Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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in meinem jetzigen Betrieb, brauchte ich leider nur Weiber. Gott, kotzte mich das manchmal an. Ich wünschte, was anderes machen zu können.

      Auch Sadys Bedürfnis nach Nähe schien verflogen zu sein, sein eben noch stehendes Glied, schien gefallen, denn nichts mehr beulte seinen Slip.

      Er berichtete, dass auch er Ärger auf der Arbeit habe, in diesem Hotel sei ein solch schlechtes Management, dass ständig neue Vorschriften und Gehaltsänderungen, ihn seit längerem so ärgerten, das er überlege zu wechseln. Nun habe heute ein Freund angerufen, ihm eine Möglichkeit in Sharm el Sheikk avisiert. Weil er dort sieben Jahre gearbeitet hatte, würde er gerne dort hin zurück gehen. Hier, in Hurghada, sei er jetzt sechs Monate, aber er habe schon die Nase voll. Sharm sei viel schöner, die Arbeitsbedingungen sowie der Verdienst besser und die Touristen spendabler. Er habe nur gewechselt, weil sein Manager ihm viel mehr Lohn versprochen, als er dann bekommen hatte. Statt der vereinbarten 20 Prozent hatte man ihm nur 10 gegeben. Dazu kam noch, dass die Belegung des Hotels sehr schwach sei, deshalb sei der Verdienst sehr gering. Nun wolle man ihm seine Prozente auch noch einmal um die Hälfte kürzen, weil das Management Sparmaßnahmen eingeleitet habe. Deshalb sei ein Wechsel nun akut geworden. Es gäbe nur einen Nachteil, bei der Möglichkeit in Sharm, dort könne er nicht auf Lohn oder Prozente arbeiten, er müsse den Massagebereich mieten. Dafür habe er aber kein Geld. Woher auch, denn auch nur einen Piaster zu sparen, wäre bei 20 bis 30 Pfund Tagesverdienst nicht möglich. Trotzdem werde er einen Weg finden.

      “Ja, aber was mach ich dann hier in Hurghada? „ wollte ich wissen. Als er mich fragend ansah, wiederholte ich: „And what i do here? Without you?“

      Er zuckte nur mit den Schultern. Na prima, es interessierte meinen Mann nicht. Sady sah mir meine Ratlosigkeit wohl an, tröstend nahm er mich in den Arm, versuchte mich zu beruhigen:

      „Dont worry, schatzi, we will see. Sharm is not so far.“

      Ärgerlich schob ich seinen Arm weg, verlangte säuerlich: „Please, dont say schatzi to me.!“

      Er war wohl stolz, ein neues deutsches Wort gelernt zu haben, ein gebräuchliches Kosewort, deshalb verstand er meine negative Reaktion nicht. Bat um Erklärung.

      “Why? I say for my Guest Schatzi. Nice to see you, Schatzi, and I mean, nice to see your money. Verstehst du? Also, lass das. I dont like it.” Dabei machte ich die eindeutige Handbewegung, rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander.

      Er fand das wohl sehr lustig, denn er schüttelte sich vor Lachen. Wiederholte dabei immer wieder: „Schatzi.“ Und wiederholte dabei auch das Fingerreiben.

      Ich konnte nicht mitlachen, meine Laune war im Keller, die Liebeslust endgültig verflogen.

      Deshalb erhob ich auch keinen Einspruch, als er, im Bett, das Kondom überstreifte, und wie gewohnt, ohne Drumherum, zur Sache kam. Ich ertrug sein Gerammel, wie eine Ehefrau, nach 25 jähriger Ehe, die keinen Bock mehr auf ihren Angetrauten hatte.

      Sady weckte mich, bat mich, mit dem Umzug bis zum Abend zu warten, er wolle nicht, dass ich unsere Sachen trage. Ich solle mir einen schönen Tag machen, er werde den Transport am Abend regeln. Das fand ich sehr lieb von ihm, ich nickte zustimmend.

      Recht früh machte ich mich auf den Weg zu Nabirs Laden. Weder Edit noch er waren anwesend. Was blieb mir übrig, als zu warten. Nach mehr als einer Stunde erschienen sie endlich. Nabir machte sich sogleich auf den Weg, meine Wohnungsschlüssel zu holen, derweil erzählte ich Edit von Sadys Vorhaben. Sie war ebenso erschrocken wie ich, fragte sogleich, was ich dann machen wolle, wenn mein Mann den Arbeitsort wechsle. Sharm el Sheikk sei mehr als eintausend Kilometer entfernt. Entschieden antwortete ich: „Mitgehen!“

      “Und unser Cafe’? Was wird damit?“ wollte sie wissen.

      “Ach vergiss es doch. Das gibt doch sowieso nichts. Bis jetzt hat doch nichts geklappt. Weder mit der Wohnung, noch mit dem Geschäft. Glaubst du noch im Ernst daran?“ fragte ich ablehnend. Dann fügte ich verächtlich hinzu: “Außerdem kann man sich auf den Mario sowieso nicht verlassen. Sobald bei dem ne Frau im Spiel ist, ist der Verstand im Arsch. Hast du doch gesehen, kaum lockt die neue Flamme, ist alles andere unwichtig und der rennt hin. Der ist auch Schwanz gesteuert, wie die meisten Männer. Vergiss also ein Geschäft mit dem.“

      “Da magst du recht haben. Aber wir können das ja auch alleine machen. Dazu brauchen wir den Mario doch nicht unbedingt.“ Versuchte sie mich bei der Stange zu halten.

      Energisch schüttelte ich den Kopf, machte ihr klar: „Wie soll das denn gehen? Willst du in der Zeit, in der ich nicht hier sein kann, Tag- und Nachtschicht machen? Du weißt selbst, dass du das nicht kannst. Und ich hab noch ein Geschäft in Solingen, ich kann nicht ständig hier sein. Jetzt tu mir den Gefallen, sag nicht, wir können ja Angestellte nehmen. Sicher willst du nicht den gleichen Mist haben, den der Inhaber bis jetzt hatte. Darum will er ja abgeben. Falls er das überhaupt noch will. Aber Schwamm drüber, ich sehe die Sache als abgehakt an. Wenn wir zusammen was machen wollen, warum denn hier? Wenn es stimmt, was Sady erzählt, dann ist in Sharm sowieso mehr Geld zu machen. Dann können wir doch da was machen, oder?“

      Ein Hoffnungsschimmer erhellte ihr betrübtes Gesicht, sie überlegte laut: „Ja, die Idee ist nicht schlecht. Ich kenne Sharm zwar nicht, aber gehört hab ich das auch schon, dass da reichere Touristen hinkommen. Und hier ist sowieso nicht mehr viel zu holen. Man müsste sich das mal angucken, einfach mal hinfahren. Wenn dein Sady da so lange gearbeitet hat, kennt der sich doch da aus. Von hier aus mit dem Schiff dauert es nur neunzig Minuten, dann bist’e in Sharm. Was meinst du, sollen wir mal nen Tagestrip dahin machen?“

      Sofort stimmte ich begeistert zu, fragte, wann wir starten könnten. Sie meinte, Nabir würde sich darum kümmern, sobald er zurück käme.

      Noch bevor wir zur Tat schritten, fragte ich per SMS bei meinem Mann an, ob er mit nach Sharm kommen wolle. Umgehend antwortete er, sehr gerne, wann wir fahren wollten.

      Nabirs Reaktion auf unser Vorhaben war ziemlich reserviert, aber er machte sich sofort auf den Weg, die Fahrzeiten des Luftkissen - Schiffes zu erfragen. Als er zurückkam, berichtete er, übermorgen wäre die nächste Möglichkeit. Die Preise fand ich beachtlich hoch. 90 Dollar für One way und 150 Dollar für Hin- und Rückfahrt. Für Ägypter nur die Hälfte des Fahrpreises. Trotzdem ich wusste, dass die Kosten mal wieder an mir hängen bleiben würden, fragte ich gleich bei Sady um sein OK an. Sein „Yes“ kam umgehend.

      Der Trip war beschlossene Sache. Am frühen Abend sollte Nabir die Tickets holen.

      Dann fuhren wir gemeinsam zu meiner neuen Wohnung. Bei genauer Besichtigung stellte ich fest, dass die Möbel doch ziemlich eingestaubt waren, eine gründliche Reinigung von Nöten war. Also mussten erst mal Putzmittel her. Edit begleitete mich in den Supermarkt im Nebenhaus. Dort erstand ich Reinigungsmittel, Putztücher Wasser und andere Getränke, ein paar Plätzchen und Chips für den kleinen Kerem. Meine Putzarie konnte losgehen.

      Plötzlich fiel Edit ein, dass der Kleine zu Mittag essen und danach schlafen musste. Leider konnte sie mir nicht helfen, so gerne sie es getan hätte. Aber am späten Nachmittag, kein Problem. Ich winkte ab, bis dahin würde ich lange fertig sein.

      Ich gab Nabir das Geld für die Tickets, dann verabschiedeten sie sich, bis später.

      Den ganzen Nachmittag verbrachte ich mit putzen. Der Dreck erwies sich als zäher, als ich erwartet hatte, oder ich war einfach anspruchsvoller, in Sachen Sauberkeit. Vor Anbruch der Dunkelheit wollte ich jedoch zumindest meine Kosmetikartikel geholt haben, also ging ich den Berg hinauf, zu unserer alten Behausung. Ich packte alles zusammen, auch Sadys Kleinigkeiten, dann schleppte ich in drei Gängen, einen großen Teil der Sachen den Berg hinunter. Für Sady ließ ich nur die zwei schwersten Gepäckstücke stehen.

      Nachdem ich mich geduscht und umgezogen hatte, genoss ich erst einmal die Aussicht auf meinem Balkon. Es war herrlich über die endlose Weite des Meeres sehen zu können, es gab mir das Gefühl der Freiheit. Ja, das war Urlaubs-Feeling. Dass die vielen Autos, hauptsächlich die unzähligen Kleinbusse, die über die belebte Hauptstraße fuhren und dabei ständig hupten, die Meeresruhe ein wenig störten, beeindruckte mich nicht negativ. Nein, das war das bunte exotische Leben