Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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wechselte plötzlich zu einer ganz anderen Sache, berichtete, die Penthouse Wohnung wäre doch teurer, als angenommen. Der Eigentümer wolle eintausendfünfhundert ohne Möblierung haben, mit Möbel zweitausend. Wir waren beide enttäuscht, aber einig, dass wir zu diesem Preis verzichten würden. Das sei uns die Sache nicht wert, sicher fänden wir noch was Preiswerteres. Nabir bestätigte, dies sei kein Problem, Wohnungen gäbe es genügend. Er werde sich darum kümmern. Mir fiel der Cafe’ Besitzer ein, deshalb wollte ich wissen, wie weit denn diese Geschichte sei. Er erzählte, das der nicht in der Moschee war, der sei wohl derzeit im Krankenhaus. Sobald er den Mann sähe, werde er mit ihm sprechen.

      Mario schlug vor, zum Essen zu gehen, doch ich wollte erst nachfragen, wann mein Lover kommen werde. Auf meine SMS erhielt ich keine Antwort. Nach einer Stunde wurde Mario ungeduldig, der Hunger quälte ihn. Schließlich ließ ich mich überreden, mit ihm zu gehen. Auf der anderen Straßenseite, gleich neben >Mamas Bar<, gab es ein kleines Bistro, das, laut Nabir, sehr leckere Pizzen anbot. Das passte mir gut, denn so war ich in der Nähe, wenn Sady mich suchte.

      Während des Essens erhielt Mario einen Anruf. Ohne es zu wollen, hörte ich an seiner Art, wie er mit dem Anrufer sprach, dass es eine Frau sein musste. Aber bestimmt nicht Marina, mit der würde er nicht so liebevoll umgehen. Als er das Gespräch beendet hatte, fragte ich ihn rundheraus, ob die Anruferin zufällig Sandra hieße. Verlegen grinsend, nickte er.

      “Aber keine Sorge, Chefin, da wird es keine Probleme geben. Marina wird nichts merken, dafür sorg ich schon. Ich weiß, du befürchtest dass sie Theater macht. Bestimmt nicht. Die hat bis jetzt nichts gemerkt, das wird sie auch später nicht. Außerdem ist ja Schluss und das wird auch so bleiben.“ Versprach er selbstsicher.

      Ärgerlich warnte ich ihn: „Das hoffe ich für dich. Du kennst meine Einstellung. Alle guten Dinge sind drei, aber Fehler auch. Erst Brigitte, dann Marina und jetzt Sandra, das wäre dein dritter und letzter Fehler. Sei vorsichtig. Auch du fliegst, wenn das zum dritten Problem führt. Und sei es, wenn eines der beiden Mädchen wegen Dir geht. Die sind wichtiger für das Geschäft, als du.“ Er hatte mich nicht überzeugt. Meine gute Laune hatte einen Dämpfer bekommen.

      Sady kam gleichzeitig mit uns bei Nabir an. Bei seinem Anblick stieg meine Stimmung blitzartig. Auch Sady strahlte. Wie es hier so üblich war, wurden schnell ein paar Hocker auf den Bürgersteig, vor Nabirs Geschäftseingang gestellt, und wir saßen in gemütlicher Runde zusammen. Während Nabir auf seinen Landsmann einredete, erzählte Mario begeistert von seiner neuen Liebe. Sandra. Diesmal schien es wohl wirklich eine Seelenverwandtschaft zu sein, sie sei so anders als alle Frauen zuvor, so anschmiegsam, anpassungsfähig, romantisch und trotzdem vernünftig. Er glaube, endlich die Frau fürs Leben gefunden zu haben. Ich hörte zwar zu, doch gedanklich war ich bei dem Gespräch der beiden Ägypter. Obwohl ich kein Wort verstand, sah ich die Skepsis in Sadys Gesicht. Er schien nicht so begeistert, wie Mario gemeint hatte. Warum hatte ich so ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend? Mein siebter Sinn, das hier was nicht stimmte? Oder fühlte ich mich gekränkt, weil mein Lover nicht vor Begeisterung >Hurra< schrie? Ich hatte den Eindruck, Nabir versuchte den Landsmann zu überreden. Er redete ununterbrochen und Sady antwortete nur knapp, war sehr ernst, hatte offensichtlich Bedenken. Was ging da ab?

      Schon wollte ich eingreifen, die ganze Sache abblasen, als Sadys Gesicht sich erhellte, immer strahlender wurde und er heftig nickte.

      “Was ist?“ konnte ich meine Ungeduld nicht mehr zügeln.

      “Nichts, alles klar.“ Beruhigte Nabir meine Zweifel. „Morgen geh ich zum Notar und mach den Termin für Übermorgen. Du kannst schon mal die Feier vorbereiten.“

      Mein Lover strahlte mich an, nahm meine Hand und fragte: „You want be my Wife.“

      Etwas beschämt, wegen meiner misstrauischen Gedanken, aber irgendwie erleichtert, antwortete ich total glücklich: „Ja.“

      Sady war plötzlich sehr müde, drängte zum Aufbruch. Ich erhob keinen Widerspruch, freute mich darauf, mit ihm allein zu sein. Ich war geil, wollte heute richtig guten Sex, aber diesmal mit Vor- und Nachspiel, wollte meinem zukünftigen Ehemann meine Vorlieben beibringen. Der Versuch scheiterte kläglich. Weil er mein Gemisch aus deutsch und englisch nicht verstand, versuchte ich es mit Gesten. Aber auch damit hatte er Schwierigkeiten, so dass ich schließlich nur den Weg sah, seine Hand zu meiner Muschi zu lenken. Doch schon am Schamhügel stoppte er, zog die Hand zurück. Energisch schüttelte er den Kopf, wollte nach meiner Brust greifen, wonach mir momentan nicht der Sinn stand. Ich schob seine Hand weg. Was sollte das? War ich schmutzig, oder eine Frau ohne Unterleib? Er wirkte hilflos, lag abwartend auf dem Rücken und sah mich ganz verwundert an. Ich wollte nicht die ganze Stimmung zerstören, deshalb versuchte ich einen anderen Weg. Ich begann ihn zu küssen, begann im Gesicht, Stirn, Augen, Nase, ganz kurz nur den Mund. War dabei mich, über den Hals, weiter nach unten zu bewegen, wollte die Hände streichelnd zu Hilfe nehmen, als er laut auflachte, meine Hände wegstieß und sich zur Seite rollte. Er krümmte sich vor lachen. Der Kerl war kitzelig.

      Meine Geilheit war hin. Wäre ich ein Mann, wär mein Schwanz spätestens jetzt runtergefallen. Das Kind wollte ich heiraten? Wenn auch nur, um mit ihm zu poppen, ohne Probleme fürchten zu müssen? Nur rammeln, ohne drum und dran? Und das auf längere Zeit? Ich musste total verrückt sein. Mit ihm hatte ich genau das, was ich nie hatte haben wollen. Kindergarten. Nee, das brauchte ich nicht für mein Leben. “Ok.“ War alles, was ich kotzsauer hervorbrachte, zog mein Nachthemd über, stand auf, löschte das Licht und legte mich neben ihn, zum schlafen. Erst rührte er sich nicht, nach wenigen Minuten stand er auf, ging ins Wohnzimmer, ich hörte den Fernseher laufen. Darüber schlief ich beleidigt ein.

      Am nächsten Morgen war er schon weg. Der Gedanke an die missglückte Nacht machte mir schlechte Laune. Ich trödelte herum, konnte mich zu nichts entschließen. Dann beschloss ich, den Urlaub zu genießen, aber nicht in diesem Drecksloch. Den Kerl abzuhaken. Entschlossen nahm ich mein Wörterbuch zu Hilfe und teilte ihm per SMS mit, ich werde noch heute in ein Hotel gehen und nach diesem Urlaub nicht noch mal wiederkommen.

      Umgehend kam die Frage nach dem Warum. Was er böses getan habe, ob ich ihn nicht mehr liebe, einen anderen habe, er verstehe mich nicht. So deutlich es möglich war, schrieb ich die Gründe, dass ich andere Vorstellungen von Liebe und Sex habe, er mir das Gefühl gäbe, er denke nur an sein Vergnügen, und ich den Eindruck habe, schmutzig zu sein, weil er mich nicht berühren möge. Dann entschuldigte er sich, er liebe mich und werde sich Mühe geben, auch meine Wünsche zu berücksichtigen. Aber er sei so empfindlich, dass er bei der bloßen Berührung mancher Stellen seines Bodys lachen müsse. Ich solle nicht böse sein, heute Abend noch einen Versuch wagen. Nach einigem Hin und Her, gab ich nach. Gab das Ok, für ein klärendes Gespräch am Abend.

      Zu dritt am Pool, war Mario ständig mit seinem Handy beschäftigt, Edit redete nur von der Hochzeit und wies mich wiederholt darauf hin, dass ich nicht vergessen solle zur Bank zu gehen, damit ich genügend Ägyptischen Pfund habe. Den Notar könne ich nicht mit DM bezahlen. Ich antwortete nicht. War genervt. Als sie endlich ging, war ich nicht traurig drum.

      Dann brachte mich Sadys SMS zum lachen, er schrieb, - darling, im thinking you, like that you smile, i song for you, hold, hold me for a while. Take, take me tonigt. I love you, Sad –

      ”Na, wieder bessere Laune?” wollte Mario wissen. „Was für ne Laus war dir denn über die Leber gelaufen?“

      Ich schilderte kurz meinen Ärger, jedoch ohne auf nähere Einzelheiten einzugehen. Sagte nur, dass wir leichte Meinungsverschiedenheiten in Sachen Sex hatten. Er versuchte mich zu beruhigen, die habe er auch, das sei am Anfang normal, würde sich sicher im Laufe der Zeit beheben. Ich sei eigentlich erfahren genug, das zu wissen.

      Innerlich gab ich ihm Recht, schämte mich sogar ein bisschen. War dann froh, dass er das Thema wechselte, indem er mich zu einer Bootsfahrt einlud. Obwohl ich normalerweise solche Ausflüge nicht mochte, weil ich nicht schwimmen konnte, war ich diesmal für die Ablenkung dankbar. Mario handelte einen günstigen Preis aus und die Stunde auf dem Meer erwies sich als wirklich angenehme Abwechslung. Einmal sahen wir sogar Delphine recht nah an dem Boot vorbei schwimmen, Mario schnorchelte im Meer und ich genoss Sonne, Wind und die Stille.