehen?“

      Junis dachte nach und schüttelte den Kopf. –„Ich glaube nein“.

      „Weis jemand das du auf dem Weg zu Abonoub warst?“

      „Ja- drei Geschäftsinhaber aus Bad Idriss, zwei Firmeninhaber aus dem Zentrum - er machte eine Pause – und mein Vater“.

      Brigitte dachte nach.

      „Und in der Tasche ist das Geld was sie dir mitgegeben haben“

      „Ja“ - nickte Junis.

      „Ist noch