Dirk Meinhard

Sonnenkaiser


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das legal?<<

      >>Es macht für beide Seiten Sinn, bei manchen Ermittlungen anonym zu bleiben. <<

      Jacobs stand auf und ging zu einem der Fenster hinüber. Er lehnte sich an die Fensterbank und verschränkte die Arme vor der Brust.

      >>Uns interessiert das Ergebnis! Wie Sie es erreichen, ist ohne Belang. Wenn Sie etwas Illegales machen und dabei erwischt werden, ist das ausschließlich Ihr Problem!<<

      Daniel schaute zwischen beiden hin und her. Während Jacobs weiter seine Unnahbarkeit als Manager herauskehrte, schien die Frau seine Einstellung nicht zu teilen. Das Gespräch lief. Daniel gönnte sich einen Blick auf einen Silberstreif am Horizont. Die Aussicht auf einen schnellen Rückflug verschlechterte sich. Sollte hier doch etwas gehen?

      Frau Jacobs schüttelte über den Kommentar ihres Mannes den Kopf.

      >>Nein, das ist nicht sein Problem! Wir können den Mann nicht mit der Suche beauftragen und ihn anschließend hängen lassen, wenn er für uns seinen Kopf riskiert!<<

      Jacobs wirkte etwas irritiert. Der Widerspruch seiner Frau kam wohl unerwartet.

      >>Wie würde es wohl wirken, wenn in der Presse Schlagzeilen auftauchen, in denen wir beschuldigt werden, jemand mit gesetzeswidrigen Dingen beauftragt zu haben?<<

      >>Darum geht es doch nicht. Aber wenn Herr Neumann für uns etwas riskiert, solltest Du in der Lage sein, ihn davor zu bewahren, anschließend vor einem Richter zu landen! Mir ist wichtig, dass wir Marc finden!<<

      Die Frau schaute zu Boden und nahm eine Hand vor das Gesicht, als wolle sie einen Gefühlsausbruch verbergen. Frederic Jacobs wandte sich um und schaute aus dem Fenster. Daniel konnte leider nur noch Jacobs Hinterkopf sehen. Es hätte ihn interessiert, was in diesem Moment in dessen Gesicht vorging. Die Situation war spannend, seine Unsicherheit vergessen. Das hier interessierte ihn brennend. Wer war der Gesuchte? Ein Sohn?

      Jacobs nickte.

      >>Gut! Ich denke, wir versuchen es. Erklär ihm, was wir von ihm wollen! Ich werde machen, was ich kann, um Herrn Neumann zu unterstützen!<<

      Die Stimme klang etwas gepresst. Jacobs Brustkorb hob sich sichtlich, als er tief durchatmete.

      Die Frau erhob sich und kam auf Daniel zu, um ihm die Hand zu reichen.

      >>Ich bin Diana Jacobs, die Ehefrau von Frederic Jacobs! Entschuldigen Sie den etwas unhöflichen Empfang! Aber bei uns liegen die Nerven ein wenig blank!<<

      Die Hand war schmal und weich, der Händedruck nicht wirklich fest. Frau Jacobs lächelte ihn an. Der Duft eines Parfüms mit einer fruchtigen Note umgab sie.

      >>Wir suchen jemand, der vertrauenswürdig ist, weil es bei dem Suchauftrag um eine familiäre Angelegenheit geht! Ihre Bewerbungsunterlagen haben gerade deshalb unseren Zuspruch gefunden, weil Sie Polizist waren. Der Gedanke, dass ein professioneller Ermittler uns nur als einen von vielen Aufträgen behandelt, war mir nicht sympathisch! Und meinem Mann ging es da nicht anders!<<

      Sie deutete auf die Sessel.

      >>Nehmen Sie doch Platz! Möchten Sie etwas trinken, einen Kaffee vielleicht? Charleen!<<

      Die angenehme Stimme vermittelte ihm ein Gefühl von Vertrautheit. Was sie sagte, bestärkte das. Eigentlich waren die Jacobs gar nicht so elitär. Sie waren lediglich in Sorge. Um ein wichtiges Unternehmen, das Europa mit Strom versorgte, um ihre Privatsphäre, um Marc.

      Die beiden waren so nett. Man konnte mit ihnen sogar zu einem Kaffee zusammensitzen, um ein wenig Konversation zu betreiben, über Familienangelegenheiten. War er Teilnehmer einer satirischen Fernsehshow?

      Hinter Daniel betrat die Empfangsdame den Raum.

      >>Gnädige Frau! Sie haben gerufen!<<

      >>Bringen Sie uns doch bitte Kaffee!<<

      >>Jawohl, gnädige Frau!<<

      Charleen verschwand wieder aus dem Raum und Daniel setzte sich in den Sessel neben Diana Jacobs.

      >>Es geht um unseren Sohn Marc! Er ist seit etwa zwei Wochen verschwunden!<<

      Frau Jacobs Stimme verlor spürbar von ihrer Festigkeit.

      >>Wie alt ist Ihr Sohn?<<

      Es wurde Zeit für eine tief greifende Konversation. Der Job war zum Greifen nah. Es war sinnvoll, jetzt einen guten Eindruck zu hinterlassen. Das machte auch die Hände trockener und entspannte den Magen. Daniel fühlte sich plötzlich gut.

      >>Dreiundzwanzig! Er studiert an der Harold-Dahne-Universität in Frankfurt Energietechnik. Er wohnt dort in einem eigenen Apartment. Normalerweise besucht er uns an jedem zweiten Wochenende. Und wir telefonieren regelmäßig. Aber seit einiger Zeit ist er nicht mehr erreichbar! Wir haben vor einer Woche jemanden vom Sicherheitsdienst zu seinem Apartment geschickt, aber Marc war nicht anzutreffen. Der SecGuard hat sich auch in seinem Apartment umgesehen, aber keine Hinweise auf seinen Verbleib gefunden. Ich mache mir Sorgen um ihn. So lange hatten wir noch nie keinen Kontakt!<<

      Frau Jacobs war die Sorge, die sie beschäftigte deutlich anzusehen. Während sie erzählte, befühlte sie nervös ihre Fingernägel.

      >>Dass er vielleicht nur Urlaub macht oder Freunde besucht, schließen Sie aus?<<

      Frau Jacobs schüttelte heftig den Kopf.

      >>Die Semesterferien sind vorbei und er nimmt sein Studium sehr ernst. Außerdem war Marc erst im März in New York. Er hat vor, dort im nächsten Jahr ein Auslandsjahr einzulegen. Er hat sich dort an einer Universität vorgestellt und dann mehrere Wochen dazu genutzt, sich das Land anzuschauen.<<

      >>Wie wird Ihre Vorgehensweise sein?<<

      Frederic Jacobs hatte sich wieder umgedreht und lehnte an der Fensterbank. Die Fakten waren geklärt. Das Vorstellungsgespräch aber aus seiner Sicht noch nicht beendet. Noch war Daniel nicht auf der Zielgerade.

      >>Ich nehme an, Sie haben bereits die Ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft und dabei kein Ergebnis erzielt!<<

      Aber er fühlte sich allmählich wieder zurückversetzt in bessere Zeiten, als er noch gebraucht wurde.

      >>Sein Smartphone kann seit zwei Wochen nicht geortet werden, wenn Sie das meinen, ebenso wenig ist sein Internetzugang aktiv! GlobSecure überwacht das kontinuierlich und informiert uns sofort, wenn ein Signal aufgefangen wird!<<

      >>Trägt Ihr Sohn einen Ortungschip im Körper?<<

      Solche Maßnahmen waren in vermögenden Bevölkerungsschichten nicht unüblich, um bei einer Entführung das Opfer finden zu können. Daniel spulte routiniert ein Frageschema ab. Professionalität ausstrahlen. Er hatte sich entschieden, er wollte diesen Job und vor allem das Geld dafür. Hier schwamm sein Rettungsring und er wollte zugreifen.

      >>Seinen Ortungschip trägt Marc seit ein paar Jahren nicht mehr! Er hat ihn sich kurz nach seiner Volljährigkeit entfernen lassen!<<

      >>Das klingt nach einer Art Protest gegen die Familie!<<

      Frau Jacobs schüttelte den Kopf.

      >>Er hat mir erklärt, dass man jemanden damit auch identifizieren kann, um ihn dann möglicherweise zu entführen. Und Entführer, die sich damit auskennen, wissen, wie sie den Ortungschip ausschalten können!<<

      >>Damit hat er nicht ganz unrecht!<<, musste Daniel zustimmen.

      >>Zu der Behauptung, unser Sohn würde sich gegen die Familie auflehnen, kann ich Ihnen versichern, dass wir ein gutes Verhältnis haben.<<

      Frau Jacobs wirkte mit ihrer Aussage auf Daniel überzeugend.

      >>Hat Ihr Sohn einen Wagen oder ein anderes ortungsfähiges Fahrzeug?<<, setze er seine Befragung fort. Das bedrückende