Theo Gitzen

DAS BÖSE BRINGT DEN TOD


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      „Nein – nur das, was sie dir gestern gegeben haben“.

      „Und was soll ich ihnen sagen“

      „Sag ihnen, dass du den Agenten nicht angetroffen hast und dass du das Gefühl hast, das etwas mit ihm nicht stimme“- und“ ergänzend fügte sie hinzu – „sag ihnen, dass dir das Geschäft zu unsicher sei und du in Zukunft nicht mehr für sie umtauschen wirst“.

      Brigitte machte eine kleine Pause. Sie schien nachzudenken. Junis kannte sie, es war jetzt besser nichts zu sagen bis sie weiterreden würde.

      „Ich hab’s“ - sagte Brigitte und schnippte mit den Fingern.

      „Wir behalten das Geld aus dem Koffer – wieviel ist das eigentlich?“ - fragte sie ohne Luft zu holen. Junis zuckte mit den Schultern.

      „Soll ich es zählen“

      „Nein – nicht jetzt - hör zu“.

      „Wir bringen das ganze Geld nach Deutschland“.

      „Ich überrede meinen Chef, dass die Situation in Beirut von Tag zu Tag unübersichtlicher und auch gefährlicher wird und es besser sei, wieder nach Deutschland zurück zu gehen“.

      „Und ich? Bleibe ich hier?“ -fragte Junis etwas unsicher.

      „Nein“ - antwortete Brigitte. „Du wirst als Berater mitkommen und dann werden wir heiraten. Ich werde schwanger und wir werden in Köln bleiben. Von dem Geld kaufen wir uns eine Villa in Hahnwald und tun so, als sei das Geld aus guten Geschäften in Saudi-Arabien erwirtschaftet worden“.

      Junis dachte nach. „Warum Saudi Arabien?“

      „Damit uns niemand mit Beirut in Verbindung bringt“.

      „Und dein Chef?“

      „Nun mein Süßer, da musst du wohl ran und mich schwängern. Denn wenn wir ein Kind haben, kann ich aussteigen. Ich bin dann nur noch Hausfrau und Mutter und du fängst in er Immobilienbranche an und vertickst deinen Landsleuten Botschaftsgebäude und Villen in Bonn“.

      Brigitte machte eine Pause, holte tief Luft, schaute ihn an und mit resoluter Stimme und es klang wie ein Befehl, bestätigte sie ihren Vorschlag.

      „Genau so wird es gemacht!“

      Junis wusste - es war weder eine Frage, noch ein Vielleicht.

      Brigittes Entschluss stand fest!

      „Komm“ – sagte Brigitte. „Lass uns das Geld zählen“. Und mit einem Lachen - „Ich die DM und du die Dollar“. Unverzüglich begann sie mit dem Zählen der Geldscheine.

      Es verging eine ganze Weile bis sie wussten, dass das, was sie geplant hatten, für den Rest ihres Lebens reichen und ihnen ein sorgenfreies Leben garantieren würde.

      „Und“ - fragte Brigitte – „wieviel ist es?“

      „785.750 Dollar“ – erwiderte Junis

      Brigitte lächelte verschmitzt

      „Gewonnen!“ – jubelte sie und streckte beide Arme in die Höhe. „Eine Million, 450 tausend und 550 DM“.

      Junis schien wieder in Ohnmacht zu fallen, während Brigitte erstaunlich ruhig blieb.

      „Schatz“- sie schaute ihn an. „Alles wird gut. Ich habe einen Plan“.

      Junis schaute Brigitte an. Obwohl er Angst hatte, eins wusste er, Brigitte konnte er immer vertrauen. Sie hatte immer gute Ideen. Schließlich hat sie ihn in die Firma geholt, hatte ihm den Job als Kontakter ermöglicht und ihn auch noch als Vertrauens-person, in Punkto Geldtausch, überall empfohlen. Sie wird bestimmt wieder eine gute Idee haben dachte er sich und wartete respektvoll auf Brigittes Idee.

      „Also“ - begann Brigitte. „Ich denke als erstes sollten wir niemandem, hörst du - und es klang wie ein Befehl – niemandem, auch nicht deinen Eltern, Fadi, noch deinen Geschwistern etwas davon erzählen. Und schon morgen wirst du allen Kunden ihr Geld zurückbringen!“

      Junis setzte an um etwas zu sagen, doch Brigitte gab ihm mit ausgestreckter Hand unmissverständlich zu verstehen, dass sie dieses Geld nicht bräuchten. Und dass es besser wäre, so zu tun, als wüsste man von nichts. Da die Situation durch den drohenden Bürgerkrieg immer unruhiger und brenzliger wurde, empfahl sie Junis ebenfalls, allen Kunden und auch seinem Vater, zu erzählen, dass er ab jetzt mit dem illegalen Umtausch-geschäft aufhören würde.

      „Hast du verstanden?“- fragte sie Junis.

      Junis nickte.

      „Und wie geht es weiter“ - fragte er.

      „Wenn das alles erledigt ist, buche ich uns zwei Flüge und wir gehen nach Deutschland“.

      „Und wie bekommen wir unser Geld nach Deutschland“

      „Lass dich überraschen. Ich habe da so eine Idee“ - antwortete Brigitte mit einem verschmitzten Lächeln.

      Danach ging alles sehr schnell.

      Junis brachte das anvertraute Geld zurück zu seinen Kunden und Brigitte überzeugte ihren Chef, erst einmal wieder nach Deutschland zurück zu gehen und abzuwarten, wie sich die allgemeine Situation entwickeln würde.

      Schon eine Woche später standen Junis und Brigitte am Flughafen in Beirut und warteten auf ihren Flug Nummer 712 mit der Swissair über Basel nach Frankfurt. Brigitte trug einen weiten Umhang. Darunter konnte man deutlich ihren dicken Bauch sehen. Mindestens Zwillinge würden es werden. Sie betraten das Flugzeug und die Stewardessen kümmerten sich während des Fluges rührend um Brigitte. Fast fünf Stunden später landeten sie wohlbehalten in Frankfurt. Die streng drein-blickende, ebenfalls hochschwangere Zollbeamtin musterte abwechselnd Brigitte und dann Junis.

      Irgendwie war etwas seltsam sagte ihr der Instinkt einer Zollbeamtin mit langjähriger Erfahrung.

      Brigitte erfasste augenblicklich die brenzlige Situation in der sie sich nun befanden. Bestimmt hatte die Beamtin Lunte gerochen und wird sie beide gleich nach hinten zu einer Körpervisite bitten.- dachte sich Brigitte.

      Blitzschnell - und noch bevor die Beamtin reagieren konnte, nahm Brigitte Junis Hand

      „Fühl mal wie unser Kind strampelt“ sagte Brigitte und führte seine Hand an ihren dicken Bauch. Langsam kreiste sie seiner Hand über ihren Bauch und zum ersten Mal stellte Junis keine Frage, sondern antwortete sofort.

      „Ich glaube jetzt haben beide getreten“ Und um seine Aussage zu unterstreichen, schaute er die Beamtin mit einem breiten und glücklichen Lächeln im Gesicht, an.

      Auch Brigitte, die Junis spontane Reaktion mit Erstaunen beobachtet hatte, schaute nun ebenfalls die Beamtin mit glücklich, strahlenden Augen einer werdenden Mutter an.

      Die vorher so streng dreinblickende Zollbeamtin fuhr sich mit der Hand ebenfalls unwillkürlich über ihren Bauch und erwiderte Brigittes Lächeln. War sie doch auch schwanger und wusste wie sich eine werdende Mutter fühlte. Für ein paar Sekunden schauten sich nun die beiden Frauen schweigend an. Und die Spannung stieg ins unermessliche. Würde sie jetzt zu einer Leibesvisitation bitten?

      „Bitte – Ihre Pässe- und alles Gute“ – sagte die Beamtin und schob Brigitte und Junis mit einem Lächeln die Reisepässe über die Theke.

      „Ihnen auch“ - sagte Brigitte mit einem Blick auf den Bauch der Beamtin und zog Junis zum Ausgang.

      Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, verließen beide den Flughafen und fuhren mit dem Taxi zum Bahnhof um den Zug nach Köln zu nehmen.

      „Sag mal - wieso hast du am Zoll so cool reagiert?“ - fragte Brigitte Junis. Der lächelte sie mit leuchtenden Augen an – „Wieso reagiert – Ich habe mir schon den ganzen Flug über gewünscht, dass es „unsere Kinder“ sind, die du da in deinem Bauch herumträgst“.

      Brigitte traten die Tränen in die Augen. Sie hatte ihn noch nie so geliebt wie in diesem Augenblick. Vorsichtig nahm sie