Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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grelle Neonröhre im Wohnraum, ließ nur die Küche beleuchtet, so dass der Lichtschein im Wohnzimmer eine schummrige Atmosphäre gab. Er setzte sich hinter mich, streichelte sanft über den Satinstoff, zog seine Unterhose aus und biss mich zärtlich in die Schulter. Ich hörte wie er das Kondom Papier aufriss, und obwohl ich nichts sah, wusste ich dass er das blöde Gummi überstreifte. Plötzlich hatte er ein kleines Ölfläschchen in der Hand, das ich vorher nicht gesehen hatte, goss ein wenig in seine Hand, dann deutete er mir, mich zu knien. „Nein, bitte, Sady, jetzt nicht.“ Bat ich. Doch er zog mich hoch, drückte meinen Oberkörper nach vorne, so dass ich vor ihm kniete. Dann rieb er mir sanft über den After, hielt mich im Nacken fest, und drang langsam und vorsichtig, Zentimeter für Zentimeter, ein. Dabei massierte seine freie Hand meine Brust, und er versuchte mich mit zischenden Lauten zu beruhigen. Es gelang ihm nicht. Ich war zu verkrampft, hatte keine Lust auf Analverkehr, wollte nicht immer seinen Launen zu Willen sein. Deshalb bewegte ich mich so ruckartig, dass sein Penis hinaus glitt.

      “So nicht.“ Sagte ich energisch und schüttelte den Kopf. Er sah mich verwundert an, nickte und zog mich von der Couch hoch, hinter sich her ins Schlafzimmer. „Nicht mit diesem Kondom.“ Verlangte ich, als er den richtigen Eingang wählen wollte.

      Als er zur Arbeit gehen wollte, wachte ich auf. Viel zu früh um schon schwimmen zu gehen. Beim Kaffee kochen erlebte ich eine unangenehme Überraschung. Im Zucker krabbelten Mengen von Ameisen herum. Igitt, wo kamen die denn her? Also ab in den Müll, süßer Kaffee gestrichen. Dann saß ich eine Weile gelangweilt im Wohnzimmer, wollte fernsehen, aber es gab nur zwei ägyptische Sender. Mangels Sprachkenntnisse ebenfalls erledigt. So legte ich meine Lieblings CD auf >Hold me for a while>, deren Titel ich zurzeit sehr passend fand. Dann säuberte ich, so gründlich es mit den spärlichen Materialien möglich war, die Wohnung. Gegen elf verließ ich das Haus.

      Edit machte ein säuerliches Gesicht, denn sie wartete bereits zwei Stunden auf mich. Am Pool überfiel mich der Hunger, weil ich noch nichts gegessen hatte, also bestellte ich ein Sandwich. Auch Edit fand es an der Zeit, eine Kleinigkeit zu essen, sie wäre zwar auf Diät, aber etwas müsse nun sein. Die Kleinigkeit war ein komplettes Menü. Ich staunte nicht schlecht, was die verputzen konnte. Mir war das Sandwich schon zu viel, die Pommes Beilage rührte ich erst gar nicht an. Würde ich so viel essen, wie sie, wöge ich zwei Zentner. ´Weit davon bist du ja bestimmt nicht mehr. Kein Wunder, wenn du immer so futterst.` dachte ich grinsend.

      Gemütlich beim Kaffee, sie nahm noch ein Eis dazu, unterhielten wir uns dann. Sie erzählte manches über die Lebensart in diesem Land. So erfuhr ich, dass sie bereits fünfzehn Jahre hier lebte, arabisch sprach, und eigentlich gerne noch mal nach Deutschland wolle. Aber die finanziellen Mittel fehlten. Das Geschäft ihrem Mann nur zur Hälfte gehöre, die Gewinne für solche Ausgaben nicht ausreichten. Sie keine Lust habe, einen Job anzunehmen, weil die Bezahlung zu schlecht sei. Das ein Kellner, zum Beispiel, um die zwei- bis dreihundert Pfund monatlich verdiene, die Europäer meist ungefähr das Doppelte. Ich war entsetzt, das waren circa einhundert bis zweihundert Mark, für den ganzen Monat. Unglaublich. Und Masseure? Wollte ich wissen. Da habe sie wenig Ahnung, aber als Angestellter eines Hotels, könne der Verdienst auch nicht wesentlich höher sein. Es sei denn, Sady arbeite auf selbständiger Basis, habe den Massageraum gemietet, dann käme es auf die Höhe der Miete an und darauf, wie gut das Hotel belegt sei. So wurde mir manches klar. Der Discobesuch, seine Wünsche bezüglich der Turnschuhe und Kamera und das ich die Wohnungsmiete alleine bezahlt hatte. Wenn er so wenig Lohn bekam, war das kein Wunder. Ich nahm mir vor, ihn nicht danach zu fragen, schließlich wollte ich ihn nicht beschämen. Als unser Gespräch auf die strengen Gesetze kam, wunderte sie sich, dass Sady so mutig sei, mit mir in einer Wohnung zu leben. Sie erzählte, das sei für ihn weitaus gefährlicher als für mich. Hellhörig fragte ich warum. Wenn man uns nur allein dort erwische, käme er sofort ins Gefängnis und ich auf die schwarze Liste. Das hieße, ich würde sofort ausgewiesen und habe für immer Landesverbot. Sofort dachte ich an die Situation mit dem Polizeiwagen, als Sady meine Hand losgelassen hatte. Ich berichtete ihr dieses Erlebnis und sie nickte zustimmend. Meinte, wir hätten nur Glück gehabt, das Mario bei uns war, die Polizei also nicht wusste, zu wem ich gehörte. Ich überlegte schon, dann besser in ein Hotel zu ziehen, da erklärte sie die einfachere Möglichkeit.

      “Ich versteh nicht, wieso dein Sady dir nichts davon gesagt hat, dass ihr nur den Trauschein machen müsst. Ist doch ganz einfach. Mit dem Schein lässt die Polizei euch in Ruhe. Normalerweise kriegst du hier gar keine Wohnung ohne den Schein. Aber, na ja, vielleicht weiß der Vermieter nichts davon.“ Überlegte sie.

      “Moment mal. Wieso Trauschein? Wir wollen doch nicht heiraten. Wir kennen uns doch kaum.“ Lehnte ich irritiert ab.

      Lachend klärte sie mich auf: „Damit bist du auch nicht richtig verheiratet. Das ist nur eine Art Ehe – Vertrag. Der wird beim Notar gemacht. Aber die Polizei akzeptiert das Papier, wie einen Trauschein. Das machen hier alle, die in wilder Ehe zusammen leben. Wir nennen das hier den BBS, Bumsberechtigungs Schein.“

      “Hm. Wenn das zu unserer Sicherheit ist, dann sollten wir das wohl besser machen. Schließlich möchte ich nicht riskieren, ausgewiesen zu werden. Was kostet denn dieser Schein, und wann können wir zum Notar gehen?“ überlegte ich.

      “Das wäre sicher besser,“ bestätigte sie. „Genau weiß ich nicht, was es kostet. Aber so um die tausend Pfund bestimmt. Die sollten dir die Sache wert sein, denk nur mal an unser zukünftiges Geschäft. Rede mal mit Sady drüber. Ich weiß ja nicht, warum der noch nicht daran gedacht hat. Der kennt das bestimmt.“

      Ich sah mich vor einem Problem, wie sollte ich das meinem Lover erklären? Bei unseren Verständigungsschwierigkeiten, meinem bescheidenen Englisch, undenkbar. „Kannst du das nicht machen? Du sprichst doch arabisch. Ich kann ihm das nicht erklären, deutsch versteht er nicht und mein Englisch, na ja...“ bat ich sie.

      “Nee, du, ich als Frau, das ist nicht gut. Darin sind die Ägypter eigen, über solche Themen, spricht man nicht mit ner Frau. Ich werd mal Nabir fragen, der macht das bestimmt. Das wird Sady auch akzeptieren. Komm heute Abend mit ihm in unseren Laden. Nabir macht das dann schon.“ Hatte sie die Lösung parat.

      Gegen vier Uhr musste sie aufbrechen, der Kleine würde gleich aus dem Kinderhort kommen. Als der Kellner die Rechnung brachte, deutete sie ganz selbstverständlich in meine Richtung. Kommentarlos übernahm ich die Zahlung. Schließlich hatte sie mir eben erst erzählt wie knapp die Kohle bei ihr war, außerdem war sie auch so hilfsbereit, was machte mir da schon die Verzehrrechnung aus.

      Inzwischen kannte ich den Weg, deshalb ging ich zu Fuß zur Wohnung zurück. Nachdem ich mich umgezogen hatte, wollte ich wieder zu Nabirs Geschäft gehen. Es dämmerte bereits. Mit einer Gänsehaut am ganzen Körper rannte ich den Berg hinunter. Drei Hunde kamen bellend auf mich zu und obwohl ich nie Angst vor Hunden gehabt hatte, erschrak ich erst einmal. Ich blieb stehen, wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Gab es einen Unterschied zwischen wilden Hunden und unseren Haustieren? Reagierten die Wilden anders? Auch die Hunde standen, das Bellen verstummte, sie sahen mich an. Ich fasste mir ein Herz, ging langsam weiter, sie folgten mir. Dann drehte ich mich um, rief ich herrisch: „Yalla! Haut ab!“ Sie trotteten davon.

      Nabir begrüßte mich sehr freundlich, ließ mir einen Nescafe’ bringen und kam gleich zur Sache. Edit habe ihm von meinem Vorhaben erzählt, das sei besser für Sady und mich, er werde nachher mit ihm reden. Er wisse den Preis auch nicht so genau, der könne, je nachdem was der Vertrag beinhalte, bis zu zweitausend Pfund liegen. Aber das müsse mir meine persönliche Sicherheit wert sein. Ich nickte, sagte, der Preis sei egal, die Sicherheit wäre wichtiger.

      Als Mario eintrudelte, von der eventuell bevorstehenden >Hochzeit< hörte, freute er sich. Bestand darauf Trauzeuge zu sein und dann müsse ich aber eine riesen Hochzeitfeier machen. Er war total begeistert, steckte mich an. Ich versprach, er werde die Feier bekommen, lachte über seine kindliche Vorfreude. Versuchte ihn dann doch ein wenig zu bremsen, in dem ich zu bedenken gab, dass ich noch gar nicht wisse, ob Sady mich >heiraten< wolle. Mario war ganz sicher, dass mein Lover begeistert zustimmen werde.

      „Und wie war es in Cairo?“ wollte ich eigentlich nur vom Thema ablenken. Warum guckte Nabir so erschrocken? Erwischt? Bei krummen Geschäften?

      “Och,