Sarah Glicker

Love Against The Rules


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er plötzlich vor mir. In seiner vollen Größen und mit einem Ausdruck in den Augen, den ich nicht einordnen kann.

       Jayden Drake.

       Er strahlt eine Dominanz aus, die mir den Atem verschlägt. Aber da ist noch mehr. Er besitzt soviel Selbstbewusstsein, dass er beinahe arrogant wirkt. Seine Präsenz ist fast schon erdrückend. Allerdings geht von ihm auch eine ordentliche Ladung Gefahr aus.

       Er steht nur zwei Schritte von mir entfernt und nimmt nicht den Blick von mir. Er betrachtet mich mit einem Ausdruck, der dafür sorgt, dass mein Herz schneller schlägt.

       Was will er von mir?

       Langsam setzt er sich in Bewegung und kommt auf mich zu, bis er schließlich seine Hände auf meine Hüften legt und mich dicht an sich heranzieht.

       Der plötzliche Körperkontakt bringt mein Herz ins Stolpern. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Ich weiß ja nicht einmal, was hier wirklich geschieht oder ob ich es nur träume.

       Ich muss einfach träumen.

       Ohne etwas zu sagen, fängt er an, sich im Takt der Musik zu bewegen. Seine sanfte Art, die er gerade ausstrahlt, lässt mich in seinen Armen dahinschmelzen, sodass ich nichts anderes mehr wahrnehme.

       Es gibt nur noch ihn und mich.

       Sein warmer Körper schmiegt sich an meinen. Es berauscht mich, ihm so nah zu sein. Er löst etwas in mir aus, was ich vorher noch nie gespürt habe.

       Es fällt mir schwer, meinen Blick von ihm zu lösen, da es mir vorkommt, als wäre er gleich verschwunden, wenn ich wieder in seine Richtung schaue. Aber schließlich schaffe ich es und kann mich nach meiner Freundin umsehen. Es dauert nicht lange, bis ich Lisa unter den anderen Feiernden erkenne. Sie steht etwas abseits am Rand und hat ihre volle Aufmerksamkeit auf Jayden und mich gerichtet. Als sie bemerkt, dass ich zu ihr sehe, lächelt sie mir aufmunternd zu.

       Ich war noch nie mit einer Situation überfordert, schon gar nicht wegen einem Mann. Jetzt bin ich es aber. Und zwar damit, dass ein fremder attraktiver Mann mich einfach an sich gezogen hat, um mit mir zu tanzen. Aber vor allem damit, dass dieser Fremde Jayden Drake ist.

       Ja, schon vor diesem Abend habe ich für ihn geschwärmt. Das gebe ich zu. Doch ihn jetzt wirklich zu berühren und ihm so nahe zu sein sorgt dafür, dass ich ihm verfallen bin.

       Dennoch bin ich mir bewusst, dass er Gefahr bedeutet, auf viele verschiedene Arten. Das ändert aber nichts daran, dass ich in seinen Armen eine gewisse Vertrautheit spüre. Es ist fast so, als würden wir uns schon seit einer Ewigkeit kennen. Doch ich bin mir auch darüber bewusst, dass es wahrscheinlich jeder Frau bei ihm so geht.

       Immer wieder geht mir die Frage durch den Kopf, ob er weiß, wer mein Vater ist und wer ich bin. Wenn ja, könnte es für mich noch unangenehm werden. Das ist das erste Mal, dass ich wirklich Angst davor habe, dass jemand Kenntnis davon hat.

       Bis jetzt war mir das immer egal. Entweder man mag mich, oder eben nicht. Bei ihm sieht das aber anders aus.

       Ich bin so sehr in diesem Gedanken gefangen, dass ich erschrocken zusammenzucke, als er mir eine Strähne aus dem Gesicht streicht. Als Nächstes haucht er einen Kuss auf die gleiche Stelle.

       „Danke für den Tanz“, flüstert Jayden mir leise ins Ohr und verschwindet in der Menge, nachdem das Lied geendet hat. Verblüfft und sprachlos schaue ich ihm nach.

       Was war das?

       Die Menschen um mich herum tanzen weiter, ich stehe aber immer noch da und bin nicht mehr in der Lage mich zu bewegen. Ich bin wie gelähmt, während ich die letzten Minuten verarbeite.

       „War das etwa Jayden Drake?“ Lisa steht plötzlich neben mir und schaut mich neugierig an.

       „Ja“, gebe ich nur zurück, da ich zu mehr nicht in der Lage bin. Ich bin ja schon froh, dass ich dieses kleine Wort heraus bekomme.

       „Oh Mann, ich kann dir sagen, dass es extrem heiß war, wie ihr miteinander getanzt habt.“

       Heiß ist der falsche Ausdruck für das, was hier gerade ablief. Aber ich glaube, dafür gibt es gar keine passende Umschreibung. Mir fällt zumindest keine ein.

       „Ich brauche einen Drink“, rufe ich ihr über die dröhnende Musik hinweg zu und mache mich auf den Weg in Richtung Bar.

       Dabei kann ich aber nicht verhindern, dass ich mich immer wieder umsehe, in der Hoffnung, ihn zu entdecken. Aber ich kann Jayden nirgends finden. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, als wäre er in der Nähe. Doch ich kann mich auch irren. So genau kann ich das nicht sagen.

       Während ich einen großen Schluck von meinem Mai Tai nehme, sehe ich seine Augen vor mir und spüre seine Hände auf meiner Haut. Innerlich verfluche ich mich dafür, dass ich mich nicht besser im Griff habe.

       „Und?“, erkundigt sich Lisa, nachdem wir uns an einen leeren Tisch gestellt haben.

       „Und was?“

       „Was hat er gesagt? Ich will alles wissen.“

       „Danke für den Tanz“, gebe ich seine Worte originalgetreu wieder.

       „Sonst nichts?“

       Als Antwort schüttle ich nur den Kopf. Er hat zwar keinen weiteren Ton von sich gegeben, aber seine Berührungen haben mehr gesagt als tausend Worte.

       Seine Berührungen.

       Sie liegen erst wenige Minuten zurück, trotzdem sehe ich mich bereits wieder nach ihnen. Ich fühle mich einsam und mir ist kalt, obwohl es hier drin eigentlich viel zu heiß ist.

       „Er beobachtet mich. Ich spüre seine Blicke auf mir“, erkläre ich mit fester Stimme.

       „Was?“ Geschockt blickt Lisa mich an.

       Während unseres gemeinsamen Tanzes habe ich mich immer mehr von ihm angezogen gefühlt. Und das Gefühl lässt auch jetzt nicht nach.

       Allerdings sollte ich mir das ganz schnell aus dem Kopf schlagen. Er würde mich sicherlich nicht mehr sehen wollen, sobald er wüsste, wer mein Vater ist. Falls er das jetzt überhaupt will. Aber wer will schon mehr als nötig mit dem Mann zu tun haben, der einem das Leben schwer macht?

       „Dürfen wir euch zwei Hübschen auf einen Drink einladen?“

       Bei der Frage hebe ich meinen Kopf und schaue in die Augen eines Mannes, um den ich normalerweise einen großen Bogen machen würde. Seine Körperhaltung signalisiert mir nichts Gutes, genauso wenig wie sein Blick, der über meinen Körper wandert. Ich habe schon einige Männer in den letzten Jahren getroffen, die mich genauso betrachtet haben. Immer wieder hat sich herausgestellt, dass sie nur das eine von mir wollten. Und das gilt wohl auch für ihn.

       Sein Kumpel, der neben ihm steht, sieht nicht besser aus. Er hat das gleiche hinterhältige Grinsen im Gesicht und starrt Lisa und mich an, als wären wir irgendein Sonderangebot im Kaufhaus.

       „Nein, danke. Wir brauchen nichts“, antworte ich und starre ihn finster an.

       „Süße, bist du sicher?“, lallt sein Kumpel und schaut dabei noch immer Lisa an, die selbstsicher den Kopf schüttelt.

       „Ihr verpasst was.“ Der erste klingt zwar noch etwas klarer, aber trotzdem kann ich hören, dass auch er nicht mehr ganz nüchtern ist.

       „Das wage ich zu bezweifeln“, gebe ich lächelnd von mir und stehe von meinem Stuhl auf, um mit Lisa zu verschwinden. Der Typ handelt allerdings schneller: Ohne, dass ich eine Chance habe zu reagieren, packt er mich am Handgelenk und zieht mich an seine Brust. Der beißende Geruch von Schweiß und Alkohol dringt in meine Nase. Diese Mischung sorgt dafür, dass sich mir der Magen umdreht, aber ich atme kontrolliert weiter und versuche, meine Übelkeit unter Kontrolle zu bringen.

       „Wir wollen doch nur etwas Spaß haben.“

       „Dann solltet ihr euch besser andere Frauen suchen“, kontere ich knapp und hoffe, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl