Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...


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zu erbitten – Eurer Tapferkeit

      Kann er den wohlverdienten Preis nicht weigern.

      Doch wißt – eh ich in eines andern Arm

      Sie sehe –

      LA HIRE.

      Hört mich, Prinz!

      DUNOIS.

      Es zieht mich nicht

      Der Augen flüchtig schnelle Lust zu ihr.

      Den unbezwungnen Sinn hat nie ein Weib

      Gerührt, bis ich die Wunderbare sah,

      Die eines Gottes Schickung diesem Reich

      Zur Retterin bestimmt und mir zum Weibe,

      Und in dem Augenblick gelobt ich mir

      Mit heilgem Schwur als Braut sie heimzuführen.

      Denn nur die Starke kann die Freundin sein

      Des starken Mannes, und dies glühnde Herz

      Sehnt sich an einer gleichen Brust zu ruhn,

      Die seine Kraft kann fassen und ertragen.

      LA HIRE.

      Wie könnt ichs wagen, Prinz, mein schwach Verdienst

      Mit Eures Namens Heldenruhm zu messen!

      Wo sich Graf Dunois in die Schranken stellt,

      Muß jeder andre Mitbewerber weichen.

      Doch eine niedre Schäferin kann nicht

      Als Gattin würdig Euch zur Seite stehn,

      Das königliche Blut, das Eure Adern

      Durchrinnt, verschmäht so niedrige Vermischung.

      DUNOIS.

      Sie ist das Götterkind der heiligen

      Natur, wie ich, und ist mir ebenbürtig.

      Sie sollte eines Fürsten Hand entehren,

      Die eine Braut der reinen Engel ist,

      Die sich das Haupt mit einem Götterschein

      Umgibt, der heller strahlt als irdsche Kronen,

      Die jedes Größte, Höchste dieser Erden

      Klein unter ihren Füßen liegen sieht;

      Denn alle Fürstenthronen aufeinander

      Gestellt, bis zu den Sternen fortgebaut,

      Erreichten nicht die Höhe, wo sie steht,

      In ihrer Engelsmajestät!

      LA HIRE.

      Der König mag entscheiden.

      DUNOIS.

      Nein, sie selbst

      Entscheide! Sie hat Frankreich frei gemacht

      Und selber frei muß sie ihr Herz verschenken.

      LA HIRE.

      Da kommt der König!

      Zweiter Auftritt

      Karl. Agnes Sorel. Du Chatel, der Erzbischof und Chatillon zu den Vorigen.

      KARL zu Chatillon.

      Er kommt! Er will als seinen König mich

      Erkennen, sagt Ihr, und mir huldigen?

      CHATILLON.

      Hier, Sire, in deiner königlichen Stadt

      Chalons will sich der Herzog, mein Gebieter,

      Zu deinen Füßen werfen. – Mir befahl er,

      Als meinen Herrn und König dich zu grüßen,

      Er folgt mir auf dem Fuß, gleich naht er selbst.

      SOREL.

      Er kommt! O schöne Sonne dieses Tags,

      Der Freude bringt und Frieden und Versöhnung!

      CHATILLON.

      Mein Herr wird kommen mit zweihundert Rittern,

      Er wird zu deinen Füßen niederknien,

      Doch er erwartet, daß du es nicht duldest,

      Als deinen Vetter freundlich ihn umarmest.

      KARL.

      Mein Herz glüht, an dem seinigen zu schlagen.

      CHATILLON.

      Der Herzog bittet, daß des alten Streits

      Beim ersten Wiedersehn mit keinem Worte

      Meldung gescheh!

      KARL.

      Versenkt im Lethe sei

      Auf ewig das Vergangene. Wir wollen

      Nur in der Zukunft heitre Tage sehn.

      CHATILLON.

      Die für Burgund gefochten, alle sollen

      In die Versöhnung aufgenommen sein.

      KARL.

      Ich werde so mein Königreich verdoppeln!

      CHATILLON.

      Die Königin Isabeau soll in dem Frieden

      Mit eingeschlossen sein, wenn sie ihn annimmt.

      KARL.

      Sie führet Krieg mit mir, nicht ich mit ihr.

      Unser Streit ist aus, sobald sie selbst ihn endigt.

      CHATILLON.

      Zwölf Ritter sollen bürgen für dein Wort.

      KARL.

      Mein Wort ist heilig.

      CHATILLON.

      Und der Erzbischof

      Soll eine Hostie teilen zwischen dir und ihm,

      Zum Pfand und Siegel redlicher Versöhnung.

      KARL.

      So sei mein Anteil an dem ewgen Heil,

      Als Herz und Handschlag bei mir einig sind.

      Welch andres Pfand verlangt der Herzog noch?

      CHATILLON mit einem Blick auf Du Chatel.

      Hier seh ich einen, dessen Gegenwart

      Den ersten Gruß vergiften könnte.

      Du Chatel geht schweigend.

      KARL.

      Geh,

      Du Chatel! Bis der Herzog deinen Anblick

      Ertragen kann, magst du verborgen bleiben!

      Er folgt ihm mit den Augen, dann eilt er ihm nach und umarmt ihn.

      Rechtschaffner Freund! Du wolltest mehr als dies

      Für meine Ruhe tun!

      Du Chatel geht ab.

      CHATILLON.

      Die andern Punkte nennt dies Instrument.

      KARL zum Erzbischof.

      Bringt es in Ordnung. Wir genehmgen alles,

      Für einen Freund ist uns kein Preis zu hoch.

      Geht, Dunois! Nehmt hundert edle Ritter

      Mit Euch und holt den Herzog freundlich