Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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Hier muss doch alles gemacht werden. Der ganze Sperrmüll muss raus, die Strandliegen kann man nicht mehr brauchen und die Renovierung muss auch komplett gemacht werden. Das kostet ne Stange Geld.“

      “Du übertreibst.“ Widersprach sie heftig. „Die Möblierung muss er selbst erneuern. Das ist für den kein Problem, der hat sicher noch genug Tische und Stühle in seinem Hotel übrig. Die Liegen sind hier nicht teuer und manche braucht man nur mal neu zu streichen. Ein paar schöne bunte Schaumgummi Matten drauf, die kosten hier nicht viel. Und der Anstrich kostet nur das Material. Wofür haben wir denn Mario? Schließlich ist der doch Handwerker. Ein bisschen kann der ja auch machen. Dann noch Dekoration, und fertig ist der ganze Laden. Du kennst die Preise hier nicht. Alles ist spottbillig, nicht so wie in Deutschland.“

      “Ok, ok, das kann ja alles sein. Aber du hast die Werbung vergessen. Oder wie willst du das Ding bekannt machen? Und die Werbung ist immer sehr kostspielig. Was schätzt du denn, was die ganze Geschichte, bis zum Start, kosten wird?“ bremste ich ihren Optimismus.

      Sie überlegte nicht lange, sagte: „Vielleicht zehn - bis fünfzehntausend. Und Werbung, liebe Ruth, kostet nur ein paar Pfund. Außer den Flyers, gibt es jede Menge kostenlose Werbung über die Reiseleiter. Das mach ich dann schon, keine Sorge.“

      „Und was ist mit Zeitungswerbung? Die hast du nämlich vergessen. Das ist in Deutschland das teuerste. Und die kostet laufend ne Menge Geld.“ Belehrte ich sie.

      Sie lachte, schüttelte den Kopf und erwiderte: „Du bist hier in Ägypten, vergiss Deutschland. Was für Zeitungen? Wir sind in Hurghada, nicht in Cairo. Nee, außer nem Magazin für Urlauber, gibt’s hier keine Zeitungen. Klar, im >Red See Magazin< können wir inserieren, aber das bringt gar nichts. Da sind Flyers viel effektiver. Der Druck kostet nicht viel und ein paar Jungens, zum verteilen, nur ein paar Pfund. Das sind Peanuts.“

      “Hm, ja, so ist das. Ja dann, könntest du ja Recht haben. Ok, du kennst dich hier aus. Unter diesen Umständen, meinetwegen. Ich bin dabei.“ Gab ich mein Einverständnis. Sie hatte mich überzeugt.

      Auf dem Rückweg fiel mir ein, dass die Wohnungsfrage auch noch nicht geklärt war. Als ich Edit darauf ansprach, meinte sie der Hauseigentümer spinne. Erst wollte er mehr Miete, Lage und der schönen Aussicht. Letztlich sei er bei zweitausend leer angekommen, darauf habe Nabir abgesagt. Aber auch kein Problem, denn bei ihr im Haus werde was frei, und Nabir wolle mit dem Besitzer sprechen. Die Wohnungen wären auch sehr schön, die müsse ich mir mal ansehen. Ich könne ja mal zu ihr kommen. Sie lud mich sofort zum Kaffee ein. Da es zum Schwimmen schon zu spät war, sagte ich direkt zu.

      Unweit ihres Geschäftes, auf der Wüsten Seite, in der zweiten Häuserreihe, hatten Edit und Nabir ihr zu Hause. Wir mussten uns bis zur vorletzten, der fünften Etage hinauf quälen, einen Aufzug gab es nicht. Ich war total außer Atem. Das wäre mein Albtraum, täglich diese Treppen steigen zu müssen. Als ich meine Befürchtung äußerte, meinte sie, die demnächst freiwerdende Wohnung sei im zweiten Stock. Ein Lichtblick, das ginge ja noch. Das traute Heim war sehr schön eingerichtet und auch sehr geräumig. Wohnraum, Esszimmer, zwei Schlafräume, Kochküche und ein kleines Bad machten sicher gut achtzig Quadratmeter aus. Der Blick aus den Fenstern ging hinaus auf die Wüste. Ein Nachteil. Dafür war die Miete mit sechshundert Pfund recht günstig. Der Vorteil. Dass man von der anderen Hausseite übers Meer sehen könne, aber erst von der vierten Etage, das nächste Minus, denn von der Zweiten würden wir vor andere Gebäude sehen. Schon war diese Wohnmöglichkeit uninteressant für mich. Auch Edit beruhigte mich, es gäbe genügend freie Wohnungen zur Auswahl. Deshalb fände sich sicher bald was Passendes.

      Während des Kaffees klingelte mein Handy. Rabea war in der Leitung. Aufgeregt erzählte sie, dass sie schon seit zwei Tagen ihren Hedy nicht mehr erreichen könne, sein Handy sei ausgeschaltet. Ich müsse unbedingt meinen Sady fragen, was da los sei. Schließlich wären die Beiden Kollegen. Ich beruhigte sie, das werde ich abends tun und ihr umgehend bescheid geben. Sonst ginge es ihr gut, im Geschäft auch alles in Ordnung, viele Grüße an alle und noch einen schönen Urlaub.

      Bevor ich heim ging, wollte ich noch eine Kleinigkeit essen, doch Mario verspürte weder Hunger noch Lust mitzugehen. Er wollte ein wenig schlafen. Edit bot sofort ihre Begleitung an. Unterwegs kam uns Nabir entgegen, er brachte den kleinen Kerem. Also gingen wir Frauen mit dem niedlichen Kleinen ins Mafia. Beim Essen sprach Edit über Marios unmögliches Verhalten. Ständig piepse sein Handy, besonders mitten in der Nacht, wenn alle schliefen. Da Mario nebenan im Kinderzimmer schlafe, die Wände so dünn wären, er dann oftmals laut telefoniere, fände sie das sehr störend und rücksichtslos. Wenn er schon keine Rücksicht auf sie und ihren Mann nähme, müsse Mario doch wenigstens daran denken. dass das Kind schlief. Und überhaupt, fände sie, dass er ihre Gastfreundschaft überstrapaziere. Vierzehn Tage so beengt zu wohnen, denn der Kleine schliefe ja derweil mit im elterlichen Bett, sei eine Zumutung. Ich war ganz ihrer Meinung, sagte, dass ich dies nicht machen würde.

      Mein lieber Mann, konnte die futtern. Vorspeise, jede Menge Knoblauch Brot, Hauptspeise und noch ein Dessert, ich schaffte nicht mal meine Spagetti Portion ganz. Unfassbar. Und dann wohlmöglich wundern, wenn sie immer runder wurde. Zum Schluss sprach sie mich auf den mitgebrachten Champagner an. Sie habe Mario um eine Flasche gebeten, sie tränke das Gesöff so gerne, hier bekäme man so etwas ja nicht, aber er hatte gesagt, darum müsse sie mich fragen. Großzügig willigte ich ein, ihr eine Flasche abzugeben. Letztendlich bezahlte ich noch die Rechnung, sie verhielt sich genau so zögerlich, wie ich es schon von anderen Leuten kannte. Dann trennten wir uns, hatten verschiedene Richtungen.

      Vor Anbruch der Dunkelheit kam ich heim. Vor lauter Langeweile machte ich die Wohnung sauber, legte meine Kleidung, für die bevorstehende Trauung raus, und kramte in der Wohnung rum. Dann schaltete ich den Fernseher ein, sah die beiden Kanäle durch, arabische Nachrichten auf dem Einen, eine Talkshow auf dem anderen Kanal. Also fernsehen gestrichen. Lieber legte ich eine CD auf und ließ ich mich auf der unbequemen Couch nieder. Schon nach kurzer Zeit konnte ich auf den dünnen Schaumgummi Auflagen des Holzgestelles, was sich Couch schimpfte, nicht mehr sitzen noch liegen. Zu gerne hätte ich ein gutes Buch gelesen, leider hatte ich keins mitgebracht. Also legte ich mich aufs Bett.

      Kurz nach 21 Uhr wurde ich wach. Hoppla, nun wurde es aber Zeit mich fertig zu machen. Mein Sady musste gleich kommen. Für duschen und stylen benötigte ich fast eine Stunde, schließlich wollte ich, an diesem besonderen Tag, auch besonders gut aussehen. Mein Zukünftiger war noch nicht erschienen. Was tun? Kleid schon anziehen? Nein, nur schminken. Nachthemd wieder überwerfen, warten. In Kleid und Schuhen wäre ich ja schnell.

      Orientalische Hochzeit

      Halb elf, langsam wurde ich nervös. Wann gedachte er zu kommen? Wann sollte die Trauung stattfinden? Mitten in der Nacht? Oder wollte er vielleicht gar nicht mehr? Um elf war ich sauer. Hatte meine Hochzeit schon abgeschrieben. Wusste nicht, sollte ich nun froh sein, oder mich ärgern. Nein, wozu sich selbst belügen. Ich ärgerte mich nicht nur, ich war kotzsauer.

      Fünfzehn Minuten nach 23 Uhr klopfte jemand an der Tür. Bevor ich öffnen konnte, trat mein Lover ein, befahl mir, mich anzuziehen, denn Walit sei bei ihm. Na Bravo, was wollte der denn jetzt hier? Ich ging ins Schlafzimmer, warf meinen Traini über. Bei meinem Anblick fragte Sady erstaunt, ob ich so heiraten wolle. „Yalla, yalla. Take your Clothes. But something nice.” Forderte er mich auf. Walit grinste nur.

      Als ich mit meinem Hochzeitsdress aus dem Schlafraum zurück kam, strahlte mein Zukünftiger übers ganze Gesicht. Ich schien ihm zu gefallen. Auch Walit meinte: „You look really nice.“

      Der dunkle steinige Weg, sowie die viel zu schnelle Gangart, die die Beiden vorlegten, konnte meine Hochstimmung nicht beeinflussen. Ich war happy, würde gleich heiraten, hatte alle gegenteiligen Vorsätze über Bord geworfen. Was konnte mir schon passieren? Nichts negatives, denn die Verbindung war leicht wieder zu lösen und in meinem Heimatland galt sie nicht. Ich war auf Abenteuertrip.

      Edit und Mario warteten mal wieder, aber von Nabir war nichts zu sehen. Er sei beim Notar, werde aber gleich kommen, sagte Edit und ob ich auch genügend Geld mithabe. ´Was fragt die mich denn ständig nach meiner Kohle? Das soll doch