Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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wie er sie so schnell losgeworden sei, machte er nur eine eindeutige, unmissverständliche Handbewegung vor seinem Bauch. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, ich sei schwanger.

      Ich schüttelte mich vor Lachen. So blind konnte doch wirklich niemand sein. Erstens hatte ich kein bisschen Bauch und zweitens musste sie doch sehen, dass ich aus dem Alter, Kinder zu kriegen, lange raus war. Oder wirkte ich tatsächlich so jugendlich? Nee, also wirklich.

      Mehrmals lehnte ich auch die Aufforderung, unserer Gäste, zum Tanz ab. Doch als Sady meinte, nun müssen wir aber den Hochzeitstanz machen, blieb mir keine Wahl mehr. Er schob mich hin und her, trat mir mehrmals auf die Füße, und alle Gäste hüpften im Kreis um uns herum, sangen und klatschten dabei in die Hände. Alle waren begeistert, außer mir. Mario hatte alles gefilmt. Froh wieder sicher auf meinem Stuhl zu sitzen, dachte ich belustigt, ´das kannst du also auch nicht. Du musst noch viel lernen`.

      Eigentlich wusste ich letztlich nicht mehr genau warum ich Mario Geld gegeben und gebeten hatte, die Zeche zu bezahlen, vielleicht weil ich fand, dass es nicht gut aussah, wenn ich das machen würde. Oder um Sady die Peinlichkeit zu ersparen, obwohl ich es hätte auch ihm geben können. Vielleicht auch, weil ich auch mal was alkoholisches Trinken und einen Schwips haben wollte, was ich dann doch nicht tat. Auf jeden Fall beglich Mario plötzlich die Rechnung. Man hatte allgemein beschlossen, nun, zu vorgerückter Stunde, noch eine Disco aufzusuchen. Zur Sand Beach Disco waren es nur circa einhundert Meter, deshalb trabten alle in diese Richtung. Ich hinterher. Plötzlich vermisste ich meinen Mann. Im gleichen Moment rief er meinen Namen. Er stand noch am Ausgang des Hauses, aus dem wir gekommen waren, diskutierte mit einem Busfahrer. Er winkte mich zu sich, befahl mir einzusteigen. Die Anderen schienen ihn auch zu vermissen, forderten ihn auf, mitzukommen. Mario ebenfalls. Doch Sady lachte nur und antwortete: „No, it is finish now. That is my night. We go home.” Winkte den Anderen zu, sprang in den Bus und befahl dem Fahrer zu starten.

      Von unserer Hochzeitsnacht, hatte ich nicht mehr viel mitbekommen, auch ohne alkoholischen Genuss war ich so groggy gewesen, dass ich beim Sex fast eingeschlafen wäre. Als ich früh morgens um 6 Uhr erwachte, weil meine Blase sich unangenehm bemerkbar machte, erinnerte ich mich nur noch, dass es ein kurzes Zwischenspiel war. Vermutlich hatte er auch keine großen Energien mehr gehabt, oder zu viel Whisky getrunken.

      Ich sprang aus dem Bett, lief ein paar Schritte und schrie entsetzt: „Sady! What is that?“

      Der Boden der ganzen Wohnung war pitschnass. Ich stand im Wasser. Nein, das war kein Wasser, der ekelhafte Geruch nahm mir den Atem. Das stank nach Fäkalien. Als ob der Abfluss im Bad übergelaufen wäre. Ich rannte zurück, stand vor dem Bett, selbst der kleine Läufer war durchtränkt von übel stinkender Flüssigkeit.

      Schon hatte Sady sich aufgesetzt, mit den Füßen den klitschnassen Teppich berührt und die Bescherung bemerkt. Er blieb gelassen, befahl mir wieder ins Bett zu gehen, er werde das schon machen. “Aber ich muss Pipi.“ Jammerte ich.

      „Ok. Wait a moment.“ Sagte er beruhigend und ging ins Bad. Nach wenigen Minuten kam er zurück, schickte mich, mein Bedürfnis zu erledigen, danach solle ich aber gleich wieder ins Bett gehen. Er habe letzte Nacht vergessen den Wasserschlauch in der Toilette abzustellen, daher die Überschwemmung. Er werde das säubern. Dann schleifte er die Läufer über den Boden, hinaus aus dem Schlafzimmer. Ich ging zur Toilette, wusch noch meine Füße, zurück im Bett schlief ich sofort wieder ein.

      Als ich gegen Mittag erwachte, waren Geruch und Feuchtigkeit weg. Sady auch.

      Die Teppiche alle verschwunden und sämtliche Fenster weit geöffnet. Ein leichter Wind sorgte für frischen Durchzug, hatte somit auch den letzten Rest getrocknet.

      ´Sagt man nicht, Scheiße bringt Glück?` fiel mir ein und musste lachen.

      Das Display meines Handys zeigte eine Kurzmitteilung an. Ich öffnete und las: - Darling, i cleen the flat only short. Do nathing. I will do it again afternoon. Have a nic day. Sady –

      Ach wie süß. Das fand ich aber lieb von meinem frisch Angetrauten. Er wollte seine Pause opfern um die Wohnung zu säubern, ich sollte mir einen schönen Tag machen.

      Ich fand es schön verheiratet zu sein. Mit diesem Mann verheiratet zu sein, der konnte ja richtig lieb und häuslich sein. Ja, da kamen doch die Vorteile zum Vorschein. Rücksichtsvoll und häuslich. Vielleicht war das die Mentalität der Orientalen? Nein, Quatsch. Darkan war auch Orientale, der war viel zu faul gewesen, die Wohnung zu putzen. Der hätte mich geweckt, sich dann rumgedreht und weiter geschlafen. Dann hatte ich wahrscheinlich ein Muster Exemplar an Häuslichkeit und Ordnung erwischt. Das war das erste Mal, dass ich dieses Glück hatte. `Festhalten. Den muss man festhalten´. Dachte ich.

      Im Rückblick auf meine Hochzeitsfeier musste ich mir allerdings eingestehen, dass der Abend insgesamt sehr teuer gewesen war, ganz offensichtlich allen Spaß gemacht hatte, nur mir nicht. Ich hatte mich, von wenigen Momenten absehen, insgesamt gelangweilt.

      Weder Edit noch Nabir waren in ihrem Geschäft, nur Mario saß vor dem Laden und wartete auf mich. Er erzählte, dass die Nacht noch sehr lang und alkoholträchtig war. Er zum Schluss so betrunken gewesen sei, dass Walit ihn hatte nach Haus bringen müssen. Dort habe er lange an der Tür stehen und klopfen müssen, bis Nabir ihn endlich reingelassen habe. Edit sei heute Morgen ziemlich muffelig gewesen, warum sie so schlecht gelaunt war, wisse er auch nicht. Schließlich sei es doch logisch, dass man nach so einer Feier etwas angetrunken und spät nach Hause käme. Mit der Frau möge er auch nicht verheiratet sein, deshalb täte Nabir ihm nur leid. Der habe bei Edit nichts zu lachen.

      Da es zum schwimmen gehen schon zu spät war, ich deshalb auch keine Badesachen mitgebracht hatte, beschlossen wir, noch einmal >unser Cafe’ zu besichtigen. Wir standen wieder vor verschlossener Tür. Also schlenderten wir gemächlich über die lange Geschäftsstraße Sakkalas. Tranken unterwegs einen Espresso und diskutierten die Erfolgsaussichten unseres Vorhabens. Während Mario sich immer noch zuversichtlich zeigte, war ich bereits skeptisch geworden. Alles zog sich zu sehr in die Länge, und was Edit als sichere Sache deklariert hatte, erwies sich bis dato nur als Wunsch - Traum.

      Mitten in der Unterhaltung bekam Mario einen Anruf. Ungewollt wurde ich Zeuge seiner Liebes – Plänkeleien. Nachdem das Liebesgeflüster beendet war, gestand er mir sein Vorhaben, früher als geplant abreisen zu wollen. Er war schon vor Stunden bei der Reiseagentur gewesen, hatte seine Flugumbuchung, für morgen, eingeleitet. Ich war sehr erstaunt, dass ausgerechnet er, der doch so gerne hier war, freiwillig vorzeitig abbrechen wollte, diese Liebe musste ja wirklich groß sein. Letztlich würde es aber nur zu meinem Vorteil sein. Dann konnte er unseren Freund Helge eher ablösen, der sicher mit der zusätzlichen Nebentätigkeit total überbelastet war.

      Wir kamen gleichzeitig mit dem Besitzer - Ehepaar, am frühen Abend, bei der Schmuck – Vitrine an. Edit wusste, das unser Cafe’ geschlossen war, weil der Besitzer wohl im Krankenhaus lag und das unfähige Personal nicht alleine wirtschaften lassen wollte. Wir hätten zwar im Moment Pech, aber was lange dauere, werde am Ende umso besser, meinte sie. Mario bestätigte das, ich enthielt mich der Stimme. Wir würden sehen.

      Mit erfrischenden Getränken, brachte Nabir ein anderes Thema ins Gespräch. Er glaubte, mir berichten zu müssen, dass mein Sady ganz traurig gewesen sei, dass wir eine Hochzeit, ohne Trauringe gehabt hatten. So fühle er sich nicht richtig verheiratet, habe er Nabir anvertraut. Aber leider fehlte ihm ja das nötige Geld für die Ringe.

      Er hatte mich am richtigen Nerv erwischt. Richtig, ich hatte was ganz wichtiges total vergessen. Die Ringe. Spontan ging ich ins Ladeninnere und ließ mir Nabirs Trauring – Angebot zeigen. Natürlich empfahl der kluge Geschäftsmann die teuersten Stücke. Ich wollte jedoch etwas schlichtes, schließlich hatte ich Brillant – Schmuck genug. So viel, das einiges seit vielen Jahren in meinem Bankschließfach ruhte, weil ich nicht alles tragen konnte. Ich hatte von mehreren Verflossenen Schmuck geschenkt bekommen, darunter auch wertvollen Weißgold – Schmuck, der mir trotzt reichhaltiger Bestückung mit Brillianten und Saphiren, überhaupt nicht gefiel. >Oma-Schmuck<. Was ich liebte und deshalb immer trug, war Gelbgold. Wie meine Rolex Uhr, Marke Lady – Date, den Memory - Ring, den Ring mit dem Brillant - R und einige Ketten, wobei das schönste Stück wohl die Kette mit meinem Vornamen in