hätte sie schon immer geliebt und sie dankt Gott von Herzen für die charmante Frau, die er dem Maxi geschenkt hat.
Sophie ist so freundlich zu Charlotte, kein Wort der Kritik, alles an ihr ist so viel besser als bei mir.
Charlotte ist liebenswürdig, klug und benimmt sich tadellos!
Schön, wenn du das täglich hörst, dich wie der letzte Trampel vorkommst und am Trauern bist!
Und speziell von Sophie hätte ich etwas mehr Feingefühl erwartet. Denkt sie gar nicht mehr an ihre Fehlgeburten und an die kleine Maria Anna Karolina, ihr heiß geliebtes Ännchen, Franzls kleine Schwester, die sie 1835 gebar und die ihr vierjährig unter schlimmen Krämpfen genommen wurde. Sophie war damals untröstlich, die ganze Familie trauerte um das kleine Mädchen. Hat sie das alles vergessen? Sie hat doch auch ihr kleines Mädchen verloren und angeblich war auch damals der Leibarzt, ein gewisser Dr. Johann Malfatti, unfähig. Er erkannte weder die Krankheit, noch die Gefahr und behandelte die schweren Fieberschübe mit den üblichen Hausmitteln. Hat sie all das vergessen?
Ich habe mich jedoch für Sophies demütigende Worte gerächt und an diesem dämlichen Galaempfang das schönste Kleid, das ich besaß, ein weißes Organydkleid, angezogen, welches meine anmutige Figur und meine schmale Taille betonte. Ich trug eine Diamantenkette und meine Haare waren in Locken aufgesteckt und durch Diamantnadeln fixiert.
Charlotte von Belgien versank geblendet in einem tiefen Hofknicks und dachte sich wohl, wie kann das sein? Eben noch so trist, blass und hohläugig und jetzt eine so strahlende Schönheit?
Ihre Robe aus schwerer, feinster Seide wirkte neben mir langweilig und sie bewegte sich wesentlich ungeschickter als ich, die ich mich graziös zu ihr hinabbeugte und mein Maxi hielt baff vor Staunen sehr lange meine Hand in der seinen. Charlotte wird verdammt froh sein, dass die Feierlichkeiten wegen Sophies Tod auf ein Minimum beschränkt sind und sie bald mit Maxi nach Italien reist.
17. August 1857
Sie sind so gemein. Tante Sophie hat einen Schönheitswettbewerb am Hof durchgeführt. Eine Wahl zur schönsten Dame von Schloss Schönbrunn – mit zwei Beteiligten – Charlotte und mir.
Charlotte hat gewonnen – oh Wunder. Das war ganz sicher abgesprochen. Hoffentlich zieht Maximilian wirklich bald mit ihr nach Triest.
Dann wird mir zumindest ihr Anblick erspart.
25. August 1857
Mama ist da, mit Marie, Mathilde und Sophie, drei meiner jüngeren Schwestern. Jetzt wird alles gut.
Sie rät mir, mich nicht in der Trauer zu vergraben, sondern mich um meine zweite Tochter, die Gisela, zu kümmern. Sie hat ja recht, aber ich kann Gisela nicht ansehen, ohne an Sophie denken und weinen zu müssen, da sie Sophie angesteckt hat. Ich bin froh, dass Gisela in Wien ist und ich in Laxenburg, wohin ich nach den Tagen des Galaempfangs postwendend wieder hin geflohen bin.
24. Dezember 1857
Ich bin schwanger. Mit dem Reiten und den engen Miedern, die ich so gerne trage, ist es vorerst wieder vorbei. Ich werde fett und hässlich und das hasse ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Frauen gerne schwanger sind. Franz Joseph hat mir erzählt, dass Maria Theresia 16 Kinder zur Welt brachte. Unvorstellbar und sie war leider auch unvorstellbar fett gewesen. Der Kaiser hatte den ganzen Herbst kaum Zeit für mich. Sitzungen wegen Ungarn, die zurückgekehrten Emigranten verlangen natürlich nach einer ungarischen Verfassung und auch in Mailand, der Lombardei und Venetien wächst die Unruhe. Über diese Themen rede ich freilich nicht mit dem Kaiser, sondern mit Grünne, mit dem ich bis zu meiner Schwangerschaft ausritt.
30. Dezember 1857
Ich mache ausgedehnte Spaziergänge, manchmal begleitet mich mein Franzl. Aber er hat meistens keine Zeit und ich muss alleine flanieren gehen. Hoffentlich wird es diesmal ein Junge, ich habe einen Sohn verdient, vor allem, wenn ich an dieses furchtbare Büchlein auf meinem Schreibtisch denke.
Wahrscheinlich hat es die Erzherzogin höchstpersönlich auf meinen Sekretär gegeben. Zuzutrauen wäre es ihr.
Auch um Néné sorge ich mich. Sie ist schon 22 Jahre alt, fast zu alt zum Heiraten, malt und pflegt die Kranken im Ort. Jetzt hat sie sich endlich verliebt, in Erbprinz Maximilian von Thurn und Taxis, der um ihre Hand anhält, dem König von Bayern aber nicht ebenbürtig genug ist. Mama schreibt jeden Tag an mich, wahre Brandbriefe, damit der Kaiser oder ich beim König intervenieren und die Néné den Maximilian heiraten kann. Ich schreib eifrig hin und her und beruhige Mama und Nene. Das bin ich ihr schuldig wegen Ischl. Man wird es nicht wagen, sich de der Kaiserin von Österreich zu widersetzen und alles wird sich gut ausgehen.
Zudem schreibt Mama mir auch wegen der armen Marie. Sie soll den Kronprinzen von Neapel heiraten, den in unserer Familie aber niemand kennt und sie ist eine außerordentliche Schönheit. Zudem hat sie ziemlich Angst, weil er nicht hübsch sein soll, sehr fromm ist und sie ihn nicht kennt, was ich gut verstehen kann und von Papa hat Mama bei solchen Angelegenheiten keine Unterstützung.
Außerdem habe ich schon viel Negatives über den Kronprinzen von Neapel gehört. Er ist kein liebenswürdiger junger Mann.
05. März 1858
Mir ist ständig schlecht und ich muss dauernd brechen. Tante Sophie meint, es würde dann ein Junge werden. Ich hoffe sehr, dass sie recht hat, aber sie hat vier Sohne und wird diese Beschwerden deuten können. Und ich weine mehr als nach dem Tod von Sophie, auch ohne Grund.
Zudem darf ich nicht mehr mit meinen Hunden spazieren gehen, um dem Erben nicht zu schaden.
05. August 1858
Franz hat mir heute von seinem ungarischen Problem erzählt!
Vom Grafen Gyula Andrássy!
Als leidenschaftlicher Patriot nahm dieser 1848 an der ungarischen Revolution gegen die Habsburger teil. Er war Anführer des Landsturms im Kampf gegen die kaiserlichen Truppen bei Schwechat sowie ungarischer Gesandter in Istanbul. Nach Niederschlagung der ungarischen Revolution wurde er in Abwesenheit zum Tode durch den Strang verurteilt. Er war nämlich nach Paris geflüchtet, wo er die Comtesse Katharina Kendeffy heiratete, und zog später nach London. Jetzt ist er nach Budapest zurückgekehrt, da der kaiserliche Erlass aufgehoben und seine beschlagnahmten Güter in Ungarn wieder freigegen wurden, sodass der Graf straffrei in seine Heimat zurückkehren kann.
Man nennt ihn den schönen Gehenkten und böse Zungen behaupten, dass auch seine schöne Comtesse es nicht vermag, ihn zu zähmen.
Ich bin schon sehr gespannt auf ihn!
Vielleicht kann ich ja in der ungarischen Sache vermitteln, die Ungarn mögen mich und auch, wenn es der Franz nicht zugibt, seine Schuld am ungarischen Blutbad und all den gehenkten Generälen lastet immer noch schwer auf seinen Schultern.
Ich schließe die Augen.
Die ungarische Tracht soll wunderschön sein, sie wird mich zieren wie keine andere Kaiserin zuvor, nicht einmal Maria Theresia wird in der ungarischen