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stehen kleine Vans, während andere Einfahrten leer sind.

       „Es freuen sich alle aus der Nachbarschaft, dass du hier bleibst. Deswegen dachten wir uns, dass wir morgen ein kleines Grillfest veranstalten. Natürlich nur, wenn du auch Lust dazu hast.“

       „Das wäre super“, antworte ich, auch wenn ich mir sicher bin, dass es nicht klein werden wird. Ich liebe die Grillfeste, die in der Nachbarschaft beinahe wöchentlich veranstaltet werden. Es gibt soviel zu essen, dass man am Ende des Abends noch einen ganzen Stützpunkt versorgen kann und es ist so laut, dass an Schlaf nicht zu denken ist, wenn man sich dazu entschließt, nicht anwesend zu sein. In den letzten Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass das auch keiner will.

       Wenn gefeiert wird, wird es auch richtig.

       „Ich werde mir in den nächsten Tagen auch einen Nachmittag freischaufeln, sodass wir ein paar neue Dinge für dein Zimmer besorgen können.“

       „Das brauchst du nicht“, erwidere ich und schüttle den Kopf. „Ich werde euch sicherlich nicht lange hier auf die Nerven gehen. So schnell wie möglich will ich mir eine Wohnung suchen, sobald ich eine feste Stelle habe“, erläutere ich ihr mein Vorhaben.

       „Ach, jetzt hör aber mal auf. Wir sind beide froh, dass du hier bist. Das Haus ist für deinen Vater und mich alleine eigentlich viel zu groß. Deswegen nehme dir die Zeit, die du brauchst und komm erstmal an. Du wirst noch Zeit genug haben, dich um einen eigenen Haushalt zu kümmern“, erwidert sie und schließt den Kofferraum. Schnell zieht sie einen der Koffer hinter sich her und stellt alles in dem riesigen Eingangsbereich ab, nachdem sie die Haustür geöffnet hat.

       „Willkommen zu Hause.“ Sie zwinkert mir einmal kurz zu, ehe sie in die Richtung der Küche geht und durch die Tür verschwindet.

      Ich bleibe noch stehen und schaue mich um. Sofort erkenne ich, dass alles noch so aussieht, wie es vor einem Jahr der Fall war. Die hellen Wände und der ebenfalls helle Boden sorgen dafür, dass der Raum noch größer aussieht, als er es eh schon ist. Die großen Fenster, die sich rechts und links neben der Tür befinden, lassen das Sonnenlicht hinein. Im Kontrast dazu stehen die dunkelbraunen Möbel, für die sie sich entschieden haben. Alles in einem ergibt ein harmonisches Bild, sodass man sich hier direkt wohlfühlt.

       So müde ich vorhin noch war, so fit bin ich jetzt. Ich stecke voller Tatendrang und will alles in Angriff nehmen, was ich mir vorgenommen habe. Deswegen greife ich mir ein paar meiner Taschen und gehe die offene Treppe nach oben.

       „Fuck“, entfährt es mir, als ich in der geöffneten Tür zu meinem Schlafzimmer stehe und den Raum begutachte. Obwohl ich ja finde, dass der Ausdruck noch untertrieben ist. Man kann es nicht einmal als Schlafzimmer bezeichnen.

       Jugendzimmer trifft es eher, denke ich und schaue mich prüfend um. Es sieht noch genauso aus, wie ich es vor einem Jahr verlassen habe. An den Wänden hängen Bilder von meinen Freundinnen und mir, die auf Ausflügen entstanden sind, die schon einige Jahre her sind. In einem der vielen Regale kann ich sogar noch Schulbücher erkennen, die ich nun aber sicherlich nicht mehr brauchen werde. Ich nehme mir vor, dass ich in den nächsten Tagen auf jeden Fall ausmisten werde.

       Im Vorbeigehen werfe ich meine Taschen auf das Bett und lasse den Koffer davor stehen. Ich stelle mich ans Fenster und betrachte die Straße. Da es mittags ist, leert sie sich ein wenig. Ein paar Nachbarskinder verschwinden im Inneren ihrer Häuser, sodass es nur noch die älteren Kids sind, die draußen bleiben. Da ich in der Vergangenheit öfter auf die jüngeren Kinder aufgepasst habe, weiß ich aber, dass es nicht lange so sein wird. Direkt nach dem Essen werden alle wieder hinausstürmen und die Nachbarschaft unsicher machen. Das ist aber noch so ein Grund dafür, dass ich es hier so liebe. Mit meiner Mom habe ich in einem Mehrfamilienhaus gewohnt, was sich direkt an einer Hauptstraße befunden hat. Da haben die Kids nicht so viele Freiheiten wie es hier der Fall ist.

       Mein Blick schweift weiter, wobei er an einem dunklen, teuer aussehenden, Geländewagen hängen bleibt, der ein paar Meter weiter am Straßenrand steht. Ich kenne die Autos, die sich in solchen Gegenden befinden. Und ehrlich gesagt sieht das nicht so aus, als würde es einem Anwohner gefahren werden.

       Wäre das hier ein Film würde ich eher schätzen, dass er einem Verbrecher gehört. So ist es zumindest immer in den Filmen. Doch das hier ist so ziemlich die ruhigste Wohngegend, die man sich nur vorstellen kann.

       Und trotzdem zieht dieser Wagen meine Aufmerksamkeit auf sich. Er steht im Schatten einer der vielen Bäume. Doch er ist hier so auffällig, dass das auch nichts bringt.

       Ich bin so sehr auf ihn konzentriert, dass ich erschrocken zusammenzucke, als eine laute Stimme hinter mir ertönt. Ruckartig drehe ich mich auf der Stelle um und schaue die Person mit weit geöffneten Augen an, die mir da gegenüber steht.

       „Was ist denn mit dir los? Du bist doch sonst nicht so schreckhaft“, stellt Katie fest, als sie mich aufmerksam betrachtet.

       Katie ist meine älteste Freundin in den USA. Mittlerweile kennen wir uns schon seit Jahren und ich bin froh darüber, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. Sie hat mir hier einiges einfacher gemacht.

       „Ich war gerade nur in Gedanken“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.

       Sie sieht mich noch so an, als würde sie mir kein Wort glauben. Ich mache mich sogar darauf gefasst, dass sie weiter nachfragt. Doch zu meiner Überraschung macht sie das nicht. Stattdessen kommt sie näher und lässt sich auf die Bettkante sinken, wobei sie ihre Tasche neben sich auf den Boden stellt und ihr Rock von rechts nach links schwingt.

       „Und? Wie war dein Flug? Sind dir heiße Typen begegnet?“

       „Langweilig und nein“, antworte ich nur. Gleichzeitig gehe ich zu meinem Koffer und werfe ihn aufs Bett, um ihn zu öffnen.

       „Du willst doch jetzt nicht wirklich anfangen, den auszupacken, oder?“ Ihre Stimme klingt beinahe entsetzt. Und auch ihr Gesichtsausdruck passt dazu.

       „Ja, eigentlich hatte ich das vor.“

       „Vergiss es“, bestimmt sie und schüttelt energisch den Kopf. „Dafür wirst du noch genug Zeit haben, schließlich wohnst du jetzt hier. Nun werden wir aber an den Strand fahren, dort essen und Spaß haben.“ Sie greift mit der einen Hand nach meiner Tasche und mit der anderen nach meinem Handgelenk. Ich habe nicht einmal die Chance, ein Argument vorzubringen, so schnell ist sie.

       Auf der anderen Seite will ich das aber auch gar nicht. Insgeheim bin ich froh darüber, dass ich nicht hier drin sitzen muss. In den nächsten Tagen werde ich genug zu tun haben, sodass ich wahrscheinlich nicht sehr viel Zeit mit meiner Freundin verbringen kann. In den ersten Tagen habe ich noch einige Dinge zu erledigen. Deswegen lasse ich mich von ihr hinter sich herziehen, bis wir ihren Wagen erreicht haben.

       Ein letztes Mal begutachte ich noch einmal den schwarzen Geländewagen, der noch immer da steht. Ich kann nichts gegen das unbehagliche Gefühl unternehmen, was sich in mir breit macht. Und normalerweise kann ich mich immer darauf verlassen. Deswegen rufe ich mir wieder in Erinnerung, dass hier nie etwas passiert. Deswegen hat mein Dad auch ein Haus in dieser Gegend ausgesucht. Schließlich hat er auf der Arbeit schon genug mit Verbrechen zu tun.

       „Hast du schon Vorstellungsgespräche vereinbart?“, fragt Katie mich, als wir uns eine halbe Stunde später einen freien Tisch in der Strandbar gesucht haben.

       „Drei Stück. Es sind völlig unterschiedliche Salons, sodass ich mich nicht wirklich darauf vorbereiten kann. Aber im Endeffekt wird es eh nur darum gehen, wie gut ich mit Haaren umgehen kann.“

       „Das wird eh überbewertet. Ich bin der Meinung, dass man das antworten sollte, was einem als Erstes in den Kopf kommt. Ehrlichkeit und so. So habe ich auch meinen Job in dem Restaurant bekommen.“

       Nachdenklich schaue ich sie an. Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich noch nie so genau darüber nachgedacht habe. Eigentlich bin ich auch derjenige, der es lieber auf sich zukommen lässt. In dem speziellen Fall habe ich aber versucht mich wenigstens ein wenig vorzubereiten. Heißt also, dass ich mich wenigstens über die Geschäfte ein wenig schlau gemacht habe. Es ist gut zu hören,