Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...


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du mir,

      Gleich wie die Nacht, die deine Farbe ist.

      Dich weg zu tilgen von dem Licht des Tags

      Treibt mich die unbezwingliche Begier.

      Wer bist du? Öffne dein Visier. – Hätt ich

      Den kriegerischen Talbot in der Schlacht

      Nicht fallen sehn, so sagt ich, du wärst Talbot.

      SCHWARZER RITTER.

      Schweigt dir die Stimme des Prophetengeistes?

      JOHANNA.

      Sie redet laut in meiner tiefsten Brust,

      Daß mir das Unglück an der Seite steht.

      SCHWARZER RITTER.

      Johanna d'Arc! Bis an die Tore Reims'

      Bist du gedrungen auf des Sieges Flügeln.

      Dir gnüge der erworbne Ruhm. Entlasse

      Das Glück, das dir als Sklave hat gedient,

      Eh es sich zürnend selbst befreit, es haßt

      Die Treu und keinem dient es bis ans Ende.

      JOHANNA.

      Was heißest du in Mitte meines Laufs

      Mich stille stehen und mein Werk verlassen?

      Ich führ es aus und löse mein Gelübde!

      SCHWARZER RITTER.

      Nichts kann dir, du Gewaltge, widerstehn,

      In jedem Kampfe siegst du. – Aber gehe

      In keinen Kampf mehr. Höre meine Warnung!

      JOHANNA.

      Nicht aus den Händen leg ich dieses Schwert,

      Als bis das stolze England niederliegt.

      SCHWARZER RITTER.

      Schau hin! Dort hebt sich Reims mit seinen Türmen,

      Das Ziel und Ende deiner Fahrt – die Kuppel

      Der hohen Kathedrale siehst du leuchten,

      Dort wirst du einziehn im Triumphgepräng,

      Deinen König krönen, dein Gelübde lösen.

      – Geh nicht hinein. Kehr um. Hör meine Warnung.

      JOHANNA.

      Wer bist du, doppelzüngig falsches Wesen,

      Das mich erschrecken und verwirren will?

      Was maßest du dir an, mir falsch Orakel

      Betrüglich zu verkündigen?

      Der schwarze Ritter will abgehen, sie tritt ihm in den Weg.

      Nein, du stehst

      Mir Rede, oder stirbst von meinen Händen!

      Sie will einen Streich auf ihn führen.

      SCHWARZER RITTER berührt sie mit der Hand, sie bleibt unbeweglich stehen.

      Töte, was sterblich ist!

      Nacht, Blitz und Donnerschlag. Der Ritter versinkt.

      JOHANNA steht anfangs erstaunt, faßt sich aber bald wieder.

      Es war nichts Lebendes. – Ein trüglich Bild

      Der Hölle wars, ein widerspenstger Geist,

      Heraufgestiegen aus dem Feuerpfuhl,

      Mein edles Herz im Busen zu erschüttern.

      Wen fürcht ich mit dem Schwerte meines Gottes?

      Siegreich vollenden will ich meine Bahn,

      Und käm die Hölle selber in die Schranken,

      Mir soll der Mut nicht weichen und nicht wanken!

      Sie will abgehen.

      Zehnter Auftritt

      Lionel. Johanna.

      LIONEL.

      Verfluchte, rüste dich zum Kampf- Nicht beide

      Verlassen wir lebendig diesen Platz.

      Du hast die Besten meines Volks getötet,

      Der edle Talbot hat die große Seele

      In meinen Busen ausgehaucht. – Ich räche

      Den Tapfern oder teile sein Geschick.

      Und daß du wissest, wer dir Ruhm verleiht,

      Er sterbe oder siege – Ich bin Lionel,

      Der letzte von den Fürsten unsers Heers,

      Und unbezwungen noch ist dieser Arm.

      Er dringt auf sie ein, nach einem kurzen Gefecht schlägt sie ihm das Schwert aus der Hand.

      Treuloses Glück!

      Er ringt mit ihr.

      JOHANNA ergreift ihn von hinten zu am Helmbusch und reißt ihm den Helm gewaltsam herunter, daß sein Gesicht entblößt wird, zugleich zuckt sie das Schwert mit der Rechten.

      Erleide, was du suchtest,

      Die heilge Jungfrau opfert dich durch mich!

      In diesem Augenblick sieht sie ihm ins Gesicht, sein Anblick ergreift sie, sie bleibt unbeweglich stehen und läßt dann langsam den Arm sinken.

      LIONEL.

      Was zauderst du und hemmst den Todesstreich? Nimm mir das Leben auch, du nahmst den Ruhm, Ich bin in deiner Hand, ich will nicht Schonung.

      Sie gibt ihm ein Zeichen mit der Hand, sich zu entfernen.

      Entfliehen soll ich? Dir soll ich mein Leben

      Verdanken? – Eher sterben!

      JOHANNA mit abgewandtem Gesicht.

      Rette dich!

      Ich will nichts davon wissen, daß dein Leben

      In meine Macht gegeben war.

      LIONEL.

      Ich hasse dich und dein Geschenk – Ich will

      Nicht Schonung – Töte deinen Feind, der dich

      Verabscheut, der dich töten wollte.

      JOHANNA.

      Töte mich

      – Und fliehe!

      LIONEL.

      Ha! Was ist das?

      JOHANNA verbirgt das Gesicht.

      Weh mir!

      LIONEL tritt ihr näher.

      Du tötest, sagt man, alle Engelländer,

      Die du im Kampf bezwingst – Warum nur mich

      Verschonen?

      JOHANNA erhebt das Schwert mit einer raschen Bewegung gegen ihn, läßt es aber, wie sie ihn ins Gesicht faßt, schnell wieder sinken.

      Heilge Jungfrau!

      LIONEL.

      Warum nennst du

      Die Heilge? Sie weiß nichts. von dir, der Himmel

      Hat keinen Teil an dir.

      JOHANNA in der heftigsten Beängstigung.

      Was