Eduard Schnitzer Emin Pascha

Emin Pascha: Reisetagebücher aus Zentralafrika aus den 1870-80er Jahren


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von Hypitantornis larvata, endlich einige mir unbekannte. Das beste aber war ein schonen Exemplar einer Schlangenechse, wohl das erste, was von hier erbeutet sein dürfte, soweit meine Kenntnisse reichen, endlich ein Acontichs Cuv., den Augen und Ohren völlig fehlen, vielleicht Typhlina Wiegm. Junge Ente von der Flussinsel erhalten. Die Schlangen sind jetzt meistens in der Häutung begriffen.

      16. September, Montag. Sonderbare Verschiedenheiten in Formen und Farben der Eier: Vor einigen Tagen wurde mir ein Ei als „Perlhuhnei“ gebracht von völlig runder Form und ganz dunkelbrauner Farbe; heute habe ich eins erhalten oder vielmehr aus dem Leibe eines Weibchens geschnitten, welches länglich, hell, milchkaffeefarbig und mit einzelnen bräunlichen Punkten bespritzt ist. Von Fatiko aufwärts wird Numida poeciloryncha Selten, und an ihre Stelle tritt N. critata. Lagonostica larvata ist ein nachlässiger Nestbauer: beinahe durchsichtige Unterlage mit drei reinweißen runden Eiern auf einem Rohrzaune zwischen Stängeln.

      17. September, Dienstag. Früh ist es stets bewölkt, dann klärt sich das Wetter auf, wird gegen Mittag wieder dunkler, unter sehr variablen Winden häufig einige Tropfen Regen. Sonnenuntergang stets sehr bewölkt. Die Feuchtigkeit der Luft ist stets sehr groß. Der Fluss, der nach dem letzten hohen Anschwellen täglich gefallen war, heute ein wenig gestiegen. Die Bdri-Neger behaupten, dass sehr dunkle oder wie gesprenkelt aussehende Perlhuhneier immer Männchen enthielten. Heute habe ich dreizehn solcher Eier erhalten und zum Brüten unter eine gewöhnliche Henne gelegt.

      Schon seit einigen Tagen war eine schwere Spannung in der Luft gelegen, wie ich, der ich für Elektrizitätserscheinungen körperlich äußerst empfindlich bin, an Schlaflosigkeit, Unruhe, Beängstigung im Atmen usw. wohl merkte. Heute kam es zum Ausgleich: Nachdem es schon gegen Mittag zweimal tropfenweise geregnet, zog um 4 Uhr neuerdings eine dunkle Wolkenschicht herauf, die bald den ganzen Himmel bedeckte. Dilriöser Südwestwind fegte den Regen bis in die Mitte der Häuser, und Blitz auf Blitz schmetterte hernieder in rotem Lichte; der Donner war ein donnerndes Rollen ohne Unterbrechungen, indem nur mitunter ein Fortissimo eintrat. Um 7 Uhr nachmittags war alles vorüber, doch noch viele Wolken am Himmel.

      18. September, Mittwoch. Nachts um 4 Uhr neuerdings Regen. Die Zitronenbäume in Gondókoro scheinen dies Jahr unerschöpflich; (Die Zitronen in Gondókoro waren von der katholischen Mission angepflanzt) Barke auf Barke voll kommt, und heute habe ich an alle Leute hier Haufen schöner Zitronen verteilt und befohlen, hier ebenfalls zu pflanzen. In Ladó existieren bis jetzt nur vier Pflanzen davon (drei in meinem Hause, eine fruchttragend). Auch heute Raritäten: ein schönes Exemplar von Krebs (Gecarcinus?) aus dem Süßwasser und ein junges, beinahe ausgewachsenes Tier von Bispbaga (africana?). Der Schnabel völlig zitronengelb, gelber Augenring wie B. erytlhorhyncha.

      19. September, Donnerstag. Prachtwetter mit kühlem Winde. Ich bin auf großartige Fälschungen offizieller Dokumente gekommen und habe an Gessi darüber geschrieben. (Es ist wohl kaum möglich, diese Angelegenheit jetzt noch aufzuklären. Es scheinen manche Differenzen zwischen Emin und seinem damaligen Chef Gessi vorgekommen) Ich kann mir nicht vorstellen, was Gordon zu all den Leistungen seines Lieblings sagt, jedenfalls muss er sich seiner Leichtgläubigkeit schämen. Das Aneroid heute ganz eigentümlicherweise auf 717,5 heruntergegangen; jedenfalls ist ein brüsker Wetterwechsel im Anzuge. Schöne große Schlange und Exemplar von Lazuus leucopypius erhalten. Große Früchte von Opuntich Eina aus Gondókoro.

      20. September, Freitag. Durch Versehen Notizen für heute unter gestern.

      21. September, Sonnabend. Wie vermutet, steigerte sich der Wind gegen 11 Uhr nachmittags gestern zum Sturme, und ein starkes Gewitter mit ebenso tollem Regen dauerte die ganze Nacht hindurch. Noch jetzt (8 Uhr vormittags) regnet weiter. Das Aneroid ist zu seinem gewöhnlichen Stande zurückgekehrt. Um 9 Uhr vormittags Regen aufgehört, schönes Wetter. Buphaga erythrorhyncha nistet in und auf verrotteten Bäumen, lose Nester.

      22. September, Sonntag. Jede Nacht beinahe Sturm.

      23. September, Montag. Exemplar von Lazuus leucopypius, jung, hier ziemlich häufig. Heute die ägyptischen „Tirnus“ (Tirnus (ticnus?) Lueinen) (Lueinen) angebaut. Reis hat lange Ähren angesetzt ebenso Weizen und Pezucillarich glauca. Der Fluss ist neuerdings etwas gestiegen bis gegen 4 Uhr nachmittags etwa. Ceryle rudis hat jetzt Junge (ausgewachsen).

      24. September, Dienstag. Mohammed Mussa ist nach Mȗggi gesandt. Um 8 Uhr vormittags wurde auf einmal ein Dampfer signalisiert, der langsam stromaufwärts kam, und jedermann freute sich auf Nachrichten und Sendungen von Khartum. Wie groß war nicht unsere Enttäuschung, als beim Näherkommen wir Dampfer „SCHIBBIN“ erkannten, der vor achtzehn Tagen von hier abgereist, und den wir nun in Khartum wähnten. Eine offizielle Mitteilung des Weitil in Schambé gab an, dass der Fluss unterhalb der Ausbiegung des Bahr Zerdf auf Tausende von Metern von schwimmenden Grasmassen völlig verstopft und seine Eröffnung nur von unterhalb möglich sei. So wären wir denn von der Welt abgeschnitten, bis Dampfer von Khartum kommen und den Fluss öffnen: Ich selbst will Post von Bór zu Lande nach dem Sóbat senden! Post von Gessi, der in Láo (Láo im Dinka-Lande, dicht südlich von Meschra er-Req) durch die Wasser abgesperrt ist.

      25. September, Mittwoch. Da alle Fahrzeuge vom Fluss aufwärts hier sind und wir kein Getreide hier haben, gehe ich heute mit allen Schiffen nach Redjáf, um von dort vielleicht bis Kiri zu gelangen. Abfahrt 7 Uhr 5 Min. vormittags. Um 7:15 vormittags aufgesessen und trat aller Anstrengungen nicht mehr losgekommen.

      26. September, Donnerstag. Um Mittag Dampfkessel geleert, Leute von Ladó geholt, Sand um Dampfer herum weggeschaufelt. Nachts 11.35 flott geworden.

      27. September, Freitag. Nach Proviant gesandt. Um 11 Uhr vormittags abgedampft. Fluss sehr bedeutend gefallen. Seit 25. September Prachtwetter, nachts sehr kühle Nordwestwinde. Die Fahrt ist ohne Unterbrechung bei sehr gutem, tiefem Fahrwasser vor sich gegangen, bis wir gerade um Sonnenuntergang In Gondókoro ankamen, wo wir die zur Verkündigung des morgigen Festes (Id es-Zughair, Ramadan-Bairam) abgefeuerten Kanonenschüsse hörten. Schöne Maiskulturen zum zweiten Mal dies Jahr. Verteilung von Fleisch und Mais an die Soldaten.

      28. September, Sonnabend. Um 8 Uhr vormittags ab von Gondókoro, wo mir der große Chef Lóron, mein guter Freund, Visite machte und Holz für den Dampfer gab. Nach vielfach unterbrochener Fahrt Ankunft in Redjáf um 4 Uhr nachmittags. Heute ein wenig Regen.

      29. September, Sonntag. Früh Dampfer nach Barken gesandt. Magazine examiniert. Um 2 Uhr nachmittags Dampfer zurückgekehrt. 35 Ardeb Shuld an Redjáf. Tohdeni sammelt Antiken.

      30. September, Montag. Dampfer nach Beddén, um Getreide zu bringen: Feradj-Aga und Auwad mit ihm. Am Fuß vor Gbl. Redjáf steht ein sehr dicker, verzweigter, sehr niedriger Baum von schwammiger Faser und sehr glatter, reingrauer Rinde mit prächtigen roten AzaleenbIüten. Sehr leicht Wurzel fassend.

      Abrus precatorius (die unreifen Früchte sind weiß mit karmoisinroter Kuppe); Sarcocephalus spec. mit jetzt reifen Früchten, Cordich ebenso, Stereospermum im Reifen, Gogdhn (?) im Reifen. Viele Buphaga africana, auf Schafen Zecken suchend. Lamprotoaus, Schizorhis.

      1. Oktober, Dienstag. Seit früh trübe. Gestern Abend ist Dampfer „SCHIBBIN“ mit Verlust eines Ankers und Ketten zurückgekommen. Viel Donner, kein Regen. Nachmittags leichter Regen. Schiffe noch in Beddén.

      2. Oktober, Mittwoch. Meine auf zwei Tage berechnete Reise hat sich nun gerade auf acht verringert; hoffentlich geht es heute vorwärts. Um 9 Uhr vormittags Gbl. Redjáf erstiegen, um Aneroidüberprüfungen des vorvorigen Jahres zu kontrollieren. Um 10 Uhr vormittags bei 25° C Lufttemperatur und Nordostwinden Aneroid oben 708,0 mm zu 716,5 mm am Fuße des Berges in der Seriba selbst. Um Mittag sind Schiffe von Beddén mit 30 Ardeb Getreide gekommen.

      3. Oktober, Donnerstag. Um 8:15 vormittags ab von Redjáf und nach mehrmaligem Aufsitzen glücklich um 11 Uhr vormittags nach Gondókoro. Nach einstündigem Aufenthalt von dort ab und um 1:15 Ankunft Landó. Das Wasser ist endlich aus der Seriba gefallen. Unterwegs heftiger Nordoststurm mit wenig Regen.

      4. Oktober, Freitag. Arbeitstag in Ladó — Post für Khartum.

      5. Oktober, Sonnabend. Ich habe Tobami-Bey seines Zustandes wegen hier zurückgehalten. Mein „spezieller“ Freund Mohammed Ibrahim von Mrȗli hier angekommen. Prächtiges Exemplar von Reiher