Serena S. Murray

Lost Spirit


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      Serena S. Murray

      Lost Spirit

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Epilog

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Resigniert sah Maddie ihrer Mutter dabei zu, wie sie im Wohnzimmer hin und her lief und verschiedene Sachen zusammensuchte.

      „Du kommst doch heute, oder?“ Debbie Pearson war die Alpha Wölfin ihres Rudels und hatte heute zehn Termine, von denen sie wahrscheinlich nur fünf einhalten konnte. Immerhin hatte der Tag nur vierundzwanzig Stunden.

      „Schatz, ich versuche es. Aber du weißt, dass die Meetings mit den Orakeln immer lang dauern können.“

      „Mom, heute findet die Ehrung der besten Schüler statt. Ich habe mich wirklich ins Zeug gelegt und bewiesen, dass die älteren Schüler den Jüngeren wirklich helfen können.“ Und das war gar nicht so einfach. Denn obwohl Maddie die nächste Anführerin des Rudels werden sollte, hatte sie sich mit vierzehn die Haare pink gefärbt und beschlossen, ein Studium als Lehrfachkraft zu absolvieren. Sie besaß nicht einen Funken Dominanz in sich, und das hatte sich in den letzten Jahren auch nicht verändert. Dafür waren ihre Haare nun eher Rosa als Pink, und es hatten sich blonde und blaue Strähnen dazu gesellt. Hätte der Ladenbesitzer in der Stadt sie nicht als älteste Tochter von Debbie erkannt, hätte sie jetzt auch noch ein Nasenpiercing.

      „Ich weiß, ich weiß“, antwortete ihre Mutter seufzend. Dunkle Augenringe verrieten Maddie, dass ihre Mutter nicht genug schlief. Die blonden Haare hatte sie zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden und die bernsteinfarbenen Augen blickten müde und suchend durchs Zimmer. Pflichtbewusst holte Maddie die Mappe aus dem Schubfach im Schrank und reichte die Unterlagen ihrer Mutter. Ein dankbares Lächeln musste als Antwort reichen, denn Maddies jüngere Geschwister kamen in ihren Wolfsgestalten ins Wohnzimmer getobt. Knurrend und schnappend erprobten sie ihre Kräfte und wie so oft war es Maddies Aufgabe, die Einrichtung des Wohnzimmers davor zu bewahren, zu Bruch zu gehen. Erneut.

      „Es reicht“, sagte sie laut genug. Doch weder Dean noch Eve hörten auf sie. Ihr weißes Fell war mit etwas verklebt, das sie wohl draußen im Garten gefunden hatten. Erst als ihre Mutter ein bedrohliches Knurren ausstieß, sahen die beiden Wölfe zu ihnen auf. Sie waren nur halb so groß wie ihre Mutter in ihrer verwandelten Gestalt. Doch sie besaßen die Kraft der Jugend und genug spitze Zähne, um Kleidung und eben auch das Mobiliar zu zerstören.

      „Maddie, bring sie in die Schule und denk daran, mit Deans Lehrer zu sprechen. Ich verstehe nicht, warum ich immer wieder hinzitiert werde, um über seine Streiche unterrichtet zu werden.“ Ihr Bruder zog den Kopf ein und schaute schuldbewusst auf.

      „Und Eve braucht…“

      „Ihre Medizin um Punkt Sieben, ich weiß.“ Ihre Mutter stellte sich vor sie und fuhr ihr liebevoll durchs Haar. Doch diese kleine Geste brachte sie nur noch mehr auf.

      „Ich weiß, dass du deine Verpflichtungen hast. Und ich weiß, dass das Treffen mit den Orakeln wirklich wichtig ist. Aber du hast es mir schon vor Wochen versprochen.“ Maddie wusste, dass sie sich wie ein verzogenes Gör anhörte. Dabei war sie bereits siebzehn und bald würde sie die Schule hinter sich lassen. Doch hier ging es um viel mehr als diese eine Ehrung. Ihre Mutter hatte das Rudel nach der Geburt der Zwillinge übernommen. Und seither hatte Maddie ständig das Gefühl, nach hinten geschoben zu werden. Sie hätte fast resigniert, hätte ihre Mutter sich nicht so über ihr Projekt gefreut und ihr versprochen, bei ihrer Ehrung – sollte sie denn kommen – dabei zu sein.

      „Ja genau, vor Wochen.“ Ihre Mutter klang genervt und in Maddie zerbrach auch der letzte Funke Hoffnung.

      „Schatz, ich werde es versuchen. Sollte ich es aber nicht schaffen, wirst du es spätestens dann verstehen, wenn du einmal Alphawölfin bist.“ Maddie biss die Zähne zusammen und starrte ihre Mutter an. Sie sah die harten Linien um ihre Augen, die zarten Schultern, deren Knochen unter der Bluse hervorschauten und den Berg an Papieren an, den ihre Mutter für ihren Tag brauchte.

      „Du weißt, dass ich das nicht möchte. Ich bin kein dominanter Wolf. Ich kann mich ja nicht mal gegen die anderen in meiner Klasse durchsetzen.“ Der mitleidige Blick sagte Maddie, dass ihre Mutter dieses Thema genauso satt hatte wie sie selbst.

      „Ich muss jetzt los. Dean, Eve, benehmt euch und hört auf eure Schwester.“ Ein Schleier legte sich auf ihre Augen, als ihre Mutter schließlich das Haus verließ. Ihre Hände zitterten vor Wut, doch als die beiden Wölfe sie anwinselten, blinzelte sie ein paar Mal, bis sie wieder klarsehen konnte, dann sagte sie: „Na kommt, wir machen euch mal für die Schule fertig.“ Es kostete Maddie einiges an Kraft, ihre Geschwister an der Schule abzuliefern und den Tag mit ihren Verpflichtungen zu überstehen. Schließlich war es Zeit für die Kundgebung. Der Schuldirektor würde die Schüler präsentieren, die für ihre Arbeit an der Schule ausgezeichnet wurden. Maddie stand unschlüssig am Rand. Eine Schülerin unter vielen. Ihre Wölfin winselte und Maddie musste sich zusammenreißen, um nicht einfach davonzulaufen. Als schließlich ihr Name aufgerufen wurde, ging sie auf steifen Beinen die Treppen zum Podest nach oben. Sie befanden sich auf dem Sportplatz und die Augen von Menschen, Orakeln und anderen Gestaltwandlern waren auf sie gerichtet. Der Schuldirektor, ein Mann um die sechzig, mit grauem Bart und Lachfältchen um die Augen, überreichte ihr ein Zertifikat. Eingerahmt in Glas, in dem sich die Sonne spiegelte. Als Sie jedoch die Zuschauerreihen überflog, war ihre Mutter nirgends zu sehen. Etwas irritiert, da sie weder lächelte noch sich zu freuen schien, wurde ihr schließlich die Hand geschüttelt und dann las der Direktor auch schon den nächsten Namen auf seiner Liste vor. Ohne anzuhalten ging Maddie die Treppen wieder herunter und weiter durch die Zuschauermenge. Sie stieß gegen Schultern und Ellenbogen, doch schließlich erreichte sie den Rand des Sportplatzes. Die Luft roch nach Magie, Schweiß und fettigem Essen, das nur einige Meter von ihr entfernt in einem Imbisswagen angeboten wurde. Ratlos schaute sie sich um. Ihr Kopf war leer, sie wusste nicht, was sie hier eigentlich machte. Schließlich hörte sie auf den Wunsch ihrer Wölfin. Obwohl es auf dem Schulgelände verboten war, verwandelte sie sich. Ihre Kleidung versteckte sie hinter einem Baum, wo niemand sehen konnte, wie sie sich auszog. Aus Menschenhaut wurde Fell. Anders als bei ihren Geschwistern war ihr weißes Fell mit einigen dunklen Flecken durchzogen. Ihre Mutter hatte einmal gesagt, dass sie eine der wenigen Wölfe sei, bei der die menschliche Augenfarbe auch in der verwandelten Form blieb. Wie ihre Mutter besaß Maddie bernsteinfarbene Augen. War sie als Mensch nur etwa einen Meter siebzig groß, überragte ihre Wölfin die