Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...


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      BURGUND.

      O sie kann mit mir schalten wie sie will,

      Mein Herz ist weiches Wachs in ihrer Hand.

      – Umarmt mich, Du Chatel! Ich vergeb Euch.

      Geist meines Vaters, zürne nicht, wenn ich

      Die Hand, die dich getötet, freundlich fasse.

      Ihr Todesgötter, rechnet mirs nicht zu,

      Daß ich mein schrecklich Rachgelübde breche.

      Bei euch dort unten in der ewgen Nacht,

      Da schlägt kein Herz mehr, da ist alles ewig,

      Steht alles unbeweglich fest – doch anders

      Ist es hier oben in der Sonne Licht.

      Der Mensch ist, der lebendig fühlende,

      Der leichte Raub des mächtgen Augenblicks.

      KARL zur Johanna.

      Was dank ich dir nicht alles, hohe Jungfrau!

      Wie schön hast du dein Wort gelöst!

      Wie schnell mein ganzes Schicksal umgewandelt!

      Die Freunde hast du mir versöhnt, die Feinde

      Mir in den Staub gestürzt, und meine Städte

      Dem fremden Joch entrissen – Du allein

      Vollbrachtest alles. – Sprich, wie lohn ich dir!

      JOHANNA.

      Sei immer menschlich, Herr, im Glück, wie dus

      Im Unglück warst – und auf der Größe Gipfel

      Vergiß nicht, was ein Freund wiegt in der Not,

      Du hasts in der Erniedrigung erfahren.

      Verweigre nicht Gerechtigkeit und Gnade

      Dem letzten deines Volks, denn von der Herde

      Berief dir Gott die Retterin – du wirst

      Ganz Frankreich sammeln unter deinen Szepter,

      Der Ahn- und Stammherr großer Fürsten sein,

      Die nach dir kommen, werden heller leuchten,

      Als die dir auf dem Thron vorangegangen.

      Dein Stamm wird blühn, solang er sich die Liebe

      Bewahrt im Herzen seines Volks,

      Der Hochmut nur kann ihn zum Falle führen,

      Und von den niedern Hütten, wo dir jetzt

      Der Retter ausging, droht geheimnisvoll

      Den schuldbefleckten Enkeln das Verderben!

      BURGUND.

      Erleuchtet Mädchen, das der Geist beseelt,

      Wenn deine Augen in die Zukunft dringen,

      So sprich mir auch von meinem Stamm! Wird er

      Sich herrlich breiten wie er angefangen?

      JOHANNA.

      Burgund! Hoch bis zu Throneshöhe hast

      Du deinen Stuhl gesetzt, und höher strebt

      Das stolze Herz, es hebt bis in die Wolken

      Den kühnen Bau. – Doch eine Hand von oben

      Wird seinem Wachstum schleunig Halt gebieten.

      Doch fürchte drum nicht deines Hauses Fall!

      In einer Jungfrau lebt es glänzend fort,

      Und zeptertragende Monarchen, Hirten

      Der Völker werden ihrem Schoß entblühn.

      Sie werden herrschen auf zwei großen Thronen,

      Gesetze schreiben der bekannten Welt

      Und einer neuen, welche Gottes Hand

      Noch zudeckt hinter unbeschifften Meeren.

      KARL.

      O sprich, wenn es der Geist dir offenbaret,

      Wird dieses Freundesbündnis, das wir jetzt

      Erneut, auch noch die späten Enkelsöhne

      Vereinigen?

      JOHANNA nach einem Stillschweigen.

      Ihr Könige und Herrscher!

      Fürchtet die Zwietracht! Wecket nicht den Streit

      Aus seiner Höhle, wo er schläft, denn einmal

      Erwacht bezähmt er spät sich wieder! Enkel

      Erzeugt er sich, ein eisernes Geschlecht,

      Fortzündet an dem Brande sich der Brand.

      – Verlangt nicht mehr zu wissen! Freuet euch

      Der Gegenwart, laßt mich die Zukunft still

      Bedecken!

      SOREL.

      Heilig Mädchen, du erforschest

      Mein Herz, du weißt, ob es nach Größe eitel strebt,

      Auch mir gib ein erfreuliches Orakel.

      JOHANNA.

      Mir zeigt der Geist nur große Weltgeschicke,

      Dein Schicksal ruht in deiner eignen Brust!

      DUNOIS.

      Was aber wird dein eigen Schicksal sein,

      Erhabnes Mädchen, das der Himmel liebt!

      Dir blüht gewiß das schönste Glück der Erden,

      Da du so fromm und heilig bist.

      JOHANNA.

      Das Glück

      Wohnt droben in dem Schoß des ewgen Vaters.

      KARL.

      Dein Glück sei fortan deines Königs Sorge!

      Denn deinen Namen will ich herrlich machen

      In Frankreich, selig preisen sollen dich

      Die spätesten Geschlechter – und gleich jetzt

      Erfüll ich es. – Knie nieder!

      Er zieht das Schwert und berührt sie mit demselben.

      Und steh auf

      Als eine Edle! Ich erhebe dich,

      Dein König, aus dem Staube deiner dunkeln

      Geburt – Im Grabe adl ich deine Väter –

      Du sollst die Lilie im Wappen tragen,

      Den Besten sollst du ebenbürtig sein

      In Frankreich, nur das königliche Blut

      Von Valois sei edler als das deine!

      Der Größte meiner Großen fühle sich

      Durch deine Hand geehrt, mein sei die Sorge,

      Dich einem edeln Gatten zu vermählen.

      DUNOIS tritt vor.

      Mein Herz erkor sie, da sie niedrig war,

      Die neue Ehre, die ihr Haupt umglänzt,

      Erhöht nicht ihr Verdienst, noch meine Liebe.

      Hier in dem Angesichte meines Königs

      Und dieses heilgen Bischofs reich ich ihr

      Die