Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


Скачать книгу

schlichte Ringe, die nur an einer Stelle ein wenig mattiert waren. Obwohl Nabir etwas enttäuscht schien, brachte er die Ringe gleich zum ändern und gravieren.

      Nabirs enttäuschte Miene konnte mich nicht beeindrucken, denn ich fand 400 DM für schlichte Ringe teuer genug. Hieß es nicht, Gold sei in Ägypten so billig? Außerdem sollte doch jeder gleich sehen, dass ich jetzt verheiratet war, da hätte Brillantverzierung nur irritierend gewirkt. Ich war zufrieden, und hoffte, dass es mein Liebster auch sein würde.

      Als ich die Ringe zurück bekam, mit Gravur des Heiratsdatums, 18.5.2001, hatte der Meine einen kleinen Brillantsplitter in der Mitte der Mattierung. Dies sei ein Hochzeitsgeschenk von Edit, erklärte Nabir. Ich hatte genau das, was ich bewusst nicht haben wollte. Was sollte ich sagen? Außer mich zu bedanken? Dann brachte Edit ihren Sohn nach Hause.

      Wie in den Tagen zuvor, musste ich auf Sadys Gesellschaft beim Abendessen mal wieder verzichten. Er schrieb, er käme später. Dafür lud Edit sich selbst ein. Da sie an der Hochzeitsfeier nicht hatte teilnehmen können, wäre eine Einladung zum Dinner angebracht, meinte sie. Was hätte ich dagegen sagen sollen? Zumal Großzügigkeit immer eine meiner hervorstechendsten Eigenschaften war. Auch den kleinen Kerem nahm sie mit. Wieder in das teure >Mafia<. Wie so oft, bezahlte ich die komplette Rechnung.

      Mein Ehemann ließ mich lange warten, bis er kurz vor Mitternacht endlich erschien. Mal wieder mit Walit. Langsam nervte mich das. Warum schleppte er ständig seinen Freund mit? Auf ne Ehe zu dritt hatte ich absolut keinen Bock. Ich nahm mir vor, ihm dies später klipp und klar zu erklären. Doch erst einmal wollte ich ihn überraschen, zog ihn ins Innere des Ladenlokals, bat die Anderen, draußen zu bleiben. Mario und Nabir grinsten wissend, Walit glotzte verdattert.

      Strahlend holte ich die Ringe aus meiner Handtasche und steckte ihm den seinen an den Finger. Er sah mich verwundert an, verstand gar nicht, warum ich ihm das Kästchen mit meinem Ring entgegenhielt. Ich musste ihm erst verdeutlichen, dass er mir den Ring anstecken sollte. Warum hatte ich nur das Gefühl, das er nur widerwillig meinem Wunsch folgte? Wo war die Freude, die ich erwartet hatte? Als er dann verlegen grinste, glaubte ich zu wissen, was ihn bedrückte. Hatte Nabir nicht erzählt, dass Sady die Ringe gern selbst gekauft hätte? Er schämte sich sicher.

      Nachdem alle unsere Trauringe betrachtet und bewundert hatten, kam Sady zu einem Anliegen. Er fragte, ob wir Lust hätten, alle mit zu der Abschiedsfeier seiner vier Freunde mitzukommen, die nun in einer arabischen Disco stattfände. Die gleichen Freunde, die unsere Hochzeitsgäste waren, verließen am nächsten Tag Hurghada, um im Libanon zu arbeiten. Walit und er wären bei deren Abschiedsfeier gerne dabei. Wir erklärten uns einverstanden, Mario erfreut, Nabir zögerlich und ich gleichmütig.

      Das >Tattoo< war nicht sehr groß, aber recht elegant eingerichtet und sehr gemütlich. Die Aufteilung glich einer Arena. Um die, drei Stufen tiefer liegende Tanzfläche herum waren auf der Galerie gemütliche Samtrote Polsterbänke und –Sesselchen im Halbkreis um kleine runde Tische platziert. Ein Geländer aus Messing verhinderte, das jemand abstürzen konnte. Auch die Lampen an den, mit rotem Teppich belegten, Wänden waren aus blankem Messing und spendeten eine schwache, intime Beleuchtung. Am Rande der Tanzfläche hatte man eine kleine Bühne um eine Stufe erhöht, darauf saß eine fünfköpfige Band, und spielte grässliche arabische Musik. Oh Schreck, auch noch das Gejaule. Es tat mir in den Ohren weh. Der Raum war gefüllt von vielen Gästen, alles nur Männer. Die wenigen anwesenden Frauen, waren die vier Bauchtänzerinnen, an der kleinen Theke. Der einzig weibliche Gast, war ich.

      Sadys Freunde schon vollzählig anwesend, hatten drei Sitzgruppen reserviert, so dass wir noch ausreichend Platz fanden. Ohne zu fragen, brachte man jede Menge Dosen mit Cola, Bierflaschen und Gläser. Irgendjemand stellte mir eine Dose Cola und ein leeres Glas hin. Auch zwei große Flaschen stilles Wasser standen plötzlich auf dem Tisch. Zu meinem erstaunen sah ich, dass die Männer sich Wasser und Cola zusammen mischten. Als Sady mir den gleichen Mix machen wollte, protestierte ich, ich möge keine Wasser-Cola. Er lachte laut, hielt mir die Wasserflasche unter die Nase, es war Wodka drin.

      Nabir klärte mich auf, in arabischen Lokalen sei selten Alkoholausschank, da der moslemische Glaube den Genuss von Alkohol, Tabak sowie Drogen verbiete. So sei es für ägyptische Wirte, nur in Ausnahmefällen möglich, eine gesetzliche Genehmigung für Alkoholausschank zu bekommen, weil das mit dem Glauben nicht zu vereinbaren sei. Daher müsse man den Alkohol ein wenig tarnen.

      ´Toller Glaube. Also machen die Ägypter heimlich alles was verboten ist. Saufen, rauchen, kiffen und huren. Alles unter dem Deckmäntelchen des Gläubigen. Na fein.` dachte ich.

      Die Stimmung war ausgelassen und steigerte sich mit zunehmenden Alkoholgenuss und den Auftritten der Bauchtänzerinnen immer mehr. Mario und Nabir verabschiedeten sich früh. Der Eine musste nach Hause um sich unnötigen Ärger zu ersparen, der Andere musste früh aufstehen, weil er sein Rückflugticket abholen musste. Der Flieger startete bereits mittags.

      Meine einheimischen Begleiter bemerkten den Weggang der Beiden kaum. Sie lachten und tranken, schwatzten und tanzten, entweder in den Gängen zwischen den Tischen, oder mit der jeweiligen Tänzerin auf der Bühne. Dabei steckten sie der Bauchtänzerin Geldscheine in den Ausschnitt oder unter das hüfttiefe Unterteil des Kostümes. Zwischendurch fragte mein Mann mal nach meinem Befinden, oder ob ich auch Spaß an der Feier habe. Meist wartete er die Antwort gar nicht erst ab, weil er aufsprang um jemanden was zuzurufen oder mitzutanzen. Seine Videokamera wurde dabei oft, von ihm oder einem seiner Freunde, in Betrieb genommen. Auch ich war manchmal kurz im Visier der Linse, meist wurde ich derart geblendet, dass ich mich abwandte. Alle amüsierten sich köstlich, außer mir. Ich fand es stinklangweilig, wollte meinem Liebsten aber den Spaß nicht verderben, ergo schwieg ich.

      Als er mich dann, nach endlosen Stunden, fragte, ob ich müde sei, nickte ich. Ich war die Hektik, die grässliche Musik und das Saufgelage leid, müde und gelangweilt noch länger auszuharren. Fand es müsse genug sein.

      Er zeigte Verständnis, kramte in seinen Hosentaschen, fand wohl nicht das Gesuchte, und bat mich um Geld. Zu meinem Erstaunen brachte der Wirt die Rechnung. Nanu, wieso das denn? Ich dachte, wir wären eingeladen? Es war doch die Abschiedsfeier seiner Freunde.

      Wie selbstverständlich hielt Sady mir die Rechnung hin. Oh Schreck, 560 Pfund. Auf meinen fragenden Blick nickte er nur. Ich sollte bezahlen. Als ich Walits gespannten Blick sah, war ich so sauer, dass ich 400 Pfund hervorkramte und Sady mit Schulter zucken zu verstehen gab, dass ich nicht mehr hätte. Schadenfroh sah ich zu, wie dieser Nassauer von Walit, ins Futter greifen musste. Man sah ihm an, dass er nur ungern zuzahlte.

      Stocksauer verzichtete ich auf Shake Hands, hob nur die Hand zum Gruß und ging einfach Richtung Ausgang. Sady folgte mir, ihm war keine Verstimmung anzumerken.

      Als wir am >Cowboy< den Bus verließen zahlte er die zwei Pfund. Dazu reichte es wohl noch.

      Wie gewohnt schaltete er als erstes den Fernseher ein, ging duschen, um sich anschließend vor der Glotze niederzulassen. Weil ich meine miese Stimmung nicht zeigen wollte, versuchte ich mit einem neutralen Thema den Fernsehmuffel abzulenken. Ich erkundigte mich nach Hedy, dem DJ. Verächtlich winkte er ab, gab mir zu verstehen, dass meine Tochter den Typ vergessen solle. Auf meine Frage nach dem Grund, glaubte ich meinen Ohren nicht trauen zu können, deshalb hakte ich noch einmal nach. Ärgerlich ob der Störung, denn das Fernsehprogramm war ja so interessant, schimpfte er: „Why? He is really a bad man. The Manager found him with a French Girl in Billiard- Room. Hedy was fuck this Girl. After he must leave the hotel so fast. That is not a boyfriend for Bea. Believe me.”

      Na toll, ich hatte ihn ablenken wollen, sehnte mich nach seiner Nähe, und hatte nur erreicht, das er ärgerlich wurde. Pech gehabt, das falsche Thema gewählt. Arme Rabea, wie sollte ich ihr das erklären? Sie wartete lange genug auf meine Antwort. Dumme Sache, aber Sady hatte natürlich recht, der war bestimmt nichts für sie. Aber wie erklär ich’s meinem Kinde?

      Frustriert schob ich den Gedanken beiseite, ging ins Bad, hörte meinen Mann laut lachen und wusste, er war zu beschäftigt um an mich und meine Wünsche zu denken. Ergo ging ich ins Bett.

      Dort starrte ich missmutig zur Decke, dachte über den Abend nach und erschrak. Was bewegte sich da? Angestrengt versuchte