Rüdiger Marmulla

The Fulfillment


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      Über meinem Handgelenk visualisiere ich ein Hologramm mit meiner Formel.

      k = f(Raum, Zeit, Kraft, Simulationsdichte)

      „Hier habt ihr es. Die k-Konstante ist eine Funktion von Raum, Zeit, Kraft und Simulationsdichte.“ Ich schaue Jael in die Augen. „Wir haben damals am Virginia Science & Technology Campus eine Zeitabweichung von 5 Sekunden auf 10 Minuten festgestellt. Die Tätigkeit des Quantencomputers verursachte lokal eine erhöhte Simulationsdichte. Dadurch wurde die Zeit gestreckt.“

      „Wenn aber unser Teilchenbeschleuniger genauso wie der Quantencomputer ebenso die lokale Simulationsdichte erhöht, dann haben wir zwei Wechselwirkungen, die sich miteinander verschränken.“

      Ich stimme Jael zu. „Die Wirkung des Pentaquark-Rings und des Quantencomputers könnten sich gegenseitig potenzieren.“

      Noah schaltet sich ein. „Wir sind gerade mal kaum eine Stunde hier unten. Hat jemand von euch auf die Uhr geschaut?“

      Jael ist exakt. „Wir sind jetzt genau eine Dreiviertelstunde am Detektor an der Arbeit.“

      Ich beiße mir auf die Lippen. „Und wir haben schon eine Zeitabweichung von vierzehn Tagen. Erwartet hätte ich eine Zeitabweichung von nur etwas mehr als 20 Sekunden.“

      „Was schlägst Du vor, Lars?“ Jael schaut mich fragend an.

      „Ich würde sagen, wir wagen noch ein Experiment mit einer leicht erhöhten Leistung des Quantencomputers. Ich meine, man konnte auf dem Detektor mehr als nur einen windartigen Schatten entdecken. Ich denke, wir können eine Struktur ausmachen. Das interessiert mich jetzt. Aber länger sollte es nicht dauern. Bei Lisa steht das Erste Staatsexamen im Sommer an. Sie braucht mich.“

      „Ich bin einverstanden, Lars.“ Jael legt schon ihre Hand an den Schieberegler. Da geht ihr Blick zu Noah. Auch der stimmt der Fortsetzung des Experiments zu.

      „Halt, Jael. Ich sende Lisa schnell noch eine Nachricht.“

      „Gut. Ich warte.“

      An Lisa

      Liebe Lisa,

      für mich ist es immer noch der Tag meiner Anreise. Wir haben uns vor gut vier Stunden voneinander verabschiedet. Wir sind jetzt seit einer knappen Stunde am Experimentieren. Wir machen noch einen Versuch, dann schalten wir das System ab, und ich komme nachhause.

      Es tut mir leid, dass es für Dich nun doch vier Wochen werden, die ich fort bin. Aber ich verspreche Dir, dass ich nach dem nächsten Experiment die erste Maschine zurück nach Frankfurt nehme.

      Ich liebe Dich.

      Grüße bitte Francis und gib beiden Jungs einen Kuss von mir.

      Dein Lars

      Die Textur

      „Bist du bereit, Lars?“

      „Wir können starten, Jael.“

      Ein Zischen. Dann die Kollision. Wir sehen auf dem Sensorschirm das charakteristische Kollisionsmuster mit dem ‚Ruach‘, wie Jael es nennt. Das Bild steht beinahe still und zeigt kaum Bewegung. Wieder deute ich auf den Wind. „Schaut. Er hat eine Textur. Es ist fast wie bei einem Fingerabdruck. Es ist ein ganz periodisches Muster.“

      Sie schaut mir in die Augen. „Denkst du, das Signal ist komprimiert oder gar verschlüsselt?“

      „Nein, Jael. Für eine Verschlüsselung ist die Textur zu geordnet. Und eine Kompression schließe ich anhand der weiten Bandbreite des Signals aus. Es scheint mir gerade so, als sollten wir es lesen können.“

      Jael blickt erstaunt auf den Sensorschirm. „Das Muster erinnert mich irgendwie an eine Schallwelle. Es sind immer drei Maxima, die sich wiederholen.“

      Auch Noah schaltet sich ins Gespräch ein. „Wenn es Sprache wäre, dann würde ich sagen, es ist ein dreisilbiges Wort, das immer und immer wiederholt wird.“

      Ich kratze mich am rechten Ohr. „Schaut nur, die Frequenz wird nach jeder dritten Welle moduliert. Also, es könnte auch mit einer Melodie verglichen werden.“

      „Oder mit einem Gesang, wenn es eine Stimme ist“, wirft Noah ein.

      „Oder ein Gesang“, wiederholt Jael. Ein Schaudern geht über ihr Gesicht.

      „Du fürchtest dich, Jael? Ich sehe es deinen Augen an, dass du dich unwohl fühlst.“ Noah schaut sie mitfühlend an.

      „Ich würde das an dieser Stelle gern abbrechen. Wenn es das ist, wofür ich es halte, dann müssten wir sterben, wenn wir die Schallwelle hören würden.“ Jaels Hände zittern.

      So erregt kenne ich sie bislang nicht. „Deine Hände zittern, Jael.“

      Noah legt seine Hand auf Jaels Schulter. „Was macht dir solch große Angst? Was denkst du, was wir da sehen?“

      „Ich möchte es nicht aussprechen, Noah. Respektiere das bitte.“

      „Ich ahne, was du denkst, Jael. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Was wir hier sehen, geht wie ein Singen durch die ganze Schöpfung.“

      „Ich habe einen anderen Glauben als du, Noah. Ich bin kein messianischer Jude, so wie du. Und ich bin kein Christ, wie Lars.“

      „Ich denke jetzt nur an ein Wort aus dem Alten Testament. Aus Zefanja 3,17. Der Herr, dein Gott ist mir dir, er ist ein wunderbarer Kämpfer, der dich errettet. Er wird sich über dich freuen, er wird dir vergeben und über dich jubeln mit Singen.“

      Ich melde mich wieder zu Wort „So etwas hätte ich hier in diesem Experimentalaufbau nicht erwartet.“

      Noah lässt nicht locker. „Gibt es eine Möglichkeit, das, was wir da sehen, über einen Lautsprecher abzuspielen?“

      „Nein, Noah. Der Ruach erscheint nicht im Datenspeicher, der an den Sensor angeschlossen ist. Wir müssten das Signal in einen Tongenerator einspeisen, um es hörbar abspielen zu können. Ich verstehe ohnehin nicht, warum unsere Augen auf dem Sensor etwas erkennen können, das kein Signal im Datenspeicher hinterlässt.“

      „Ja, das ist seltsam“, gibt Noah zu, „vielleicht spielen uns jetzt auch nur unsere Nerven einen Streich.“

      Ich nicke. „Es ist schon ein extrem seltsames Experiment das wir hier machen. Wir können ja nicht einmal Messwerte protokollieren. Es gibt ausschließlich unsere persönlichen, subjektiven Eindrücke.“

      Jael schüttelt den Kopf. „Das ist kein reguläres naturwissenschaftliches Experiment mehr, was wir hier treiben. Ich würde gern zum Ende kommen, wir kommen so nicht weiter.“

      Wieder flasht mein Holokrypt-Tattoo. Und wieder ist es Lisa. Sie müsste doch meine letzte Nachricht empfangen haben.

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