Dirk Meinhard

Sonnenkaiser


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löste auch die Drähte für den zweiten Schuss und leuchtete mit der Taschenlampe in den Kleinwagen.

      >>Alles klar bei Euch?<<, lachte Khaleb und ließ den Lichtstrahl über die beiden Paralysierten gleiten. Ein dunkelhäutiger schmächtiger Mann in einem schwarzen Overall lag neben dem Baum auf dem Bauch und zitterte stark. Der zweite, ebenfalls mit einem Overall bekleidet, lag auf dem Rücken. Auch er hielt eine Pistole in einer Hand, die Khaleb ihm ebenfalls abnahm. Mit zwei Pistolen im Gürtel ging er zu dem Wagen auf der Straße zu und beleuchtete die Motorhaube. Tatsächlich stieg ein leichter Nebel auf. Aber für einige Kilometer würde der Wagen noch taugen. Zufrieden setzte er sich hinter das Steuer, fuhr den Wagen ein Stück vor und winkte durch die Seitenscheibe den anderen beiden zu.

      >>Was ist los? Euer Auto ist kaputt! Wollt Ihr hierbleiben? Nightmare wartet!<<

      14.

      Kaum war das Triebwerk zum Stillstand gekommen, verließ der Co-Pilot das Cockpit und entfernte die Box aus dem Gang, um sie ein Stück weiter hinten zu verstauen.

      >>Ich hoffe, der Flug hat Ihnen gefallen! Der Wagen ist auf dem Weg!<<

      >>Hierher auf das Rollfeld? Wird bei Ihnen immer so viel Komfort geboten?<<

      Schlüter grinste ihn an.

      >>Das hier ist eine echt abgespeckte Reise. Wenn wir jemand vom Management der DesertEnergy-Gruppe befördern, haben wir auch eine Flugbegleiterin dabei und die Getränkeauswahl ist besser. Dazu gibt es Speisen aus der First-Class-Kategorie. Sie hatten die Futterbox für die Holzklasse!<<

      Der Co-Pilot beugte sich zu ihm vor, als wolle er nicht vom Pilot belauscht werden.

      >>Was ist eigentlich der Grund Ihrer Reise? Sie arbeiten nicht bei der DesertEnergy-Gruppe, weder als Manager noch als Ingenieur. Das hätten wir sonst aus den Passagierdaten ersehen können. Und eine Charter ist das heute auch nicht!<<

      >>Ich bin zu einem Gespräch eingeladen worden<<, blieb Daniel bewusst etwas unpräzise in seiner Antwort.

      >>Sie werden von einem Fahrer der GlobSecure abgeholt! Ich tippe, Sie werden zur Residenz nach Strausberg gefahren! Sie sehen aber trotzdem nicht aus, als wenn Sie sich für einen Managerposten bewerben.<<

      >>Tut mir leid! Das ist eine private Angelegenheit!<<, erwiderte Daniel und nahm ein weiteres Puzzleteil gedanklich auf.

      >> Entschuldigung, ich möchte Sie nicht ausfragen!<<

      Schlüter ging nach vorne und öffnete die Tür nach draußen. Sofort wehte ein warmer Wind herein.

      >>Sie können das Flugzeug verlassen, sobald der Wagen hier ist. Nehmen Sie diese Anweisung in eigenem Interesse ernst. Die Flughafensicherheit versteht keinen Spaß mit Fußgängern auf dem Rollfeld<<, fügte Schlüter hinzu und kletterte aus der Maschine.

      Der Pilot blieb immer noch im Cockpit sitzen. Daniel hörte ihn mit jemand sprechen, vermutlich einem Flughafenmitarbeiter. Er nahm seine Jacke und seine Tasche und stellte sich in die Türöffnung. Das Flughafengelände sah für ihn nicht nennenswert anders aus, als das von dem sie gestartet waren. Es standen halt überall Flugzeuge nett aufgereiht herum. Weit entfernt zog sich das Flughafengebäude hin.

      Ein schwarzer SUV rollte an den Maschinen vorbei und lenkte vor dem Jet ein. Vor der Treppe hielt er an. Ein Mann mit kahlrasiertem Schädel stieg aus und blieb neben dem Wagen stehen. Er trug einen schwarzen Anzug mit einem schwarzen Hemd und einer Krawatte in gleicher Farbe, zwar farblich etwas trist, aber alle Kleidungsstücke besaßen den gleichen Schwarzton. Die leicht getönte Hautfarbe des Mannes wirkte in dieser Kombination schon fast aufreizend unangepasst. Daniel fand es sehr bemerkenswert, dass sehr viele Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten aussahen, als wären sie aus einer Zucht entsprungen, deren Ziel es war, Muskeln in möglichst großer Menge an einem Skelett zu platzieren. Dieses Exemplar entsprach eindeutig mit seinen breiten Schultern, der ausgeprägten Brustpartie und den kräftigen Oberschenkeln dieser Norm. Auch wenn er in einem schwarzen Anzug steckte, zeigte dessen gut sitzender Schnitt deutlich die Figur des Mannes.

      Schlüter ging auf den Mann zu. Die beiden wechselten ein paar Worte und der Co-Pilot zeigte auf Daniel, der langsam die Leiter hinabstieg. Er ging auf den schwarz gekleideten Fahrer und den Co-Piloten zu.

      >> Sie sollen mich abholen, nehme ich an!<<, sprach er den Fahrer an, dessen Gesicht ein sehr schmaler schwarzer Oberlippenbart zierte, der über beiden Mundwinkeln senkrecht nach unten bis zum Kinn abfiel, vom Stil ein Fu Manchu, der wohl die Coolness des Mannes betonen sollte. Es fehlte eigentlich nur noch eine Sonnenbrille für den perfekten Schubladenstil. Der Fahrer, etwa einen halben Kopf größer als Daniel, hätte einem James Bond Film entsprungen sein können, der Prototyp eines Schurken, mit einem etwas zu kurz geratenen Hals unter dem kahlen Kopf.

      Besonders auffällig war eine schmale helle Narbe, die sich oberhalb der Augenbraue über das rechte Stirnbein den Schädel hinauf zog. Die gerade Linie der Narbe sah aus, als wenn sie von einem Messer stammen würde. Im Gesicht des Fahrers zuckte nicht ein Muskel. Nur seine Augen bewegten sich ein wenig.

      >>Steigen Sie ein! Nehmen Sie die Tasche mit nach hinten!<<

      Seine Stimme hatte die Temperatur eines Eiswürfels. Er stieg wieder in den Wagen. Der Co-Pilot grinste Daniel an.

      >>Keine Angst! Der beißt nicht! Zumindest, solange er noch was zu kauen hat! <<

      >>Ich habe ihn auch direkt lieb gewonnen!<<, entgegnete Daniel zweifelnd.

      >>Ist halt von GlobSecure! SecGuards werden nicht für Freundlichkeit bezahlt! Ich wünsche Ihnen eine angenehme Fahrt! Ich kenne den Mann. Der ist nicht sehr gesprächig! Da haben Sie mit Selbstgesprächen mehr Unterhaltung.<<

      Schlüter streckte motivierend einen Daumen hoch.

      Daniel umrundete den SUV und öffnete die hintere Tür. Mit etwas Schwung beförderte er seine Tasche auf die Rückbank und setzte sich in den Wagen. Kaum hatte er sich angegurtet, beschleunigte der Wagen druckvoll und Daniel wurde in seinen Sitz gepresst.

      Der Fahrer fuhr zum Terminalgebäude zurück und lenkte daran vorbei. Das imposante Gebäude erstreckte sich über mehrere Hundert Meter.

      Daniel erinnerte sich daran, dass dieser Flughafen vor Jahren in der Presse Schlagzeilen gemacht hatte, als seine Jahre andauernde Bauphase eine endlose Serie von Pannen produziert hatte. Nicht allzu lange nach seiner Inbetriebnahme folgte der Staatsbankrott und er wurde an eine Investorengruppe aus den USA verkauft, die die Anlage nach Herbeiführung einiger Gesetzesänderungen zum Bauwesen, massiv ausgebaut hatte. Mittlerweile war dies der größte Airport Deutschlands. Der neue Eigentümer hatte ein gutes Geschäft gemacht.

      Am Ende des Terminals bog der Fahrer wieder ab und steuerte auf ein abgesichertes Tor zu. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Männer, optisch dem Fahrer nicht unähnlich, bewachten das Tor. Der SUV rollte bis an die erste Schranke neben einem Wachhäuschen und hielt. Der Fahrer öffnete sein Fenster.

      Als er den Kopf zur Seite drehte, sah Daniel eine weitere Narbe, die sich über den rasierten Hinterkopf des Mannes und das obere Ende des Hinterhauptbeins zog. Der Fahrer hatte wohl schon andere deutlich spannendere Aufgaben gehabt. Vielleicht war er deshalb so frostig. Diese Fahrt hatte nicht mal zur Beförderung eines wichtigen Managers gereicht. Wohl ein enttäuschender Tag im Leben eines harten Kerls.

      Nach einem kurzen Wortwechsel zwischen Fahrer und Wachmann ließ der Fahrer auch das Fenster neben Daniel herunter und ein SecGuard schaute in den Wagen hinein, die Hand an der Maschinenpistole.

      >>Identifikation!<<, wurde Daniel angeblafft. Folgsam hob er seine Commwatch. Die Identifikationsprozedur samt Irisscan erfolgte.

      >>In Ordnung! Das ist die gemeldete Person!<<, rief der Bewaffnete in Richtung des Wachhäuschens. Die Schranke öffnete sich und unter der Haube des Wagens grollte der Motor wieder los.

      Die nächste